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GEOPOLITIK: RUSSLAND / UKRAINE LÖSUNGSWEGE AUS DER „KRIM-KRISE“ |
DEFINITION Geopolitik: eine Methode der politischen Analyse, die besonders in der ersten Hälfte des 20. Jh. in Mitteleuropa beliebt war und die Bedeutung geographischer Umstände für die internationale Politik hervorhob. In neuerer Zeit ist der US-Intellektuelle Zbigniew Brzezinski ein typischer Vertreter dieser Denkweise. Geopolitische Theoretiker heben z.B. hervor, dass naturgegebene politische Grenzen und Zugang zu wichtigen Wasserstraßen entscheidend für das Überleben einer Nation sind. Den erstmals 1916 vom schwedischen Politologen Rudolf Kjellén benutzten Ausdruck „Geopolitik“ übernahm später der deutsche Geograph Karl Haushofer. Haushofer gründete 1922 das Institut für Geopolitik in München und veröffentlichte auf dieser Plattform geopolitische Ideen, einschließlich der Theorie Sir Walford J. Mackinder's von einem europäischen „Herzland“, das von zentraler Bedeutung für die Weltherrschaft wäre. Haushofers Schriften wurden von der Nazi-Führung benutzt, um das Streben nach „Lebensraum“ zu rechtfertigen. Reaktionäre Kräfte in den USA setzen die geopolitische Denkweise heutzutage fort, indem sie fortgesetzte amerikanische Dominanz im 21. Jahrhundert durch Einkreisung Russlands und ständige Wühlarbeit in Zentralasien und Osteuropa sicherzustellen suchen. |
5. März 2014: Den folgenden kurzen Artikel hole ich sozusagen aus der Versenkung hervor, weil er immer noch haargenau zutrifft. Ich schrieb ihn ursprünglich unter der Überschrift „Lösungswege aus der Kaukasus-Krise“. Der Schauplatz hat sich ein wenig verschoben, aber wahr ist es nach wie vor. Wir sehen die Folgen des fortgesetzten, sinnlosen und rücksichtslosen Eroberungsdranges des so genannten Westens. Hier der Artikel vom August 2008, nur eben mit aktueller Überschrift:Lösungswege aus der „Krim-Krise“Schluss mit der Geopolitik der Nato! Man müsste endlich das uralte „Große Spiel“ der Geopolitik beenden. Die Geopolitik beruht auf der Einschätzung und Beherrschung geographischer Räume. Das „Spiel“ der machtpolitischen Akteure könnte als eine Art Wettbewerb betrachtet werden, der auf Überwältigung des Gegners abzielt. Die Überwältigung besteht im Wesentlichen darin, Raum einzunehmen – Raum, der dem Gegner entlockt oder entrissen wird. Die Reaktion eines Gegners, dem allzu viel Raum genommen wurde – eines Gegners, der sich überwältigt fühlt –, ist durchaus vorhersehbar. Irgendwann wird er aus der bedrängten Situation aufspringen, um sich beißen und zuschlagen, um Raum zurückzugewinnen. Die völlig unnötige Expansionspolitik der Nato bis an die Ränder der Russischen Föderation, mit der EU-Erweiterung als einer Art Vorhut, sollte man also nicht fortsetzen. Die Lösung besteht aus zwei Schritten. Erstens, mit der weiteren Expansion der Nato in Richtung der Russischen Föderation aufzuhören. Es ist wichtig, dass hier und da, in überschaubaren Schritten, den Russen wieder Raum zugestanden wird (Bewegungsfreiheit, Einflussbereiche) und dass die Nato sich strikt auf ihren bestehenden, sowieso großen Raum beschränkt. Die russische Führung und das russische Militär sollten sich nicht eingeengt oder in die Ecke gedrängt fühlen. Provokationen sind zu vermeiden. Zweitens, im Hinblick auf die geographischen Räume einen neuen politischen Weg einzuschlagen, nämlich den, sich auf GEMEINSAME NUTZUNG der existierenden Räume zu einigen. Ich meine damit gemeinsame Nutzung der Räume und Ressourcen zum beiderseitigen Vorteil – natürlich auch zum Vorteil für Wohlstand und Infrastruktur der dazwischen liegenden Länder. Gemeinsame Nutzung von Räumen statt Eroberung oder Einengung von Räumen ist der Weg, um für die nächsten Jahrzehnte einen nachhaltigen Frieden in Europa zu sichern. -- Eckehard Junge, 19. August 2008 |
Historischer Rückblick ins Jahr 2002: Geopolitik in Zentralasien: Die USA lassen sich in Zentralasien militärisch langfristig nieder. Afghanistan und die zentralasiatischen Republiken scheinen die US-Truppen willkommen zu heißen, aber auf russischer Seite wächst die Besorgnis, dass diese Präsenz, die ursprünglich als vorteilhaft im Kampf gegen den Terrorismus betrachtet wurde, zu einer Dauereinrichtung wird. US-Militärstützpunkte in Zentralasien werden vermutlich auch als Ausgangsbasis für regionale Militärschläge wie etwa gegen Irak, evtl. gegen Iran dienen. Zusätzlich zum Luftwaffenstützpunkt Bagram (bei Kabul, Afghanistan) sind derzeit 1500 US-Soldaten auf dem Luftwaffenstützpunkt Khanabad (in Usbekistan) stationiert. Die Anzahl der US-Truppen beim Flughafen Bischkek (Hauptstadt von Kirgisistan) soll erhöht werden. Ein Abkommen zur Benutzung von regierungseigenen Stützpunkten in Tadschikistan wurde ebenfalls geschlossen. Der russische Außenminister Igor Iwanow besuchte die Region im Januar, eine russische Tageszeitung druckte die Schlagzeile: „Das Zentralasien, das wir verloren haben.“ Der Iran stellt sich den Absichten der USA in der Region klar entgegen und stärkt bereits seine traditionellen Verbündeten, die schiitischen Muslime in Westafghanistan, offenbar um das Land zu destabilisieren. Es gibt Berichte, dass Teheran Agenten in diese Region schickt, angeblich um die dortige Bevölkerung abtrünnig zu machen. (Quelle: Von mir zusammengefasst aus einem Artikel des [brit.] Institute for War and Peace Reporting [IWPR], 1. Febr. 2002, „US set for long stay in Central Asia“, im Original von Yasin Bidar, einem in den Niederlanden ansässigen afghanischen Journalisten, damalige URL: http://www.iwpr.net/index.pl?archive/rca/rca_200202_102_2_eng.txt) Noch weiter zurück, ins Jahr 1999:
Gorbatschow über Geopolitik: <Kaum
existierte die Sowjetunion nicht mehr, begannen neue, verantwortungslose
geopolitische Spiele. Der Westen und vor allem Amerika wollten die
Situation ausnutzen, um Fisch im schmutzigen Wasser zu fangen. Im
vergangenen Jahr trat ich anlässlich des 75jährigen Jubiläums von „Time
Magazine“ zusammen mit Clinton auf. Der amerikanische Präsident sagte in
seiner Rede unter anderem: „Das 20. Jahrhundert ist zum Jahrhundert
Amerikas geworden. Mit Gottes Hilfe müssen wir alles tun, damit auch das
21. Jahrhundert amerikanisch wird.“ Aus dieser Philosophie geht die
Politik hervor, wie wir sie gegenwärtig erleben. Es ist der Anspruch auf
Weltherrschaft, der übrigens auch den erstarkenden Europäern ihren Platz
zuweist: Ja, ihr seid eine wirtschaftliche Macht, aber in politischer
Hinsicht seid ihr Zwerge. Ich glaube, die Weltherrschaftsambitionen sind
als Utopie noch schlimmer als die kommunistische. Für diese Utopie,
durch den Kommunismus alle glücklich zu machen, haben wir bereits teuer
bezahlt.> (Interview mit Gorbatschow, DIE WELT, 11.5.1999) |
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