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SCHULDENWIRTSCHAFT DER PLEITEPLANET AM BEISPIEL JAPAN |
DEFINITIONEN Bruttoinlandsprodukt (BIP): die Summe aller in einem Wirtschaftsgebiet (Staat) innerhalb eines Jahres von allen am Wirtschaftsleben Beteiligten erstellten Güter und Dienstleistungen, gemessen an ihren Marktpreisen. {Euro-ABC des Europäischen Parlaments} • Auf Englisch Gross Domestic Product (GDP) Quantitative Easing (QE), quantitative Lockerung oder auch monetäre Lockerung nennt man laut Wikipedia "die Geldpolitik einer Zentralbank, die zum Einsatz kommt, wenn der Zinssatz der Zentralbank bereits auf null oder fast auf null gesetzt wurde und weiterhin eine expansive Geldpolitik angesagt ist. In diesem Fall kauft die Zentralbank Anleihen, private oder Staatsanleihen, um weiterhin die Wirtschaft und den jeweiligen Staat mit mehr Geld zu versorgen. Im Ergebnis nehmen die Aktiva der Zentralbanken zu." Umgangssprachlich redet man davon, "einfach mehr Geld zu drucken", aber in der Praxis werden gigantische Summen schlicht in den Computer eingetippt und dann (gegen Aushändigung von Schrottpapieren) überwiesen, entweder direkt an die Regierung oder auf dem Umweg, bankrotten Banken deren "Schulden abzukaufen", d.h. indem die Zentralbank nahezu wertlos gewordene Papiere immer noch zum Nennwert oder zu vergleichsweise hohem Wert einkauft und diese Schrottbanken im Gegenzug fürs fiktive Geld dann Schrottpapiere der US-Regierung kaufen. monetäre Basis: die Notenbank- oder Zentralbankgeldmenge, gebildet durch den Noten- und Münzenumlauf sowie die Giroguthaben von Handel, Industrie und Banken bei der Zentralbank. {UBS-Bankfachwörterbuch}
HINTERGRUND-INFO Warum überall Geld fehlt: Hier geht es um den Grundfehler im System. Die Geschichte von Fabian, dem Goldschmied, "Gib mir die Welt plus 5 Prozent!", deckt das Geheimnis des Banken- und Geldsystems auf.. Ansturm auf zyprische Banken: meine Notizen vom März/April 2013. Steuern, Staatsverschuldung und Zinsknechtschaft. Mein Artikel vom 7. April 2007. Vampire der Weltwirtschaft. Perverse Details zum Thema Hedge-Funds. (Mai 2006) Zum wirtschaftlichen Hintergrund des weltweiten Getöses. Wie Dänemark, Deutschland und die USA mit der Zinsknechtschaft umgehen. (Februar 2006) Bilderberg: Das verschwiegene Treffen der Elite: einer der Treffs, bei denen die Drahtzieher ihre Absichten ganz locker an die scheinbar Herrschenden vermitteln. Hier Daten zu den Meetings im Jahre 2012 und 2013. A Quadrillion Yen and Counting von Michael Snyder. (August 2013) Der Kannibale. Hier wird das Thema dichterisch verarbeitet ... Der Aufstand der Krokodile. Ja, und das ist die satirische Version. Echt ätzend. Phantastische Heimatseite: Abteilung Politik und Wirtschaft mit weiteren Links.
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Gegenwärtig fließen etwa 50 Prozent aller Steuereinkünfte der japanischen Zentralregierung in den Schuldendienst, also hauptsächlich in die Zahlung von Zinsen, theoretisch auch in die etwaige Tilgung. Von einer effektiven Tilgung kann jedoch angesichts des offensichtlichen Schuldenanstiegs keine Rede sein. Alle Verbindlichkeiten, die hier und da getilgt werden, weil sie fällig wurden, können im Endeffekt nur durch weitere, voraussichtlich teurere Anleihen gedeckt werden. Somit wird derzeit etwa die Hälfte der Steuergelder, die man aus der japanischen Bevölkerung heraussaugt, den Gläubigern in Form von Zinsen in den Rachen geschoben. Da bahnt sich freilich eine Katastrophe an. Entweder Staatskonkurs oder höllische Inflation. Man entscheidet sich derzeit für die Inflation. Die japanische Zentralbank Nippon Ginko oder kurz Nichigin (Bank of Japan), die sich teilweise in Privatbesitz befindet, plant über die nächsten zwei Jahre 60-70 Billionen Yen pro Jahr aus dem Hut zu zaubern – aus der dünnen Luft –, um mit diesem fiktiven Geld japanische Staatsanleihen zu kaufen. Diese Geld-Erschaffungskünstler tippen den astronomischen Betrag also zum größten Teil einfach schamlos in den Computer ein und überweisen das fiktive Geld an den Staat, woraufhin sie einen Stapel Zettel erhalten, auf dem im Wesentlichen geschrieben steht: Wir schulden euch. Somit darf die Regierung dann zusätzliche Zinsen zahlen – für das erfundene Geld. So soll binnen 2 Jahren die monetäre Basis ungefähr verdoppelt werden. (Die „monetäre Basis“ ist die Notenbank- oder Zentralbankgeldmenge, gebildet durch den Noten- und Münzenumlauf sowie die Giroguthaben von Handel, Industrie und Banken bei der Zentralbank.) Man setzt bewusst auf Inflation und erhofft sich davon sogar noch den üblichen Vorteil für die japanische Exportwirtschaft. Jedoch wurde hiermit das größte Quantitative-Easing-Experiment einer größeren Industrienation seit den Tagen der Weimarer Republik eingeleitet. („Quantitative Easing“, QE, quantitative Lockerung oder auch monetäre Lockerung, nennt man laut Wikipedia die Geldpolitik einer Zentralbank, die zum Einsatz kommt, wenn der Zinssatz der Zentralbank bereits auf null oder fast auf null gesetzt wurde und weiterhin eine expansive Geldpolitik angesagt ist. In diesem Fall kauft die Zentralbank Anleihen, private oder Staatsanleihen, um weiterhin die Wirtschaft und den jeweiligen Staat mit mehr Geld zu versorgen. Im Ergebnis nehmen die Aktiva der Zentralbanken zu.) Diese Maßnahmen sind von Verzweiflung geprägt, denn die japanische Schuldenbombe könnte durchaus die weltweiten Finanzmärkte zum Absturz bringen. Man sucht nach einem möglichst schmerzlosen Ausweg ... aber wie lange noch? Die groteske „quantitative Lockerung“ wird nur dann funktionieren, wenn die Investoren, die japanische Staatsanleihen kaufen, sich extrem irrational verhalten. Gigantische Geldmengen wurden bisher zu superniedrigen Zinsen geborgt. Sobald die Zinsen jedoch auf realistische Werte ansteigen, bricht das System zusammen. Gegenwärtig liefern zehnjährige japanische Staatsanleihen einen absurd niedrigen Ertrag von 0,76 %. Und trotz dieser lächerlich niedrigen Zinssätze muss die japanische Zentralregierung etwa die Hälfte aller Steuereinkünfte für den Schuldendienst aufbringen. Wenn nun obendrein die Kaufkraft des Yen in den nächsten zwei Jahren auf die Hälfte zurückgehen könnte, wie blöd müssten die Investoren sein, um der Regierung für weniger als 1 Prozent Zinsen weiterhin Geld zu borgen? Doch andererseits würde die Zahlungsfähigkeit des japanischen Staates schon vollends zusammenbrechen, wenn der Zinssatz nur um 1 Prozentpunkt ansteigt. Die allermeisten Investoren würden dann schnellstens die Flucht ergreifen. Vielleicht herrscht da bislang eine uralte Stammes-Solidarität und moralische Verpflichtung gegenüber der Obrigkeit? Aber irgendwann ist Schluss. Und dann gnade Gott auch all uns anderen. Denn es gibt keinen ausgleichenden, gut funktionierenden Motor der Weltwirtschaft mehr. Die Probleme der USA und der EU sind bekannt; auch China holt uns da nicht heraus, denn auch dort nimmt die Schuldenwirtschaft längst überhand, und zwar in Form von Privatschulden: das größte Problem ist in China die atemberaubende Verschuldungsexplosion in der Privatwirtschaft. Seit 2008 sind die privaten Kredite in China von 9 Billionen Dollar auf 23 Billionen Dollar angestiegen. Dieser Anstieg entspricht ungefähr dem gesamten kommerziellen Banksystem der USA, und die Gesamtsumme entspricht dem ACHTFACHEN der deutschen Staatsverschuldung, die ja inzwischen ca. 2,2 Billionen Euro beträgt und auch kein Pappenstiel ist. Kein Schwein kann das alles bezahlen, und diesmal gibt es keine anderen, noch gesunden Volkswirtschaften, die in der Lage wären, die gescheiterten wieder hochzuziehen. Russland steht derzeit relativ gut da, wird sich aber erstens um seinen eigenen Kram kümmern und zweitens im Fall einer gravierenden weltweiten Rezession auf seinen Rohstoffen sitzen bleiben. Den Rest können Sie sich leicht ausrechnen. Seien Sie am besten selbst nicht verschuldet, setzen Sie, falls Sie Überschuss haben, eher auf Realeigentum und konkrete, unentbehrliche Produktionsmittel, und vermeiden Sie all diese „Blasen“, hinter denen keine wirkliche Wertschöpfung als Absicherung besteht. – Was auch nicht schaden könnte, wären ein paar Vorräte für mehrere turbulente Wochen, bis die Menschen sich im Fall des Falles neue Formen der Tauschwirtschaft oder andere praktische Lösungen ausgedacht und sich halbwegs wieder zusammengerauft haben. |
― Eckehard Junge, 10. August 2013 (Als Informationsquelle diente vor allem der Artikel A Quadrillion Yen and Counting von Michael Snyder.) |
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P.S.: Es ist nicht etwa so, als hätte man diese Entwicklung vor 12 Jahren nicht kommen sehen. Das Ausmaß übersteigt wohl die übelsten Träume der damaligen Analysten, aber in der Tat schrieb DIE WELT am 26. Februar 2001 Folgendes:
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