Der GröGaZ Größter Guru aller Zeiten – Die Selbstwiderlegung der unermesslichen Wichtigkeit – |
Die größte aller Versuchungen ist die Rechtfertigung. Der Größte Guru aller Zeiten 6. Juli 2014: Das größte Problem des Größten Gurus aller Zeiten (GröGaZ) sind die logischen Verstrickungen, die durch seine Unendliche Wichtigkeit entstehen. Je wichtiger der Guru aus seiner Sicht für das Schicksal aller Menschen oder gar für den Fortgang des gesamten Universums wird, umso überwältigender müssen, wenn er Richtig und Falsch allein nach einer relativen Situationsethik beurteilt, seine Maßnahmen zur Verteidigung und Durchsetzung seiner Ziele ausfallen. Wer glaubt, alle und alles retten zu können, kann der Versuchung anheim fallen, aus diesem Status das Recht und die Pflicht abzuleiten, alle Gegner gnadenlos zu vernichten. Selbst wenn er mit seiner gigantischen Wichtigkeit für die Zukunft aller Lebewesen recht hätte, käme dieser Mechanismus in Gang; aber eben deshalb hätte er paradoxerweise unmöglich recht. Auch sektiererische Kalifen, glühende Revolutionäre und allzu ehrgeizige Staatsmänner und Staatsfrauen geraten in diese Falle. Schon bald verstoßen diese großen Wichtigtuer gegen ihre eigenen heiligsten Ideale und treten die Rechte aller anderen mit Füßen, scheinbar gerechtfertigt durch das größte Wohl für die größte Anzahl aller Beteiligten, das sie allein in ihrer allumfassenden Verantwortung am besten erkannt zu haben glauben. Wer Gott und absolute Werte abschafft, wird sich selbst und seine stets zweifelhaften Erkenntnisse an oberste Stelle setzen. Wenn jemand beispielsweise die Menschenrechte durchsetzen will, muss er sich die Frage gefallen lassen, wie er die Menschen in seiner eigenen Einflusssphäre behandelt. Können diese Menschen frei reden, sich frei aus allen allgemein zugänglichen Quellen informieren und sich zu Gruppen zusammenschließen? Haben sie eine Privatsphäre, oder sind sie ständiger Denunziation, perfiden Lauschangriffen und Kameraüberwachung rund um die Uhr ausgesetzt? Dürfen sie einer Gewerkschaft beitreten? Kriegen sie genug Schlaf? Haben sie ein Recht auf Freizeit und Erholung, oder sind sie versklavt? Dürfen sie sich fortpflanzen, oder wird ihr Liebesleben behindert und geknechtet, werden die Frauen zur Abtreibung genötigt und Ehepaare für beliebig lange Jahre voneinander getrennt? Werden Kinder liebevoll behandelt und haben sie angemessene Bildungschancen? Bekommen die Mitarbeiter des GröGaZ eine landesübliche Bezahlung, oder müssen sie sich mit einem Apfel, einem Ei, einer Koje und ein paar Groschen zufrieden geben? Und wenn sie sich freiwillig derart aufopfern, wie sehr hält sich dann ihr eigener Führer, der GröGaZ, an das Gebot der Askese, die er den Anhängern abverlangt? Schwelgt der herrliche Kalif mit seinen engsten Getreuen im Luxus, während seine Leutchen oft unterernährt in vollgepropften Schlafsälen versauern, ganz zu schweigen von blutgetränkten Schützengräben? Wir können äußerst froh sein über eine halbwegs gut funktionierende freiheitlich-demokratische Grundordnung, die gerade die Fähigkeit des Zweifelns und die Wichtigkeit der Diskussion an oberste Stelle setzt und die eine gut geordnete, behutsam überwachte säkulare Schaffenskraft mit dem übergeordneten Prinzip der Menschenwürde und mit christlichen Traditionen verbindet. Und hierfür lohnt es sich, wachsam einzutreten, aber bitte wiederum nicht mit der verderblichen Einbildung, alle anderen auf der Welt zu eben diesem relativen Glück mit Waffengewalt zwingen zu müssen. Nein. Auch die Demokratie sollte man nicht zu einer Ideologie machen, die Konformität erzwingt, sondern ihren wohlwollenden Charakter durch entsprechendes respektvolles Betragen wahren. Soviel als Wort zum Sonntag, und jedem angehenden oder arrivierten GröGaZ und dessen Gefolge freundlich ins Ohr geflüstert.
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Die Macht der SuggestionWenn jemand Sie einschüchtern will, machen Sie einfach ganz lieb „Buh“!29. März 2014: Irgendwo zwischen den schwarzen Wolken, die das theatralische Säbelrasseln derzeit heraufbeschwört, und den ausufernden Bilderwelten teils süßlicher, teils apokalyptischer Religionen wuselt noch ein simpler Wahrheitsgehalt, den die freiheitsliebende Einzelseele erkennen müsste und durchaus erkennen könnte, um mit einem geistigen Rundumschlag zu kontern und die eigene Perspektive, den einmaligen persönlichen Sichtpunkt, von dem aus sie die Welt beschaut, wiederzugewinnen.In dieser halbbewussten Suche stieß ich gestern, in den Tiefen des einzigen verbliebenen Krefelder Buchantiquariats "Papierplanet" in der Petersstraße herumstöbernd, ausgerechnet auf eine Einführung in die Kabbala. Zwar war mir das äußerst detaillierte kleine Werk noch unheimlich genug, um es nicht gleich zu kaufen, denn eine solche geballte Ladung an uralten spirituellen Kreationen, vermutlich mit bösen kleinen Fallgruben und Sprengfallen ausgestattet, muss nicht unbedingt sein. Immerhin äußerst faszinierend: Da purzeln einem gleich die "32 Wege zur Gotteserkenntnis" entgegen, was für eine fabelhafte, wenngleich überwältigende Auswahl für jeden Amateur-Mystiker, nebst einer urtümlichen Emanationslehre, wonach aus dem Göttlichen über allerlei blumig herabgestrahlte Abstufungen und Ausgeburten die Engel, Großbiester und dahinstümpernden Kleingeister dieser Welt "ausfließen", auch biologische und chemische Wesenheiten und Substanzen aller Klassen bis hin zur dumpfigen, stumpfen Materie.So weit bin ich da schon ganz einig, und offenbar haben aus dieser und ähnlichen, teils noch früheren Quellen seitdem und auch schon im Altertum allerlei aufmüpfige Magier und Gesellschaftsveränderer sowie die Gründer zahlreicher Philosophenschulen, Religionen, Sekten und Ausflippgemeinschaften geschöpft, ohne uns unbedingt zu erzählen, woher sie die Anregung zu ihren schillernden Spekulationen bezogen hatten, und ohne uns zu verraten, dass sie einfach eine "neue Wirklichkeit" suggerieren wollten, die erst Form annehmen würde, sobald viele von uns daran glauben würden.Der Clou bei der ganzen Sache war, weit hinten in dem findigen Büchlein, ein Hinweis zur Benutzung. Da hieß es nämlich, dass die Anwender dieser Denkrichtung noblerweise auf eigensüchtige Ziele und Zwecke verzichten würden, also keine schwarze Magie darauf errichten würden (gesegnet seien all die Strebsamen, auf die zumindest dieser gute Wille zutreffen mag!), sondern dass sie in erster Linie, um den Menschen zu helfen und um sie zu heilen, die Macht der SUGGESTION benutzen würden, dies allerdings in ziemlich uneingeschränktem und weitreichendem (sprich hemmungslosem) Ausmaß.Die Macht der Suggestion! Aha! Diese Gurus, Paulusse, Bhagwans, Imame, Propheten und Gurdjieffs nehmen also die göttliche Wahrheit des Daseins, nämlich das Ausfließen alles Kreatürlichen und alles Dinglichen aus höheren geistigen Ebenen, und versuchen diese Wahrheit zu instrumentalisieren, um kraft Suggestion (eines geistigen Faktors) die Realitäten der Welt in ihrem Sinne zu verändern, indem sie den Funken an schöpferischer Kraft zahlreicher Einzelwesen vor ihren Karren spannen. Hierbei wird eventuell sogar das Wort Realität umdefiniert, um eine manipulierbare, nur noch auf konzeptuellen Übereinstimmungen, also auf veränderlichen Gruppen-Ideen basierende neue Wirklichkeit zu gestalten. Innerhalb kleinerer oder größerer Gemeinschaften, die man hinlänglich von anderen Ideen ABSCHOTTET, lässt sich das sogar mit verblüffender Gründlichkeit bewerkstelligen. Ihre Anhänger werden blind für unliebsame Fakten. Das geht auch in der Politik: Goebbels lässt grüßen, Karl Marx lässt grüßen, sogar Vlad Putinus weiß, wie das geht. Aber ob nun politisch oder religiös, selbst bei wohlwollenden Motiven sind solche Umgestaltungsversuche immer ein gefährliches Mega-Spiel mit ungewissem Ausgang und darum mit höchster Vorsicht zu genießen (obwohl es aus Sicht der selbsternannten "Eingeweihten" und "Erleuchteten" wohl anders gar nicht geht, wenn man sich dieses irdischen Irrenhauses erbarmen oder es aus Langeweile oder Machtgier langfristig in den Griff bekommen will).Eine Mischform sind schrullige, letztlich zweckfreie Spaßmacher wie Pierre Plantard und sein irres Konstrukt der Geheimgesellschaft "Prieuré de Sion", die schließlich weltweit die Phantasie von zig Millionen Menschen bewegte, ohne auch nur zu existieren. Freilich haben solche Spielchen die Tendenz, die so postulierte neue Realität wirklich aus dem Urgrund potenziellen Daseins hervorzuhieven und zuerst nur schemenhaft, dann immer deutlicher Gestalt werden zu lassen.Soviel zu dieser Tour de Force an einem frühen Samstagmorgen. Es reicht. Vielleicht sollte ich mal nach Düsseldorf oder Duisburg rüberfahren und dem heute dort durchdüsenden chinesischen Präsidenten zuwinken, aber der Große Gelbe Kommunistenkaiser wird wohl kaum das Bad in der Menge suchen, sich auch lieber nicht der liebenden Bevölkerung zeigen, sondern wie die meisten anderen Illuminations- und Illusionskünstler nur geheimnisvoll durch die Schattenkabinette huschen und sich bestätigen lassen, was er hören will und was er zu suggerieren versucht. Barack Osama und Wladimir Iljitsch Stalin oder wie-heißt-er-gleich, die machen es auch nicht anders, am besten ignorieren wir diese schrägen Vögel mit ihren unsäglichen Arsenalen und ihren irrelevanten, absolut wertlosen Großmacht-Allüren und erschaffen lieber den schönen Tag, den weiten blauen Himmelsraum und die freundlich schusternde, melkende, bastelnde, poppende, bier- und weinselige Welt, mit einer netten, pampigen, möglichst nichts sagenden, illusionsfremden Physikerin in der deutschen Führungsetage und einer sorglos trällernden, vermutlich nichtkabbalistischen Helene Fischer. Am Ende sind wir stark genug.
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