Phantastische Heimatseite
von Eckehard Junge • Archiv 2019
– Die Welt als schillernde Vorstellung –
Etwa von Mitte 2017 bis August 2020 erstreckt sich in dieser Website eine schöpferische Pause. Ich schrieb nur noch wenig Neues. Denn da draußen in der Welt herrschte für meinen Geschmack eine allzu heftige Polarisierung, um noch den Mund aufzumachen. Egal zu welchem Thema. Ob Migration oder Klima, Islamismus oder "Politische Korrektheit", Schuldenwirtschaft oder Souveränität, die Leute gehen sich wegen absurder Stellvertreterkriege auf dem Meinungsmarkt fast an die Gurgel. Das lässt eine Art gezieltes "Teile und herrsche" erahnen, das den Effekt hat, den Blick von den lachenden "Dritten" zu entfernen. -- Sehen Sie im "Aktuellen Blog" nach, um herauszufinden, ob ich mich zum literarischen "Weitermachen" entschlossen habe.
Wenn die Zeit abzulaufen scheint
18. August 2019: Im unbegreiflichen Alter von 64 Jahren angekommen, wird man wohl innerhalb dieses einen Lebens nicht mehr sämtliche Geheimnisse aufklären, die ganze Menschheit mittels philosophischer Durchbrüche auf einen sicheren Weg durch die nächsten tausend Jahre schicken oder auch nur das eigene Familienarchiv komplett ordnen und aussortieren. Zu dieser Frage gefallen mir ein paar Zeilen von Ernst Jünger, verfasst in seinem damaligen Wohnort Kirchhorst bei Hannover am 6. Juni 1945. Dies skurrilerweise aus der Feder eines Mannes, der damals 50 war, dann aber unverhofft noch weitere 52 Jahre zu leben hatte:
<Früher fehlte es mir an Themen, sodass mein Eifer oft ohne Nahrung war, und daraus ergab sich ein Überfluss an Zeit. Heut ist es umgekehrt. - Wahrscheinlich stellt sich in vielen Lebensläufen diese Wende ein, an der man ahnt, dass man es zeitlich nicht schaffen wird. Das bringt Unruhe mit sich und ohne Zweifel auch Krankheiten. Es kommt dann darauf an, Schlüssel zu finden, die viele Fächer auf einmal schließen, den Rundlauf auf engere Ringe des Kegels zu beschränken, auf denen die Zeit nicht diese Rolle spielt. Die Wissenschaften berühren sich dort enger und führen dem Wissen zu. Und endlich bleibt immer noch die Kegelspitze, der Punkt, an dem das Leben aus den Spiegelbildern ins Absolute auftaucht und wo der Geist mit einem Flügelschlage das Wissen aller Völker und aller Zeiten überfliegt.> (Ernst Jünger, Strahlungen II, dtv 1988, Abschnitt Kirchhorster Blätter, S. 463, Eintrag vom 6. Juni 1945)
Nebenbei gesagt, läuft ja die Zeit nicht im eigentlichen Sinne ab, sondern es kommt immer wieder neue nach. Allerdings erfordert diese Erkenntnis denn doch eine gewisse Nähe zur oben erwähnten Spitze des Kegels.
Sexualtheorie als Dogma: Bollwerk gegen den Okkultismus
15. August 2019: Im Jahre 1910 kam es in Wien zu einem erstaunlichen Gespräch zwischen Sigmund Freud und C. G. Jung, das der letztere wie folgt aufgezeichnet hat:
<Ich erinnere mich noch deutlich daran, wie Freud zu mir sagte: "Mein lieber Jung, versprechen Sie mir, niemals die Sexualtheorie aufzugeben. Sie ist die wichtigste von allen. Sehen Sie, wir müssen ein Dogma aus ihr machen, ein unerschütterliches Bollwerk." Das sagte er mit großer Leidenschaft zu mir und in einem Ton, in dem ein Vater zu seinem Sohn sagt: "Und versprich mir dieses eine, mein lieber Sohn, dass du jeden Sonntag zur Kirche gehen wirst." Mit einigem Erstaunen fragte ich ihn: "Ein Bollwerk - wogegen?" Darauf antwortete er: "Gegen die schwarze Schlammflut" - und hier zögerte er kurz und fügte dann hinzu - "des Okkultismus." ... Ich wusste, dass ich eine solche Haltung nie würde akzeptieren können. Was Freud mit "Okkultismus" meinte, war praktisch alles, was Philosophie und Religion einschließlich der aufstrebenden zeitgenössischen Wissenschaft der Parapsychologie über die Psyche gelernt hatten. Für mich war die Sexualtheorie genauso okkult, das heißt eine genauso unbewiesene Hypothese wie viele andere spekulative Ansichten.>
Zitiert aus dem Buch Das Zeitalter des Irrationalen von James Webb, S. 421, dort mit der Quellenangabe: C. G. Jung, Memories, Dreams, Reflections (hrsg. von Aniela Jaffé, London 1967), dt. C. G. Jung, Erinnerungen, Träume, Gedanken, 15. Aufl. Düsseldorf/Zürich 2007, S. 173f.
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