Die Welt als schillernde Vorstellung
Archiv 2005 - Der Beginn
Spätere Jahre: Archiv 2009 - 2008 -- 2007 -- 2006.
Für das Jahr 2010 siehe die AKTUELLE HEIMATSEITE
Tief
in der Nacht
Wo
keiner wacht;
Dich
lösen kannst auf große Reisen
Hinaus
ins klare Sternenzelt
Den
ganzen Weltraum zu durchziehn
Und
schließlich in den letzten Kreisen
Dem
Universum zu entfliehn.
Dann
lass es alles hinter dir
Und
komm, von allem nackt und bloß
Als
reine Seele mächtig groß
Heimwärts,
heimwärts her zu mir
Wo
ewig dir entgegenlacht
Was
du
im Alltag oft vergisst:
Die
Wahrheit, die du selber bist.
–
Eckehard
Junge: Die
Göttin der Liebe
Alles
im Überblick: siehe
Alles
im Einzelnen: siehe unten
Es ist an der Zeit, nicht immer nur herunterzuladen! Von jetzt an wird hinaufgeladen!
Das ist das Motto.
Was nun auch immer daraus wird – ein Netztagebuch, ein Sammelsurium, ein unerschöpflicher Born der Weisheit, gnadenloser Schwachsinn oder satirische Brisanz, dichterisches Heiligtum, ein Hohelied der Liebe oder ein hochkompliziertes Verschwörungs-Szenario – oder all diese Dinge – es möge wachsen und gedeihen.
Alle künstlerischen oder politischen Aussagen, die ich hier zum Besten gebe, sind auf meinem eigenen Mist gewachsen (soweit ich nicht ausdrücklich andere Leute zitiere). Diese Website bringt also keineswegs die Ansichten oder Absichten irgendeiner Partei, Organisation oder Vereinigung zum Ausdruck. Und eigentlich gibt es ja sowieso nur persönliche Ansichten – was nicht heißen soll, dass „alles subjektiv ist”, aber jeder sieht die Welt aus seinem eigenen Blickwinkel, egal wo er sonst noch dazugehören mag.
– Eckehard Junge, 18. Juli 2005
Und ganz in diesem
Sinne, denn 35 verflossene Jahre sind
dem Geistmenschen wie ein Tag:
Scharf sei die Feder, lustig und frech!
„Ehe noch die Wahrheit ihr siegendes
Licht in die Tiefen der
Herzen sendet, fängt die Dichtungskraft ihre Strahlen auf, und
die Gipfel der
Menschheit werden glänzen, wenn noch feuchte Nacht in den
Tälern liegt.“
Friedrich Schiller,
Über die ästhetische Erziehung des Menschen
18.7.2005
Zur
Einstimmung ein Gedicht über Mitteilungen.
Wir wandern hier alle durch die Konventionen einer materiellen Welt,
die
vielerlei Abenteuer und auch sehr viel Frust bietet. Aber das
spannendste
Abenteuer wäre es doch, uns gegenseitig etwas aus den
geheimnisvollen Höhen und
Tiefen unseres ureigensten, persönlichen Universums
mitzuteilen ... sozusagen
von Gipfel zu Gipfel, hinweg über die Kluft der
räumlichen und geistigen
Trennungen.
Und
zweitens, denn danach fragen wir uns alle: Der Sinn des
Lebens, oder wenn die Geistigkeit fehlt, dann leider nur
allzu häufig: Der
Sinn des Lehms.
19.7.2005
Vor
fünf
Jahren, am 11.7.2000, schrieb ich die Elegie
eines Getriebenen.
Die
Wahrheit über Leute, die sich „getrieben”
fühlen, ist freilich die, dass sie
sich selbst nicht genug vorantreiben – also
eigentlich eine Art
Antriebsschwäche. Dann findet sich immer jemand bereit, der
ihnen Weisungen
erteilt, Zielsetzungen aufzwingt oder Spielraum verweigert.
Umgekehrt
gibt es fanatisch Treibende, die es mit den andern sozusagen treiben,
indem sie
sie treiben. Sind sie fanatisch, dann sind sie selbst nur Getriebene.
Nichtsdestoweniger mag manch ein Leser in diesem Stimmungsbild seine eigenen Empfindungen wiedererkennen. Hier geht’s zur Elegie eines Getriebenen.
20.7.2005
Ein
weiterer bemerkenswerter Satz von Schiller:
„Die
Vernunft hat geleistet, was sie leisten kann, wenn sie das Gesetz
findet und
aufstellt; vollstrecken muss es der mutige Wille und das lebendige
Gefühl.“
(Schiller,
Über die ästhetische
Erziehung des Menschen)
21.7.2005
Diese
Website dient zweierlei Zweck:
Erstens,
der Freude am Denken, die heutzutage gar nicht so
selbstverständlich
ist. Das Denken ist gewissermaßen schon gar nicht mehr
„in”. Wenn Sie also
Freude am Denken haben, können Sie hier nach Herzenslust mit
mir denken – oder
sehr gern auch gegen mich denken. Beides könnte fruchtbar sein.
Zweitens,
der Freude am Träumen. Lassen Sie sich von
Ihren ureigensten Illusionen
nicht abbringen! Die sind das Wahrste, was Sie jemals haben werden,
denn da
sind Sie allein der Herr oder die Herrin im Haus. Wenn Sie also Freude
am
Träumen haben, können Sie hier mit einiger
Verwunderung meinen Träumen lauschen
– und sich im Geiste entweder anschließen oder
„dann doch lieber” Ihre eigenen
Träume stärken.
•
Zu den Freuden und
Fallgruben des Denkens nun gleich ein weiterer Beitrag. Wir
leben in einer
sogenannten Informationsgesellschaft. Wir hätten die Chance,
überhaupt keine
Konformisten mehr zu sein. Aber wie schaut’s damit wirklich
aus? Und welche
Nachteile bringt uns die Überfütterung mit
unverdaulichen, schreckhaften, kreuz
und quer über den Globus vernetzten, als kleingehacktes
Sammelsurium präsentierten
Daten?
Siehe
meine Abhandlung über Konformität
in der
Informationsgesellschaft.
In diesem Zusammenhang können Sie auch gleich an einer politischen Definition herumtüfteln, die für ein weiterhin aktuelles Phänomen den Blick schärfen sollte: Faschismus. (Komplettere Abhandlung zu diesem Thema siehe Faschismus: Eine Einführung.)
23.7.2005
Während
hier und da ein paar Bomben hochgehen und der Präsident ganz
erschrockenen
Antlitzes den Bundestag auflöst, ist es meines Erachtens an
der Zeit,
unbeirrbar das Reich der Träume aufzuwerten und der Liebe ihren unantastbaren Vorrang
über alle anderen Dinge
einzuräumen.
In diesem Sinne hier das Gedicht Der Wanderer und die Königin.
24.7.2005
Und weiter ins Reich der Träume – mit dem prophetisch angehauchten Gedicht Der Märchenerzähler. Es vertreibt nicht gerade die Totenschädel dieser Welt, aber es arbeitet an der Errichtung einer besseren und widersetzt sich bewusst dem Ablauf der Zeit.
25.7.2005
Es
wird
oft über Amerika herumgemosert, aber man sollte sich auch an
die eigene Nase
fassen. Wenn wir von der Demokratie und von unserer Redefreiheit keinen
Gebrauch machen, dann üben unweigerlich Leute, die von Natur
aus oder aufgrund
geerbter Lorbeeren mächtig sind und sich
naturgemäß mit Gleichgesinnten
zusammenschließen, mehr Macht aus, als
uns immer recht sein kann. In die
Kerbe dieser Sorge haut mein sarkastisches Gedicht Europa
über
alles von 1995. Urteilen Sie selbst, ob die Sorge berechtigt
war. Ganz so
schlimm mag es nicht gekommen sein. In der Tat hat Europa eine gute
Chance,
sich erheblich positiver zu entwickeln. Aber inzwischen sind zehn Jahre
ins
Land gegangen – oder sagt man heute „in den
Kontinent gegangen”? Ich glaube
gar, man sagt „in die Hosen gegangen” oder
„den Bach hinunter gegangen”. ...
Ist ja schon gut, Sie haben recht. Ich werde versuchen, mich
zusammenzureißen.
Ich
werde
mich sogar DERART zusammenreißen, dass ich dem
gütigen Leser hiermit einen
ganzen GEDICHTBAND anvertraue:
Die Göttin der Liebe. Entstanden 1979, Schlussbearbeitung 2000.
28.7.2005
Glücklich ist der Künstler, denn das Land der Abenteuer lockt ihm (!) stets aus den Gefilden der eigenen Phantasie. Daher: Ich ziehe Schönheit aus dem Nichts.
31.7.2005
Bevor
ich
an diesem sonnigen Sonntagnachmittag an die Sonne hinauspilgere,
möchte ich
noch eine brennende Frage beantworten, nämlich was um alles in
der Welt ein
Duberstein ist.
Der kürzeste amerikanische Ausdruck dafür wäre ein „busybody”, jemand, der sich überall zu schaffen macht, ob er nun gerufen wurde oder nicht. Die deutsche Übersetzung „Gschaftlhuber” ist viel zu harmlos, wenn dieser Persönlichkeitstyp in der Weltpolitik mitmischt. Also auf jeden Fall ein Übereifriger, das ist er, der Herr Duberstein. Ob der Vektor seiner Taten letztlich zum Guten oder zum Bösen ausfällt, müssen Sie selbst entscheiden. Übrigens gibt es Dutzende von seiner Sorte; ein markantes weibliches Beispiel für diese Art „Spinne-im-Netz”- und „Hans-Dampf-in-allen-Gassen”-Verhalten wäre eine gewisse Jessica Tuchman Mathews. Duberstein dient hier nur als markantes Beispiel für die Funktionsweise amerikanischer Entscheidungsstrukturen, nicht etwa als vermeintlicher Drahtzieher über allen Obermackern; nein. Hier sind meine Notizen vom September 2002, aber aktuell wie eh und je: Was ist ein Duberstein?
1.8.2005
Aphorismische
Wortspiele: Um dem Leidwesen mit der Leitkultur ein Ende zu setzen,
bräuchten
wir mal ein Leitwesen, das der Leidkultur ein Ende setzt.
Oder
gepiesackt: Ich mag es nicht, wenn Leute an mir rütteln wie an
einem Gefängnis
– und ob sie von innen rütteln oder von
außen, das weiß ich gar nicht so genau.
Lass mich dein Gefängnis sein! Lass mich in dein
Gefängnis rein! Lass dich von
mir aus dem Knast befrein! Hilf mir, so frei wie du zu sein!
– Also was nun
eigentlich? – Sein!
Hilfreich
für alle Beteiligten wäre die Abkehr von der
virtuellen Unwirklichkeit und vom
Rotlicht-Universum der Computerpuppen, die im Rausch
der
Elektronen sehr leicht die Oberhand gewinnen und quasi die
Fortpflanzung
entbehrlich machen; man kennt ja das Gejammer wegen der ausbleibenden
Babys und
des drohenden Aussterbens der Deutschen.
Wer sich von etwas abkehrt, braucht freilich auch etwas, dem er sich zukehrt, und dieses Etwas müsste besser und psychodynamisch erfreulicher sein als das, wovon er sich abkehrt. Sonst wird das hoffnungsvolle Neue wieder fortgekehrt, und dann wird beim verkehrten Alten lustig wieder eingekehrt. Leuchtet ein, oder?
2.8.2005
So
langsam ist es an der Zeit, ein paar Verschwörungsfakten
auszustreuen.
Dass die Welt eher von Clubs regiert wird als von ordnungsgemäßen Gremien, ist ein ziemlich alter Hut, aber es ist was dran. Es liegt in der Natur der Dinge. Darauf deuten jedenfalls meine Notizen vom Mai 2003 hin, die ich mir anlässlich des kommenden US-Wahlkampfes zusammensuchte. Siehe Skull & Bones: Totenschädel-Club „links” und „rechts” zugleich. Solche Sachen können zu einem üblen Hobby ausarten, mit dem man viel Zeit verplempert, aber mal kurz reinriechen kann wohl nicht schaden. Dient hoffentlich alles der Freude am Denken.
3.8.2005
Vielleicht wär’s mal ganz lustig, die satirische Warnung über die Dinosaurier-Plage aus Nordamerika aus dem Archiv hervorzuholen. Kurz und anspruchslos.
10.8.2005
Welchem inneren Antrieb gehorcht eigentlich ein Genie? Welche Merkmale kann man ihm nachsagen? Dazu hier mein kleiner Artikel Genie – Versuch einer Erläuterung.
14.8.2005
„Wer
in
Tugend lebt und in Tugend wirkt, um den steht es recht.”
(Meister Eckhart) –
Ein hoher Anspruch! Ich werde mir (na, in gewissem Grade!)
Mühe geben.
Und falls Sie gern mal was auf Englisch lesen, haben Sie vielleicht Ihren Spaß an einer unernsten Geschichte über die „wahren Ereignisse” um den Mäuseturm bei Bingen: What Really Happened Around the Mouse Tower at Bingen. Natürlich ranken sich um den rheinischen Ort Legenden, aber dies ist meine eigene Fiktion, angefertigt vor zehn Jahren auf Wunsch eines englischen Freunds. Gibt’s ausnahmsweise leider nur auf Englisch.
19.8.2005
Der hektisch hechelnde Zeitgeist ist ein Phänomen, das uns wohl allen auf den persönlichen Geist geht. In Wirklichkeit brauchen wir uns nicht unbedingt auf ihn einzulassen. Daher mein Essay zu diesem Thema aus dem Jahre 2003.
27.8.2005
Nach
längerer Bearbeitung – denn es tauchten
plötzlich neue Informationen auf, die
mich veranlassten, den ganzen Artikel umzuschreiben – hier
nun meine
hoffentlich „fertige” Abhandlung über den
großen zeitgenössischen Klamauk um
Merowinger, Da Vinci Code, Maria Magdalena, die Prieuré de
Sion und
Rennes-le-Château: Pierre
Plantard und seine Merowinger.
Eine höchst interessante Zeitverschwendung – und eine lehrreiche Studie über die Entstehung von Lügengebäuden. Mit schmunzelnder Anerkennung für den schrulligen Herrn Lügenbaron. Beinahe nett. Auf jeden Fall internett.
1.9.2005
Im
Zuge
der Freisetzung geistiger Wesen wollen wir uns hinaufschwingen ins
wundersame
Grenzland der Seele: In
Sehnsucht.
Meine Vision von 1978 dürfte an Geltungskraft nichts
eingebüßt haben, selbst
wenn die fleischlichen Glieder mir in kommenden Jahrzehnten noch so
morsch
werden sollten. Da kann ich doch nur verlegen hüsteln und mit
einem dreifachen
Hurra auf der durchschlagenden Machtentfaltung des jugendlichen
Aufbruchs
beharren.
Um aber auch gleich der dunklen Seite der illusorischen Wirklichkeit gerecht zu werden, verehre ich Ihnen hiermit einen bissigen satirischen Angriff auf ein reines, oder wollen wir lieber sagen unreines Phantom: Die Bruderschaft des widerwärtigen Beigeschmacks. Vorsicht, schwarz!
3.9.2005
Und
nun
zu etwas völlig anderem, einem Fundstück von heute
morgen in den Gesammelten Schriften
für Erwachsene von
Erich Kästner:
Marktanalyse
Der Kunde zur Gemüsefrau: „Was
lesen
Sie denn da, meine Liebe? Ein Buch von Ernst Jünger?”
Die Gemüsefrau zum Kunden:
„Nein,
ein Buch von Gottfried Benn. Jüngers kristallinische
Luzidität ist mir etwas zu
prätentiös. Benns zerebrale Magie gibt mir mehr."
(Erich Kästner, „Die
Kleine Freiheit“ [1952], Chansons und Prosa
1949–1952)
Darauf
ein dreifaches Steppenwolf-Helau und ein mitleidlos-giftschillerndes
Gelächter.
Ich
werde
dennoch weiterreden, wie mir der Schnabel gewachsen ist.
Um
vollends einen Einblick in meine bunt wabernden Illusionskulissen zu
gewähren,
sei obendrein ein Hymnenzyklus offenbart, der aus drei Gedichten
besteht:
•
Aglaia
Falls Sie auch so ein Schwärmer sind, übertragen Sie den Inhalt dieser Verse, soweit er Ihnen munden will, einfach auf Ihre eigene Angebetete.
11.9.2005
Kommen
wir noch einmal auf den Teufel zurück, diesen fiktiven
Buhmann, der schon in
meiner englischen Kurzgeschichte (siehe oben unter dem Datum 14.8.2005)
eine
bedeutende Rolle spielte. Vor vier Jahren untersuchte ich eine
Rheinlandsage
über den Teufel, „Bonschariant”, auf ihren
Gehalt an logischen Folgerungen. Das
Ergebnis war sehr überraschend: Eine
Geschichte
vom lieben Teufel, und was wir daraus lernen können.
Satirisch betrachtet.
Der Teufel schneidet in dieser mittelalterlichen Story verblüffend gut ab. In Wirklichkeit sollten wir uns bemühen, im Guten wirklich das Gute und in der positiven Bewältigung irdischer Probleme eine mehr oder weniger deutliche Manifestation des Göttlichen zu sehen. Mit diesem Thema rang bekanntlich schon Goethes Faust.
17.9.2005
Ziemlich
neue Töne in einem brandneuen Gedicht:
Es
gibt
nämlich so viel Getöse, dass wir oft nahezu uns
selbst vergessen.
Zum
Beispiel spielt uns, wenn ich hier nach eigenem Gutdünken
abschweifen darf [wer sollte mich hindern?],
die
sogenannte „Benutzeroberfläche” einen ganz
üblen Streich. Wir neigen nämlich
nicht nur dazu, unser Bewusstsein an den Bildschirm aufzukleistern und
ihm
quasi unsere Seele zu verkaufen, sondern ich wittere in diesem Ausdruck
ein
noch tückischeres Wortspiel: Die milliardenköpfige
Hydra des internationalen
Großrechnertums – das frecherweise
(natürlich rein virtuell) Anspruch auf
Bewusstsein erhebende Weltweite Gewebe – mag sich in dem
Begriff des „user
surface” als Benutzer aufspielen, präsentiert uns
auf dem Monitor seine Oberfläche
und beliebt uns zu benutzen, wenn wir nicht wach bleiben. Oder haben
Sie noch
nie dagesessen und widerwillig Fragen beantwortet, Fetzen
abgespeichert, alles
neugestartet, durchgelinkt und sich ablenken lassen, ganz wie das
verdammte
Ding es Ihnen vorschrieb? Was sind wir dann? Marionetten einer
weltumspannenden
Bewusstseins-Imitation?
Na schön, das sind jetzt nur Albtraumgespinste eines zeitweiligen Horrorpoeten, aber wahrlich, ich sage euch, man hat schon Pferde kotzen sehen.
18.9.2005
Nun
habe
ich zehn Tage lang fürs dänische Sozialamt ein
ätzendes neurologisches,
psychiatrisch-psychologisches Gutachten aus dem Deutschen ins
Dänische
übersetzt, weil ich (es ist immer ein
„Weil” dabei) als hoffnungsvolles
Dichtergenie in meinem künstlerischen Schöpferdusel
zu lange „gepennt” hatte,
wie meine Realistenfreunde sagen – sodass nun gerade kein
anderer Job zu
kriegen war, und weil mir das Geld ausging. (Man übersetzt
sonst vorzugsweise
in die Muttersprache, aber wie ich höre, hatten drei andere
Kollegen bei diesem
Psychotext bereits das Handtuch geworfen.) Na gut. Was sein muss, muss
sein.
Es hat jedoch an meiner Meinung über diesen Psyklopen-Berufsstand nichts geändert, sondern den Eindruck nur noch vertieft. („Tief! Tiefer! Noch tiefer!”)
Und in Deutschland ist heute Wahldrama. Tja. Ich lebe in Dänemark. Angela hin, Gerhard her ...
Entscheide dich, du armer Tropf:
Es
ist ja nur dein letzter Knopf.
Trink lieber frisches Wasser
Und sei kein Menschenhasser.
Jetzt spiele ich mal kurz Bundespräsident und halte Eine notwendige Predigt, die dem etwas schüchtern wirkenden, offiziell gegenwärtigen Amtsinhaber entweder nicht in den Sinn oder nicht über die Lippen kommt.
20.9.2005
Ich
sah
mich dieser Tage veranlasst, mir einige Gedanken über die
Aufgabe der Literatur
zu machen, und dieses Thema erweiterte sich zum Sinn und Zweck der
Kunst, so
wie ich das sehe:
Die Kunst als Universumsbrücke.
22.9.2005
Springen
wir also zur Abwechslung ganz lustig in den Weltraum hinaus. Wie wir da
hinkommen? Gehen Sie doch einfach aufs Klo! Etwa so wie in diesem
komischen,
kosmischen Sonett:
25.9.2005
„Könnt
ihr nicht endlich mal alle lernen, wie man ordentlich Geld
verdient?”
Na ja! Den Teufel aber auch ... Was motiviert uns? Geld oder Pflicht?
1.10.2005
Sonderlich
viel geht mir nicht durch den Kopf ... es ist
Übersetzungs-Hochsaison. Bis
vorgestern nacht waren es neurologische Unterlagen aus Deutschland,
gestern und
heute geht es um verflüssigtes Erdgas aus Norwegen, und ab
morgen stehen
Tourismus-Broschüren für Dänemark auf dem
Programm. Sie werden sich denken
können, dass in einem solchen Zeitraum nicht viel Energie
für Poesie und
Hintergrundpolitik übrig bleibt.
Ein
paar
Themen stoßen mir dennoch auf, die sich künftig
ausbauen ließen. Darum seien sie
hier kurz notiert:
a)
Die
Einverleibung des Ostens hat uns langfristig einen solchen Linksruck
beschert,
dass die wieder auferstandene Zersplitterung des linken
Flügels jetzt nur noch
den laschen Mischmasch einer Christlich-Sozialdemokratischen
Union zulässt.
b) Einige Notizen über Autochthonen, Neanderthaler und Eingeborene. Dazu fiel mir spontan derart viel ein, dass es nun doch gleich ein separater Link geworden ist.
12.10.2005
Wie
ich
schon andeutete: Es gab dieser Tage reichlich viel zu tun. Arbeit. Wenn
sie
kommt, dann in Lawinen.
Zurück
zur Sache: Wir leben in einer Ära, die beschönigend
„Informationszeitalter”
genannt wird. In Wirklichkeit ist es ein elektronisches Zeitalter, und
ein
solches kann, wenn wir nicht aufpassen, reichlich unangenehm werden.
Daher ist
eine Warnung angebracht (gerade noch verdaulich für Leute mit
halbwegs starken
Nerven, also keineswegs Pflichtlektüre für alle!): Psychotronik:
Kontrollmethoden im elektronischen Zeitalter. Diese
Datensammlung, mit
deutscher Einleitung, besteht bis jetzt vor allem aus englischen
Zitaten, aber ich werde sie bei nächster Gelegenheit ins
Deutsche übersetzen. (Eine halbwegs mörderische
Aufgabe ... muss das sein?
Vielleicht nicht.)
Im Getöse einer materiellen Welt, wie die unsrige sich darstellt, hart und physikalisch, aggressiv und gnadenlos, und dann zu allem Überfluss gar noch übersteigert und verzerrt durch hinterlistige Machenschaften, kann es schwer sein, sich die Integrität – die Unantastbarkeit und Unversehrtheit, die Konsequenz, Wahrheit und Reinheit – des eigenen, persönlichen Universums zu bewahren. Nur allzu leicht wird selbst der Edelste und der Mutigste hier auf Erden infiziert, ganz zu schweigen von der Anfälligkeit der Zartesten, Sensibelsten und Lieblichsten. Darum zur Abwechslung wieder mal heimwärts zur Königin der Seele.
15.10.2005
Manchmal
scheint alles schon erprobt und durchgeleiert. Dieses Gefühl
hatte neulich ein
ganz unerwartetes, fast schon vergessenes, überdimensionales
Wesen: Die
intergalaktische
Katze.
Und
um in
Anstand und Ehre noch kurz bei diesem schönen Muschi-Motiv zu
verweilen, sei
ein farbenfroher Klecks aus meiner Jugendzeit hinzugesetzt: Wir
sind
die freien Katzen.
Erinnern
Sie sich noch an die wunderbaren, bunten, lebensbejahenden
„Lurchi”-Werbehefte
der Firma Salamander, in denen am Ende immer ein großes
Waldfest gefeiert wird?
Was ist aus dieser Art traumhaften Schönheit des Lebens
geworden? Gibt es Hoffnung?
Dazu mein neuestes Werk: Salamander
lebe hoch. Abgesehen von der Assoziation des Namens hat mein
Gedicht
freilich mit der Schuhfirma nichts zu tun.
Y (Trotzdem finde ich es angebracht,
hier einen Link zu dem fabelhaften
ersten
Lurchi-Heft dieser
überaus artigen
Schuhproduzenten einzubauen. Das ist Lurchis erstes Abenteuer. In der
brutalen,
lieblosen Krach-Bumm-Welt von heute ist dieser lebensfrohe
Schuhverkäufer
wirklich Balsam für die Seele, und so empfand ich ihn auch in
meiner Kindheit.
Mein Gott, wie gern würde ich außerdem nochmal in
kindlicher Ergriffenheit mit
Ulrich B. Bommel und Tom Pfiffig eine Zeitreise in die Steinzeit
unternehmen
oder mit Mecki, Charlie Pinguin und dem stets müden Schrat bei
Frau Holle
landen oder bei Harun al Raschid auf dem Teppich mitfliegen ... Ist
aber wohl
alles vergriffen, außer zu sündhaft hohen
Auktionspreisen.)
Es wird nicht der einzige Grund sein, aus dem mir der „Salamander” einfiel. Bei E.T.A. Hoffmann gibt es zu diesem Wort ebenfalls sehr schöne märchenhafte Assoziationen, irgendwas mit Zauberern.
16.10.2005
Kühlschrank
kaputt, Milch im kalten Fensterspalt, Fahrrad in der Werkstatt,
Finanzamt
unersättlich. Da entfleuchten wir doch gern in die reine
Seelenwelt, aber
manchmal holt die Materie uns empfindlich wieder ein.
Trotzdem:
Wer erinnert sich nicht gern an die höchsten Hoch-Zeiten
seiner Jugend?
Denn eigentlich sollte es immer so sein: Das Universum in deinen Augen.
19.10.2005
Dieses
Gefühl kennen Sie wahrscheinlich auch: In
Wirklichkeit ist alles anders.
Sie werden sehen, dass dieses Gedicht in seinem gegensätzlichen Wechselgesang das gleiche Doppelgefühl herauskristallisiert, das meine fortschreitende Schöpfung bislang insgesamt kennzeichnet: die brutale Härte „da draußen” und die Schönheit im „eigenen Innern”. Es käme nun darauf an, die Außenwelt wieder mit Schönheit zu überziehen und die brutale Härte, soweit sie in die eigene Innenwelt Einzug gehalten hat, zu orten und aufzulösen.
23.10.2005
Lyrik
auf
Büttenpapier statt als Elektronenparade ... Ja, das
wäre schön.
Dafür
bräuchte ich dann aber auch:
Schafe auf
Weiden,
Mädchen auf
Seiden,
Frieden auf
dem Weltenrund
und Nektar in
den trocknen Schlund.
Das erfordert freilich eine sehr wachsame Liebesgöttin:
Venus
und Mars, von Sandro Botticelli (1445-1510)
Stattdessen
wurde mir vorgestern abend direkt vor Aldi das frisch reparierte und
aufpolierte Fahrrad geklaut. Da stand ich mit meinen schweren
Einkaufstaschen.
Da wurde mir doch momentan sehr faschistisch zumute. Denn wahrlich, ich
sage
euch ...
Eine
Notiz vom 25. Februar 2003 kam mir wieder in die Hände:
Aktuelle Warnungen des Propheten Habakuk. Die sind irgendwie immer noch aktuell. Aber nicht unbedingt so, wie der Gremlin-Kaiser sich das gedacht hat. Ein schönes Phantasiebild des Propheten Habakuk ließ sich dazu ebenfalls auftreiben. Ist mir doch eine stille Freude.
24.10.2005
Übrigens, Kotz-hoch-drei, die EU-Kommission will jetzt zulassen, dass in unser traditionelles dänisches Roggenbrot (das kräftige braune mit den vielen Körnern) künftig ein Stoff hineingemischt wird, der den Cholesterinspiegel senkt. Kann man hier überhaupt noch vertrauensvoll irgendwo ein zünftiges, gesundes Essen ohne Chemikalien zu sich nehmen? Es gibt nichts Deprimierenderes als die TV-Nachrichten. Und die Eurokraten sind hoffnungslos mit der niederträchtigen Pharmazie verbündet, bis dass die geplante Schleich- und Zwangsmedikamentierung uns aus den Ohren rauskommt. Muss mir wohl einen Öko-Bäcker suchen oder nur noch beim freundlichen Türken einkaufen.
30.10.2005
Entspricht die
Welt unserer Vorstellung? Wieso nicht? Entspringt die Welt unserer
Vorstellung? Lassen wir uns
etwa die Vorstellungen anderer Leute aufschwatzen?
Anbei meine Vorstellungen über die Vorstellung.
31.10.2005
Die
„Schwarze Seite der Würglichkeit”
– was soll man nun eigentlich damit machen?
Analysieren, bekämpfen, zerlegen, widerlegen? Oder die
Fähigkeit zum
Selbstgeständnis verbessern?
Mit
diesen existenziellen Fragen befasst sich meine glimpflich endende
Elegie:
1.11.2005
Im
obigen
Gedicht „Das bekämpfte Selbst” verwende
ich, wie auch sonst, das Wörtchen
„wabern”. Da der Duden mittlerweile behauptet, es
sei ein veralteter Ausdruck,
bin ich den Definitionen gründlich nachgegangen und komme zu
dem Schluss, dass
wir auf einen so schönen Begriff keineswegs verzichten
können:
Der wabernde Geist der deutschen Sprache, mit vollständiger Definition für das „Wabern” und einigen Gedanken zum deutschen Sein und Werden nach dem Stand von 1943, angeregt durch die Stilkunst von Ludwig Reiners.
9.11.2005
Neunter November: angeblich ein Schicksalsdatum der Deutschen (aber wohl nicht im diesjährigen Fall, außer Sie wollen die heutige WELT-Nachricht „Axel Springer steigert Ergebnis deutlich” als eine Art Schicksalsdatum betrachten; nun ja, wenn man so will).
9.
November 1875: In Hoyerswerda (Sachsen) erblickt der Gründer
der
Thule-Gesellschaft, Adam Alfred Rudolf Glauer alias Erwin Torre, besser
bekannt
als Rudolf
„Freiherr”
von Sebottendorf, das sogenannte „Licht
der Welt”.
Ausführliche Informationen zu diesem geistigen und auch
organisatorischen
Wegbereiter des Nationalsozialismus finden Sie in meiner umfassenden
Abhandlung Der
Speer des Schicksals
und die Wiege des Lebens.
9. November 1918: „Novemberrevolution”: Reichskanzler Prinz Max von Baden verkündet eigenmächtig die Abdankung Kaiser Wilhelms II.; Philipp Scheidemann (SPD) ruft gegen den Willen Friedrich Eberts am selben Tag die „deutsche Republik” aus.
<Im Deutschen Reich ging die Novemberrevolution von meuternden Matrosen der Hochseeflotte aus (29. 10. 1918 Wilhelmshaven, 3./4. 11. Kiel). Von der Küste griff die Meuterei auf die großen Städte des Binnenlandes über, wo am 7. 11. mit den Wittelsbachern in Bayern die erste Dynastie gestürzt wurde. In Berlin verkündete am 9. 11. Reichskanzler Prinz Max von Baden eigenmächtig die Abdankung Kaiser Wilhelms II.> (Meyers Lexikon)
9. November 1923: Hitler-Putsch vom 8./9. November 1923 gescheitert.
<Über
die Grenzen Münchens hinaus bekannt
wurde die [Münchner] Gaststätte
[„Bürgerbräukeller”] durch eine
Versammlung am 8.
November 1923. Anlässlich des fünften Jahrestags der
November-Revolution von 1918 lud Generalstaatskommissar Gustav von Kahr
(1862–1934) an diesem Tag 3.000 Persönlichkeiten des
bayerischen öffentlichen Lebens in den
Bürgerbräukeller.
Unter dem Titel „Vom Volk zur Nation” wollte er in
einer
programmatischen Rede über den Marxismus und seine
endgültige
Überwindung sprechen. Die NSDAP mit Adolf Hitler
(1889–1945)
an der Spitze sprengte diese Versammlung, verhaftete die bayerische
Regierung und rief eine nationalsozialistische Revolution aus. - Nach
der Übernachtung im Bürgerbräukeller machten
sich 2.000
Bewaffnete am Morgen des 9. November 1923 auf den Weg durch die
Innenstadt in Richtung des Wehrkreiskommandos Bayern an der
Ludwigstraße 14 (heute: Bayerisches Hauptstaatsarchiv), um
dort
die militärische Gewalt zu übernehmen und die
„nationale Revolution” mit einem „Marsch
auf
Berlin” ins ganze Deutsche Reich zu exportieren. Der
Hitler-Putsch scheiterte an der Feldherrnhalle am Odeonsplatz, wo die
zuvor auf Ehrenwort entlassene Regierung Kahr Einheiten der Bayerischen
Landespolizei aufgeboten hatte, um den Putsch
niederzuschlagen.> (http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_44317)
9.
November 1938: „Reichskristallnacht”: ein
Kulminationspunkt der langjährigen,
eskalierenden, widerwärtigen Nazi-Exzesse gegen
jüdische Deutsche.
9. November 1989: „Fall der Mauer”: Machtvolles Symbol für die friedliche Wiedervereinigung Deutschlands.
Und
seltsam irritierend mutet auch die folgende Kleinigkeit an: Im
Deutschen
schreiben wir dieses Datum
„9.11.”
- na? Klickert's? Nine-Eleven??? 9-11? Die berühmte
überseeische Notrufnummer
alias Möchtegern-Zeitenwende? 11. September: Im Amerikanischen
schreibt man
nämlich numerisch zuerst den Monat, dann den Tag. Solche
Witze, besonders auf
dem Wege einer Umkehrung von Zahlen oder Buchstaben, sind
häufig das Werk
finsterer Witzbolde, aber beweisen könnte
ich diesen
„Zusammenhang”
oder diese Anmaßung einer Orchestrierung der Weltgeschichte
natürlich nicht.
Wozu auch?
Und
wie
soll es weitergehen? Letzten Endes kommt es ganz und gar darauf an, was
ihr
wollt. Auch heute, ihr Lieben, auch heute! So war es, so ist
es, und so
wird es sein.
Ergo
das
Thema meines heutigen Gedichts: >> Was
ihr
wollt:
Wollt
ihr die totale Trostlosigkeit? Oder wonnig wuselnde Wunderwelten?
Eine
klare Entscheidung wäre gar nicht so doof.
10.11.2005
Schiller-Zitat,
beinahe zeitgemäß (und übrigens nichts
gegen ein Weib am Ruder des Staats; allein auf das Können
kommt es an):
<Wenn ein politischer Augenblick dem
Versuch einer Neuerung günstig
war, so war es dieser. Ein Weib am Ruder des Staats; die
Provinzstatthalter
verdrossen und zur Nachsicht geneigt; einige Staatsräthe ganz
außer
Wirksamkeit; keine Armee in den Provinzen; die wenigen Truppen schon
längst über
die zurückgehaltene Zahlung schwierig und zu oft schon durch
falsche
Versprechungen betrogen, um sich durch neue locken zu lassen; diese
Truppen noch
außerdem von Officieren angeführt, welche die
Inquisition von Herzen
verachteten und erröthet haben würden, nur das
Schwert für sie zu heben; kein
Geld im Schatze, um geschwind genug neue Truppen zu werben, und eben so
wenig,
um auswärtige zu mieten. Der Hof zu Brüssel, wie die
drei Rathsversammlungen,
durch innere Zwietracht getheilt und durch Sittenlosigkeit verdorben;
die
Regentin ohne Vollmacht und der König weit entlegen; sein
Anhang gering in den
Provinzen, unsicher und muthlos; die Faktion* zahlreich und mächtig; zwei Drittheile
des Volks gegen das Papstthum aufgeregt und nach Veränderung
lüstern –
welche unglückliche Blöße der Regierung,
und wieviel unglücklicher noch, daß
diese Blöße von ihren Feinden so gut gekannt
war.> (Aus: Friedrich
Schiller, „Geschichte des Abfalls der
Vereinigten Niederlande“. Drittes Buch. Verschwörung
des Adels.) • *Faktion = früher übliche Bezeichnung
für besonders aktive und radikale
Parteigruppen; parteiähnliche
Gruppe innerhalb einer Partei; heute ein angeblich veralteter Ausdruck.
12.11.2005
Es
ist zwar 27 Jahre her, aber der jugendliche Überschwang ist im
Geiste
ungebrochen:
Auf
Adlerschwingen. Man kann sich ja nicht einfach unterkriegen
lassen!
Und möge sich der Bundesadler mit derselben Lebenslust entfalten. Pünktlich und passend hat die Christlich-Sozialdemokratische Union ihren Koalitionsvertrag gestern zum Beginn der Karnevalssaison unter Dach und Fach gebracht. Helau!
20.11.2005
Tatsachen
... was ist eigentlich eine Tatsache? Und welch ungeheure Not, welche
endlosen
staubtrockenen Studien, wie viel Lebenszeit und Lebensblut verschwendet
der
Mensch an das Feststellen von Tatsachen? Wozu? Was will er damit
verhüten? Was
halst er sich damit auf? Und was beweist er eigentlich damit?
Wer
Tatsachen will, sollte einfach etwas tun:
dann hat er eine Tat-Sache.
Auf
manche Taten können wir indes verzichten. So zum Beispiel auf
Ketzerverfolgungen. Ein krasses Exempel aus der christlichen Urkirche
möge dies
belegen: Arianismus.
Hier finden Sie Wurzeln des hiesigen Glaubens und Unglaubens, die
außerordentlich tief reichen und auch mancherlei heutige
Intoleranz erklären helfen.
Fazit: Glaub doch, was du willst – denn das tust du ja sowieso!
4.12.2005
Und wieder einmal heimwärts ins Reich der Dichtung und auf den Ozean der Gefühle, dort wo der Sinn erblüht und die Zärtlichkeit siegt: Ein Lichterbad.
6.12.2005
Zurück
zu den Quellen der Kultur! In diesem Sinne zurück zu Platon:
„Sagen wir also, aus welcher Ursache der Schöpfer das Werden und dieses All geschaffen hat. Gut war er, und in einem Guten entsteht nie Neid, um keiner Sache willen. Und weil er von diesem frei war, wollte er, daß alles ihm möglichst ähnlich werden sollte. Das also ist der wichtigste Ausgangspunkt für das Werden und für die Weltordnung: wer dies aus dem Munde weiser Männer annimmt, wird sehr recht daran tun. Der Gott wollte nämlich, daß, wenn möglich, alles gut, aber nicht minderwertig sei; er nahm deshalb alles, was sichtbar war und nicht in Ruhe verharrte, sondern sich regellos und ungeordnet bewegte, und brachte es aus der Unordnung zur Ordnung, weil er meinte, daß die Ordnung auf jeden Fall besser sei als die Unordnung. Es war aber und ist jetzt noch dem Besten nicht erlaubt, etwas anderes zu schaffen als nur das Schönste; als er nun darüber nachsann, fand er heraus, daß unter den von Natur sichtbaren Dingen kein vernunftloses Werk je schöner sein werde als eines, das Vernunft besitzt, wenn man die beiden als Ganzes miteinander vergleicht, und daß andererseits in keinem je Vernunft vorhanden sein könne, wenn es nicht eine Seele hat. Aus dieser Überlegung setzte er die Vernunft in die Seele ein, und die Seele setzte er dem Leibe ein und baute so das Ganze auf, um damit ein Werk geschaffen zu haben, das seiner Natur nach möglichst schön und gut sein sollte. So darf man also nach Maßgabe der Wahrscheinlichkeit die Behauptung aufstellen, daß diese Welt durch die Vorsehung des Gottes als ein wahrhaft beseeltes und vernünftiges Wesen entstanden ist.“ (Platon, Timaios, Ursprungstext unserer Informationen über Atlantis)
7.12.2005
Eines
meiner frühesten Gedichte verdient nach 32 Jahren eine
„Neuauflage”.
Falls
Sie mal Hermann Hesses „Demian” gelesen haben,
erinnern Sie sich bestimmt an
den schicksalsschwangeren, dunklen Spruch: „Der Vogel
kämpft sich aus dem Ei.
Das Ei ist die Welt. Wer geboren werden will, muss eine Welt
zerstören. Der
Vogel fliegt zu Gott. Der Gott heißt Abraxas.”
Ich
war auf jeden Fall beeindruckt! Zur Orientierung des Lesers
möchte ich hier
eine Definition für „Abraxas”
vorausschicken:
Abraxas: religiös-mystisches Zauberwort des Altertums. Der Zahlenwert der sieben griechischen Buchstaben (heilige Siebenzahl) ergibt für das Wort Abraxas 365, weshalb nach alter Vorstellung hierin das gesamte Dasein eingeschlossen ist; der Überlieferung nach auch gnostische Bezeichnung für das Höchste Wesen. – Na, dann viel Spaß mit meinem Abraxas!
8.12.2005
Es
wird so viel gequasselt, und dauernd werden große Worte
ausposaunt.
Da hilft nur eines: Zurück zum Konkreten. Ein kurzer Aufsatz, der die Fadenscheinigkeit mancher Begriffe unter Kontrolle bringt.
9.12.2005
Es
liegt mir keineswegs daran, irgendjemandes Gemüt
überkochen zu lassen, aber wem
schon die Überschrift nicht passt, der braucht diese
schnoddrigen Notizen ja
gar nicht erst anzuklicken: Mars,
Moses, Islam und
Jesus.
Sie
finden hier jedoch eine absolut reizende islamische Anekdote
über Moses, nebst
einem verständlicherweise etwas unscharfen Zukunftsfoto von
der Marsexpedition
2018. Man hat geradezu den Eindruck, mit außerirdischer Hilfe
sei das
Terraforming bereits gelungen und sowohl Wasser als auch atembare Luft
vorgefunden worden!
Terraforming:
die mit technischen und ökologischen Mitteln zu vollziehende
Umwandlung der
Atmosphäre und Biosphäre eines ganzen Planeten,
sodass er bewohnbar wird wie
die Erde. Sehr schön thematisiert in einem meiner
Lieblingsfilme mit Charlie
Sheen, The Arrival („Die Ankunft”).
(Und falls Sie mich für verrückt halten, ist das freilich schön für Sie. Ohne einen gehörigen Schuss Warnsinn [sic!] wird aber der Tumult auf diesem Globus kaum zu überleben sein. Ich denke mal, wenn das Chaos sich ausgetobt hat, das derzeit noch gegen die ruhige Hand der Vernunft aufmotzt, dann wird eine wunderbare, blütenreiche, vielgestaltige Ordnung eintreten.)
16.12.2005
„Der
Vorteil von Utopien ist, dass ein Ziel aufgestellt und eine Richtung
gewiesen
wird. Der Nachteil ist für gewöhnlich, dass der
begeisterte Denker und oft auch
der radikale Anwender den Menschen nach seinem eigenen Bilde zu kneten
versucht. Das ist der Fluch der absoluten Macht und das
Verhängnis einer alles
durchdringenden Wissenschaft oder allgegenwärtigen Religion,
indem sie den
Menschen zum bloßen Objekt ihres Gestaltungswillens
erniedrigen. Akzeptabel
wären eigentlich nur Wissenschaften, Religionen und
Gesellschaftssysteme, die
der freien Entfaltung des Individuums und der Erhöhung seines
persönlichen
Potenzials gewidmet sind, denn in diesem Falle erhöht sich
parallel zur Macht
des Systems auch die Macht des Einzelnen.”
Derart
geniale Sprüche klopft ein gewisser Eckehard Junge (dem ich
hoffentlich das
Wasser reichen kann) in seiner ausführlichen Abhandlung
über „Atlantis”, die
demnächst an anderer Stelle im Rahmen eines E-Books
veröffentlicht wird. (Siehe Link
unter dem Datum 24.12.2005)
Aber
jetzt ist ja bald Weihnachten. Deshalb zur Entspannung eine
spaßige oder eher
spießige Spielerei: Was
reimt
sich auf Weihnachten?
Wohl
bekomm’s, und frohes Fest!
Und
bitte im Geiste der lutherischen „Originalversion”,
wie ich sie als Kind gehört
habe:
Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!
Das
war mir immer recht.
Aber in der revidierten Übersetzung heißt es neuerdings leider: „Friede auf Erden bei den Menschen Seines Wohlgefallens”. Überlegen Sie sich mal den ausgrenzenden Unterschied!
17.12.2005
Und
siehe da, es wummert und zischt: Die
Wahrheit über C. G.
Jung.
(Man
könnte auch sagen: Wie ein arischer Psycho-Saulus die
Kollektivschuld erfand).
Und leise pieselt das Reh.
24.12.2005
Meine
gründliche Abhandlung zum Thema Atlantis
finden Sie auf der Website von Co-Art Publications. Die
Quellenforschung an
Platons Original erwies sich als äußerst ergiebig.
Das
nächste Thema – indische Urgeschichte –
ist in Vorbereitung.
Und im Übrigen: FROHES FEST!!!
28.12.2005
Ein
paar Notizen über Spam-Haie und großkonzernliche
Steuerflucht müssen jetzt
endlich mal Gassi gehen: Schöne
neue Welt –
Haifische oder Reptilien?
Und
ein nettes Wortspiel aus der satirischen Ecke der Rechtslinks-Fraktion:
„Prolet-Arier
aller Länder, vereinigt euch!” Das ist
hinterngründiger [sic!], als man meinen
täte.
„Wie
bitte? Sie haben noch nicht Ihre Mitgliedskarte bei der Reichstreuen
Antiimperialistischen Revolution? Ja, Mann, wo gehören Sie
dann überhaupt hin?
Haben Sie geschlafen?”
Sie
sehen schon: zum Jahresausklang Doofmannssucht am Stück.
In
Wahrheit werden Sie blitzgescheit sein müssen, um in den
Wirren und Irrungen
künftiger Zeiten noch Oberwasser zu behalten. Ruhiger
wird’s erst, wenn sich um
2030 die arkadische Hirtenidylle der Neo-Romantiker durchzusetzen
beginnt. Dann
können Sie sich dreißig Jahre lang ausruhen, bis wir
von der Intergalaktischen
Handelsorganisation entdeckt werden und wieder so’n
ekelhaftes Getöse losgeht
wie heute.
Zwinker!
29.12.2005
Ab
und zu stürzt mal ein unglückseliger Alien-Kleinbus
auf die Erde herunter, aber
bislang benehmen sich die hiesigen Einheimischen so primitiv, dass von
weiteren
Besuchen dieses chaotischen Planeten entschieden abgeraten wird: UFO-Absturz
in
Varginha.
Spätere Jahre: Archiv 2009 -- 2008 -- 2007 -- 2006.
Für
das Jahr 2010 siehe die AKTUELLE
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