Der Große Patapata-Greif

 

Ein seltsamer Vogel flog vorbei

Mit schillernden Federn und Neonkrawatte.

Ich fragte ihn zaghaft, wer er wohl sei,

Denn so einer kroch noch nie aus dem Ei.

Da warf er mich spielend auf die Matte

Mit einem Luftstoß der Flügelspitzen

Und kreischte, ich sei nur ein armer Tor

Mit ganz erbärmlichen Schreibtischwitzen.

Er sei natürlich der deutsche Humor

Und flöge davon, in die Arktis empor,

Zielstrebig bis an den äußersten Pol

Und verschwände dort in ein riesiges Loch,

Denn bekanntlich sei die Erde ja hohl

Und wo er einst aus dem Logos kroch,

Da fände er flugs die Geborgenheit

Und sei für immer von Sorgen befreit.

Er warf uns zwei blaue Äpfel herab,

Die kullerten zu den Pyrenäen,

Und munkelte was vom Jesusgrab

Und von französischen Koryphäen,

Die bald schon den römischen Thron besteigen;

Dann hinge der Himmel uns voller Geigen

Und so sei das Volk befreit von der Qual

Des Urnengangs bei der Bundestagswahl.

Ich stotterte, das sei doch wirrational

Und außerdem völlig undechromatisch!

Er meinte, der Einwand sei psychopathisch,

Und da verschwand er auch schon in der Ferne,

Im goldenen Glanze der ersten Sterne

Auf blauem Grund der Europa-Union,

Und hinterließ mich in meiner Zisterne

Als langsam verdurstenden Wüstensohn.

 

– Eckehard Junge, 28. Mai 2007

 

 

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