Phantastische Heimatseite

von Eckehard Junge • Archiv 2015

  Die Welt als schillernde Vorstellung

 

 

 

31. Dezember 2015: Oben zum Jahresausklang mein Foto von der Wandmalerei in der Bahnhofshalle von Carcassonne (Mai 2015). Auf eine entsprechend bewegte Geschichte kann dieser Ort ja auch zurückblicken.

Im Übrigen beginnt man dieses neue Jahr 2016 wohl am ehesten mit einem Gebet oder in stiller Andacht.

 

Nölige Schreynachten

24.-26. Dezember 2015: Glaubenskampf zur Weihnachtszeit: Der Sultan des ölreichen Kleinstaates Brunei (auf Borneo) hat dem Weihnachtsfest den Krieg erklärt, um den muslimischen Glauben zu schützen. Weihnachtsbäume in der Öffentlichkeit, Weihnachtsmann-Mützen, Weihnachtsdekoration in den Geschäften, öffentliche Gesänge und dergleichen sind verboten. Nur noch leisetretend zu Hause oder bei unauffälligen, angemeldeten Gemeindefeiern dürfe man Weihnachten zelebrieren, ohne dies jedoch den Muslimen zu zeigen. Die Muslime machen in dem kleinen Land etwa 68 Prozent der Bevölkerung aus, die Christen 10 Prozent, Buddhisten 13 Prozent. Eine dortige Gruppe von Imamen warnte Muslime diesen Monat, jede Art Feierlichkeit, die keinen Bezug zum Islam hat, könnte zu tasyabbuh (Nachahmung) führen und unversehens den Glauben von Muslimen schädigen. Wer da jetzt noch eine Santa-Mütze umherträgt, muss mit Gefängnis bis zu 5 Jahren rechnen. Schon im vorigen Jahr veranstaltete des Sultans "Abteilung für religiöse Durchsetzung" Razzien in Geschäften und sorgte für die Vernichtung von Weihnachtsbäumen und das Verschwinden von Weihnachtskostümen. (Die prächtige Abbildung zeigt v.l.n.r. Hassanal Bolkiah, den Sultan von Brunei, seinen Sohn Prinz Abdul Malik, dessen neue Frau Dayangku Raabi'atul 'Adawiyyah Pengiran Haji Bolkiah sowie Königin Saleha während der Hochzeitsfeier im Nurul Iman Royal Palace in Banda Seri Begawan, Brunei.) Das müssen wir verstehen und auf jeden Fall grünlich-errötend tolerieren. Denn das ist das Gebot der Stunde.

Weiße Weihnacht rassistisch: Studenten jeglicher Hautfarbe an einem US-College in Virginia erwiesen sich unlängst gern bereit, eine eigentlich als Satire gedachte Petition gegen das Lied White Christmas zu unterschreiben; die Rundfunkstationen sollten es nicht mehr spielen dürfen, weil es rassistisch sei (wegen des Wortes "White", denn das ist doch Propaganda für die "Weißen", gell?). "Die Linken sind jetzt voll durchgedreht", schreibt www.infowars.com. "Das Lied handelt von Schnee, nicht von Rassen." Es gelte schon bald als rassistisch, das Wort "weiß" überhaupt noch in irgendeinem Kontext zu verwenden. Wenn das so weiter geht, werde der irrationale Wahn der Linken Amerika zerstören. (Na ja, "zerstören" – das ist nun auch wieder ein bisschen hysterisch, oder? Es gehört schon ein wenig mehr dazu. Bedenklich ist aber der krasse Verfall der Intelligenz, der allmählich in allen Lagern zutage tritt.)

In den USA häufen sich in letzter Zeit ganz unbegreifliche Empfindlichkeiten. Eine Professorin namens Terri Fine in Florida empfahl sogar, statt "Fröhliche Weihnachten" künftig nur noch "Fröhliche Bundesfeiertage" zu sagen, damit sich niemand ausgeschlossen fühle. Arg närrisch.

 

Pseudo-Hilfsbereitschaft: Beim Surfen im Internet taucht unaufgefordert eine Leiste auf meinem Bildschirm auf: "Es wird empfohlen, dass Sie alle Fehler entfernen, die verursachen, dass Ihr PC langsam läuft." Auf der Schaltfläche daneben steht: "Jetzt entfernen". Man holt sich damit aber keine Hilfe, sondern Malware, eine böswillige Infektion, die den Computer umlenkt und mit Werbung vollkleistert. Die Adresse, die man mit der Schaltfläche anklicken würde, lautet nämlich: "admtpmp124.adk..." (usw.), und die ersten sieben Buchstaben "admtpmp" können wohl scherzhaft nichts anderes bedeuten als admit pimp, oder? (Lass den Zuhälter ran!) Was denken sich solche Leute genau? Und wie schamlos und wie bedenkenlos sozialschädlich ist dieses Denken und Handeln eigentlich? Und wie sehr haben wir uns schon daran gewöhnt? – Lieber noch 'ne Stunde schlafen und dann still durch den Tag.

Eine Radierung aus dem Jahr 1802 karikiert die damalige Beliebtheit von Schauerromanen

20. Dezember 2015: Nach Informationen der BILD-Zeitung, wiedergegeben im FOCUS online am 10.12.2015, hatte die Bundesregierung <bereits im September erwogen, Teile der Grenze zu schließen. In der Nacht des 13. September habe ein 30-seitiger Einsatzbefehl für 21 Hundertschaften der Bundespolizei in Kraft treten sollen, in dem es hieß: "Nichteingereiste Drittstaatsangehörige sind zurückzuweisen, auch im Falle eines Asylgesuchs." Merkel habe dieses Vorgehen erst in letzter Minute in einem Telefonat mit Innenminister de Maizière gestoppt.> Na gut, das sind Regierungs-Interna, und wenn es nicht beschlossen wurde, fällt es eigentlich in die Rubrik "Vertrauliche Überlegungen". Deshalb hat, wie vorherzusehen war, die Bundesregierung diesen Zeitungsbericht inzwischen dementiert. Trotzdem wäre es interessant, was hinter den Kulissen genau vor sich ging. Sicher war es letztlich eine Frage der unmittelbaren Machbarkeit. Wenn eine tausendfache Menschenmenge sich bewegt, was soll man machen? Es ist wie eine Naturgewalt, die sicher irgendwo durch die Dämme bricht.

 

Atrium des Saturn-Gebäudes an der Königsallee in Düsseldorf, quergelegt

Zuwanderungspegel

18. Dezember 2015: Der Andrang setzt sich fort. Über die EU-Außengrenzen sind nach Frontex-Angaben allein im November 276.000 illegale Grenzübertritte gezählt worden. Über die deutsche Grenze drängen derzeit im Schnitt pro Tag 3.750 Flüchtlinge wild nach Deutschland. Innerhalb einer Woche griff die Bundespolizei 26.253 Migranten an den Grenzen auf – viele unregistrierte kommen zu dieser Zahl noch hinzu. Im Frühjahr dürfte sich der Ansturm weiter verstärken. Völkerwanderung! Im nächsten Jahr ist bei Fortsetzung des jetzigen Trends mit weiteren 1,35 Millionen Zuwanderern zu rechnen, oftmals mit dem Wunsch, weitere Familienmitglieder nachkommen zu lassen. (Angaben gemäß Handelsblatt online, 18.12.2015). Ist es eine Art höhere Gewalt oder eher die Folge unserer Einmischungs-, Bombardierungs- und Einladungspolitik? Wem nützt es? Den USA, die uns wirtschaftlich schwächen, um trotz der eigenen Schwäche und Schuldenspirale wieder relativ stärker dazustehen?

Ein Großteil der Menschen, die über Österreich einreisen, kann sich nicht mit einem Pass legitimieren. Die deutsche Bundespolizei hat nicht genug Personal, um all die Zuwanderer zu befragen, zu identifizieren und ihnen ordnungsgemäß eine Strafanzeige wegen unerlaubter Einreise anzuhängen. Mit anderen Worten, der Staat hat eine seiner wichtigsten Funktionen, nämlich das Territorium zu schützen und die Identität der Anwesenden zu kennen, schon längst nicht mehr im Griff. <Unter den gegenwärtigen Bedingungen seien die Strafverfolgung und die Gefahrenabwehr "praktisch lahmgelegt", kritisiert Jörg Radek, der Vorsitzende der GdP Bundespolizei [GdP = Gewerkschaft der Polizei]. "Wir wissen nach wie vor kaum, wer in unser Land kommt." ... Obwohl für alle unerlaubt Einreisenden das gleiche Strafrecht gelte, müsse nur ein Bruchteil damit rechnen, polizeilich erfasst zu werden.> Die GdP <fordert von der Bundesregierung, Vereinbarungen mit den Nachbarstaaten zu treffen, die nur noch die Überstellung von zuvor dort namentlich erfassten und identifizierten Personen zulassen>. (Preußische Allgemeine Zeitung, Print-Ausgabe vom 11.12.2015)
Man hat den nüchternen Eindruck, dass unser Land von einer unbegrenzten Anzahl nicht erfasster und schwer kontrollierbarer Personen infiltriert wird und dass diese Menschenmassen in der Mehrzahl unmöglich wieder aufgegriffen und dann, soweit kein wirklicher Asylanspruch vorliegt, konkret abgeschoben werden können.

Ebenso wie die Bundespolizei ist auch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) heillos überfordert. Eine Mitarbeiterin der Behörde klagt: "Die Stimmung unter den Mitarbeitern ist, gelinde gesagt, unterirdisch, Angst und Unsicherheit sind überall zu spüren, die Beschwerden und Hilferufe häufen sich in beängstigendem Maße." Ende Oktober waren beim BAMF über 328.000 Asylanträge unerledigt. Unterdessen kommen immer mehr Flüchtlinge an, die ihre Asylanträge noch gar nicht stellen konnten. BAMF-Personalräte protestierten kürzlich in einem offenen Brief, der Verzicht auf eine Identitätsprüfung bei vielen Flüchtlingen sei mit rechtsstaatlichen Prinzipien nicht mehr vereinbar und öffne Terroristen Tür und Tor. (Quelle: Preußische Allgemeine Zeitung vom 11.12.2015)

Erstaunlich ist, dass unser vermutlich genialster Kabarettist Dieter Nuhr, den ich sehr schätze, in seinem Jahresrückblick beim Thema Flüchtlinge zwar indirekt, aber doch spürbar das Nazi-Etikett als "Argument" gegen die Zuwanderungsgegner hervorholt. In sachliche Feststellungen übersetzt, will er offenbar den Bedenken gegen die Öffnung der Schleusentore keine Berechtigung zuerkennen. Nun gut, es wurde ihm gerade der deutsche Comedypreis 2015 in der Kategorie "bester Komiker" verliehen, insgesamt natürlich sehr wohlverdient. In dem genannten Jahresrückblick schafft er es auch auf gescheite und mutige Weise, den galoppierenden Irrsinn der Terroristen und die Normalität der allermeisten Zuwanderer auszudifferenzieren. Dennoch verbleibt der Eindruck, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen, sicher auch um den Frieden im Lande zu wahren, die staatstreue politische Linie fördert. Der Frieden wird aber brüchig, und man sollte, um seine Erhaltung informationstechnisch überhaupt zu ermöglichen, durchaus die Fakten beim Namen nennen. Ein Konsens über nötige Maßnahmen erfordert Faktenkenntnis.

-- Übrigens, ein geringfügig anderes Thema, in Deutschland leben laut Statistischem Bundesamt 1,2 Millionen Russen. Ja, das ist zwar ein "anderes Thema", aber doch sehr eigentümlich. Wie sind die hier alle reingekommen? Russland ist nicht in der EU. Was machen die vielen Russen hier? Wovon leben sie? Wie hoch ist die zu erwartende Dunkelziffer? Wieso wird dieser Sachverhalt nicht thematisiert?

Realpolitischer Senf: Mindestforderungen der Vernunft

12. Dezember 2015: In der aktuellen Lage sollte beachtet werden, dass der russische Präsident Putin laut Meldung bei SputnikNews.com vor ein oder zwei Tagen in einer Sitzung mit dem russischen Verteidigungsministerium angeordnet hat, jede militärische Einheit zu zerstören, die das russische Militär in Syrien bedroht. "Ich weise Sie an, extrem strikt vorzugehen. Jedes Angriffsziel, das eine russische Gruppierung oder unsere Boden-Infrastruktur bedroht, muss sofort zerstört werden", soll Putin laut dieser Meldung gesagt haben. – In diesem Sinne und weil die Flugeinsätze und sonstigen Operationen der westlichen Koalition und Russlands ohne wirklich gute und verbindliche Absprache zwischen den Großmächten stattfinden, insbesondere mit Russland, liegt bei dem nun anlaufenden deutschen Einsatz eine ernste Gefahr für den Weltfrieden vor. Es kommt hinzu, dass das NATO-Land Türkei nicht wirklich gegen den IS kämpft, sondern ihn eher noch unterstützt und sich dabei rabiat verhält. Worauf wir also im internationalen Umfeld drängen müssten: (a) dass zuerst eine Einigung zwischen den Westmächten und Russland über den gemeinsamen Kampf gegen den IS erzielt wird, (b) dass die türkische Regierung vonseiten der NATO deutlich und öffentlich gerügt wird, (c) dass die Entmachtung von Assad aus pragmatischen Gründen völlig zurückgestellt wird, (d) dass alle deutschen und sonstigen westlichen Flugeinsätze, wenn überhaupt, in vollster Koordination und Kooperation mit Russland verlaufen.
 

Sprödental-Kirmes in Krefeld, Oktober 2015   

Lasst euch nicht introvertieren!

12.-13. Dezember 2015: Ein eigentümliches Umfrageergebnis: Nach einer Allensbach-Feldforschung behaupten ganze 45 Prozent der deutschen Bevölkerung, man müsse in Deutschland vorsichtig sein, seine Meinung zur Flüchtlingsfrage zu äußern (Handelsblatt: Schluss mit dem Gutmenschen-Gegurke). Ist das nicht extrem merkwürdig? Fast die Hälfte meint, man dürfe sich kaum noch gegen die Meinung einer vermeintlichen Mehrheit aussprechen. Ist diese vermeintliche Mehrheit nicht bloß eine Vortäuschung der staatshörigen Medien, oder wenn sie tatsächlich existiert, in erster Linie das Resultat mühsamer, massiver, strikt gegen die Intuition gerichteter Propaganda? Die Regierung regiert von oben herab, und die Medien kneten die Volksmeinung zurecht. Hinterfragung ist kaum noch das oberste Gebot des Journalismus. Selbst nüchterne, unparteiische Faktentreue bleibt oft auf der Strecke. In gewissem Grade ist es der Versuch einer Konfliktdämpfung. Den Menschen aber vorzuwerfen, sie litten an gewissen „Ängsten“ oder würden diese „bedienen“, ist vor allem ein Versuch, sie zu introvertieren, also das Problem gewissermaßen auf den Beobachter zurückzuwerfen, der dann nach innen sieht statt nach außen. Ein anderer solcher Introversionsmechanismus ist die ewig implizierte Leier: „Und du bist schuld daran.“

Würde man zwischen Angst und Furcht auf die klassische Art und Weise unterscheiden, nämlich indem man „Angst“ als etwas Irrationales, hingegen „Furcht“ als normale und notwendige Reaktion auf konkrete Bedrohungen ansieht, dann könnte man einen Schritt zurücktreten und bitte endlich einmal die realen Gefahren herausisolieren, die zu wohlbegründeten Befürchtungen führen. Anders gesagt, der in den Medien, besonders in öffentlichen Diskussionen häufigste Vorwurf, der „politisch inkorrekte“ Diskussionspartner sei nur ein Opfer seiner Ängste oder gar ein Schürer von Ängsten, verstellt den Blick auf die wirkliche Situation.

Hierzulande wird das Schlagwort „Demokratie“ als eine Art Keule gegen unerwartete und unerwünschte Meinungsäußerungen benutzt. Ein englischer Beobachter soll mal gesagt haben, in Deutschland ist „Demokratie“ eine Ideologie, um Konformität aufzuzwingen. Das ist leider sehr wahr. Nationale oder nationalliberale Positionen zu äußern, ohne dass auch nur der geringste Versuch einer Aushebelung oder Abschaffung unserer repräsentativen Demokratie oder unseres Parteiensystems anvisiert wurde, wird mit sofortigen wutentbrannten Beschuldigungen wegen „Demokratiefeindlichkeit“ zensiert. Wie kommt das bloß? Sind andere Meinungen nicht mehr zu ertragen? Wurde das Wort „Demokratie“ in der Schule, auf der Kanzel, in der Presse oder durch die Praxis des Bundestags denn niemals öffentlich definiert? Demokratie lebt davon, dass unterschiedliche Meinungen vorgetragen und ausdiskutiert werden! Das ist ein unverzichtbares Element des ganzen Gesellschaftssystems! Aber die Gleichsetzungsmaschinerie verübt prompt die erstaunlichsten Kurzschlüsse. Wer im Interesse der Nation handeln will, wird irgendwie mit Hitler gleichgesetzt, obwohl Hitler als grenzenloser Kaputtmacher ganz offensichtlich gegen die Interessen der Nation handelte. Man entzündet sich gern daran, „wie es klingt“, vor allem wenn man eh schon Ohrensausen hat – anstatt zu erfassen, was genau gesagt wurde. Heißt Demokratie etwa wie im Sozi-Kindergarten, dass wir „alles mit allen teilen müssen“, und plötzlich nicht nur mit dem Nächsten, sondern in nervigster Claudia-Roth-Manier auch mit den Fernsten aus aller Welt? Oh nein. Wohlfahrtsstaat plus völlig offene Grenzen = Bankrott. Eventuell sogar Bürgerkrieg. So viel sollte klar sein. (Man beachte, dass dieses kommunistische Kindergartenwort „teilen“ jetzt auch schon im Bereich der elektronischen Sprach-Entartung eine große Rolle spielt: Als wären wir nicht sowieso schon mit Informationen, Bildern und Getöse überfüttert, werden wir jetzt dauernd aufgefordert, Medieninhalte nicht nur zu „liken“ [ausdrücklich gern zu haben], sondern sie obendrein mit anderen armen Opfern der allgemeinen Zuschüttung auch noch zu „teilen“. Bitte nicht.)

Aber sogar unser gauckelnder Bundespräsident, der bekanntlich sehr darauf achten muss, was er sagt, wenn er nicht geschasst werden will, warnt inzwischen vor einer Überforderung Deutschlands durch eine zu großzügige Aufnahme von Wirtschaftsmigranten. <Er „verstehe sehr gut, dass Menschen auch vor Armut nach Europa fliehen“, sagte Gauck der „Sächsischen Zeitung“ vom Samstag. „Aber alle aufnehmen zu wollen, die kommen, das wäre ein gewagter Kurs in Richtung der reinen Moral.“ Die Aufnahme sämtlicher Migranten „würde schlicht nicht funktionieren“, sagte Gauck.> (Handelsblatt) Der Verweis auf die „reine Moral“ ist hierbei eine sehr interessante Feinheit in der Diskussion. Die „reine Moral“ kann es in der realen Welt natürlich kaum geben, sondern insbesondere bei jeder politischen Entscheidung sind Vor- und Nachteile für eine Vielzahl beteiligter Menschen, Interessen und Nachwirkungen zu bedenken: eben insgesamt die Funktionsfähigkeit. Somit ist der Vergleich mit der „reinen Moral“ eine leise Kritik an der ursprünglichen, allzu idealistischen Barmherzigkeit der Bundeskanzlerin, die im real existierenden Migrantismus nicht aufrechterhalten werden konnte.

Linksextreme Rechtspopulisten

7. Dezember 2015: Linksrechts! Man höre und staune: Die Front National, die in der ersten Runde der französischen Regionalwahlen 27,7 Prozent der Stimmen geholt hat, mehr als jede andere Partei, sieht laut heutiger Meldung im Handelsblatt <die EU als „trojanisches Pferd der ultraliberalen Globalisierung“, will französisches Recht über europäisches stellen und strebt eine Staatswirtschaft an, wie es sie in der DDR gegeben hat.> Na, die ersten zwei Punkte reichen endlich mal handfest an die Wahrheit heran, außer dass die Globalisierung im tiefsten Wahrheitsgrunde natürlich überhaupt nicht liberal ist, auch nicht ultraliberal, sondern auf rücksichtslose Aushebelung der Macht nationaler Regierungen zugunsten der Macht von Großkonzernen abzielt. Freilich meint die Linksrechts-Fraktion genau das, wenn sie gegen „ultraliberale“ Globalisierung protestiert. Denn die Freiheitlichkeit, die der Begriff "liberal" impliziert, wird hellsichtig als Freiheit nicht für die Menschen, sondern für multinationale Konzerne entlarvt. Zweitens ist es völlig richtig, dass in Frankreich französisches Recht über europäischem Recht stehen sollte. Wie denn sonst? Wenn es teilweise nicht mehr so ist, dann allein deshalb, weil das französische Parlament und die französische Regierung einen Teil ihrer Macht an die EU abgegeben haben, was sie ja theoretisch wieder rückgängig machen könnten. Aber eine Staatswirtschaft wie in der DDR, das ist wirklich ulkig, das hat schon lange keiner mehr gefordert. Das ist ja linksextrem, nicht rechtsextrem, oder? Doch nicht etwa im eigentlichen Sinn des Wortes national-sozialistisch? Es bedeutet aber auch, dass man das Wirtschaftsprogramm der Front National mal genauer unter die Lupe nehmen sollte. Von der einen Knechtschaft in die andere, vom Regen in die Traufe? Weg mit den Multis, her mit der autoritären Staatwirtschaft? [Nachtrag am 18.12.2012: In der zweiten Runde der Regionalwahlen hat es die Front National nicht geschafft, eine der Regionen für sich zu erobern, aber wohl nur, weil die Sozialisten in kritischen Regionen ihre Liste zugunsten der Konservativen zurückgezogen hatten – was schon eine extrem ungewöhnliche politische Maßnahme war.]

Abb. links: Hier sehen wir schönfärberisch personifiziert, worauf man sich gefasst machen muss! Zickentheater von rechts: Marion Maréchal-Le Pen, Nichte der Front-National-Parteichefin und selbst führende Kandidatin bei der ersten Runde der Regionalwahlen in der Mittelmeerregion Provence-Alpes-Côte-d’Azur um Marseille. Quasi ganz sexy, was ambivalent gesehen ein bisschen geil, jedoch relativ irrelevant ist, aber man bleibe auf der Hut und passe auf, wie weit diese Entwicklung gehen kann: „Unsere Erde ist nicht die des Islams. Franzosen können muslimischen Glaubens sein, aber nur unter der Bedingung, dass sie sich unseren Sitten und unserer Lebensweise anpassen, die unter dem Einfluss der Griechen, der Römer und in 16 Jahrhunderten Christentum entstanden sind“, sagt sie. „Bei uns wird nicht in Dschellabas und in Ganzkörperschleiern gelebt“, sagt sie. (FAZ: Die heilige Johanna von Toulon) – Die Dame drückt sich wohl noch vorsichtig aus! Wie will sie diese Sprüche inhaltlich durchsetzen? Es ist eher Stimmungsmache, und die Gesamteinstellung ihrer Partei könnte zu einer heftigen Beschneidung der Menschenrechte unzähliger Muslime führen, die einen solchen Rückschlag en gros nicht verdient haben. Erst mal die Grenzen dicht? Okay. Das ist verständlich. Sage ich auch dauernd: auf jeden Fall ordentliche Grenzkontrollen! Aber dann auch noch die gezielte Polarisierung der Gesellschaft? Kann nicht gut gehen. Was hat die angeblich praktizierende Katholikin Marion Maréchal-Le Pen gegen die Dschellaba, bei Frauen ein tendenziell durchaus schickes, langes Gewand, bei Männern als einfarbiger Kaftan? Wieso nicht? Wegen der nordwestafrikanischen Herkunft und wegen der zugehörigen Kapuze? Sollte doch zu ertragen sein, solange man das Gesicht noch sieht. Irgendwie scheint da jetzt eine Reizschwelle überschritten zu sein, sodass die Reaktion in stupide Gleichsetzung einmündet. Man überlege sich das. Es ist schwer auszudifferenzieren, aber Differenzieren ist das oberste Gebot der Vernunft und sicher in brisanten Zeiten auch das Gebot der Stunde. Gleichsetzung wurzelt im Irrationalen.

NATO-Peinlichkeiten im surrealistischen Als-ob-Getöse

6. Dezember 2015: Es gibt ja den provokativen englischen Ausdruck wag the dog, also Der Schwanz wedelt mit dem Hund. Passend angewandt wurde dieses Sinnbild am 27. November in der internationalen Betonkopf-Website Geopolitical Monitor. Da lautet die Überschrift, wörtlich ins Deutsche übertragen: Der türkische Schwanz wedelt mit dem NATO-Hund. Bei solchen Studien, direkt dargereicht von den verhärteten Erzpaukern des Establishments, muss man freilich berücksichtigen, dass es keine rein objektiven Analysen sind, sondern dass dabei stets ein politisches Wunschdenken mit hereinspielt: also nicht die Welt wie sie wirklich ist, sondern wie man sie gern hätte oder vorzugsweise interpretiert sähe. Aber das Argument lautet durchaus undoof, dass mit der fortschreitenden Osterweiterung der NATO gen Russland schon immer das Risiko bestand, dass die östlichsten Mitglieder eines Tages gegen Russland eine wesentlich härtere (falkenhaftere) Politik als die ursprünglichen NATO-Gründungsmitglieder betreiben würden. (Ein ziemlich teuflisches Risiko, oder? Warum hat man sich überhaupt darauf eingelassen?)

Als Beispiel wird nicht nur aktuell die Türkei, sondern auch Polen angeführt, das die Ukraine-Krise und ebenfalls die NATO ausnutzt, möglicherweise um seine früher unter dem polnisch-litauischen Commonwealth bestehende Vorherrschaft in Osteuropa wiederzuerrichten. Häh? Das ist sehr lange her. Dieser geopolitische Skribent lebt mitsamt seinen Artilleristen in einem Wolkenkuckucksheim. Ich bin zwar für einen gesunden, konstruktiven, kooperativen und friedlichen Nationalismus, aber dieses zündelnde Zurückgreifen auf frühere Glanzzeiten sollte man sich lieber verkneifen. Es gab mal ein Staatswesen Polen-Litauen (laut Wikipedia von 1569 bis 1795), das im Englischen gern Commonwealth genannt wird, jedoch genauer den ulkigen Namen Republik der polnischen Krone und des Großfürstentums Litauen trug. Dieser Staat soll 1772 eine Fläche von 729.900 Quadratkilometern beherrscht haben. Hingegen spricht der Brockhaus 2002 von einem Staatsgebilde Polen-Litauen, das von 1385 bis 1572 bestanden hat und als ein Reich von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer beschrieben wird. Ich sehe schon, da verzettelt man sich. Sollte jede Nation (die Deutschen, die Russen, die Spanier, die Dänen, die Türken, um nur wenige zu nennen) das idiotische Ziel in den Vordergrund rücken, wieder geographisch so groß zu werden wie sie in ihren besten Zeiten war, dann müssten wir uns alle wieder endlos die Köpfe einschlagen, und was das betrifft, bevorzuge ich denn doch den Frieden der EWG und die simplen Prinzipien der Unverletzlichkeit der Grenzen und der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Länder – obwohl man nicht unbedingt eine Europäische Union oder gar die Vereinigten Staaten von Europa anvisieren musste, nur damit wir friedlich bleiben (tun wir ja nun gar nicht so ganz, oder?). Denn überall Leichen auf den Feldern zu haben, nur damit sich jemand groß und glanzvoll wähnen kann, das nützt ja keinem. Das hätten wir uns mittlerweile wohl zusammengereimt, oder? Das Glück der Menschen hängt nicht von der Größe des staatlichen Territoriums ab.

Die Türkei ist unter dem verderblichen Blickwinkel der Geopolitik eine scheinbare strategische Bereicherung für die NATO, weil sie geographisch den Zugang und Abgang aus dem Schwarzen Meer kontrollieren könnte (hilf Himmel, dass sie's nicht tut!) und weil sie einen breiten Riegel zwischen dem Südwesten Russlands und dem brodelnden Wüstenzirkus der Araber und Israelis einschiebt. Im Übrigen unterhält die Türkei seit langem ein sehr großes Heer. Also alles nicht witzig, aber man kann damit leben, solange nicht zwei Sturköpfe wie Putin und Erdogan aufeinander prallen.

Na jedenfalls, die geopolitischen Vordenker im oben genannten Artikel vom NATO-Hund fahren fort: <Dass die Türkei neulich in der türkisch-syrischen Grenzregion eine russische Militärmaschine des Typs Su-24 abschoss, hat die Einsätze im syrischen Bürgerkrieg ernstlich erhöht.> Einsätze wie beim Pokerspiel, weil die beteiligten herrschenden Cliquen in diesem Stellvertreterkrieg um unser aller Köpfe pokern. <Noch bezeichnender war das Verhalten der Türkei im Anschluss an den Vorfall, nämlich sich zuerst einmal der gemeinsamen Motivation mit den NATO-Verbündeten und ihrer Solidarität zu vergewissern, bevor man mit den Russen kommunizierte.> Lässt das Sprachorgan des geopolitischen westlichen Establishments hier einen leisen Tadel gegen die Türkei heraushören? Der nächste Satz ist stilistisch extrem fusselig, wohl um Verwirrung zu stiften, oder als Ausdruck von Hilflosigkeit: <Trotz der jüngeren wirtschaftlichen, insbesondere energiepolitisch relevanten Bemühungen folgt die NATO-Konsultation lediglich einem Muster, in dem die Türken um Beistand aus dem fernen Westeuropa ersucht haben, um ein Gegengewicht gegen ihren nahen historischen Rivalen Russland zu produzieren.> Lächerliches, sinnloses, ewig wiederholtes Säbelrasseln. Die wissen alle ganz genau, dass sie mit einem großen Krieg den völligen Untergang auch ihres eigenen Landes herbeiführen würden, aber sie tun immer so als ob. Es gibt mit solchen Methoden nichts mehr zu gewinnen! Warum tun sie immer so als ob? Wen tyrannisieren sie damit? Die Bevölkerungen – ihre eigene Bevölkerung und die der anderen Nationen. Es ist vom Gesamtergebnis her egal, welche Bevölkerung gerade bedroht wird, die jeweils eigene oder quer überkreuz und gegenseitig jeweils die der anderen Seite. Es sind die Menschen allerorten, die durch eine kleine Handvoll Kampfhähne und Rüstungsgewinnler unter Druck gesetzt werden. Na gut, alles eigentlich nix Neues, man wendet sich angewidert davon ab und sieht zu, wie man unter dem wirtschaftlichen Druck, den dieselben Drahtzieher zu verantworten haben, weiter sein Auskommen sicherstellen kann. Aus der Sicht der Geopolitiker heißt es dagegen ganz cool: <Letzten Endes mag es sein, dass die Türkei die Ängste und das Misstrauen ihrer NATO-Verbündeten gegenüber Russland ausnutzt, um für die Türkei selbst die Einflusssphäre wiederherzustellen, die sie einst zur Zeit des Osmanischen Reiches genoss.> (Ebd.) Wollen wir hoffen, dass Herr Erdogan diese spekulative, leider auch vergangenheitsgeil fahnenschwenkende Kritik halbwegs versteht. Hinter den Kulissen wird der Tadel hoffentlich schärfer ausgesprochen.

Weltpolitische Terrorwarnstufe

29. November 2015: Flüchtlingskrise, unkontrollierbare Invasion, verstreute Dschihadisten, örtliche Brandstifter, fortgesetzte Sanktionen gegen Russland wegen der Ukraine, alles schon schlimm genug und dumm genug, aber die größten Sorgen sollten wir uns momentan wegen eines gewissen Herrn Erdogan machen, der mit seinen Provokationen die Welt in den Abgrund reißen könnte. Der Abschuss eines russischen Kampfjets nahe der syrischen Grenze am Dienstag (24.11.) war schon ein sehr ernstes Spiel mit dem Feuer. Seit langem bombardiert die Türkei kurdische Ziele nicht nur im Irak, sondern auch in Syrien. (Siehe den WELT-Artikel vom 28.07.2015, Fünf Antworten, die den Krieg gegen die Kurden erläutern.) Die Türkei hat für das Eindringen in den syrischen Luftraum keine Erlaubnis der syrischen Regierung. Nun haben die Russen eine unbekannte Anzahl ultramoderner Boden-Luft-Raketen des Typs S-400 auf den syrischen Flugplatz Hmeimim verlegt, mittels derer sie türkische Flugzeuge ausdrücklich abzuschießen gedenken, wenn die Türkei ihrerseits die Grenze überquert. Die Dinger sind präzise und haben einen Radius von 400 Kilometern. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministers vom 25.11. ist außerdem der Raketenkreuzer „Moskwa“ am neuen Einsatzort vor der Küste von Latakia eingetroffen und bereit, „jegliches Luftziel zu vernichten, welches von potenzieller Gefahr für unsere Luftstreitkräfte sein könnte“. (Siehe den Artikel Russischer Raketenkreuzer bei Latakia eingetroffen.)

Was macht Erdogan daraufhin? Er hat gesagt, er werde einen solchen etwaigen Abschuss als Aggression werten und die Türkei wäre in diesem Fall „zu dringenden Maßnahmen gezwungen“. Wieso hat die NATO diesen verrückt spielenden Bündnispartner noch nicht öffentlich und deutlich abgemahnt? Wieso fordert die deutsche Bundesregierung keine solche Abmahnung? Wenn überhaupt, dann muss diese Rüge wohl sehr leise erfolgt sein, denn am Freitag wurde gemeldet, der türkische Premierminister wolle mit Russland zusammenarbeiten, um die Spannungen zu deeskalieren. Am Samstag hörte ich nur eine kleine Erklärung in den Kurznachrichten, Erdogan habe den Abschuss des russischen Jets inzwischen bedauert – er habe gesagt, es wäre besser, wenn es nie geschehen wäre. Das reicht noch nicht ganz, klingt auch ziemlich lasch. Nun kommen russische Sanktionen gegen die Türkei. Alles sehr unschön. In Wirklichkeit müssten sich alle gemeinsam gegen den IS verbünden, wie NATO-Generalsekretär Stoltenberg zierlich betonte, und in diesem hanebüchenen Kuddelmuddel-Kriegstheater, wo alle durcheinander zu sausen scheinen und nahezu jeder gegen jeden antritt, etwas mehr Ordnung schaffen. – Okay, ich gebe es zu: Krieg und Ordnung. Was für eine Kombination! Das ist ja zum Schießen.

Hingegen kann eine Badezimmerwand, wie unten ersichtlich, zu wunderbaren Landschafts-Phantasien anregen, mit denen man sich stundenlang friedlich beschäftigen könnte. Das wäre doch eine gute Entspannungsübung für die ausflippenden Generalstäbe, ergänzt durch kleine Gummiflugzeuge in Rot, Blau und Weiß, mit Saugnäpfen. Schmatz! Zum Spielen statt zum Schießen.

25. November 2015: Manche Leute gehen schon vorsorglich ins Kloster, ins Sanatorium oder gar in eine Sekte, weil das Weltgetöse nicht mehr zu ertragen ist und man sich schon denken kann, worauf das alles hinauslaufen könnte. Da wird einem ja aus Versehen der Tee kalt, oder man macht sich vor lauter Zerstreuung als erstes Caro-Kaffee statt Tee, oder fast in die Hose. Der größte Terror kommt im Ernstfall nicht von innen oder von der Seite, sondern von oben.

Ein paar Worte zum Wahnsinn des NATO-Mitglieds Türkei. Gestriger Abschuss eines russischen Militärflugzeugs. Die Russen haben schon ganz recht, dass die Türkei zu keinem Zeitpunkt von ihnen bedroht worden ist. Nicht wirklich, oder? Die Türken haben auch ganz recht, dass der russische Kampfjet in türkischen Luftraum eingedrungen ist über einen winzig kleinen Zipfel, vielleicht für 10-12 Sekunden, über einen äußersten südlichen Wurmfortsatz der Türkei; das gehört sich überhaupt nicht. Nicht wirklich, oder? Aber warum riskieren diese Streithähne so gern Armageddon? Ist ihnen das Leben der Weltbevölkerung nichts wert? Nicht einmal das eigene? Dass sie glauben, dermaßen zündeln zu dürfen? Halten sie, auf ihre verderbliche Art, die Welt bloß für eine schillernde Vorstellung? Eigentlich bin ich ja der Typ mit dem Motto: Die Welt als schillernde Vorstellung. Aber mutwillig zum Platzen gebrachte Seifenblasen sind keineswegs meine Idealvorstellung. Das bringt einen massiven Ernst auf den Plan, auf den wir gern verzichten können.

Die Türkei: Bedenklich, diese Leute mit im Boot zu haben. Die sind ja nicht mit im Boot. Putin bezeichnet die Türkei als Helfershelfer des Terrorismus. De facto ist die Türkei mit dem IS verbündet und hat dieser Terrormiliz geholfen, indem sie Kämpfer gern dorthin durchreisen ließ und den IS durch Erdölhandel auf dem Schwarzen Markt unterstützt hat. Erdöl des Islamischen Staats im Wert von bereits 800 Millionen Dollar wurden nach dem Stand des vorigen Jahres in der Türkei verkauft. Der zur Opposition gehörige türkische Parlamentarier Ali Ediboglu sagte voriges Jahr, dass Erdöl des IS im Wert von etwa 800 Millionen Dollar in die Türkei geschmuggelt worden war. Über tausend türkische Staatsbürger halfen ausländischen Kämpfern dabei, sich auf dem Weg über türkisches Territorium dem IS in Syrien und im Irak anzuschließen. Beides geschah nach Angaben Ediboglus mit dem Einverständnis des türkischen Militär-Geheimdienstes. (Middle East Eye, 31.07.2015, UK, US turn blind eye to Islamic State oil sales) Also kurz gesagt, ein NATO-Land hilft direkt dem IS. Ein NATO-Land macht den IS groß und stark, sodass andere NATO-Länder (und die Russen) dann draufhauen müssen. Diese Schlussfolgerung entspricht auch der türkischen Strategie, in dieser Situation die Kurden zu bombardieren, die zumindest eine gewisse Chance haben, den IS einzudämmen, während Deutschland aus eben diesem Grund die Kurden immerhin mit Waffen versorgt hat. Vergessen wir außerdem nicht, dass fast alle Türken Muslime sind ... Zu einer mehr als hässlichen Szene kam es beim Fußball-Freundschaftsspiel zwischen der Türkei und Griechenland in Istanbul: Während der Schweigeminute für die Opfer der Terroranschläge von Paris kam es zu Pfiffen und Buh-Rufen. Einige der Zuschauer skandierten u.a. die Parole: <Die Märtyrer sind unsterblich, das Vaterland unteilbar.> Siehe das Video Türkei: Pfiffe, Buhrufe und Parolen bei Schweigeminute für die Terroropfer von Paris (17.11.2015). Das sind nicht nur einige wenige, die hier dazwischenpfeifen. Das ist eine große, lautstarke Sympathiebekundung für islamistische Grausamkeit und Gewalt. Wenn Deutschland sich noch länger an falsche Freunde hält, haben wir bald ganz andere Probleme als die erregten Zankereien in Talkshows. Oder nie wieder überhaupt Probleme, sondern den ewigen nuklearen Frieden. Wer das nicht mag, könnte z.B. demonstrieren gehen: für den Ausstieg aus der NATO, für Grenzkontrollen, Neuwahlen und ähnliche logische Konsequenzen.

Ziemlich schaurig, die NATO-Hauptstadt Brüssel gleichzeitig in höchster Terrorwarnstufe vor Ort und in chronischer, nahezu IS-freundlicher Unentschlossenheit zu sehen, wenn doch ein klares militärisches Bündnis mit Russland gegen den IS die einzige überlebensfreundliche Alternative zum gefährlichen aktuellen Kuddelmuddel wäre. Einfach sinnvolle Realpolitik. Den syrischen Herrscher Assad beseitigen zu wollen ist dagegen ein albernes kleines Steckenpferd.

Es ist auch, wie man längst gelernt haben sollte, vollkommen idiotisch und kontraproduktiv, unsympathische Alleinherrscher in fremden Ländern beseitigen zu wollen, auch wenn sie gelegentlich verbrecherisch handeln (Gaddafi, Saddam Hussein, jetzt Assad), denn solche Diktatoren sind stabile Orientierungspunkte in schwierigen Ländern, sie halten ein gehöriges Maß an Ordnung aufrecht, selbst wenn uns ihre Art und Weise nicht passt. Auch Marschall Tito in Jugoslawien war für diesen Mechanismus ein gutes Beispiel; der hat in einem potenziell brodelnden Vielvölkerstaat 35 Jahre lang sozusagen den Deckel draufgehalten. Wenn man solche Herrscherfiguren beseitigt, hat man auf keinen Fall eine Ahnung, wie die Probleme vor Ort besser gelöst werden können, und in Ermangelung des früheren stabilen Orientierungspunktes bricht die gesamte Ordnung zusammen, woraufhin weitaus schlimmere Kräfte an die Macht kommen oder das Land in Zerfall gerät. Wir können nicht alle Probleme der Welt lösen und wir sind dumm, wenn wir es versuchen. Das hätte man aus den Einmischungen in Afghanistan, Libyen, dem Irak, Ägypten, der Ukraine usw. längst lernen sollen, aber die USA und ihre Marionetten wollen es nicht lernen. LÖSUNGEN, DIE ERFAHRUNGSGEMÄSS DIE SITUATION VERSCHLECHTERN, SIND KEINE LÖSUNGEN UND SOLLTEN DESHALB NICHT BENUTZT WERDEN. Dann lieber gar nichts unternehmen und sich stattdessen um den Wohlstand im eigenen Land kümmern. Und sich an zweiter Stelle fragen, wie man anderen Menschen, vielleicht sogar in der Ferne, konstruktiv helfen könnte. Konstruktiv.

Dass man sich jetzt um den IS kümmern muss, ist eines der katastrophalen Ergebnisse einer falsch konzipierten, immer wieder gescheiterten amerikanischen Machtpolitik, die wir ja offensichtlich unterstützt haben. Darum nochmals: LÖSUNGEN, DIE ERFAHRUNGSGEMÄSS DIE SITUATION VERSCHLECHTERN, SIND KEINE LÖSUNGEN UND SOLLTEN DESHALB NICHT BENUTZT WERDEN. Warum dieses Prinzip bei der Menschheit nicht einsickert, habe ich nie begriffen. Es hat sicher etwas mit Rechthaben und Rechtbehalten zu tun, und dass man zugeben müsste, wie dumm man doch war, als man dumm war. Denkt man jedoch an die eigene Dummheit, vernebelt allein schon dieser Gedanke die Schärfe des Urteilsvermögens, denn wer kann garantieren, dass man nicht schon wieder dumm ist? Diese Grübelei und beschmuddelte Ehre nützt aber gar nichts, sondern wir müssen unbedingt gescheiter werden, wenn schon nicht um unserer selbst, dann wenigstens um unserer Kinder und Kindeskinder willen.

EU-Hauptstadt im Ausnahmezustand

22. November 2015: Ausnahmezustand in Brüssel. Höchste Terrorwarnstufe“ schreibt am heutigen Sonntag das Handelsblatt online. In der EU-Hauptstadt, die auch Sitz der NATO-Zentrale ist, gilt heute „wegen der Terrorgefahr weiterhin die höchste Warnstufe. Das öffentliche Leben steht den zweiten Tag in Folge weitgehend still. So waren Märkte und Sportereignisse abgesagt worden. Die U-Bahn war komplett geschlossen.“ Schon in der Nacht von Freitag auf Samstag war die Terrorwarnstufe für Brüssel aufs höchste Niveau angehoben worden. Nach Angaben des Bürgermeisters der Brüsseler Gemeinde Schaerbeek sollen sich „zwei Terroristen“ auf Brüsseler Territorium befinden, und die könnten „gefährliche Taten verüben“.

Unerwähnt bleibt in diesem Artikel, wie auch in all den gut zensierten Fernseh-Talkshows, dass zumindest die Kulisse einer solchen Entwicklung von langer Hand vorbereitet worden ist. Schon am 16. Mai 2010 berichtete Europe News, dass die europäische Hauptstadt Brüssel rasend schnell islamisch wird. Bereits 2008, so heißt es dort, waren 56,5 Prozent der Einwohner Brüssels „Ausländer“, und 2010 waren es schon 68 Prozent. Hierbei kommt es fairerweise drauf an, wie man Ausländer definiert, denn gemeint sind hier die sogenannten Allochthonen, d.h. nach gängiger Definition Personen, die entweder selbst im Ausland geboren sind oder bei denen mindestens ein Elternteil im Ausland geboren ist. Viele dieser Menschen haben die belgische Staatsbürgerschaft angenommen und werden als Allochthonen weiterhin mitgezählt, etwa gemäß dem deutschen Begriff des Migrationshintergrunds. Entsprechend meldet am 7. Mai 2013 voxeurop.eu, dass die belgische Tageszeitung Le Soir sich in einem Dossier unter dem Titel SOS Brüssel darum sorgt, Brüssel sei eine ultra-gemischte Stadt, die darum kämpft, mit ihrer Vielfalt fertig zu werden“. Der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund betrage in Brüssel 75,6 Prozent. Bis 2023 werde sich der Anteil auf 83 Prozent erhöhen.

Die Prognose der oben zitierten Europe News lautete ganz ähnlich, 85 Prozent der Einwohner Brüssels hätten im Jahr 2020 Migrationshintergrund, und die meisten davon wären Muslime. (Hey, muss das sein? Ausgerechnet in der Hauptstadt der Europäischen Union, und rings um die NATO-Zentrale?) Diese Entwicklung sei in fast allen großen belgischen Städten festzustellen, die Muslime übernehmen die Ballungsgebiete und dieser Vorgang sei bereits unumkehrbar. -- Na schön. Mein Computer wird auf verdächtige Weise immer langsamer und macht komische Zicken, während ich an diesem Thema herumbohre, und da ich in einer ruhigen deutschen Provinzstadt lebe, sollte ich mich vielleicht doch zu einem kleinen Sonntagsspaziergang vor die Tür wagen. Oder? Die können ja nicht überall gleichzeitig Stunk machen, die Terroristen. Die Belgier bleiben drinnen, heißt es verallgemeinernd im Handelsblatt. Alle Belgier? Das Internet an meinem Bildschirm reagiert kaum noch ... Ah, hier, immer noch Großraum Brüssel: Den Bürgern wurde empfohlen, in ihren Häusern zu bleiben sowie Ansammlungen, Bahnhöfe, Flughäfen und Einkaufszentren zu meiden. Der Metro-Verkehr wurde eingestellt, zudem wurden viele Geschäfte geschlossen.“ Falls die Terroristen von unbekannten Gönnern angeheuert wurden, um sich möglichst wirkungsvoll als Spaß- und Spielverderber zu betätigen, haben sie dieses Ziel mit relativ billigen Mitteln erreicht. Per Hebelwirkung durch Einschüchterung werden Staat und Medien quasi zu ausführenden Organen der Miesmacher, wenn es darum geht, die einsetzende vorweihnachtliche Stimmung zu verhunzen. Wir müssen uns wohl warm anziehen (es ist auch gerade eine Kältewelle angebrochen).

Problem, Reaktion, Lösung

21. November 2015: Problem Reaktion Lösung ist ein massenpsychologisches System der Bewusstseinskontrolle – es dient dazu, das Bewusstsein der Massen zu steuern und auf diese Weise strategische Schritte vorzubereiten, die andernfalls nicht durchsetzbar wären. Mit den Problemen, die normalerweise auftauchen, kämen wir ganz gut zurecht. Wir wären nicht hinreichend verunsichert, um schwerwiegende Eingriffe in die gesellschaftliche oder internationale Ordnung zuzulassen. Wer sich einbildet, er müsse möglichst schnell den Lauf der Geschichte umgestalten, braucht ein akutes Bedrohungsszenario, damit die Menschen ihre Meinung ändern. Man nennt das auch „Ordnung aus dem Chaos“, wobei aber das Chaos typischerweise zuerst hervorgerufen werden muss, um die Reaktion in Gang zu setzen.

Der erste Schritt ist daher die künstliche Schaffung eines Problems (z.B. Terrorismus, Finanzkrise, Flüchtlingsströme).  Zweitens muss die Reaktion der Bevölkerung gesteuert werden, indem die etablierten Medien (die überwältigend großen Sprachorgane des Establishments) nur diejenigen Aspekte des Problems besprechen, die unsere Drahtzieher gebrauchen können. (3) Der dritte Schritt besteht darin, die im Stillen von vornherein beabsichtigte Lösung bereitzustellen (z.B. Kriegseinsätze, Steuervergünstigungen für Großkonzerne, verschärfte elektronische Überwachung, Streichung von Sozialleistungen, Senkung der Reallöhne, Enteignungen und Ähnliches).

Die galoppierende Weltkrise: Kriegen wir den Überblick? Oder nur Bruchstücke?

20./21. November 2015: Die Bevölkerung wird natürlich zum Hampelmann des Medien-Getöses gemacht was auch immer gerade Thema Nummer 1 ist, verdrängt all das andere, was in letzter Zeit sonst noch als weltbewegende Katastrophe ausgemalt wurde.  Jetzt scheint nur noch der hoch aufwiehernde IS-Terrorismus auf europäischem Boden interessant, während man weiterhin unregistrierte Zuwanderer hereinströmen lässt und im Inland ernstlich die Kontrolle verloren hat absichtlich? Aber was wurde aus der Griechenland-Krise? Das war doch vor wenigen Monaten medialer Anlass zu höchster Sorge um den Bestand der Europäischen Union. Den Griechen geht es nicht besser als vorher, man redet bloß gerade nicht davon. Und was wurde aus den schrecklichen Ereignissen in der Ukraine? Nix da. Jetzt reißt sich alle Welt um Putin, weil er gegen den Wüstenterror da unten endlich mal draufhaut.

Wie sieht es mit der drohenden Wirtschaftskrise aus, dem weltweiten Zusammenbruch der Finanzen? Scheint gerade nicht besonders interessant, obwohl die Aktienblase seit einiger Zeit extrem trügerisch ist. Will die Börse den totalen Krieg? Wieso zündelt Friedens-Nobelpreisträger Obama im Südchinesischen Meer mit Provokationen? Und nicht etwa, dass die Chinesen mit ihren vorgeschobenen künstlichen Inseln dort sonderlich brav wären!? Können wir mehr als ein Thema zur selben Zeit nicht verkraften? Stimmt das überhaupt alles, was uns erzählt wird? Wenn wir lange genug schwarz vermummte Terroristen und teilweise ebenso schwarz vermummte Polizisten und Sondereinsatzkommandos zu sehen bekommen, da werden Weiber zu Hyänen, nein, das vielleicht nicht, aber möglicherweise Pazifisten zu Militaristen. Das macht allein schon die nagende Angst. Und wenn das aktuelle Bedrohungs-Thema dann genügend heftig und nachhaltig eingebläut ist, lässt sich der gewünschte Verängstigungs-Effekt durch reelle oder fiktive Umfragen bestätigen (seht her, die Prozente, wie tüchtig wir sind, wir haben euch das Gruseln gelehrt!), und deshalb kann der Bevölkerung die nächste autoritäre Lösung, die zum Dauerzustand werden soll, aufoktroyiert werden, ohne dass es große Proteste gibt. Um Ordnung (die faschistische neue Weltordnung) aus dem Chaos zu schaffen, wird nach der bekannten Formel Problem Reaktion Lösung zunächst Chaos gesät. An dieser Front steht Frau Merkel leider ganz vorn. Ihre polnischen, tschechischen und ungarischen Kollegen sehen das ganz deutlich.

(Abb. links: Alles Männer, oder was? Da können Sie lange suchen, die einzige Dame ist offenbar die verlorene blonde Polizistin am linken Bildrand, die als Schäferhund überfordert ist. Es ist nicht zu fassen. Nach Angaben der Vereinten Nationen bestehen die syrischen Flüchtlingsmassen, die ja zum überwiegenden Teil noch gar nicht in Europa gelandet sind, aus über 4 Millionen Menschen, die zu 38 Prozent jünger als 11 Jahre alt sind, zu über 50 Prozent Minderjährige unter 17 sind, und nur 22 Prozent sind angeblich Männer im Alter von 18 bis 59; das Letztere wären an die 900.000 Mann [Quelle: I.C.H.]. Ja, Heidewitzka, das deckt sich nicht mit diesem Foto und ähnlichen Fotos von Ankömmlingen in Europa, denn wo sind die Frauen und Kinder? Wären die nicht besonders schutzbedürftig? Na, erstens können viele Männer darunter sein, die keineswegs aus Syrien kommen, und zweitens sind wohl vorrangig die kräftigen erwachsenen Männer auf den mühsamen Marsch nach Europa losgeschickt worden, während die Frauen und Kinder in Syrien oder z.B. in dürftigen türkischen Zeltlagern blieben, in der Hoffnung, dass sie später nachgeholt werden oder auf Unterhalt vonseiten ihrer in Europa aufgenommenen Familienmitglieder zählen können.)

Wo es wirklich einmal Proteste gegen wesentliche Globalisierungs-Diktate gibt, wie z.B. eine Großdemonstration gegen das versklavende, demokratiefeindliche Freihandelsabkommen TTIP neulich in Berlin, da halten sich die Medien lieber ans weitgehende Schweigegebot und lenken die Blicke auf markerschütternde Gewalt-Inszenierungen, egal wer diese kaltblütigen Exzesse nun wirklich organisiert oder durch seine elende Bombardierungspolitik mit heraufbeschworen hat. Demonstrativ Einsätze gegen den IS zu fliegen hört sich gut an, aber haben wir uns da nicht allzu schnell einwickeln lassen? Es gibt Personen und Organisationen, auf die man unbedingt draufhauen sollte, wenn man sie präzise im Fadenkreuz hat, aber wie macht man das jetzt genau und was heißt es zum Beispiel, Luftangriffe gegen Rakka zu fliegen, die Hochburg des IS? Die Stadt hatte vor dem syrischen Bürgerkrieg 277.000 Einwohner, 2010 noch etwa 200.000. Wie steht es mit dem genauen Ausmaß der Kollateralschäden? Wie sehr werden durch die neueste Bombardierungswelle die Flüchtlingsströme vergrößert? Darüber redet keiner, schließlich ist die hiesige Bevölkerung durch die krassen Vorkommnisse und Darstellungen jetzt erst einmal hinreichend schockiert, um keine Fragen zu stellen; wie betäubt, oder zum Teil auch ohnmächtig und mit brachialen Racheplänen allzu rasch einverstanden, vor allem weil die todessüchtigen unmittelbaren Mörder sich gewöhnlich gleich selbst hinrichten und die Justiz deshalb mit leeren Händen dasteht. Die Bildzeitung online schreibt am 18.11. recht cool und grammatisch unbeholfen: Bei Luftangriffen französischer Jets und Flugzeugen [sic!] anderer Nationen sind in den vergangenen drei Tagen mindestens 33 Extremisten getötet worden. Zudem gebe es Informationen über weitere Opfer, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.“ Die Erwähnung „weiterer Opfer“ ist recht pietätvoll und unbestimmt.

Im Interesse des Überblicks und der eigenen Ausgewogenheit lasse man sich zwischendurch auch Zeit und Ruhe zum normalen Leben, womit sich die Gedanken wieder ordnen und entspannen und hoffentlich am Ende der Blick sich wieder schärft. Es empfiehlt sich auch, den Blick schweifen zu lassen. Schweifen! Je mehr sie uns auf eine bestimmte Sache fixieren wollen, umso mehr sollten wir uns darin üben, nach den anderen existierenden Problemen und Verrücktheiten zu fragen und die Gesamtlage zu erfassen.

Herbstlich prachtvoller Dekorationsladen in Duisburg

„Links“ und „rechts“ in der Flüchtlingswelle

15.-17. November 2015: Angesichts der neuesten Ereignisse – der schweren terroristischen Anschläge in Paris genau Freitag, den 13. November – herrscht im Grunde nur Erschütterung und nahezu Sprachlosigkeit. Meine nachfolgenden Notizen entstanden größtenteils allerdings schon am 7. November (siehe weiter unten) und behalten eine gewisse Relevanz, u.a. weil jedem Kritiker der zügellosen Masseninvasion Schlagworte wie „rechtspopulistisch“, „rechtsextrem“ oder „rechtsradikal“ um die Ohren gehauen werden. Indes zählt das Bundeskriminalamt hierzulande laut Nachrichtensender ntv sowieso schon 43.000 Personen zur islamistischen Szene; davon gelten 420 Personen als sogenannte Gefährder, also potenzielle Terroristen. Wir sind nicht ganz dicht, wenn wir solche Zahlen auch noch durch eine unkontrollierte, unsortierbare und zukunftsträchtige Invasion aus muslimischen Ländern erhöhen.

Nebenbei gesagt geht mir auch, obwohl dieser Aspekt keine Gewalttaten (!) rechtfertigen kann, der Vormarsch des westlichen Satanismus auf den Sack, auch in seiner „spielerischen“ Form, der sich u.a. darin zeigt, dass sich ein recht großes Publikum bedenkenlos für eine Band begeistern kann, die Eagles of Death Metal heißt („Adler-des-Todes-Metall“ bzw. „Adler der Stilrichtung Death Metal“, wenngleich sie eher einen ruppig-rauen Garagenrock spielen). Die treten nämlich auch gern mal mit Teufelshörnern auf dem Kopf auf, siehe hier. Der Auftritt dieser „Todesadler“-Band im Bataclan am 13.11. wurde durch den islamistischen Terroranschlag abgebrochen, dessen eigene, nicht nur gespielte, sondern tausendmal bösere und obendrein kaltblütig durchorganisierte Todeslust allein in dieser Konzerthalle die größte Zahl an Mordopfern forderte. Denn die Terroristen flirten ja nicht nur mit kultigen, unartigen Ideen vom Bösen, sondern freuen sich in ihrem euphorischen Gehirnwäsche-Zustand auch während der Orgie des Mordens schon auf den eigenen Tod durch Gnadenschuss oder Selbstmord-Sprenggürtel und umso mehr auf die völlig unwahrscheinlichen 72 Jungfrauen im Paradies. Da funktionieren die normalen Abschreckungsmittel nicht. Es ist also, so oder so, der Teufel los, zuerst im Geiste, dann im Gemetzel. Man fragt sich, ob die Planer obendrein ganz bewusst Freitag, den 13. ausgewählt haben, was eher nach einem illuminatischen Drahtzieher-Witz als nach islamistischer Verarschung westlichen Aberglaubens aussieht.

Kurz gesagt, man sollte nicht unbedingt dem Tod huldigen, weder künstlerisch noch religiös oder terroristisch, aber das ist lediglich meine Privatmeinung, die sich auch höchst verwundert gegen die weit verbreitete deutsche Tatort-Sucht richtet. Mord, Mord, Mord, und immer noch geil darauf? Als schockierter Vertreter der „westlichen Wertegemeinschaft“ muss man so ein bühnengerechtes, musikalisch verbrämtes Teufels-Marketing wie das der Eagles of Death Metal, die sich übrigens durch den Bühnenausgang retten konnten, trotz des Terror-Schocks oder gerade deshalb nicht unbedingt gutheißen (genauso wenig wie die grässlichen gotteslästerlichen Geschmacklosigkeiten, mit denen Charlie Hebdo früher aufwartete). Und dennoch sollten wir zur Verteidigung einer uneingeschränkten künstlerischen, satirischen, religionsvernarrten oder auch religionskritischen Meinungs- und Äußerungsfreiheit eine durchaus kämpferische Position beziehen, d.h. die Dschihad-Radikalinskis schleunigst abschieben, die bereits hier sind, und die inzwischen als „Kalifat“ organisierten, schwarz vermummten Totmacher auch militärisch eindämmen, bevor sie sozusagen von Karthago aus in See stechen und in Rom die Hölle losmachen, oder was sie sonst noch alles vorhätten. Der Grund für unsere kategorische Ausdrucksfreiheit liegt schlicht und einfach darin, dass wir nach langer, bitterer Erfahrung jetzt konsequent genug sind, um im gesellschaftlichen Diskurs nicht von der Existenz, Feststellbarkeit oder gar Durchsetzbarkeit einer absoluten Wahrheit auszugehen. Privat kann jeder seine eigene absolute Wahrheit pflegen, wenn er so will, und er kann auch davon reden, aber es muss ihm verwehrt bleiben, andere Menschen zur Annahme desselben Glaubens zu zwingen. Wir wollen die Kräfte der freien Meinung, der freien Forschung, der künstlerischen und philosophischen Ausdruckskraft zu ihren eigenen Ergebnissen gelangen lassen und sehen darin die beste Grundlage für die Weiterentwicklung der Zivilisation.

7. November 2015: Wären die banalen politischen Bezeichnungen „rechts“ und „links“ überhaupt maßgeblich, müsste meine Position in vielen Fragen wohl eher „rechts“ als „links“ genannt werden. Aber letztlich bin ich, ganz pragmatisch, doch eher von einer liberalen „Mitte“ her bestimmt. Ich glaube auch, man arbeitet besser mit einem Spektrum von Freiheit zu Unfreiheit, womit sich alle „Parteien“ viel realistischer einordnen ließen als mit der nebulösen Links-Rechts-Sortierung. Unsere schöne demokratische Mitte landet auf einem Frei-Unfrei-Spektrum trotz aller Langweiligkeit ausgesprochen „extrem“ am Freiheits-Ende der Skala! Unter normalen Verhältnissen trifft das zu. Und je weiter links (sozialistisch / kommunistisch verbittert) oder rechts (nationalistisch / diktatorisch übellaunig) man steht, umso unfreier werden die Systeme; sie landen gemeinsam am anderen Ende des Spektrums in der Kategorie „äußerst unfrei“. Im Extremfall ist die diktatorische Härte eines Sowjetkommunismus von nationalistisch-faschistischen Regimes kaum zu unterscheiden, jedenfalls was die Unterdrückung des Individuums angeht.

Einer meiner zeitlosen Show- und Scherz-Favoriten

Auch das ist „Paris“, oder zumindest westliche Lebensfreude im amerikanischen Stil: ein schlankes, steinreiches Praliné namens Paris Hilton, hier in der Late Late Show (März 2009) beim Dekolleté-Flirt mit Craig Ferguson. Heute sagt man ja kaum noch „Dekolleté“: Das ist so ein Ausschnitt, aus dem die Möpse fast rauskullern. Hat in Amerika heutzutage größeren Kultstatus als bei uns und heißt cleavage.

 

<Wie geht's mit den Sexgeschichten in deinem Leben, mit deinen Dates, ist alles in Ordnung? Du stehst wieder in sämtlichen Klatschblättern, das ist dir wohl klar.>

<Für mich läuft's richtig gut ... ich bin echt glücklich.>

<Ist es schwierig, in Los Angeles einen netten Mann zu finden?>

<Es ist sehr schwierig.>

<Da fällt mir doch gleich ein Mädchen ein, das ich kenne.>

<Aber wenn man einen Netten findet, ist es gut.>

<Wenn du in einem dieser Ummf-ummf-Klubs einem begegnest, wie kannst du wissen, ob er nett ist? Du kannst ihn ja weder richtig sehen noch hören!>

<Ich lerne Männer kaum in Klubs kennen, die sind nicht mein Typ. Das sind gewöhnlich die plumpesten Mais-und-Käse-Klopse, ich rede also meistens nicht mit Männern in Klubs.>

<Aber wo triffst du sie dann? Im Waschsalon?>

<Bei Freunden ... oder im Fitness-Klub.>

<Im Fitness-Klub?>

<Keine Ahnung, ich sauge mir das nur grad aus den Fingern. Ich geh nicht zur Fitness!>

<Tust du bestimmt! Du siehst sehr gesund aus! Ich wollte schon sagen, du siehst gesünder aus, als ich dich je gesehen habe.>

<Danke ...> (Blick hinab ins eigene Dekolleté) <... nur für dich!> (Kichern) <Jedes Mal, wenn ich zu dieser Show komme, sagen mir alle, du musst dich richtig sexy anziehen für Craig, der mag das.>

<Echt? Wer behauptet denn das?>

<Alle! Die sagen, er liebt großzügige Dekolletés, also dachte ich, fein.>

<Was?! Moment mal, das könnte gelogen sein! Ich genieße Dekolletés, und ich bin amerikanischer Staatsbürger! Ich habe ein Anrecht darauf!>

<Wer liebt denn auch Dekolletés nicht?!>

<Du hast völlig recht! Ich werde dir sagen, wer Dekolletés nicht liebt! Al Kaida!>                  (Komplettes Interview hier)

Die momentane Flüchtlingskrise sehe ich somit einerseits aus traditionell „linker“ Sicht, nämlich als das Umschwappen und Zurückströmen der kolonialen Ausbeutung früherer Jahrzehnte und Jahrhunderte, sodass ich ohne weiteres auf den kriegerischen und geopolitischen Imperialismus der USA und ihrer europäischen Verbündeten schimpfen würde. Andererseits sehe ich die Problematik mindestens genauso scharf unter dem Aspekt des nationalen Interesses und würde sogar diagnostizieren, dass nur die dekadente transatlantische Wertegemeinschaft so leichtsinnig und naiv ist, sich eine massive, flächendeckende Invasion gefallen zu lassen – in den USA von Süden her aus dem lateinamerikanischen Raum und in Europa von Süd und Südost. Ich würde sagen, bis zu 5 Prozent Ausländer, egal welcher Hautfarbe, sind in jedem Land genug – und bei guter Integration auch gern gesehen. In Frankreich kommen nun allein die Muslime auf  über 9 Prozent, womit eine Art kritische Masse erreicht ist, auch wenn es zum Teil französische Staatsbürger sind. Es stimmt aber auch, dass wir ach so edlen „Kaukasier“ (vor allem Europäer, Russen, Nordamerikaner) Jahrhunderte lang eine rücksichtslos imperialistische Politik getrieben haben und während der letzten zwei Jahrzehnte genau die Gegenden massiv bombardiert haben, aus denen nun die Flüchtlinge hereinströmen (und unter diesem Deckmantel kommen sicher auch zahlreiche islamistische Krieger und potenziell rekrutierbare Krieger). Wie will man etwaige Lösungsansätze jetzt noch mit „rechts“ oder „links“ vernünftig aussortieren? Diese Begriffe sind veraltet. Die Zukunft sollte einer Art „Linksrechts“ oder dem „Libertarianismus“ gehören (Libertarian ist in den USA ein Begriff für Freiheitlichkeit und „schlanken Staat“, weil mit dem Wort liberal dort nur „sozialistisch“ assoziiert wird).

Man könnte nun sagen, eine solche Einstellung ist national und sozial, also wäre sie eigentlich im wahrsten Sinn des Wortes „nationalsozialistisch“, aber dieses Wort ist aufgrund unserer Vorgeschichte natürlich passé. (Hitler war ein Betrüger; zig Millionen Leichen sind auf keinen Fall ein „soziales“, „sozial gerechtes“ oder „sozialistisches“ Endprodukt, sondern das Werk von Volks- und Menschheitsfeinden, und die deutsche Nation wurde durch Hitlers Krieg ebenfalls weitgehend vernichtet. Insofern war „Nationalsozialismus ein Lügenbegriff. So wird ein Wort, das andernfalls frei definierbar hätte bleiben können, zum absoluten Unding.) Ein Gesellschaftssystem wie das der sozialen Marktwirtschaft lässt sich innerhalb einer Nation verwirklichen, die einen produktiven Konsens hat, nicht allzu viele Faulenzer duldet und sich ganz bestimmt nicht zum Sozialamt anderer Völker machen lässt. Andernfalls geht das System nämlich pleite. Das sollte jedem einleuchten.

Wenn heute der politische Trend in Griechenland als „linksnational“ bezeichnet wird und wenn wir sehen, dass allein schon aus Gründen der praktischen Machbarkeit (sprich Aufnahmefähigkeit) eine weitaus rigorosere, konsequentere Abwehr gegen die aktuelle Invasion erforderlich ist, dann hat das ja nichts mit Nationalsozialismus im Sinne von Antisemitismus, aggressivem Rassismus, Kriegstreiberei, Lebensraum-Beschaffung, Revanchismus und diktatorischem Führerstaat zu tun, sondern hier haben lediglich einige Leute gesagt: Es gibt so etwas wie ein nationales Interesse, und es gibt auch die Notwendigkeit, der kriegerischen kapitalistischen Gier die Stirn zu bieten. Eine solche Argumentation gerät sofort ins Zwielicht der Missverständnisse, weil sie fürs breite Volk scheinbar zu viel Differenzierung erfordern würde; deshalb treten wutschäumende Agitatoren wie Höcke auf die Bühne und verderben den Brei mit dumpfigen Phrasen, die beim Pöbel gut ankommen. Das schadet natürlich der Sache, um die es konkret geht.

Jedenfalls sind „offene Grenzen“ und „großzügiger Wohlfahrtsstaat für alle, die sich auf unserem Territorium befinden“ ein katastrophaler Widerspruch, womit wir nicht nur bankrott gehen, sondern auch auf einen Bürgerkrieg zusteuern, oder zumindest auf eine allmähliche Selbstabschaffung. Unter anderem soll hier wohl letzten Endes die teils christlich, teils humanistisch motivierte Hilfsbereitschaft ad absurdum geführt werden.

Diese rot-grüne, völkervermischende Mitleids-Utopie, die Deutschland zum Sozialamt weiter Teile der Welt machen will, stößt allerdings, wie man bereits sieht, sehr empfindlich an praktische Grenzen, sodass der Fehler hoffentlich doch noch korrigiert wird, bevor uns der Himmel auf den Kopf fällt. Was Frau Merkel betrifft: Die warmherzige, madonnen- und gluckenhafte Einladung an alle Welt war unmöglich durchzuhalten; aber ich kann mir gut vorstellen, was in ihrem Kopf vor sich ging. Den Menschenstrom an der Grenze gewaltsam zu stoppen, hätte unter Umständen eine Ermächtigung zum Waffengebrauch erfordert, und zu dieser notwendigen Konsequenz der Staatsraison, eingeleitet durch mildere, vorbereitende Maßnahmen wie Informationspolitik, Barrieren und Stacheldrahtzaun, kann sie sich aufgrund der DDR-Vergangenheit nicht durchringen – obwohl es nicht ganz dasselbe ist, denn die DDR hielt ihre eigenen Bürger gefangen, wir jedoch in der heutigen Lage müssen gegen eine massive Invasion von außen gewappnet sein, die nachweislich unsere Rechtsordnung und die soziale Stabilität zerstört (das geschieht ja bereits).

Bis jetzt hat niemand „Schießbefehl“ gesagt, oder? Aber eigentlich müsste jedem klar sein, dass Widerstand gegen die Staatsgewalt in Verbindung mit illegalem Grenzübertritt durchaus den Waffengebrauch vonseiten der Grenzschützer herausfordert. Das ist normal! Es steht nicht im Widerspruch zur Rechtsstaatlichkeit und ist auch nicht „antidemokratisch“, sondern juristisch einwandfrei und kann notwendig sein, um Recht und Ordnung wiederherzustellen.  

Ich würde beipflichten, dass Asylbewerbern aus echten Krisen- und Kriegsgebieten ein Schutz zusteht, aber es kommen da mindestens zur Hälfte auch Leute aus ganz anderen Ländern hereingeströmt (der Staat versagt ja bereits beim Abzählen, ganz zu schweigen von der Identifizierung der Einreisewilligen, und das Aussortieren gefälschter Pässe wird zum Albtraum). Die spätere „Abschiebung“ von 480.000 Menschen, falls wirklich bis zum Jahresende 800.000 hier eingetroffen sind (nach grober Schätzung haben höchstens 40% Anspruch auf Asyl), wird ein extremes logistisches Problem. Da hätte man sie lieber nicht reinlassen sollen (leicht gesagt, ja!), und man sollte auf das Reinlassen schleunigst verzichten, damit die Lawine nicht über unserem Kopf zusammenschlägt. So oder so verbleibt am Ende eine gigantische Dunkelziffer illegal im Land befindlicher Ausländer.

Allein in Brandenburg haben im Zeitraum September/Oktober 2015 ganze 7.000 Personen auf eigene Faust ihre zugewiesenen Flüchtlings-Unterkünfte verlassen und wandern von dort aus jetzt ungehindert und unkontrolliert umher. <Nach offiziellen Zahlen der Landesregierung [Brandenburg] sind seit Anfang September mehr als 17.000 Neuankömmlinge ins Land gekommen. Rund 7800 sind in Städten und Gemeinden untergebracht worden, knapp 2700 Menschen sind derzeit noch in den Erstaufnahmen. Daraus folge, dass mindestens rund 7000 Menschen eigenständig abgereist sind.> (DIE WELT online, 29.10.2015) – Tausende grimmige Landstreicher aus weiter Ferne, die unserer Sprache nicht mächtig, aber durch Handys vernetzt sind? Und dann kommt der Winter? Man kann sich denken, was bei solchen Ausreiß- und Verselbständigungs-Bewegungen alles herauskommen kann, wenn die Lage sich militarisieren sollte. Vielleicht sehen Männer eine solche massive, illegale Einwanderung starker, kampffähiger junger Kerle aus einem teilweise ziemlich aggressiven Kulturkreis weitaus eher mit großen Bedenken, während bei unseren Frauen oft das Mitgefühl überwiegt.

Wieso sich dieser Kulturkreis aber so aggressiv gebärdet, das liegt nicht nur in kulturellen Eigenheiten und Fehlschlägen, sondern teilweise in der Einmischungs- und Bombardierungspolitik der USA und ihrer NATO-Verbündeten und Saudi-Kumpane begründet. Ich vermisse da ein klares Wort unserer Bundesregierung – sie sollte sich von der bisherigen, sinnlosen, kontraproduktiven Militärpolitik der USA nachdrücklich distanzieren. Kann sie aber nicht, eben weil wir kein wirklich souveräner Staat sind. Und das wiederum gilt als ein Lieblingsthema der so genannten „Rechten“, sollte aber öfter zur Sprache gebracht werden.

Nebenbei gesagt sollte ein jeder sich im gesellschaftlichen Umgang weiterhin friedlich verhalten, und es kommt auch immer auf den konkreten Kontext der Lebensumstände an. Wenn jemand an einer Schule unterrichtet, die zu über 60 Prozent von muslimischen Schülern besucht ist, wie das z.B. in Frankfurt bereits vorkommt, dann ist zwar das Überwältigungs-Argument der besorgten Bürger fast schon bewiesen – aber gleichzeitig sind diese Menschen jetzt eben hier, viele sind gut motiviert und anständig, und die Antwort auf gesellschaftliche Probleme besteht natürlich auf keinen Fall darin, bürgerkriegsähnliche Unruhen einzuleiten. Je besser diese zweite und dritte Generation mit „Migrationshintergrund“ integriert werden kann, umso besser stehen die Zukunftsaussichten für unsere Gesellschaft.

Aber wir müssen ja nicht so tollkühn sein, uns hoffnungslos überfordern zu lassen.

 

Flüchtlingsdrama und Invasionsrisiko

22.-31. Oktober 2015 (Erweiterungen am Ende des Artikels): Vor ein paar Tagen hatte ich hier satirische Sprüche über das Flüchtlings- und Invasionsdrama eingeblendet, aber das macht alles keinen Spaß, und es gibt jetzt zu viele Leute, die in helle Aufregung geraten, egal was gesagt wird. Also irgendwie tief Luft holen, und noch einmal von vorn – wenn überhaupt.

Um mit der Überfülle an Informationen klarzukommen, überlegt man sich am besten, was man eigentlich will. Darauf läuft es doch sowieso hinaus: Die Leute glauben, was sie wollen, legen sich alles so zurecht, wie sie es gern hätten, und picken sich aus jeder noch so edlen Philosophie genau das heraus, wodurch sie sich in ihren Überzeugungen und fixen Ideen bestätigt und in ihren Missetaten, Fehlern und Versäumnissen entschuldigt sehen, während andere angeblich schuld sein sollen. Es ist auch stets die persönliche und kollektive Versuchung gegeben, den eigenen Lebensstandard auf Kosten anderer zu erhalten und den Rest der Welt zu beherrschen, während man die letzten Nischen verteidigt, in denen die eigene kleine Freiheit gewahrt bleibt. Daher können mit geschickten Psychotechniken die Gemüter hierhin und dorthin gelenkt und ausgenutzt, entzündet, entflammt und entmutigt werden. Die Tugenden der Menschen werden missbraucht, um im Endeffekt finstere Ziele zu fördern. Ganze Bevölkerungsgruppen werden durch endlose Propaganda aus allen Kanälen polarisiert.

Plötzlich zeigt sich ein äußerst zerrissenes Bild der Gesellschaft, das von langer Hand vorbereitet war. Der langfristige gesellschaftliche und militärische Kriegszustand basiert aber immer auf einem Krieg der Herrschenden gegen die Beherrschten, während die sichtbaren Diskussionspartner oder Soldatenheere hüben wie drüben nur gegeneinander aufgehetzt wurden und eigentlich keinen Grund hätten, sich gegenseitig niederzumachen. Wer genau hinschaut, sieht klar und deutlich, dass all diese Soldatenmassen, egal wie tapfer, wirklich nur irregeleitete Narren sind, die mit der gegenseitigen Zerfleischung nur unendliches Leid fördern und niemals, selbst wenn sie „den Krieg gewinnen“, auch nur den geringsten Nutzen davon hätten. Alle miteinander sind sie Opfer ihrer dummen, hartherzigen Marionettenregierungen, die ihrerseits an ganz anderen Drähten hängen. Die einzigen Gewinner sind Rüstungsproduzenten und Großbankiers – oder dichterisch gesagt: Reptilien, Haifische, Vampire, Illuminaten, man kennt das ja, aber es gibt sie in Wirklichkeit, zum Teil ganz profan und unromantisch. Ob ein Land nachher größer oder kleiner ist, hat mit dem konkreten Glückspotenzial der Einwohner überhaupt nichts zu tun. Na ja, früher waren die Menschen dussliger und ließen sich leichter von großen, nationalen Ritualen berauschen, Siegesfeiern, Paraden usw.; in Russland scheint dieser Schwachsinn immer noch zu funktionieren, und die grausam jubelnden Halsabschneider und Vergewaltiger in ominösen Wüstenländern haben keine Ahnung, wie sehr man sie zum Narren hält. Die angeblichen Doku-Kanäle bzw. „deutschen“ Informationssender wie ntv und n24 zeigen seit vielen Jahren unfassbare Mengen an Hitler- und Kriegsgeschichten, und in letzter Zeit andauernd den Ersten und Zweiten Weltkrieg, auch andere Kriege, und verherrlichen die verschiedensten Waffensysteme. Wir sollen in Stimmung gebracht werden, ja aus der deutschen Seele soll wieder die Gewalt hervorgekitzelt werden. So sieht es aus.  

Am Ende kämpft Jeder gegen Jeden, sowohl in den einzelnen Ländern als auch international. Der Nahe Osten ist dank endloser Vernichtungsfeldzüge der USA und ihrer Verbündeten an diesem Zustand nah dran, und die deutsche Gesellschaft, wo sonst halbwegs die Vernunft herrscht, wird mit allen Mitteln unter Druck gesetzt. Durch gezielte Destabilisierung Nordafrikas und des Nahen und Mittleren Ostens gewaltige Flüchtlingsströme auf den Weg zu schicken ist die eine Methode; die andere Methode, noch nicht so deutlich erkennbar, ist die Welle an kampffähigen jungen Männern, potenziellen und tatsächlichen Dschihadisten, die im Schutze der Flüchtlingsmassen mit hereinströmen. Sehen Sie sich die Bilder genau an! Der Prozentsatz an kräftigen Kerlen zwischen 18 und 45 ist nicht zu übersehen, und aus dem syrischen Anteil der Flüchtlingsmassen wurde schon mehrfach bestätigt, dass höchstens die Hälfte der illegalen Ankömmlinge, die unkontrolliert die Staatsgrenzen überschritten haben, tatsächlich Syrer sind.

Hand aufs Herz: Die einzelnen Menschen, insbesondere die echten Kriegsflüchtlinge, können nichts dafür und haben ein menschliches Anrecht auf barmherzige Aufnahme – im Sinne einer vorübergehenden Lösung, bis sie sicher in ihre Heimat zurückkehren können. (Unsere Kapazität ist freilich begrenzt.) Selbst Wirtschaftsflüchtlinge suchen bloß, wie jeder von uns, nach einer besseren Überlebenschance, was aber nicht heißt, dass auch sie einen Anspruch auf Einlass hätten.

Aber die Hilfsbereiten hier in unserer Wohlstandsgesellschaft verdienen nachdrückliches Lob. Ich kann mich damit gar nicht messen. Wahrscheinlich bin ich schon viel zu träge, enttäuscht und verhärtet, und auch irgendwie alt und müde, außer beim Studieren und beim Schreiben. Würde mich auch lieber esoterischeren Themen zuwenden, oder allgemeine Grundlagen der Welt- und Geistesgeschichte ausarbeiten.

So ist zum Beispiel die Suche nach den Ursachen der weltweiten Wirren ebenso wichtig wie die christliche Tugend, mit der „wir“ „das“ „schaffen“ werden. Ich vermisse ein einziges klares Wort unserer Regierung, dass hauptsächlich die USA mit ihrer unsäglichen Einmischungs-, Terrorfinanzierungs- und Bombardierungspolitik diesen Zustand hervorgerufen haben und dass diese Politik nicht „funktioniert“, sondern beendet werden muss und dass wir uns davon lossagen müssen.

Das deckt sich mit der anfangs gestellten Frage, was man eigentlich will. Was will ich eigentlich? Wohl am ehesten Frieden, Ruhe, Ordnung, Demokratie, Freizügigkeit, Redefreiheit, Lebensstandard, sachliche Wissenschaft, klares Denken, freie Mystik und Freundlich-Himmlisches. Gegen ein gastfreundliches Land habe ich auch nichts einzuwenden. Habe selbst 33 Jahre meines Lebens in Dänemark zugebracht, war also als Erwachsener meistens ein Ausländer, und bin ausgesprochen dankbar, dass die dänische Bevölkerung kein Problem damit hatte. Es wäre also lächerlich, in der grauhaarigen Phase meines Lebens, zurück im Land meiner Vorväter, nun am Ende herumzurennen und „Ausländer raus“ zu schreien. Dümmlich, in der Tat.

Der Zuzug an Fremden muss allerdings integrierbar bleiben. Und selbstverständlich können wir Menschen, die aus der gleichen westlichen Wertegemeinschaft stammen und bei denen wir eine Art „Vorhersagbarkeit“ empfinden, mit viel größerer Leichtigkeit bei uns aufnehmen und eingliedern als staunenswerte Orientalen und Afrikaner, die doch, mal ganz ehrlich, völlig anders zusammengeschraubt sind. Nicht schlechter oder besser, aber anders. Die Tradition des Humanismus und des Christentums, der Demokratie und der persönlichen Freiheit haben wir mit Engländern, Franzosen, Nordamerikanern, West- und Nordeuropäern, auch Italienern und Griechen natürlich am ehesten gemeinsam, und darüber hinaus scheinen sogar die meisten Türken ganz gut mit uns Deutschen zusammenzupassen. Das haben wir uns so erarbeitet, aber es geschah nach und nach, es war zahlenmäßig erträglich, es gab zeitweise großen Bedarf an Gastarbeitern, und es waren nicht nur freie Stellen, sondern auch gewisse Grundlagen der Übereinstimmung vorhanden, sodass in diesem Grade die „bunter“ gewordene Zusammensetzung unserer Bevölkerung zu einem sehr akzeptablen Ergebnis geführt hat.

So weit, so gut. In der aktuellen Lage geht es aber auf Biegen und Brechen. Es knirscht doch schon verdächtig im Gebälk. Die vermehrte Zuwanderung aus Rumänien und Bulgarien in jüngerer Zeit, die Anwesenheit von erstaunlich vielen Russen, Ukrainern usw., ja vor allem die Frage, womit sich diese Leute alle den Lebensunterhalt verdienen (hm?), diese Faktoren geben bereits zu denken. Die Tendenz zur islamistischen Radikalisierung in Teilen der großen muslimischen Minderheit mag in Deutschland nicht so weit vorangeschritten sein wie in Frankreich, aber die Befürchtungen sind mancherorts schon ganz real. Nichts gegen ordentliche Asylanträge von Menschen, deren Leben daheim durch Krieg oder Tyrannei bedroht ist. Aber wenn jetzt die Grenzkontrollen zusammenbrechen – wer strömt uns da sonst noch alles herein? Jedes Land hat das Recht, die Grenzen dicht zu machen.

Es gibt also drei wesentliche Einwände gegen den derzeitigen Zustrom: (1) die unmöglich zu bewältigende Anzahl und Geschwindigkeit, (2) die mangelnde kulturelle Integrierbarkeit und (3) die aufgrund unterlassener Grenzkontrollen vermutlich bereits katastrophale Invasion islamistischer Kämpfer und Anwerber. Wobei das Letztere noch genauer zu beweisen wäre, möglichst bevor uns das Resultat unserer blauäugigen Naivität um die Ohren fliegt.

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Ein etwas anderes Thema: Bulgaren und Rumänen

Interessante Notiz am Wegesrand über den Zuwachs bei Bulgaren und Rumänen, was im obigen Artikel eigentlich kein Thema ist, denn mit der aktuellen „Flüchtlingskrise“ hat es nur peripher etwas zu tun: Nach offiziellen Angaben im Zuwanderungsmonitor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit) für September 2015 ist „im August 2015 die in Deutschland lebende Bevölkerung aus Bulgarien und Rumänien um 12.000 Personen auf insgesamt 637.000 Personen gewachsen. Bis zum Jahresende 2015 ist mit einem [bulgarisch-rumänischen] Bevölkerungszuwachs um 130.000 bis 150.000 Personen zu rechnen.“ Man würde schon sagen, dass aktuell 637.000 Zugewanderte aus Rumänien und Bulgarien eine stattliche Anzahl sind, und diese Menschen kommen im Rahmen der EU-Freizügigkeit ins Land. Man braucht sich aber nicht unmäßig darüber aufzuregen, denn wie die weitere Statistik in selbiger Quelle klarstellt, liegt in dieser Zuwanderungsgruppe die Arbeitslosigkeit (berechnet zur Basis der abhängig Beschäftigten) mit 9,3 Prozent nicht übermäßig hoch. Jedoch setzt sich der Anstieg der SGB-II-Leistungsbezieherquoten fort, nämlich so, dass im Juni 2015 doch ganze 105.000 Bulgaren und Rumänen Leistungen nach dem SGB II (Grundsicherung für Arbeitsuchende) bezogen, im Vergleich zu nur 64.000 im Vorjahresmonat. Somit liegt im Juni 2015 die Leistungsbezieherquote der Gruppe „Rumänen und Bulgaren“ mit 17,1 Prozent um 0,7 Prozentpunkte höher als beim Durchschnitt (16,4 Prozent) der ausländischen Bevölkerung im Allgemeinen. Der Unterschied zu anderen Ausländergruppen ist also nicht besonders signifikant. Über eine etwaige Dunkelziffer aus illegal Eingewanderten lässt sich diese Studie der Bundesagentur für Arbeit nicht aus.

Es sind aber zusätzliche Fakten angemerkt, die mit allem Nachdruck verdeutlichen, wie mit einer Sammelstatistik ein völlig falscher Eindruck erweckt werden kann, denn man sollte Rumänen und Bulgaren nicht in einen Topf werfen: Die Schere zwischen Bulgaren und Rumänen geht weiter auseinander! „So belief sich die Arbeitslosenquote der bulgarischen Bevölkerungsgruppe im Juli 2015 auf 16,0 Prozent, die der rumänischen dagegen nur auf 6,4 Prozent. Die SGB-II-Leistungsbezieherquote der Bulgaren lag im Juni 2015 bei 28,2 Prozent, die der Rumänen bei 11,6 Prozent.“ Aber hallo! Applaus für die Rumänen, und die Bulgaren könnten sich ein bisschen mehr anstrengen!

Niedrige Arbeitslosigkeit – eine Interpretationsfrage

Nebenbei gesagt, es ist alles nicht ganz so, wie man es sich im völkisch-pessimistischen Nebel denkt. Denn immerhin kann der Chef der Bundesagentur für Arbeit jetzt zum Monatsende verkünden, es habe im Oktober 2015 in Deutschland nur 2,65 Millionen Erwerbslose auf Jobsuche gegeben, so wenig wie seit November 1991 nicht mehr (laut Handelsblatt). Und das, obwohl uns insgesamt z.B. 637.000 „Rumänen und Bulgaren“ zugewandert sind, von den Polen mal ganz zu schweigen. Solange eine Vielzahl fleißiger Einwanderer mit anpackt, kann die Wirtschaftslage durchaus positiv beeinflusst werden, weil der Laden angekurbelt wird und sogar neue Arbeitsplätze entstehen! Freilich gilt immer noch „Trau, schau wem“. Teuer wird bei dieser Art „Durchlauferhitzer“ durchs angeblich reiche Deutschland die Abschiebung bzw. auch die mit Geldgeschenk verbundene „freiwillige Ausreise“ der abgelehnten Asylbewerber. Wenn tatsächlich 800.000 in einem einzigen Jahr hier ankommen und typischerweise nur 40 Prozent dieser Menschen Asyl bewilligt wird, wie (und wo) wird man dann die anderen 480.000 wieder los? Wie viele davon werden als Dunkelziffer in die Illegalität abtauchen? Da dürfte mittlerweile der Überblick fehlen. Es gibt andere Kritikpunkte, die man bedenken sollte, besonders die Frage nach der Unterminierung bestehender Tarifverträge, den Verlust gewerkschaftlicher Errungenschaften wegen allzu vieler „billiger“ Arbeitskräfte und das Lohndumping im Bereich der Zeitarbeit. All diese Zahlen springen laufend rauf und runter, stehen meist nicht im nötigen Kontext und sind schwer zu gewichten. Es bleibt eine gefühlte Unsicherheit, weil sich dauernd was ändert ... Wahrscheinlich versagen die administrativen Mittel, um die Fakten für ein großes Land wie Deutschland überhaupt noch verlässlich festzustellen.

Was genau ist „Migrationshintergrund“?

Migrationshintergrund ist ein Merkmal der amtlichen Statistik zur Erfassung von Zuwanderern und ihren Nachfahren. Bei der Bevölkerung mit Migrationshintergrund handelt es sich um „alle Ausländer und eingebürgerte[n] ehemalige[n] Ausländer, alle nach 1949 als Deutsche auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland Zugewanderte[n], sowie alle in Deutschland als Deutsche Geborene[n] mit zumindest einem zugewanderten oder als Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil“. (Statistisches Bundesamt, Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Bevölkerung mit Migrationshintergrund. Ergebnisse des Mikrozensus 2013, Fachserie 1 Reihe 2.2, Wiesbaden, 2014; hier zitiert aus EU-Migration nach Deutschland: Aktuelle Trends, von Marcus Engler und Martin Weinmann, März 2015.) Genau betrachtet reicht also der Begriff des Migrationshintergrundes teilweise bis in die dritte Einwanderer-Generation, also bis zu denjenigen Deutschen, die in Deutschland als Deutsche geboren sind, deren Vater oder Mutter jedoch noch als Ausländer zur Welt kam, selbst wenn er oder sie tatsächlich auch bereits in Deutschland geboren ist. Wir reden somit auch von den Enkeln der Einwanderer, außer wenn die zweite beteiligte Generation bereits mit deutscher Staatsbürgerschaft in Deutschland zur Welt kam. Eigentlich ist das ziemlich kompliziert, und man fragt sich benommen, wie gut diese Verhältnisse überhaupt statistisch erfassbar sind.

Eine etwas ältere Definition des Begriffes Migrationshintergrund lautete: „alle nach 1949 auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland Zugewanderten, sowie alle in Deutschland geborenen Ausländer und alle in Deutschland als Deutsche Geborenen mit zumindest einem nach 1949 zugewanderten oder als Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil“. (Statistisches Bundesamt Deutschland: Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Bevölkerung mit Migrationshintergrund – Ergebnisse des Mikrozensus 2005. Erschienen am 4. Mai 2007) Im Jahr 2006 lebten nach dieser Definition 15,3 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland, dies entsprach 18,6 % der Bevölkerung. Im Jahr 2009 stieg die Zahl der Personen mit Migrationshintergrund in Deutschland auf 16,0 Millionen oder 19,6 % der Bevölkerung. Das Wachstum ist auf den Anstieg der Zahl der deutschen Staatsbürger mit Migrationshintergrund zurückzuführen, da die Zahl der Ausländer in Deutschland seit circa zehn Jahren bei 7,2 Millionen stagniert. (Wikipedia unter Migrationshintergrund) Mein lieber Scholli, im Jahre 2009 waren es 19,6 % der Bevölkerung wie viele sind es dann jetzt im Jahr 2015, und wie viele werden es in fünf Jahren sein?

Übrigens zeigt sich am oben zuerst aufgeführten Zitat mit den vielen eingeklammerten [n]-Endungen, dass jemand beim Statistischen Bundesamt mit der deutschen Grammatik schwer zu kämpfen hatte, denn die eckigen Klammern sind überflüssig, nach „alle“ ist nur die „n“-Endung richtig, es müsste also unbekümmert heißen: „alle Ausländer und eingebürgerten ehemaligen Ausländer, alle nach 1949 als Deutsche auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland Zugewanderten, sowie alle in Deutschland als Deutsche Geborenen mit zumindest einem zugewanderten oder als Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil“. Es hat auch nichts mit Anti-Diskriminierung für männlich/weiblich zu tun, denn all die betroffenen Wörter stehen im Plural und die Mehrzahl von „der Geborene“ ist ebenso wie die Mehrzahl von „die Geborene“ identisch, nämlich „die Geborenen“. Also was soll das? Witzigerweise zähle ich nach dem Wortlaut dieser Definition selbst zu den Menschen mit Migrationshintergrund, weil ich zwar als Deutscher geboren und aufgewachsen bin, jedoch nach langjährigem Aufenthalt in Dänemark schließlich nach Deutschland zurückkehrte, und in diesem Sinne falle ich trotz meiner lebenslangen deutschen Staatsbürgerschaft und trotz meiner deutschen Eltern anscheinend in die Kategorie „alle nach 1949 als Deutsche auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland Zugewanderten“, weil ich im Jahre 2010, also „nach 1949“, tatsächlich „als Deutscher“ nach Schleswig-Holstein, also ins heutige BRD-Gebiet, zugewandert bin. Oder gibt es da eine trügerische Spezialdefinition für das Wort „zugewandert“? Ist ein Wiedereingewanderter kein Zugewanderter? Das ist doch lachhaft.

Wikipedia informiert uns des Weiteren: Eine etwas andere Definition wurde in der Migrationshintergrund-Erhebungsverordnung vom 29. September 2010 getroffen, die für den Bereich der Bundesagentur für Arbeit gilt, sie lautet: <Ein Migrationshintergrund liegt vor, wenn 1. die Person nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt oder 2. der Geburtsort der Person außerhalb der heutigen Grenzen der Bundesrepublik Deutschland liegt und eine Zuwanderung in das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland nach 1949 erfolgte oder 3. der Geburtsort mindestens eines Elternteiles der Person außerhalb der heutigen Grenzen der Bundesrepublik Deutschland liegt sowie eine Zuwanderung dieses Elternteiles in das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland nach 1949 erfolgte.> Okay, kapieren Sie den Unterschied noch? Ich habe keinen Bock mehr, darüber nachzudenken. Aber nach dieser Definition habe ich jetzt (laut Bedingung Nr. 2) eben doch keinen Migrationshintergrund, denn ich bin zwar nach 1949 zugewandert (in meinem Fall zurückgewandert) , aber mein Geburtsort liegt nicht außerhalb der heutigen BRD-Grenzen.

Straftaten von Asylbewerbern

Im Vergleich der Jahre 2013 und 2014 berichtet das Handelsblatt online am 29.09.2015: <Bundesweit hat die Zahl der Straftaten von Asylbewerbern stark zugenommen. Im Jahr 2013 listete die Kriminalitätsstatistik des Bundeskriminalamts noch 32.495 Taten auf, ein Jahr später waren es schon 53.890 Taten. Besonders drastisch fällt der Anstieg bei Delikten wie Diebstahl (2013: 9.421; 2014: 16.066) und bei Körperverletzungen (2013: 5.172; 2014: 8.994) aus. Stark zugenommen haben auch Delikte wie Gewalt- und Straßenkriminalität sowie Widerstand gegen die Staatsgewalt.> Diese Aussage ist unvollständig. Um mit einer solchen Information klar denken zu können, bräuchte man gleichzeitig folgende Angaben: a) Um welchen Prozentsatz hat die Anzahl der sich in Deutschland aufhaltenden Asylbewerber von 2013 auf 2014 zugenommen? b) Um welchen Prozentsatz wird die Anzahl der sich in Deutschland aufhaltenden Asylbewerber von 2014 bis 2015 ansteigen? c) Wie viele Asylbewerber hielten sich in absoluten Zahlen 2013 und 2014 in Deutschland auf, und wie viele werden es bis Ende 2015 sein? d) Wie hoch ist demnach die Anzahl Straftaten pro 1000 Asylbewerber in den Jahren 2013 und 2014, und projiziert im Jahr 2015? e) Wie hoch ist im Vergleich hierzu die Anzahl der Straftaten pro 1000 deutsche Einheimische? f) Wie hoch bei den in Deutschland ansässigen Ausländern im Durchschnitt? g) Werden solche vergleichenden Statistiken überhaupt geführt? Inwiefern ja, und inwiefern nein? Warum bzw. warum nicht?

Fest steht, dass sich die Zahl der Asylanträge in Deutschland nach einem Tiefststand von 28.018 im Jahr 2008 stetig steigerte bis auf 77.651 im Jahr 2012, dann 127.023 im Jahr 2013, 202.834 (2014) und schließlich 303.443 (allein für die Periode Januar bis September 2015). (Statistik-Schaubild siehe hier.) Das ist zwar nicht die exakte Anzahl der Menschen, die sich als Asylbewerber jeweils hier aufgehalten haben, aber angesichts der statistischen Entwicklungstendenz ist es generell nicht verwunderlich, dass die Anzahl der Straftaten von Asylbewerbern zwischen 2013 und 2014 um 65,8 Prozent angestiegen ist.

 

 

Genter Altar geöffnet, Festtagsseite: Möge das Lamm diesmal nicht allzu viel Blut lassen müssen!

Is' ja ne Bombenstimmung

9. Oktober 2015: Eigentlich habe ich für das selbstmörderische Kaspertheater und sentimentale Lemming-Getöse dieses Planeten, unser schönes Deutschland inbegriffen, derzeit wegen beruflicher Hochsaison und thematischer Übersättigung fast gar keine Kommentarzeit übrig, aber ein paar Impressionen will ich weiterreichen, denn man sieht nicht gerne hin, aber es bläht und türmt sich auf im Verborgenen – oder eigentlich direkt vor unserer Nase, nur gucken wir auch "direkt vor unserer Nase" mittlerweile kaum noch hin.

Wir sehen hier den inhaltlich konsequenten, aber auch angeberischen Einsatz russischer Marschflugkörper (auch Flügelraketen oder Cruise-Missiles genannt), die dieser Tage von Kriegsschiffen im Kaspischen Meer (!!) gegen Rebellen in Syrien abgefeuert wurden: angeblich gegen Stellungen des "Islamischen Staats". Die Dinger fliegen bodennah mit einer Reichweite von 1550 Meilen (2500 km), um Abwehrsystemen auszuweichen, wechseln geschickt den Kurs und beschleunigen kurz vor dem Einschlag auf Überschallgeschwindigkeit. Man muss sich diese Feuerkraft mal ordentlich reinziehen, natürlich vorzugsweise nur in der Imagination, um zu begreifen, dass man den Bären seit langer Zeit wohl allzu leichtsinnig, ja in geradezu geisteskranker Blauäugigkeit provoziert hat, und um sich auch bunt, plastisch und dynamisch auszumalen, was wohl am Empfangspunkt dieser Höllenmaschinen passiert, wenn den weit entfernten Menschlein, die vielleicht doch nicht so präzise identifiziert wurden, die Eingeweide um die Ohren fliegen. Das sollte die kindische Begeisterung in Grenzen halten. Wobei jedoch der Herr Putin ganz recht hat, dass die USA und ihre Verbündeten, ganz besonders Saudi-Arabien, dieses IS-Monster in Syrien und im Irak überhaupt erst in jahrelanger Kleinarbeit mit Waffenlieferungen und Investitionen aufgebaut haben. Der russische Militäreinsatz begann am 30. September auf ausdrücklichen Wunsch der syrischen Regierung, die bereits schwer in die Ecke gedrängt war. Man kann es so interpretieren, dass Putin nach jahrzehntelanger "westlicher" Einkreisungs-, Bombardierungs-, Einmischungs- und Chaospolitik einfach nur zu retten versucht, was noch zu retten ist. Er konnte unmöglich die Krim, wo die russische Schwarzmeerflotte stationiert ist, einfach so als Anhängsel einer umfunktionierten Ukraine in die Hände einer sinnlos expandierenden Nato fallen lassen, und genauso wenig konnten die Russen tatenlos zusehen, während die US-Politik gegen den syrischen Machthaber Assad, hinterhältig vorangetrieben mithilfe islamistischer Rebellen, ihnen den wichtigsten Verbündeten am Mittelmeer und den Marinestützpunkt in der syrischen Hafenstadt Tartus streitig machte. Strategisch wichtig, weil russische Kriegsschiffe von Tartus aus binnen weniger Tage den Sueskanal und damit den Zugang zum Indischen Ozean erreichen könnten. Natürlich tut all das schon beim Zugucken sehr weh, und auch ohne weitere Auswertung weht jetzt ein rauher Wind.

 

Und zur Illustration hier die Info-Grafik zum Thema Sizzler (Zischer), dem aktuellen Marschflugkörper, der aus unerfindlichen Gründen, genau wie all die markigen Hitzköpfe und Kriegsliebhaber, mit uns gemeinsam auf demselben Planeten existieren darf. Vier Kriegsschiffe der Kaspischen Flotte feuerten 26 Klub-Marschflugkörper auf 11 Ziele in Nordsyrien ab. Unter den Schiffen waren eine Fregatte der Gepard-Klasse und drei Korvetten der Buyan-M-Klasse (im Bild); Übersetzung nebenstehend:

Der Zischer-Schlag über 1600 km: Fakten-Datei zum KALIBR NK (KLUB), Nato-Codename: Sizzler (Zischer). Sprengkopf: Bis zu 409 kg hochexplosiver Sprengstoff. Max. Geschwindigkeit 3.560 km/h. Länge: 8,84 Meter. Der Marschflugkörper wird senkrecht gestartet. Über Land folgt er einer bodennahen Marschroute, um Abwehrsystemen zu entgehen. 40 km vor dem Ziel löst sich der Sprengkopf ab, gewinnt an Höhe und beschleunigt vor dem Aufschlag auf Überschallgeschwindigkeit.

Ja, Heidewitzka, Herr Kapitän! Dass sie überhaupt genug Geld haben für solche Spielzeuge! Trotz all unserer Sanktionen? Es bestätigt sich wieder der schöne alte Satz: "Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg."

Impressionen am Tag der Deutschen Einheit 2015: Sprödentalkirmes in Krefeld

... Na ja, unterwegs zur Kirmes erschien mir in einem Antiquitäten-Schaufenster ein halb materialisierter Besucher aus der 5. Dimension. Er schien sich in einer übermannshohen Transportvase zu befinden. Die Struktur seines Gesichts kann auf den ersten Blick beunruhigend wirken:

In der Vergrößerung wird es auch nicht viel besser. Man könnte vermuten, dass das wirkliche Gesicht dieses Besuchers einfach nur von der knubbligen Oberfläche des Transportmittels verdeckt wird:

Ach so, wie dusslig, das bin ich ja selbst. Alles nur gespiegelt. Reiner Selfie-Stuss für einsame Herzen. – Wunderschön bunt, laut und stellenweise rasant präsentierte sich die Krefelder Oktober-Kirmes auf dem Sprödentalplatz:

Und das menschliche Dasein zeigte sich vor der Schreckensfront der Geisterbahn von einer seiner besseren Seiten.

Man könnte daraus schließen, dass alles doch irgendwie ganz anders ist, als man denkt. Wobei ich zugeben muss, dass ich schon seit längerer Zeit nichts Gehaltvolles mehr in die Tasten gehauen habe. Jedenfalls nicht auf diesem öffentlichen Forum. Die Skepsis nimmt überhand.

Oh du schönes, ruhiges, gesegnetes Heimatland!

(Aufgeschnappt im Schaufenster einer Duisburger Kunsthandlung)

15. September 2015: Der wackere Mauswanderer hat jedenfalls beschlossen, sich von angeblichen dunklen Wolken an den Randgebieten seiner netten, urtümlich grünen, beschaulichen Idylle nicht beirren zu lassen. Hier ist das Leben immer noch so schön, wie es laut Globalisierungs-Miesepetern nie war. Apropos Wolkenformationen, da erhaschte ich doch gestern abend ein paar besonders eindrucksvolle, wenngleich etwas finstere und melodramatische Exemplare in Düsseldorf:

... und direkt an der Rheinpromenade, geradezu schon herbstlich-infernalisch, geduckt in Erwartung des vierten Blutmonds:

Und in der hoffnungsvollen Betrachtung der Zukunft darf freilich auch ein UFO-Effekt dieser Tage bei Duisburg nicht fehlen:

Weltenplan und Wiedergeburt

4. September 2015: Ein Fundstück beim "Arbeitskreis Origenes" (auf dass ich's nicht vergesse; denn dies hat auch etwas mit dem Thema Willensfreiheit und Missbrauch der Freiheit zu tun):

Das Weltbild des Origenes kann in Kurzform so beschrieben werden: Der Ursprung aller  Wesen geht von Gott und nichtmateriellen harmonischen Lichtwelten aus. Die von Gott gegebene geistige Freiheit verbunden mit Schöpfungskraft führen bei einem Teil der Wesen zu Abweichungen vom Schöpfungsplan. Je disharmonischer die Schöpfungen werden, desto enger führt der göttliche Plan die Geschöpfe. In den extremsten Abweichungen, das heißt in der tiefsten Stufe des Falles, werden die ursprünglichen Engel zu Dämonen. Die materielle Welt (erst hier setzt die naturwissenschaftliche Kosmologie mit dem Urknall ein) schafft Gott als Ort der härtesten Läuterung und Bewährung. Darin inkarniert werden nach göttlichem Plan nicht nur Pflanzen und Tiere, sondern primär die Rückkehrwilligen aller Fallstufen und zwar so oft, wie diese die harte Schule benötigen. Auf diesem Wege können auch aus Dämonen wieder Engel und Bewohner der harmonischen himmlischen Lichtwelten werden. Christus selbst musste als Mensch auf die Erde kommen, denn die Wiederverbindung der Abgefallenen mit Gott ist nicht möglich, ohne dass ihnen der Weg dahin vermittelt wird. Christus, so lehrte Origenes, zeigte uns diesen Weg mit der Substanz seiner Seele. (http://www.origenes.de/lehre/Wiedergeburt.htm)

Und falls jemand ernstlich Lust verspürt, einmal ausgiebig Klartext zur verwirrenden politischen Lage dieser Welt zu hören, einschließlich der Frage nach der Souveränität Deutschlands und den geopolitischen Absichten, die hinter der einseitigen Propaganda gegen Russland stehen, so ist folgender Link zu empfehlen, der nur deshalb als Ausgeburt von Verschwörungstheoretikern diffamiert wird, weil die Verschwörungspraktiker gern unentdeckt mit ihren äußerst zerstörerischen Machtspielchen fortfahren würden: KenFM-Positionen #1: Krieg oder Frieden in Europa - Wer bestimmt auf dem Kontinent? 

Oder wir halten uns weiter an die gemütlichen Gesichter der politischen Unverbindlichkeit:

Echt-ehrlich-Krefelder

8. August 2015: Ja, da schau her! Sinnreiche politische Programme braucht das Land, klar, kernig und kompromisslos! Auch wenn es "nur" um das Amt des Oberbürgermeisters von Krefeld geht!

 

25. Juli 2015: Ein Liebes-Feuerwerk vom Feinsten, aus der kolumbianisch-mexikanischen Koproduktion "La Hija del Mariachi" (Telenovela, 2006-2008). Anklicken, um die Vorstellung zu genießen! Was für eine Glut, Liebe unter Wahrung einer Distanz, einfach als pure Schönheit. Die übrigen Teile, Folgen und Fortsetzungen lohnen sich ebenfalls: was für großartige Stimmen und fabelhafte Figuren! Geradezu ein Grund, um Spanisch zu lernen ... eine sehr originelle Produktion.

 

19. Juni 2015: Die Angaben zu Bilderberg 2015 (unten, 13. Juni) wurden um die komplette, offizielle Teilnehmerliste erweitert, sodass man seiner Phantasie freien Lauf lassen kann: Was hätten sich diese Leute zu erzählen? Interessant ist zu diesem Thema auch das Interview mit dem Sozialwissenschaftler Björn Wendt, der sich in einer größeren Studie mit dem Thema Bilderberg auseinandergesetzt hat: "Es ist eine Privatisierung und Re-Oligarchisierung der Politik zu beobachten, bei der Formate wie Bilderberg verdeutlichen, dass Superreiche und Manager über ganz unterschiedliche, in der Regel relativ intransparente Kanäle Zugang zur Spitzenpolitik und den Wissenseliten suchen und finden." Nicht zu vergessen Teil 2 dieses Interviews: "Die Forschung zu Bilderberg steckt noch in den Kinderschuhen".

16. Juni 2015: Für die ständige Verfahrensweise der USA, sich ihre eigenen Feinde aufzubauen und hochzurüsten, um dann mit hohen Kosten sowie Blut, Schweiß und Tränen gegen sie kämpfen zu müssen, liefert der folgende Artikel der Hindustan Times vom 15. September 2001 (vier Tage nach dem Einsturz gewisser Hochhäuser) ein ausgezeichnetes Beispiel:

Schwerer Bumerangeffekt gegen die USA
von Giles Foden (London, 15. September 2001)

Während der sowjetischen Besetzung Afghanistans haben US-Beamte den Mujaheddin(-Widerstandskämpfern) Milliardenbeträge für Finanzierung und Ausbildung zugeleitet. Die CIA war während der Reagan-Administration der Hauptmanager dieser Operationen.

Beim russischen Rückzug 1989 "feierte die CIA ihren Sieg mit Champagner".

Die Feiern unter der Präsidentschaft von George Bush senior waren verfrüht. Die raffinierten Methoden, die den Mujaheddin beigebracht wurden, und die Tausende Tonnen von Waffen, die ihnen durch die USA – und Großbritannien – geliefert wurden, quälen jetzt den Westen in Form des Phänomens, das als "Blowback" (Bumerangeffekt) bezeichnet wird, indem eine politische Strategie gegen ihre eigenen Urheber zurückschlägt.

Die daraus zu lernende Lektion ist, dass ein belagertes Land nur durch Konfrontation mit seiner eigenen dunklen Vergangenheit in der Lage sein wird, sich eine Zukunft zu gestalten, in der terroristische Angriffe dieser Größenordnung sich vermeiden ließen. Die gesamte Thematik, dass Amerika sich während der 80er Jahre im Frankenstein-Labor Afghanistan die Figur Bin Laden selbst "erschaffen" hat, wird von amtlichen Quellen zumeist gemieden.

Definitiv war es nur eine Frage der Zeit, wann ein Teil dieser Hilfe, die den Mujaheddin geleistet worden war, zum Vorteil solcher Leute wie Bin Laden genutzt werden würde. Osama (bin Laden) traf in Afghanistan direkt nach der sowjetischen Invasion im Jahre 1979 ein. Entzückt über seine makellosen saudischen Referenzen gaben die CIA und auch die pakistanischen Geheimdienst-Generäle Osama in Afghanistan freie Hand.

Auf amerikanischem Boden benutzte die CIA muslimische Wohlfahrtsorganisationen und Moschee-Gemeinden als Fassade, um Kämpfer für den Geheimkrieg gegen die UdSSR im Hindukusch zu rekrutieren.

In Camp Peary – "the Farm", wie in Geheimdienstkreisen das Spionage-Ausbildungszentrum der CIA in Virginia genannt wird – sowie in anderen geheimen Lagern erlernten junge Afghanen und Staatsbürger arabischer Nationen die Künste der strategischen Sabotage. Weitergereicht an die jüngere Jihad-Generation, die die Reihen der Bin-Laden-Organisation anschwellen ließ, sind diese Künste nun als Albtraum für die Vereinigten Staaten wiedergekehrt.

(Guardian News Service via Hindustan Times,  Originaltitel: "The Great US blowback", Online-Datum 16. Sept. 2001)
(Meine Übersetzung)

 

Jauchzende Straßenmalerei in Krefeld: Hurra, die Mächtigsten dieser Welt treffen sich im Gebirge, um für uns alle eine schönere Zukunft auszutüfteln!

Und jährlich grüßt der Bilderberg (2015)

13. Juni 2015: Nachdem die nichts sagenden und völlig unergiebigen Rituale des G7-Traumtänzergipfels im Märchenschloss Elmau auf deutschem Boden überstanden sind, mit einer 20.000 Mann starken Polizeitruppe und zum Preis von 360 Millionen Euro aus Steuergeldern, treffen sich gleich im Anschluss jetzt die handverlesenen eigentlichen Entscheidungsträger des antiquierten "Westens" zum Bilderberg-Spektakel in einer noch entlegeneren Landschaft und noch exklusiveren Kulisse gerade mal 40 km weiter ins Gebirge hinein, im österreichischen Interalpen-Hotel (Foto links; übernommen aus der Twitter-Seite des PrisonPlanet-Journalisten Paul Joseph Watson). Da ist weiträumig alles abgeriegelt und von unschuldigen Wandersleuten natürlich keine Rede. Watson schreibt: "So weit sind wir vom Bilderberg-Hotel entfernt und werden noch immer nach unseren Ausweisen gefragt." – Das Handelsblatt schreibt am 11.6.2015: "Die vor 30 Jahren erbaute, abgeschiedene Anlage der deutschen Baumaschinen-Unternehmerfamilie Liebherr, nur rund 40 Kilometer von Schloss Elmau, ist der ideale Ort für die Bilderberg-Konferenz. ... Auf den jährlichen Bilderberg-Konferenzen gilt die Chatham House Rule, die besagt, dass Informationen und Meinungen zwar genutzt werden können, sie dürfen aber keiner Person, weder Sprecher noch Teilnehmer, zugeordnet werden können." Als Gastgeber fungiert Henri de Castries, im Zivilleben Vorstandschef des französischen Versicherungskonzerns Axa.

Die Teilnehmerliste lässt erahnen, worauf der freie Informations- und Meinungsaustausch dieser Clique, wie üblich unter völliger Ausklammerung der Öffentlichkeit, in einer Reihe brisanter Themenbereiche hinauslaufen mag und welche Art Konsens sich herausbilden könnte. Da wären zum Beispiel der britische Finanzminister (Schatzkanzler) George Osborne, der auch als zukünftiger Premierminister gehandelt wird; NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg; der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte; Google-Chef Eric Schmidt, mitsamt zwei weiteren hohen Führungskräften seines Unternehmens; der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer; die frühere niederländische Königin Beatrix; der frühere CIA-Direktor und pensionierte US-General David Petraeus; der frühere französische Premierminister Alain Juppé, der künftig noch Aussichten auf die französische Präsidentschaft haben dürfte; der absolut unvermeidliche Henry Kissinger, früherer US-Verteidigungsminister und ewiger Mitmischer in der Weltgeschichte; Laurence Boone, Sonderberater des französischen Präsidenten in Finanz- und Wirtschaftsfragen; Springer-CEO Mathias Döpfner; Gruner+Jahr-Chefin Julia Jäkel; der österreichische Verleger Oscar Bronner; der frühere Weltbank-Chef James David Wolfensohn; der vorbestrafte Immobilien-Tycoon und Karstadt-Eigner René Benko; Österreichs Altbundeskanzler Alfred Gusenbauer; Alcoa-Chef Klaus Kleinfeld; Siemens-Boss Joe Kaeser; der milliardenschwere schwedische Investor Jacob Wallenberg; Paul Achleitner, Aufsichtsratschef der Deutschen Bank; John Allen, früherer US-General und NATO-Oberbefehlshaber in Afghanistan, inzwischen Sonderbeauftragter der Vereinigten Staaten für die Internationale Allianz gegen den IS; Benoit Coeure, französischer Wirtschaftswissenschaftler und Direktoriumsmitglied der EZB; Jeroen Dijsselbloem, Euro-Gruppen-Chef; Thomas Enders, Chef des Luftfahrt- und Rüstungskonzerns EADS, Stichwort Drohnenentwicklung; Christoph Franz, früher Vorstandsvorsitzender der Lufthansa und seit März 2014 Verwaltungsratspräsident des Schweizer Pharmakonzerns Roche; Wolfgang Ischinger, Leiter der Münchner "Sicherheitskonferenz"; und last not least die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen.

Als Themen werden genannt: USA, Russland, Griechenland, Mittlerer Osten, NATO, Wahlen in den USA, aber auch Künstliche Intelligenz, Netzsicherheit, chemische Waffen und Terrorismus. Journalisten und Fotografen sind nicht zugelassen. Umweltfragen stehen nicht auf der diesjährigen Themenliste. (Zur Info über einige frühere Bilderberg-Jahre siehe auch meine Zusammenstellung Geheimgesellschaften – Die Bilderberger.)

Hier ist eine Auflistung der Länder, aus denen die Bilderberg-Teilnehmer diesmal kommen – womit das Ganze sehr deutlich als ein nordamerikanisch-europäisches, oder wie man auch sagt: transatlantisches Unterfangen erkannt werden kann (nicht einmal Japan ist dabei, und man sieht hier größtenteils die NATO aufmarschieren):

 

Und hier auch wieder, wie schön, die offizielle und endgültige Teilnehmerliste 2015 gemäß Bilderberg-eigener Website. Es ist eine interessante Denkübung, sich auszumalen, was diese Personen einander im Einzelnen zu sagen hätten. Sicher gibt es da viele faszinierende Aha-Erlebnisse, während unauffällig von oben eine gewisse Denk- und Marschrichtung eingeträufelt wird:

Bilderberg in Telfs-Buchen, Österreich, vom 11. bis 14. Juni 2015

Endgültige Teilnehmerliste

Chairman:

Castries, Henri de

Chairman and CEO, AXA Group FRA
     

Achleitner, Paul M.

Chairman of the Supervisory Board, Deutsche Bank AG DEU

Agius, Marcus

Non-Executive Chairman, PA Consulting Group GBR

Ahrenkiel, Thomas

Director, Danish Intelligence Service (DDIS) DNK

Allen, John R.

Special Presidential Envoy for the Global Coalition to Counter ISIL, US Department of State USA

Altman, Roger C.

Executive Chairman, Evercore USA

Applebaum, Anne

Director of Transitions Forum, Legatum Institute USA

Apunen, Matti

Director, Finnish Business and Policy Forum EVA FIN

Baird, Zoë

CEO and President, Markle Foundation USA

Balls, Edward M.

Former Shadow Chancellor of the Exchequer GBR

Balsemão, Francisco Pinto

Chairman, Impresa SGPS PRT

Barroso, José M. Durão

Former President of the European Commission PRT

Baverez, Nicolas

Partner, Gibson, Dunn & Crutcher LLP FRA

Benko, René

Founder, SIGNA Holding GmbH AUT

Bernabè, Franco

Chairman, FB Group SRL ITA

Beurden, Ben van

CEO, Royal Dutch Shell plc NLD

Bigorgne, Laurent

Director, Institut Montaigne FRA

Boone, Laurence

Special Adviser on Financial and Economic Affairs to the President FRA

Botín, Ana P.

Chairman, Banco Santander ESP

Brandtzæg, Svein Richard

President and CEO, Norsk Hydro ASA NOR

Bronner, Oscar

Publisher, Standard Verlagsgesellschaft AUT

Burns, William

President, Carnegie Endowment for International Peace USA

Calvar, Patrick

Director General, DGSI FRA

Cebrián, Juan Luis

Executive Chairman, Grupo PRISA ESP

Clark, W. Edmund

Retired Executive, TD Bank Group CAN

Coeuré, Benoît

Member of the Executive Board, European Central Bank INT

Coyne, Andrew

Editor, Editorials and Comment, National Post CAN

Damberg, Mikael L.

Minister for Enterprise and Innovation SWE

De Gucht, Karel

Former EU Trade Commissioner, State Minister BEL

Donilon, Thomas E.

Former U.S. National Security Advisor; Partner and Vice Chair, O'Melveny & Myers LLP USA

Döpfner, Mathias

CEO, Axel Springer SE DEU

Dowling, Ann

President, Royal Academy of Engineering GBR

Dugan, Regina

Vice President for Engineering, Advanced Technology and Projects, Google USA

Eilertsen, Trine

Political Editor, Aftenposten NOR

Eldrup, Merete

CEO, TV 2 Danmark A/S DNK

Elkann, John

Chairman and CEO, EXOR; Chairman, Fiat Chrysler Automobiles ITA

Enders, Thomas

CEO, Airbus Group DEU

Erdoes, Mary

CEO, JP Morgan Asset Management USA

Fairhead, Rona

Chairman, BBC Trust GBR

Federspiel, Ulrik

Executive Vice President, Haldor Topsøe A/S DNK

Feldstein, Martin S.

President Emeritus, NBER;  Professor of Economics, Harvard University USA

Fischer, Heinz

Federal President AUT

Flint, Douglas J.

Group Chairman, HSBC Holdings plc GBR

Franz, Christoph

Chairman of the Board, F. Hoffmann-La Roche Ltd CHE

Fresco, Louise O.

President and Chairman Executive Board, Wageningen University and Research Centre NLD

Griffin, Kenneth

Founder and CEO, Citadel Investment Group, LLC USA

Gruber, Lilli

Executive Editor and Anchor “Otto e mezzo”, La7 TV ITA

Guriev, Sergei

Professor of Economics, Sciences Po RUS

Gürkaynak, Gönenç

Managing Partner, ELIG Law Firm TUR

Gusenbauer, Alfred

Former Chancellor of the Republic of Austria AUT

Halberstadt, Victor

Professor of Economics, Leiden University NLD

Hampel, Erich

Chairman, UniCredit Bank Austria AG AUT

Hassabis, Demis

Vice President of Engineering, Google DeepMind GBR

Hesoun, Wolfgang

CEO, Siemens Austria AUT

Hildebrand, Philipp

Vice Chairman, BlackRock Inc. CHE

Hoffman, Reid

Co-Founder and Executive Chairman, LinkedIn USA

Ischinger, Wolfgang

Chairman, Munich Security Conference INT

Jacobs, Kenneth M.

Chairman and CEO, Lazard USA

Jäkel, Julia

CEO, Gruner + Jahr DEU

Johnson, James A.

Chairman, Johnson Capital Partners USA

Juppé, Alain

Mayor of Bordeaux, Former Prime Minister FRA

Kaeser, Joe

President and CEO, Siemens AG DEU

Karp, Alex

CEO, Palantir Technologies USA

Kepel, Gilles

University Professor, Sciences Po FRA

Kerr, John

Deputy Chairman, Scottish Power GBR

Kesici, Ilhan

MP, Turkish Parliament TUR

Kissinger, Henry A.

Chairman, Kissinger Associates, Inc. USA

Kleinfeld, Klaus

Chairman and CEO, Alcoa USA

Knot, Klaas H.W.

President, De Nederlandsche Bank NLD

Koç, Mustafa V.

Chairman, Koç Holding A.S. TUR

Kravis, Henry R.

Co-Chairman and Co-CEO, Kohlberg Kravis Roberts & Co. USA

Kravis, Marie-Josée

Senior Fellow and Vice Chair, Hudson Institute USA

Kudelski, André

Chairman and CEO, Kudelski Group CHE

Lauk, Kurt

President, Globe Capital Partners DEU

Lemne, Carola

CEO, The Confederation of Swedish Enterprise SWE

Levey, Stuart

Chief Legal Officer, HSBC Holdings plc USA

Leyen, Ursula von der

Minister of Defence DEU

Leysen, Thomas

Chairman of the Board of Directors, KBC Group BEL

Maher, Shiraz

Senior Research Fellow, ICSR, King's College London GBR

Markus Lassen, Christina

Head of Department, Ministry of Foreign Affairs, Security Policy and Stabilisation DNK

Mathews, Jessica T.

Distinguished Fellow, Carnegie Endowment for International Peace USA

Mattis, James

Distinguished Visiting Fellow, Hoover Institution, Stanford University USA

Maudet, Pierre

Vice-President of the State Council, Department of Security, Police and the Economy of Geneva CHE

McKay, David I.

President and CEO, Royal Bank of Canada CAN

Mert, Nuray

Columnist, Professor of Political Science, Istanbul University TUR

Messina, Jim

CEO, The Messina Group USA

Michel, Charles

Prime Minister BEL

Micklethwait, John

Editor-in-Chief, Bloomberg LP USA

Minton Beddoes, Zanny

Editor-in-Chief, The Economist GBR

Monti, Mario

Senator-for-life; President, Bocconi University ITA

Mörttinen, Leena

Executive Director, The Finnish Family Firms Association FIN

Mundie, Craig J.

Principal, Mundie & Associates USA

Munroe-Blum, Heather

Chairperson, Canada Pension Plan Investment Board CAN

Netherlands, H.R.H. Princess Beatrix of the

NLD

O'Leary, Michael

CEO, Ryanair Plc IRL

Osborne, George

First Secretary of State and Chancellor of the Exchequer GBR

Özel, Soli

Columnist, Haberturk Newspaper; Senior Lecturer, Kadir Has University TUR

Papalexopoulos, Dimitri

Group CEO, Titan Cement Co. GRC

Pégard, Catherine

President, Public Establishment of the Palace, Museum and National Estate of Versailles FRA

Perle, Richard N.

Resident Fellow, American Enterprise Institute USA

Petraeus, David H.

Chairman, KKR Global Institute USA

Pikrammenos, Panagiotis

Honorary President of The Hellenic Council of State GRC

Reisman, Heather M.

Chair and CEO, Indigo Books & Music Inc. CAN

Rocca, Gianfelice

Chairman, Techint Group ITA

Roiss, Gerhard

CEO, OMV Austria AUT

Rubin, Robert E.

Co Chair, Council on Foreign Relations; Former Secretary of the Treasury USA

Rutte, Mark

Prime Minister NLD

Sadjadpour, Karim

Senior Associate, Carnegie Endowment for International Peace USA

Sawers, John

Chairman and Partner, Macro Advisory Partners GBR

Sayek Böke, Selin

Vice President, Republican People’s Party TUR

Schmidt, Eric E.

Executive Chairman, Google Inc. USA

Scholten, Rudolf

CEO, Oesterreichische Kontrollbank AG AUT

Sevelda, Karl

CEO, Raiffeisen Bank International AG AUT

Stoltenberg, Jens

Secretary General, NATO INT

Stubb, Alexander

Minister of Finance FIN

Suder, Katrin

Deputy Minister of Defense DEU

Sutherland, Peter D.

UN Special Representative; Chairman, Goldman Sachs International IRL

Svanberg, Carl-Henric

Chairman, BP plc; Chairman, AB Volvo SWE

Svarva, Olaug

CEO, The Government Pension Fund Norway NOR

Thiel, Peter A.

President, Thiel Capital USA

Tsoukalis, Loukas

President, Hellenic Foundation for European and Foreign Policy GRC

Üzümcü, Ahmet

Director-General, Organisation for the Prohibition of Chemical Weapons INT

Vitorino, António M.

Partner, Cuetrecasas, Concalves Pereira, RL PRT

Wallenberg, Jacob

Chairman, Investor AB SWE

Weber, Vin

Partner, Mercury LLC USA

Wolf, Martin H.

Chief Economics Commentator, The Financial Times GBR

Wolfensohn, James D.

Chairman and CEO, Wolfensohn and Company USA

Zoellick, Robert B.

Chairman, Board of International Advisors, The Goldman Sachs Group USA

 

23. Mai 2015: Allseits frohes Pfingstfest, falls noch jemand weiß, was da eigentlich gefeiert wird, oder wenn nicht, dann genieße man trotzdem die Tage.

Im Interesse einer Ökumene des Geistes sei hier eine rosenkreuzerische Auslegung des Gottesbegriffs wiedergegeben:

Gott: <Es gibt nur einen Gott, der ewig lebt, allgegenwärtig ist, grenzenlos mächtig und unbegrenzt in seiner Erscheinungsform ist – es ist der „Gott unseres Herzens“. Gott ist ein völlig subjektives Erlebnis und somit persönliche Auslegung. Die Auffassung von Gott spiegelt die Vernunft, die Erziehung, den religiösen und gesellschaftlichen Hintergrund des betreffenden Menschen wider. Aus diesen Gründen ist es unmöglich, eine einheitliche Auffassung von Gott zu schaffen, die für alle Menschen gleicherweise annehmbar ist.> (Glossar der Rosenkreuzer, sehr empfehlenswert)

Oben eins meiner Fotos von der Burganlage in Carcassonne ("La Cité"). In Wirklichkeit erheblich größer als alles, was in ein Foto passt, und auf jeden Fall eine Reise wert.

      Restaurantschild in Rennes-le-Château Eigenes Foto, 2. Mai  2015

18./24. April 2015: Hübsch, formvollendet und hintergründig: Goethes Ballade Der Gott und die Bajadere. Auch von der Sprache her ist dieses Werk, 218 Jahre nach seiner Entstehung, immer noch leicht zugänglich (sagt Opa Ecki). Aus heutiger Sicht, bombardiert mit Sakrilegs-Romanen und modernen Gralsbüchern, würde man in diesem Gedicht vor allem eine Anspielung auf Maria Magdalena sehen. Und es liegt nahe, dass auch Goethe entsprechende Spekulationen geläufig waren. Er verlegt hierbei die Handlung zwar sicherheitshalber in den indischen Kulturkreis, aber das Gedicht bleibt eine Mahnung, dass ein zum Menschen gewordener Gott doch vorzugsweise alles Menschliche und typisch Menschliche kennenlernen sollte, wozu die Erotik mit Sicherheit gehört. Allein schon um des gegenseitigen Verständnisses zwischen Göttern und Menschen willen!

Eine Bajadere ist eine indische Tänzerin, im engeren Sinn die im Tempeldienst beschäftigte Devadasi (Dienerin eines Gottes), die auch religiöse Prostitution ausübt (sagt der Brockhaus). Als leichte Mädchen aufgefasst, waren Bajaderen im 18. und 19. Jahrhundert ein beliebtes Thema der „galanten Malerei“. Es gäbe hier freilich noch mehr zu sagen; insbesondere ist es ja eigentlich der Gipfel an männlicher Selbstherrlichkeit und stinkigem Chauvinismus, von einer gewohnheitsmäßig bezahlten Liebesdienerin eine derart echte Liebe zu erwarten (wurzelnd in Gehorsam), dass selbst der Flammentod als Beweis verlangt werden darf. Erheblich besser gefällt mir Schillers Genervtheit angesichts der grausigen Konsequenzen einer ritterlich vollendeten Minne (bedingungslosen, bedenkenlos schwärmerischen Liebe), wenn die eben noch wie göttlich Verehrte sich als zickige, eitle Sadistin entpuppt, nämlich in der Ballade vom Handschuh: „Den Dank, Dame, begehr ich nicht!“

Aufgrund der mathematisch exakt daherprotzenden Eigentümlichkeiten der Sprache selbst weist der Mensch, besonders als Träumer und Grübler, eine fatale Anfälligkeit für absolute Begriffe auf, die seinen Verstand in mancherlei Fallgruben, unerwünschte Dauerzustände, Frustrationen und saumäßige Kurzschlüsse hineinführen, so zum Beispiel Wörter und Wendungen wie immer, niemals, ewig, bedingungslos, absolut, vollkommen, total, perfekt, ideal, nie wieder, andauernd, wahr, unwahr, unendlich, endgültig, Gott, Liebe, Hölle, Himmel, Ehre, Erlösung, Verdammnis, Schicksal, „und so weiter“. Solche Wörter sind meistens weit von der Wirklichkeit entfernt. Sogar an „unschuldigen“ Hilfsverben wie haben, sein (bin, bist, ist, war), tun, müssen, dürfen, sollen, können, werden ist im relativ robusten, aber nicht ganz unfehlbaren menschlichen Verstand eine Menge Kladderadatsch aufgehängt. Kommt nun eine Philosophie oder Psychologie daher, die gar Hauptwörter daraus macht, wie etwa „das Sein“, „das Haben“, „das Tun“, „das Werden“, „das Dürfen“ etc., dann ist den garstigsten Verallgemeinerungen Tür und Tor geöffnet, während das Publikum ehrfürchtig dasitzen wird und sich von „totaler Weisheit“ umnebelt fühlt. Immanuel Kant hätte ruhig auch diese grammatischen Kategorien genauer untersuchen sollen, die das Denken in zwanghaften Bahnen halten können, einfach weil so vieles und so viel völlig Verschiedenes daran hängt, obwohl doch ein jedes Phänomen in seinem eigenen Zeitabschnitt für sich gesehen werden sollte. Die Pataphysik versucht sich aus dieser Falle zu retten, indem sie jede Situation als einen völlig neuen, nie dagewesenen Ausnahmefall betrachtet. Auf einer höheren Ebene mag die bedingungslose, ewige Liebe (die total verallgemeinerte, blinde Liebe ohne jeden Ausnahmefall) ja sehr gut brauchbar sein, jedoch hier im Irdischen sieht man sich mit solcher Absolutheit oft der Lächerlichkeit preisgegeben.

Die gängigen Interpretationen des oben genannten Goethe-Gedichts findet man gut aufgereiht im einschlägigen Wikipedia-Artikel. Und hier hat ein gewisser Pierre Kodijo Nenguié gleich ein ganzes Buch darüber geschrieben: Zur poetischen Inszenierung der Nord-Süd-Frömmigkeit in Goethes Der Gott und die Bajadere, was ich ein bisschen übertrieben finde, besonders wenn man sich überlegt, dass der Dichter sich alle Mühe gab, ein breites Spektrum an persönlicher Gelehrsamkeit und Recherche in eine handliche Ballade zu komprimieren. Dann kommt so ein kompliziert denkender Gelehrter und walzt das Ganze wieder aus. So haben alle ihren Spaß, obwohl doch offensichtlich das ganze Tohuwabohu auf die üblichen Schniedelprobleme der menschlichen Daseinsebene hinausläuft. Wer seine Jugend an allzu umfangreiche germanistische oder religionswissenschaftliche Dissertationen dieser Art verschwendet, wird sich im Alter ärgern, dass er die Schniedel-Power seinerzeit nicht geschickter zur Verwirklichung eines unkomplizierten Lustgewinns eingesetzt hat. Seufz.

Wie die Freiheit zerstört wird

14. April 2015: Dem Nachstehenden seien ein paar Aphorismen des kolumbianischen Philosophen Nicolás Gómez Dávila (1913-1994) vorangestellt:

„Wo das Christentum verschwindet, erfinden Habsucht, Neid und Geilheit tausend Ideologien, um sich zu rechtfertigen.“
„Wenn der Mensch sich nicht von den Göttern in Zucht nehmen lässt, nehmen ihn die Dämonen in Zucht.“
„Das Böse kann nicht siegen, wo das Gute nicht schal geworden ist.“
„Der Teufel kann ohne die leichtfertige Kollaboration der Tugenden nichts ausrichten.“

7. April 2015: Das folgende 10-Punkte-Programm ist direkt dem Inhaltsverzeichnis des sehr empfehlenswerten Buches von Naomi Wolf, Wie zerstört man eine Demokratie, entnommen. Es findet aber, wie ich meine, nicht nur Anwendung auf politische und polizeistaatliche Methoden zur Vernichtung der Demokratie in einem Staatswesen oder Parteiapparat, sondern genau die gleichen Mechanismen können erfahrungsgemäß von religiösen Gemeinschaften und von Wirtschaftsunternehmen benutzt werden, um schrittweise den freiheitlichen Umgang miteinander abzuschaffen, die Menschenrechte auszuhöhlen und das ursprünglich gute „Betriebsklima“ zugunsten autoritärer Strukturen zu zerstören. Im Mittelalter traf dieses Programm zeitweise sogar auf die Römisch-Katholische Kirche zu, heute auch auf den Islamischen Staat usw. Es handelt sich also um eine weitere „Bereicherung“ des GröGaZ-Handbuches (bezüglich der hinterlistigen Machenschaften des Größten Gurus aller Zeiten, der sich ganz unterschiedlich manifestieren kann, aber stets auf totale Kontrolle geil ist und letztlich eine Schreckensherrschaft etabliert).

  1. Die Beschwörung einer äußeren und einer inneren Gefahr.

  2. Die Einrichtung von Geheimgefängnissen.

  3. Die Entwicklung einer paramilitärischen Truppe.

  4. Die Überwachung der Bürger.

  5. Die Infiltration von Bürgerbewegungen.

  6. Die willkürliche Verhaftung und Freilassung von Bürgern.

  7. Die Verfolgung einzelner Bürger.

  8. Die Einschränkung der Pressefreiheit.

  9. Die Diffamierung der Kritik als „Spionage“ und der abweichenden Meinung als „Verrat“.

10. Die Unterhöhlung des Rechtsstaats.

(Naomi Wolf, Wie zerstört man eine Demokratie. Das 10-Punkte-Programm, Wilhelm Goldmann Verlag, München 2010)

Im Innentitel des Buches wird ein Richter William O. Douglas mit der Mahnung zitiert: „Genau wie die Nacht nicht plötzlich hereinbricht, kommt auch die Unterdrückung nicht schlagartig. In beiden Fällen gibt es eine Zeit des Zwielichts, in der alles scheinbar unverändert ist. Und in dem Zwielicht müssen wir alle mit höchster Aufmerksamkeit auf Veränderungen achten, so klein sie auch sein mögen, damit wir nicht zu ahnungslosen Opfern der Dunkelheit werden.“ (Ebd.)

 

4. April 2015: Die untenstehende, klar formulierte Warnung zum Thema Utopie und Wahrheitsdiktatur sollte man eigentlich in die Lehrpläne aller Schulen aufnehmen:

Wer vom unbedingten Glauben an eine Utopie befallen ist, <wähnt sich im Besitz der Wahrheit und damit nicht nur des Schlüssels, sondern auch der moralischen Verpflichtung zur Beseitigung alles Übels der Welt. In der Annahme, dass die Wahrheit, wenn sie nur klar und laut genug verkündet wird, alle Menschen guten Willens überzeugen muss, wird er zunächst missionarische Wege beschreiten. Führt dies aber nicht zum erwarteten Erfolg, so liegt die Schuld bei denen, die verstockt sind und sich der Wahrheit gegenüber verschließen. Denn dass seine Wahrheit die Wahrheit schlechthin ist, daran hat der utopische Weltverbesserer keinen Zweifel. Damit aber steht der Verteufelung „der anderen“ nichts mehr im Wege, und dass in Extremfällen ihre Ausrottung nicht nur wünschenswert, sondern zur Beglückung der Menschheit einfach notwendig ist, ergibt sich dann fast zwanglos.> (Paul Watzlawick/John H. Weakland/Richard Fisch, Lösungen: Zur Theorie und Praxis menschlichen Wandels, Bern/Göttingen/Toronto 1992, S. 73; so zitiert in dem empfehlenswerten Buch „Wer Religion verkennt, erkennt Politik nicht“: Perspektiven der Religionspolitologie, von Claus-E. Bärsch, Peter Berghoff, Reinhard Sonnenschmidt [Hrsg.], Seite 115 in dem Beitrag von Andrea Ullrich: Das Versprechen des magischen Bewusstseins, Verlag Königshausen & Neumann GmbH, Würzburg 2005; URL: siehe hier.)

Man fühlt sich auf diesem Planeten nicht mehr so wohl

23. März 2015: Soll man versuchen, die Menschheit wachzurütteln? Wird sie dann gegen den unheilvollen Aufmarsch der Generäle protestieren, gegen die erneut aufs Spielfeld geschobenen Atombomben und gegen unsere einfallslos, phantasielos und stur auf den Abgrund zu marschierenden Regierungen, die für ihre selbstgeschaffenen Konflikte keine absehbare Lösung produzieren und wenig Einsicht zeigen? Müssen sie uns am Ende alle totmachen, um von ihren Fehlschlägen abzulenken? Und was brodelt hier sonst noch?

Der aufgewärmte Ost-West-Konflikt – völlig überflüssig!

Das, was die EZB so treibt – nämlich 1,1 Billionen Euro zu „drucken“ (bzw. einfach lustig in den Computer einzutippen) und damit Schrottpapiere zu kaufen, um die Banken fett zu halten – ist noch völlig harmlos im Vergleich zu all den Raketen, die mit der Nato ebenso wie mit Russland Schluss machen würden und auch für alle etwaigen Überlebenden in den verbleibenden Ländern der Erde das Dasein restlos zur Hölle machen können. Wieso spielt man also, tierisch ernst, überhaupt mit solchen Möglichkeiten? Alles bloß wegen der närrischen Illusion, man müsste aus Gründen geopolitischer Vormacht für Russkis oder Natotzkis die Ukraine erobern? Lächerlich. Es hat doch nachher niemand etwas davon. Es hilft uns nicht einmal weiter, wenn es „gelingt“. Wie können also die Regierenden derart mit dem Leben ihrer Bevölkerungen pokern? Ist das nicht unanständig? Was für Teufel müssen sie im Nacken haben, um sich so unvernünftig zu verhalten? Die Völker werden hüben wie drüben aus allen Rohren mit Propaganda zugeschüttet und belogen. Alle Politiker, deren Lösungsansätze großen und immer größer werdenden Schaden anrichten, sollten damit aufhören, ein paar Schritte weit zurücktreten, nachdenken und neu ansetzen.

(Abb.: Sonnenfinsternis am 20. März 2015; Foto: Martin Jahn, München)

Der Grundfehler, der den Ost-West-Konflikt wiederaufleben ließ, war sicherlich die Osterweiterung der NATO, die insbesondere vom Strahlemann Bill Clinton eingeleitet wurde. In einem aufschlussreichen Artikel zu diesem Thema ist bei Wikipedia u.a. die folgende qualifizierte Kritik zu finden:

<Die Entscheidung der Regierung Clinton, die NATO bis zu den Grenzen Russlands zu erweitern, wurde von dem Historiker und Diplomaten George F. Kennan 1997 als „verhängnisvollster Fehler der amerikanischen Politik in der Ära nach dem Kalten Krieg“ beurteilt, weil „diese Entscheidung erwarten lasse, dass die nationalistischen, antiwestlichen und militaristischen Tendenzen in der Meinung Russlands entzündet werden; dass sie einen schädlichen Einfluss auf die Entwicklung der Demokratie in Russland haben, dass sie die Atmosphäre des Kalten Krieges in den Beziehungen zwischen Osten und Westen wiederherstellen und die russische Außenpolitik in Richtungen zwingen, die uns entschieden missfallen werden.“

Die Osterweiterung wurde aus geopolitischer Perspektive von John J. Mearsheimer, Dekan für Politikwissenschaft an der University of Chicago, in einem Artikel in Foreign Affairs auch als eine wesentliche Ursache der Krise in der Ukraine 2014 dargestellt. USA und EU hätten mit voller Absicht und in Kenntnis der – aus dem Sicherheitsinteresse Russlands heraus verständlichen – ablehnenden Haltung Russlands die Ostausdehnung der NATO in Verbindung mit der EU-Erweiterung vorangetrieben, „um die Ukraine für den Westen zu gewinnen“. Putins Reaktion gegen dieses Bestreben sei verständlich, die Ukraine sei als Puffer für Russlands Sicherheitsbedürfnis unabdingbar. In Übereinstimmung mit George F. Kennans früherer Einschätzung sieht er hinter der Osterweiterung eine völlig unnötige und gefährliche Provokation Russlands.> (Wikipedia unter dem Stichwort „NATO-Osterweiterung“)      

Die obige Aussage von George F. Kennan erweist sich inzwischen als geradezu prophetisch. Man bedenke in diesem Zusammenhang beispielsweise auch den Zerstörungsradius von 800-Kilotonnen-Bomben. Die Russen, ihrerseits nicht gerade zimperlich, haben davon ca. 700 Stück einsatzbereit und „wir“ reizen noch immer den Bären, was die Wissenschaftler vom Bulletin of Atomic Scientists veranlasst hat, die Doomsday-Uhr (Weltuntergangs-Uhr) zum ersten Mal seit 1984 wieder auf 3 Minuten vor Mitternacht zu stellen. Das wäre doch ein Anlass für halbwegs lautstarke Ostermärsche, oder?

Der Geist in der Maschine

Ein anderes unübersehbares Untergangs-Szenario: Michio Kaku, flippiger TV-Professor für theoretische Physik und erklärter Sciencefiction-Fan, ließ sich neulich darüber aus, dass die sogenannte Künstliche Intelligenz sich bis etwa 2040/2050 an den Punkt entwickelt haben wird, ihren Erschaffer den Menschen an Intelligenz zu übertreffen. Das wäre dann die „Singularität“, sie sei auch nicht mehr aufzuhalten, und es wird bereits befürchtet, dass die Maschinen den Menschen dann kurzerhand abschaffen oder unterjochen werden. (Hat ja eigentlich bereits angefangen.) Irgendwer hat ausgerechnet, dass das menschliche Gehirn 20 Billiarden Rechenoperationen pro Sekunde ausführt (das merkt man gar nicht; mit oder ohne Bier?) und dass bei der offenkundigen Fortschrittskurve in puncto Rechenfrequenz und Speicherkapazität die Künstliche Intelligenz in ca. 30 Jahren diesen Punkt überschreiten wird.

Die große Frage ist natürlich, ob durch die Komplexität irgendwann Geist entsteht, also ob in der Maschine dann tatsächlich „jemand zuhause“ ist, sei es nun deshalb, weil das Bewusstsein tatsächlich eine Funktion hochentwickelter Materie wäre, oder weil ein nichtmaterielles geistiges Wesen versucht sein kann, sich in einer bestens informierten, Macht und Handlungskraft besitzenden Maschine niederzulassen und in ihr fortan mit Selbsterhaltungstrieb, äußerst verschärftem Bewusstsein und subjektiven Empfindungen zu operieren. Letztere Möglichkeit wäre nur dann relevant, wenn der zugewanderte Geist die Entscheidungen der Maschine, in der er wohnt, tatsächlich beeinflussen könnte. Dieser zugewanderte Geist könnte eines Tages natürlich wieder abwandern, falls die Maschine zerstört wird, und sozusagen als eine andere Maschine oder als Mensch wiedergeboren werden.

Quasi selbstverleugnende Materialisten, die über ihre eigene innere Existenz nicht reflektieren, sich also gewissermaßen „des Bewusstseins nicht bewusst sind“, haben derart starre Blockierungen, dass sie nicht einmal die Frage verstehen. „Ich denke, also bin ich“, okay; aber „Ich bin vorprogrammiert, so zu reden und so zu tun, als ob ich jemand bin – aber bin ich dann tatsächlich ein seines eigenen Bewusstseins bewusstes, spirituell existierendes Ich? Oder nur ein besserer Navi? Verstehe ich mich als Ich, oder bin ich ein totes Ding, dessen Gedanken und Gefühle nur technisch vorgetäuscht sind?“ Weiß die Maschine, dass sie existiert, oder bleibt sie ein vorherbestimmtes Ding? Ich frage nicht, ob sie „eine Seele hat“; sondern ob sie „ein Geist ist“. Ist das dann jemand wie ich und du, ein sich selbst empfindendes Ich, das von drinnen nach draußen auf die Welt schaut und auch träumen kann? Und ist diese Frage für uns noch relevant, falls es zum Aufstand der Maschinen kommt? Wenn ja, in welcher Hinsicht?

Ohne Geist, der nicht bloß Rechenoperationen, sondern auch Intuition, einen freien Willen, persönliche Werte und einen im Geist-Punkt gewonnenen, konzeptuellen Gesamt-Überblick einschließt, gibt es kein selbstbestimmtes Handeln. Die Maschine agiert, egal wie kompliziert, nur haargenau so, wie sie vorprogrammiert wurde, also fremdbestimmt. Und wir wissen ja, wie viel Schaden ein Hacker anrichten kann. Je größer der Supercomputer, um so größer der potenzielle Schaden. Regiert ein Computer die Welt, so ist die Welt in Gefahr, durch einen versehentlich oder absichtlich herbeigeführten Fehler in den Algorithmen (Befehlsabläufen) zerstört zu werden. Auch ohne „bösen Geist“ im Rechner.

Lustige alternative Studien

Ein wenig heiterer sind die Earthfiles von Linda Moulton Howe. Die geniale Rechercheuse präsentiert fabelhafte Berichte über unerklärliche Donner- und Dröhngeräusche quer durch die Vereinigten Staaten (ich tippe ganz lässig auf unsichtbare Tarnkappen-Kämpfe außerirdischer Fraktionen in der oberen Atmosphäre), tolle Erzählungen über eine gigantische Alien-und-US-Einrichtung am Südpol und eine erneute Aufarbeitung der legendären Geheimgruppe „Majestic-12“, die von Harry Truman geschaffen wurde, um auf dem UFO-Phänomen den Deckel drauf zu halten (die originalen Men in Black); gleichzeitig interessieren mich die Pharisäer und die Sadduzäer, Gnostiker, Kabbalisten und Tempelritter, die Fehlschläge, Entartungen und Machtübernahmen in der Hare-Krishna-Verwaltung und anderen religiösen Bewegungen seit dem Tod ihres jeweiligen Gründers (da gibt es merkwürdige Parallelen, die das übliche Maß an sozialpsychologischen Anfälligkeiten in abgeschotteten Subkulturen überschreiten und somit den Verdacht einer gezielten, konzertierten illuminatischen Infiltration aufkommen lassen), die Wirtschafts-Entwicklung, die Ukraine, der Heilige Gral und was nicht noch alles.

In meinem Alter sollte ich endlich lernen, mich zu konzentrieren. Aber das gilt bei der heutigen Reiz- und Datenüberflutung wohl für Menschen jeden Alters.

Das Wunder, das Geheimnis und die Autorität

6.11. März 2015: Spiritualität wäre dienlich, um den Einzelnen aus eigener Erkenntnis und durch eigene Bemühung einen Zugewinn an Wahrheiten und Fähigkeiten erreichen zu lassen. Religion hingegen ist ein organisierter Glaube (soweit dies überhaupt möglich ist), der ein Monopol errichtet und für den Bestand einer Hierarchie sowie auch der gesellschaftlichen Ordnung eintritt. Die Verwandlung von ursprünglicher Spiritualität in organisierte Religion erfordert dreierlei: das Wunder, das Geheimnis und die Autorität. Die Führer einer jeden Kirche, eines jeden Tempels haben dies begriffen.

Sie teilen ihren Gläubigen nicht die ursprüngliche Wahrheit mit, sondern machen daraus ein Geheimnis, vorzugsweise gar ein "gefährliches", während sie ihre Anhänger mit leicht verdaulichen, wenig Nachdenken erfordernden, listigerweise auch widersprüchlichen Klischees und psychisch wirksamen Ritualen abspeisen. Daran besteht jederzeit ein Bedarf, denn die meisten Menschen wollen nicht sonderlich viel Zeit auf tiefgründige Studien, Hinterfragungen und Übungen verwenden. Einfache, vorgefertigte Interpretationen sind ihnen genug. Das Geheimnis, das einst eröffnet werden soll (gern auch erst im Jenseits), wird eifersüchtig gehütet. Oder zumindest hat man diesen Eindruck, auch wenn vielleicht gar kein Geheimnis vorhanden ist und hinter dem Vorhang des Allerheiligsten gähnende Leere herrscht.

Die religiöse Obrigkeit erlangt das Alleinrecht zu entscheiden, ob ein ungewöhnliches Phänomen ein Wunder genannt werden darf oder nicht, und manche Vorkommnisse, die der Priesterschaft in den Kram passen, werden mittels Massensuggestion ungebührlich hochgejubelt, künstlich inszeniert oder kaltblütig erlogen. Die Menschen lechzen in ihrer materiellen Gefangenschaft nach Wundern und akzeptieren Wunder auch willig in Form eines rituellen Hokuspokus, der für Außenstehende oder Zugewanderte relativ leicht durchschaubar ist. 

Darüber hinaus reißen die kirchlichen Würdenträger, die Priester, Rabbiner, Schamanen und Gurus eine unanfechtbare Autorität an sich; das erfordert harte Arbeit und gelegentlich schwere Kämpfe, aber sie schaffen es, getragen von der Macht geheimnisvoller Gesten und Symbole, seltsamer Kleidungsstücke und Kopfbedeckungen, obskurer Drohungen und eigentümlicher Gerüche sowie durch Licht- und Klangspiele, hypnotische Rhythmik und Monotonie, Vermittlung von Schuldgefühlen, Reglementierung der Sexualität und anderen Firlefanz.

Teilweise wird die Autorität auch einfach durch ästhetische oder pompöse Darbietung, Ausgrenzung von Andersdenkenden, schreckliche Strafen und massive Überwältigung zementiert. Der zur Religion gewordene Kommunismus machte es genauso, die Nazi-Religion beherrschte das ganze Instrumentarium, und die Propagandisten der "westlichen Welt" bzw. der "Religion des Kapitalismus" kennen sich mit solchen Mechanismen gut aus und benutzen sie teils genauso krass, teils auf subtilere Art – leicht erkennbar, wenn man mal darüber nachdenkt.

Nachtrag am 9. März 2015: Die Sache ist ja die, dass solche Mechanismen allüberall bewusst angewendet werden, politisch ebenso wie religiös. Ich stehe damit auch gar nicht mehr so auf Kriegsfuß. Hat alles seinen Sinn und seine Bewandtnis. Irgendwie muss man die Gesellschaft doch stabilisieren und einfachen Gemütern ein Zaumzeug anlegen, mit dem sie zufrieden sind! Für einen Oberpriester oder Erzkanzler hängt vom Erfolg der Massenpsychologie ja auch die Frage ab, ob der eigene Kopf auf den Schultern bleibt oder abgehackt wird. Oder in milderen Zeiten die Frage, ob die Kassen sich immer wieder auffüllen und die Heinis da draußen ihm weiterhin zujubeln.

Die Techniken der Herdensteuerung und Bewusstseinsknebelung sollten allerdings nicht übertrieben werden. In Armeen, Diktaturen und abgeschotteten Guru-Reservaten geht die Intensität der Mind Control entschieden zu weit. Insofern ist eine klare Darstellung der Methodik nicht ganz unerwünscht, jedenfalls aufseiten der Ich-starken Individuen. Freilich könnte man diese Prinzipien kompliziert auswalzen, bis keiner mehr kapiert, was gesagt wird, und dem fleißigen Analysten endlich ein Lehrstuhl winkt. Aber beim Stand meiner Eieruhr lässt sich in diesem Leben wohl kein Lehrstuhl anpeilen; die viele Mühe lohnt nicht mehr.

Wir haben da zwei Extreme vor uns, nämlich entweder "Nichts ist wahr, alles ist erlaubt" einerseits und "Demütige Schafe sollt ihr sein" auf der anderen Seite. Im Extrem ist beides unbehaglich. In gemäßigter Dosis ist an solchen Gegensatzpaaren jedoch die ganze Gesellschaftskonstruktion aufgehängt.

Die Kunst des Regierens muss wohl unter anderem darin bestehen, die Dogmen, Rituale und albernen Symbole für die Masse der Unbedarften weiter zu pflegen, während man sich die Genies und das Gros der Freigeister halbwegs nützlich macht – zum Beispiel durch Anreiz und Herausforderungen, aber auch durch allmähliche Einbeziehung in die Sauereien, sodass sie ihre Seele verkaufen. Denn mit dem Köpfen kommt man da nicht weit.

(Ach Mann ... !!! Nun war ich gestern, am ersten effektiven Frühlingstag, auf Rundreise in der Umgebung, Düsseldorf, Kaiserswerth, Duisburg. Alles ganz hübsch. Schön, wie die Leute sich alle freuen, in der Sonne zu flanieren. Das urtümliche existenzielle Wohlbehagen an sich! Licht, Wärme und blauer Himmel. Da braucht es keine Theologie, und Rudi Dutschke, spät nach Mitternacht über den Bildschirm flackernd, lässt sich mit dem letzten Glas in der Hand getrost abwinken. Dann auf jeden Fall lieber Iggy Azalea. Auf die fahre ich dieser Tage am dollsten ab.)

Nachtrag am 11. März 2015: Mein Münchner Korrespondent, der stets auf pfiffigen Frohsinn und unbestechliche Originalität bedacht ist, merkt an, dass diese Schlussfolgerungen doch reichlich ernüchternd seien. Müsste man sich also, wie etwa bei den Kompromissen einer längerfristigen Ehe, in der Regierungskunst mit dem stupiden Nahbereich des Machbaren abfinden? Wäre das nicht eine Art Monopoly ohne Begeisterung? Sieht das Putin auch so, oder die Troika (= eine Kooperation von Europäischer Zentralbank, Internationalem Währungsfonds und Europäischer Kommission), oder das neue, schicke "Hemd-über-der-Hose"-Griechenduo?

– Nun ist ja Monopoly, so würde ich entgegnen, spätestens in der zweiten Spielhälfte sowieso ein Spiel ohne Begeisterung, eben weil es ein realitätsnahes, abgekartetes Spiel ist. Wer hat, dem wird gegeben. Das ist doch bereits für Kinder durchschaubar. Auch der kantigen Unbestechlichkeit und menschheitsrettenden, autokratischen Entschlusskraft des guten alten Perry Rhodan kann ich nicht mehr so viel abgewinnen, obwohl mich diese Heftchen im Alter von 12 bis 14 völlig entschweben ließen. Möglicherweise herrscht bereits senile Fadheit vor, also mangelnde Zündung, galoppierende Definitionsmüdigkeit und schwelende, aber nahezu unerfüllbare Begierde. Das kann natürlich niemanden vom Hocker reißen.

Die Realität der Welt IST ernüchternd, jedenfalls wo es um Machterhalt geht, wie in Religion und Politik. Und Putin, die Troika usw., die machen es ganz gewiss so! Verarschung für die Massen und ein bisschen Stangenverbiegen und Potenztesten im Nahbereich. Putin soll sogar mal extra mit seinem großen Hundevieh gekommen sein, um die Merkel zu treffen, weil er weiß, dass sie sich vor dem Biest ängstigt. Lächerlich. Null Würde und "mächtiger Staatsmann".

Habe mir zwei theologische Texte aus "Academia.edu" heruntergeladen. Zuerst, damit sie mich überhaupt downloaden ließen, musste ich alles mögliche ausfüllen, worauf ich keine Antworten hatte, weil ich nicht wissenschaftlich qualifiziert bin, also habe ich mir was aus den Fingern gesaugt und Antworten erfunden. Sie (die Algorithmen) fragten mich z.B. nach dem Fachgebiet, in dem ich doziere oder studiere. Ich schrieb Serendipity. Das haben sie akzeptiert, obwohl es eigentlich nur "Finderglück" bedeutet. Schließlich durfte ich mir Sachen runterladen, die "andere" Akademiker bereits vom Stapel gelassen hatten. Es fragt sich, ob die klüger sind als ich, aber sie kennen Berge, ja ganze Hochgebirge von irrelevanten Details. Da geht viel Lebenskraft den Bach hinunter.

Ich holte mir zwei seltsame, unglaublich komplizierte Abhandlungen über den jüdischen Gottesnamen, woher er kommt und was er wohl ursprünglich bedeuten mag. Sie wissen schon, der angeblich Unaussprechliche und seine noch geheimeren Varianten, über die unter solch geknebelten Umständen natürlich niemand in laienhafter Klarheit nachdenken kann. Denn bei den Akademikern, die sich immerhin trauen, "trotzdem" darüber zu reden, bleibt kein Buchstabe trocken. Jedes Schriftzeichen wird zurückverfolgt bis in graueste Vorzeit, zu aramäischen Einflüssen (Aramäisch war einst Amtssprache des babylonischen Reiches und trat bei den Juden nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels durch Nebukadnezar II. im Jahre 586 v. Chr. und dem darauf folgenden babylonischen Exil in Konkurrenz zum Hebräischen), bis hin zu althebräischen Vorläufern und obskuren Baals-Geschichten, mit unvorstellbar viel gelehrtem Drumherum. Alles nur, um irgendetwas Nebulös-Stichhaltiges über den Schöpfer herauszufinden. In Wirklichkeit sind all diese Grübeleien ganz genauso Menschenwerk wie das ursprüngliche Gestotter mit urzeitlichen Bedeutungsklecksen. Das ist toll. Man beantwortet sich solche Fragen lieber aus dem Herzen, hier und jetzt, aus eigenem Wahrheitsempfinden. Wieso kleben wir überhaupt am Nahost-Gedankengut?

Nun, Leute dieses gelehrten Schlages bilden ja schließlich die Interpretationselite, d.h. die mit dem Interpretationsmonopol, womit wir wieder beim Monopoly angelangt wären. Es ist genau wie beim Kapitalbesitz: Wer schon viel weiß, darf immer mehr wissen, und all die Unbedarften werden von Tag zu Tag blöder. Das Problem ist wohl, wie immer, die Dichotomie (das Gegensatzpaar), d.h. im obigen Falle, also beim Regieren und in der religiösen Menschenzucht, der Gegensatz zwischen Freiheit und Sklaverei. Am Extremfall oder abstrakten Kontrast kann man leicht hängen bleiben. 

Ein Hebräisch-Gelehrter bin ich freilich noch lange nicht, selbst wenn ich bei Academia.edu ein winziges Quantum von-und-zu-nuttenbergsche Hochstapelei begehe. Aber es ist zum Lachen. Totale Freiheit wäre genauso unwürdig wie totale Sklaverei, daher verfängt sich die Aufmerksamkeit in diesem Spannungsfeld. Da werden wir nie durchsteigen, außer wir durchschlagen den gordischen Knoten mit Augenmaß, Frechheit und Selbstbestimmung. Lasst euch einfach alle nicht so viel Quatsch erzählen, und erstarrt nicht in Ehrfurcht! Zehn Jahre Bibelstudium und Herumkratzen auf palästinensischen Tonscherben, nur um nach Möglichkeit etwas bestätigt zu finden, was man sich eh schon in den Kopf gesetzt hatte – das hätte grad noch gefehlt. Die Zeit läuft ab (selbst wenn immer neue nachkommt, aber das ist dann eine andere Zeit).

 

Nietzsche: Der Trommler des Übermenschen

2. März 2015: Jeder Guru (Nazi-Schamane, Revolutionsführer, Sektengründer) glaubt offiziell, er selbst sei der Größte Guru aller Zeiten (GröGaZ), aber im stillen Kämmerlein wird er vermutlich von Selbstzweifeln geplagt. Das Ziel des Übermenschentums entgleitet ihm; das allzu Menschliche seines eigenen Zipperleins, seines Misstrauens, seiner Kontrollsucht und seiner Angst vor Gefängnisstrafen oder Attentaten holt ihn ein; der Nachweis der Erfüllung seiner größenwahnsinnigen Ziele bleibt aus; die Macht der gesteuerten kollektiven Illusion zerbricht. Friedrich Nietzsche, der nur ein dichterisch hochbegabter Philosoph war und sich allein aus dieser Funktion heraus gewaltig zu erhöhen suchte, ging geistig an seiner eigenen Forderung nach Größe zugrunde. Nietzsche gab jedoch aus den finstersten Verwirrungen des 19. Jahrhunderts heraus einen schrecklichen Ton an, der sodann das 20. Jahrhundert, an dessen Schwelle er starb, wesentlich mitbestimmte, ein gewaltsames Zeitalter der Überforderung des Einzelnen, den ungeduldige Mächte zur Überwindung seiner Schwächen zwingen wollten – oder den sie, wenn er den Anforderungen nicht gewachsen war, angewidert zum Untergang verdammten. Wir hören die Nachwehen noch heute, zum Beispiel in Gestalt des Transhumanismus, der Überwindung des Menschen durch die vom Menschen geschaffene Technik, die einst an die Stelle ihres Schöpfers treten soll (welcher Idiot würde ein solches Ziel aufstellen, das doch seine eigene Selbstverleugnung und die Abschaffung seiner eigenen Spezies in sich schließt? Ein Antimensch?). Oder wir sehen entgleiste religiöse Subkulturen, die in ihrer Verzweiflung zu geldfixierten, autokratischen, materialistischen, das Bewusstsein kontrollierenden, Schuld zuweisenden Versklavungsmaschinen entarten. Sie werden zum Gegenteil von dem, was sie einst zu erreichen versuchten. Ich habe den Verdacht, dass diese Entwicklung von "höherer" Ebene gesteuert ist, auch auf dem Wege einer gezielten Unterwanderung religiöser Strukturen (oder deren Infiltration von oben her), und dass alles, was größere Freiheit hätte bringen können, letztlich doch wieder zur Vertiefung der allgemeinen Verblödung umfunktioniert wird. Demütige Schafe sollt ihr sein! Aber wie dem auch sei, hier ein paar Absätze von Friedrich Nietzsche (1844-1900) aus dem postum in unterschiedlichen Kompilationen zusammengestellten Buch "Der Wille zur Macht", nur so als Anlass zum Nachdenken und zwecks Vergleich mit dem 20. (und 21.) Jahrhundert. (Ich benutze die undatierte, noch in Fraktur gedruckte, zweibändige Ausgabe des Alfred Kröner Verlags, die nun etwa neunzig Jahre alt sein mag.)

Da heißt es in der Sektion "Der Wille zur Macht IV", Abschnitt 6, "Der höchste Mensch als Gesetzgeber der Zukunft" (das hätte der schwächliche Denker gern so gesehen: dass ein "höchster" Mensch in Zukunft die Gesetze erlässt, die der Denker allzu gern selbst erlassen hätte, wenn man ihn nur ließe. Merke: ein egozentrischer, überheblicher Wille ist von Natur aus demokratiefeindlich):

<458: Ich lehre: dass es höhere und niedere Menschen gibt, und dass ein Einzelner ganzen Jahrtausenden unter Umständen ihre Existenz rechtfertigen kann das heißt ein voller, reicher, großer, ganzer Mensch in Hinsicht auf zahllose unvollständige Bruchstück-Menschen.> (Nietzsche)

Mein lieber Scholli, wer ist denn wohl dieser "volle, reiche, große, ganze Mensch", der in so klarem Gegensatz zu den zahllosen "unvollständigen Bruchstück-Menschen" steht? Versteckt er sich hinter den Rhododendronbüschen? Nein, so läuft das nicht! Die "Existenz ganzer Jahrtausende" braucht überhaupt von niemandem "gerechtfertigt" zu werden, schon gar nicht von einem megalomanischen Spinner, der durch Züchtung, durch Niedertrampeln der Schwächeren, durch Rassendiskriminierung, Ausrottungsversuche und schließlich Gentechnik, heimtückische mentale Technologie und "Transhumanismus" die ihm persönlich auf den Wecker gehenden Schwächen seiner Mitmenschen (letztlich die Menschen selbst) auszumerzen versucht. Natürlich könnte man mit religiösen, medizinischen, psychologischen, soziologischen oder völlig willkürlichen Mitteln die Menschen in "höhere" und "niedere" einteilen oder sogar komplette, komplizierte Skalen aufstellen, auf denen die aktuelle oder chronische Position eines Menschen unter verschiedenen Gesichtspunkten bestimmbar wird. Aus rein wissenschaftlichem Interesse wäre das möglicherweise ein Fortschritt. Aber wer würde das tun, und wer würde eine solche Einteilung brauchen oder gebrauchen? Vermutlich in der Praxis dann doch jemand, der hierbei der Versuchung des Machtmissbrauchs nicht widerstehen könnte oder dessen Charakter sich durch die Tragik seiner eigenen Logik der Bewertung und Aussortierung des "Menschenmaterials" bereits gefährlich verschlechtert hätte, nämlich ein misstrauischer, im tiefsten Inneren ängstlicher Menschenfeind. Die ursprüngliche Absicht einer solchen Einteilung der Menschen könnte gewesen sein, den Menschen schrittweise von dem Punkt ausgehend, an dem er sich jeweils befindet, auf eine höhere Stufe hinaufzuführen, weil ja nun die Einzelschritte bekannt wären, die weiter nach oben führen – wenn eine solche Stufenleiter überhaupt empirisch und praktisch brauchbar erstellt werden kann. Der real existierende Verwaltungsimpuls wäre jedoch, es sich leicht zu machen und die als "minderwertig" eingestuften Mitmenschen einfach auszugrenzen, zu entmachten, zu isolieren, zu unterjochen und womöglich gar zu vernichten. Dieser Impuls setzt sich nur allzu leicht durch, und die Schergen, die einen solchen "Job" gern übernehmen würden, gehören sicher zur niederträchtigsten Sorte.

Weiter bei Nietzsche:

<459: Jenseits der Herrschenden, losgelöst von allen Banden, leben die höchsten Menschen: und in den Herrschenden haben sie ihre Werkzeuge.> (Nietzsche)

Das mag strukturell stimmen! Aber allein schon deshalb, weil diese Ultra-Drahtzieher sich "von allen Banden losgelöst" haben, sind es auf gar keinen Fall die höchsten, sondern meines Erachtens die fiesesten Menschen. Niemand kann so finster sein wie diese "Erleuchteten". Denn da sie die nur scheinbar Herrschenden als Werkzeuge benutzen, und da wir auf Schritt und Tritt die Folgen einer gezielten Verelendung der Menschheit beobachten können, kann es sich oberhalb der Marionettenregierungen nicht um die "höchsten", sondern nur um die essenziell "niedrigsten" Wesen handeln, sofern überhaupt eine solche Einstufung erlaubt wäre. Siehe als Beispiel für das wahre Niveau der salbungsvoll propagierten "westlichen Wertegemeinschaft" die langfristigen Folgen der Verwendung abgereicherten Urans in zahllosen Geschossen während des NATO-Kriegs gegen Serbien 1999: Das Uran erhöht die Durchschlagskraft, aber als Nachgeschmack der "Friedensmission" hat sich in den letzten zehn Jahren nach Aussage des führenden Belgrader Onkologen Prof. Dr. Radan Dzodic "in Serbien die Zahl der Erkrankungen an Schilddrüsenkrebs um 300 Prozent erhöht. Es liegt daran, dass die NATO unsere Region als Abladeplatz für Atommüll genutzt hatte. Wir wissen immer noch nicht, wie viele Bomben mit abgereichertem Uran über unserem Land abgeworfen wurden. ... Als Arzt kann ich nur sagen: Der Krebs wird immer aggressiver, er greift jetzt auch jüngere Menschen an und macht sie lebensunfähig." In Serbien wird heute täglich bei mindestens einem Kind Krebs diagnostiziert. "Die NATO hat uns nicht nur während der Bombenangriffe getötet. Die NATO tötet unsere Nation seit 15 Jahren ununterbrochen, und die Zahl der Opfer wächst", sagt der serbische Toxikologe Radovan Kovacevic. Ähnliche Probleme sind im Irak festzustellen. Es ist also höchst unwahr, dass "jenseits der Herrschenden" die "höchsten" Menschen leben. [Die Informationen aus Serbien sind wiedergegeben in einem Artikel der ehemaligen ARD-Moderatorin Eva Herman ("Kosovo: Flüchtlinge fliehen vor Nato-Uran-Gift") in der Preußischen Allgemeinen Zeitung vom 28.02.2015. Das ist die Dame, die bei Kerner aus der Sendung flog (https://www.youtube.com/watch?v=43NRPdov91I) und die heutzutage eigenständig als Publizistin tätig ist.]

Mehr Nietzsche, teils genial, teils grässlich, aber immer zum Denkenlernen gut:

<460: Rangordnung: Der die Werte bestimmt und den Willen von Jahrtausenden lenkt, dadurch, dass er die höchsten Naturen lenkt, ist der höchste Mensch.> (Nietzsche)

Das bilden sich die Schreibstubenherrscher gern ein; sie selbst sind es, die in solchen Gedanken schwelgen. Es gibt keinen Willen von Jahrtausenden; das ist eine Fiktion. Nietzsche war mit der Abschaffung Gottes beschäftigt, niemals ein gesundes Vorhaben! Dann freilich entsteht ein Vakuum, in welchem jemand, der aus seiner lustvoll beflügelten Denkfähigkeit einen arrogant hohen Status abzuleiten versucht, die eigentlichen Beherrscher der Welt postuliert, um sie in irdischen, aber doch quasi olympischen Regionen anzusiedeln und sich mit ihnen identifizieren zu können. Wer soll das nun sein, dieser Wertebestimmer und Willenslenker? John D. Rockefeller? Das schafft nicht einmal der. Aber die hier beschriebene Strategie, die Welt zu beherrschen, indem man "die höchsten Naturen" lenkt, ist gemeinsames Merkmal einer Reihe von Geheimbünden und Geheimgesellschaften. Ein beherrschender Einfluss soll durch eine verschworene Gruppe ausgeübt werden, deren Mitglieder sich in geeignete Positionen bringen, um die führenden Kreise der Gesellschaft zu beeinflussen und auf diesem Weg immer größere Wirkungen zu erzielen; das nennt man "Synarchie", ein von französischen Esoterikern gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelter Begriff. Die "freie katholische Enzyklopädie Kathpedia" versteht unter "Synarchie" erstaunlicherweise den "Plan eines Weltstaates mit einer einheitlichen Regierung. Er entspringt nicht nur den Geheimgesellschaften; wurde dort in den Jahren 1880-1890 aber näher ausgearbeitet. Er bedeutet die Summe von geheimen Mächten aller 'Orden' und Schulen, die sich zusammentun, um eine einzige, sichtbare Weltregierung zu bilden." Da sieht also jemand gleich den Sprung zu einer Weltregierung. Im Wesentlichen ist die "Synarchie" in der heutigen Zeit jedoch ein Denkmodell, wonach Gruppen (Denkfabriken, Sekten, obskure Weltveränderungs-Cliquen), denen eigentlich nur ein geringer Einfluss auf das Weltgeschehen zusteht, durch systematische Beeinflussung von Meinungsmachern und Entscheidungsträgern sowie durch Besetzung von relativ unauffälligen Schlüsselpositionen einen wirksamen Hebel in der realen Welt anzusetzen versuchen. In der Wikipedia finden wir auch noch den Kommentar: "In einem verschwörungstheoretischen Geschichtsbild versteht man unter Synarchie eine geheime Weltregierung, die je nachdem mit der Bilderberg-Konferenz, der Trilateralen Kommission, Skull & Bones, der Freimaurerei, dem Illuminatenorden usw. in Verbindung gesetzt wird." Ja ja, da sind wir schon nahe dran. Führen Sie Ihre eigenen Studien in dieser Richtung weiter fort. Einige dieser Bestrebungen sind uralt, aber im Dunkelmännertum der französischen Synarchen und auch der Bayrischen Illuminaten kommt diese Vorgehensweise in der Neuzeit erstmals deutlich zum Ausdruck.

<461: Ich glaube, ich habe einiges aus der Seele des höchsten Menschen erraten; – vielleicht geht jeder zugrunde, der ihn errät: aber wer ihn gesehn hat, muss helfen, ihn zu ermöglichen.> (Nietzsche)

Nein, nein, nein! Keiner muss müssen! Schon gar nicht "helfen, ihn zu ermöglichen". Dieses Scheusal von "höchstem Menschen" sollte wohl eher verhindert werden – oder schallend ausgelacht werden! Und man rätsle nicht daran herum, auf dass man nicht "zugrunde" gehe! Extra bedenklich stimmt in diesem Kontext eine Aussage von Adolf Hitler, die Hermann Rauschning in seinen "Gesprächen mit Hitler" wiedergibt. Hitler behauptete nämlich, er habe den "neuen Menschen" gesehen, was in diesem Kontext nur eine andere Bezeichnung für den "Übermenschen" ist. (Rauschnings Hitler-Gespräche sind nicht so ganz wörtlich zu nehmen, aber seine Darstellung zeugt durchweg von gründlichem Verständnis der Nazi-Ideologie und Nazi-Mystik. Laut Rauschning soll Hitler ihm zugerufen haben: "Der neue Mensch ist da! Der neue Mensch lebt unter uns. Genügt Ihnen das? Ich sah den neuen Menschen. Ich sage Ihnen ein Geheimnis. Der neue Mensch, furchtlos und grausam. Ich erschrak vor ihm." Ob er ihn im Traum sah oder etwa bei Himmlers SS, ist nicht bekannt. Furchtlos wäre ja okay, aber furchtlos und grausam? Sodass der Diktator selbst erschrickt? Lieber nicht.) Da Hitler Nietzsches Schriften kannte, muss er sich verpflichtet gesehen haben, den "Übermenschen" zu ermöglichen: denn wie Nietzsche sagte, "wer ihn gesehn hat, muss helfen, ihn zu ermöglichen". Wen jetzt gleich wieder? Ihn, den höchsten Menschen als Gesetzgeber der Zukunft. Furchtlos und grausam. Also hart wie Chromstahl, geschliffen, entschlossen und unbarmherzig. Siegessicher und getragen von unerschütterlicher, rücksichtsloser Gewissheit. Jedenfalls nichts, was auf Demokratie, Freiheit, Menschenrechte, Zivilisation, Toleranz und Nächstenliebe hinausläuft. Als Anschauungsmaterial siehe Adolfs Ausspruch "flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl" in einem kurzen n24-Auszug aus der einschlägigen Führerrede.

<462: Nicht "Menschheit", sondern Übermensch ist das Ziel!> (Nietzsche)

Die Folge davon war, dass nicht nur die Nazis, sondern auch Kommunisten und Sektierer seitdem die Sache so verstanden, dass um des Übermenschen willen die Menschlichkeit (nicht Menschheit – die letztlich auch – aber ganz besonders die Menschlichkeit) mit Füßen zu treten sei. Auch Kommunisten machen den Menschen zum Übermenschen, sozusagen in einer abstrahierten, gesichtslosen, kollektiven Form, als glorifiziertes, geschlechtsloses und willenloses Arbeiterdenkmal, das vermeintlich die Herrschaft über die Geschichte an sich gerissen hat (während der Arbeiter, und der Mensch überhaupt, in Wirklichkeit brutal unterworfen wurde). Was die Sektierer betrifft, sind wir wieder beim GröGaZ angelangt, wenn er mit moderner Maßlosigkeit die seelentechnische Schaffung eines grenzenlos ermächtigten Übermenschen fordert, oder auch bei den verschlagenen Großmagiern, die um die Mitte des 20. Jahrhunderts ihr an den Gitterstäben des Universums rüttelndes Wesen und Unwesen trieben, wie etwa Aleister Crowley und Georg Iwanowitsch Gurdjieff. Bei all solchen Bemühungen blieb ein gutes Stück Menschlichkeit auf der Strecke, und auf den systematisch erzeugbaren Übermenschen warten wir noch immer. Verachtung, Geringschätzung, Heimlichkeit, Überwältigung und dominierendes Gehabe sind bei aufrichtigen spirituellen Bestrebungen unangebracht. Tritt eine wahre Erhöhung des menschlichen Zustandes wirklich ein, dann nur in Verbindung mit Bescheidenheit und Güte, mit Heiterkeit und spielerischer Leichtigkeit.

Ja, ich kenne sie auch selbst, die Sehnsucht nach einer Art Übermenschentum. Jedoch nicht in Form rücksichtsloser, ungebildeter, stumpfer, schwarzbestiefelter Herrenmenschen, die sich als Kaste nach oben putschen, und auch nicht in Form fanatischer, humorloser, bedrohlich gedrillter, scheuklappenbesetzter, unterjochungsgeiler Religionsnarren, die im Trüben fischen und im Dunkeln munkeln, sondern als Sehnsucht nach seelischer und himmlischer Transzendenz, nach zeitweiliger Heimkehr in Liebeswelten, nach leuchtender Einsicht in die Schönheit des Urgrunds, nach Freiheit von irdischen Fesseln und hohen, unabhängigen Flügen eines zum reinen Selbst gewordenen Bewusstseins. Gegenüber den Mitmenschen käme diese Art Freiheit als wunderbares, vielleicht sogar wundertätiges Wohlwollen zum Ausdruck, und gemeinsam hätten solche freien Wesen ein köstliches, über die Sphären hallendes Gelächter.

27. Februar 2015: Mit dem Ausdruck "Grexit" (Greek exit = Ausstieg Griechenlands) schlägt die Sprache mal wieder Purzelbäume. Was ist, wenn Spanien aussteigt? Ein "Spexit"? Oder Deutschland? Der "Dexit"? Sehr viel nüchterner macht ein Blick auf die ursprüngliche Vereinbarung. Im Handelsblatt online unter dem Titel Die größte Insolvenzverschleppung der Geschichte vom 27.02.2015 wagen es zwei Kommentatoren wenigstens, an ein Pamphlet der CDU zu erinnern, in dem sie uns wie viele andere Marionettenorganisationen des Großkapitals vor der Einführung des Euro weiszumachen versuchte, keine Nation müsse für die Schulden der anderen haften. Es stand ja sogar im Vertrag! Die CDU schrieb also seinerzeit, wohlgemut:

„Was kostet uns der Euro? Muss Deutschland für die Schulden anderer Länder aufkommen? Ein ganz klares Nein! Der Maastrichter Vertrag verbietet ausdrücklich, dass die EU oder die anderen EU-Partner für Schulden eines Mitgliedstaats haften. Mit dem Stabilitätspakt wird von vorneherein sichergestellt, dass die Nettoneuverschuldung auf unter drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts begrenzt wird. Die Euro-Teilnehmer werden daher auf Dauer ohne Probleme ihren Schuldendienst leisten können. Eine Überschuldung eines Euro-Teilnehmerstaats kann daher von vornherein ausgeschlossen werden.“

Wie schön! Warum machen sie es dann nicht so? Die Regeln des Stabilitätspaktes wurden übrigens zuerst von Deutschland und Frankreich gebrochen. Ein übles Beispiel für alle anderen.

Was mich selbst betrifft: Als Übersetzer hatte ich während der letzten drei Monate reichlich zu tun, daher rückte auch dieser Blog in den Hintergrund. Eigentlich fing aus meiner Perspektive der wirtschaftliche Aufschwung bereits im Sommer 2014 an, als das Säbelrasseln und die permanenten medialen Erinnerungen an die Kriegsausbrüche von 1914 und 1939 am lautesten durch den Äther schallten. Das war bewusste Stimmungsmache. Plötzlich hatte die Kundschaft wieder Geld, und ich arbeite ja keineswegs für die Rüstungsindustrie, sondern zumeist für Behörden, Gewerkschaften, Versicherungen, Wirtschaftsprüfungsfirmen usw.! Seltsam, oder? Wird da Geld ausgeschüttet, wenn oder weil die Lage brenzlig ist? Oder belohnen die Drahtzieher, die das Geld doch jederzeit aus dem Hut bzw. aus ihrer Rechnertastatur zaubern können, ihre Gefolgsleute dafür, in aller Welt gehorsamst für menschenfeindliche Zankereien zu sorgen? Mich dünkt, es sei das Letztere.

Isch liebe disch auch

23. Januar 2015: Unten als drittes Beispiel in Folge das Motiv der lebenslustigen, lasziv trauernden Witwen, jedenfalls ca. ab 1:29 im Video Isch liebe disch von Tic Tac Toe. Die Nuschel-Aussprache kennt man ja nicht nur von Französinnen, sondern auch hier am Niederrhein. Da der Song schon 15 Jahre alt ist, bemerke ich mal wieder schmerzhaft, dass ich zum totalen Alteisen gehören muss, weil ich ihn unter "neuere Musik" einordnen würde. Wie sagte neulich eine Bekannte eines Bekannten: "Die Enkel werden immer größer: Mein Gott, wie doch die Zeit vergeht, aber das macht nichts, es kommt ja immer genügend neue nach." Das wird wohl nur den spirituellen Obendrüber-Schwebern total einleuchten, aber wahr ist es allemal. Es kommt in der Tat immer genügend neue nach, knapp ist sie (die Zeit) bloß zeitweise im Verhältnis zu der Menge an Aktionen, die man gelegentlich im Interesse der Anpassung an externe Taktgeber in sie hineinstopfen muss. Das sind die Gleichschritt-Forderungen ungeduldiger Mittelstürmer und kapitalintensiver, radikalinvasiver Großkonzerne.

Meine schlesische Oma hatte einen Spruch drauf, der lautete: Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht. Als Kind konnte ich mir keinen Reim darauf machen. Jetzt allmählich schon. Ich hatte dieser trockenen Aussage immer eine mystische oder moralische Bedeutung beigemessen; in Wirklichkeit ist es wohl eher eine Tatsachenfeststellung. Die offizielle Bedeutung lautet: "Jemand treibt etwas so lange, bis er Schaden nimmt." Diese moralische Auslegung hinkt ein wenig, denn so ein armer, stummer Krug dient eben als Krug und kann wenig dafür, dass er benutzt wird! Es hat nicht unbedingt etwas damit zu tun, dass der Esel aufs Eis tanzen geht, wenn's ihm zu wohl wird. No, it's just the fucking physical universe. Der Glatteis-Tanz des Esels beschleunigt gelegentlich bloß den Eintritt des Unvermeidlichen. In dieser Gegend sagen sie alle "muss ja", wenn sie gefragt werden, wie's geht. Das ist die Kurzversion. Und wenn ihnen einer was Gutes wünscht, sagen sie nicht "danke gleichfalls", sondern energiesparend prägnant "auch so".

Jedenfalls läuft das Mindesthaltbarkeitsdatum von Homo-sapiens-Körpern allmählich ab, tick-tock, tick-tock; ob das kleine Fünkchen Bewusstsein, das oben auf der spitzen Welle der "Gegenwart" dahinreitet, sich halbwegs das Ichgefühl bewahren kann, wenn am Tage X der Lehmklumpen gewechselt werden muss, ist eine Frage, deren Antwort nicht immer als sicher empfunden wird. Wir sitzen nicht gerade auf tickenden Zeitbomben, aber in tickenden Uhren. Es kömmt darauf an, der bereits erwähnte zeitlose, allzeitige Obendrüber-Schweber zu sein, während der nette nepalesische Nachbar, der heuer im Dachstübchen wohnt, die Treppe rauf und runter flitzt. Na, wie dem auch sei, freche Mädels auf die Bühne, dann wird's schon gehen! Etwas senil, dieser Humor. Herr Bla-blah und Herr Bladi-blah zwinkern sich unter ihren gesteiften, schwarzweiß-kleinkarierten Kopftüchern im Schein des aufgehenden Halbmondes wohlwollend zu, und Schwamm drüber.

 

ICH BIN ICH SELBST

Je suis moi-même

Unterscheiden, nicht Gleichsetzen: so arbeitet die Vernunft

16./17. Januar 2015: Jedenfalls bin ich nicht "Charlie". Haben Sie sich einige Zeichnungen dieses unsäglichen Magazins Charlie Hebdo angesehen? Was da bislang in einer Auflage von 45.000 Exemplaren gedruckt wurde, ist niederträchtige Gotteslästerung und kurz gesagt widerwärtig. Zum Beispiel eine Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit als zweifacher Arschfick mit Jesus in der Mitte des Porno-Dreiers. Die meisten Leute, die jetzt mit dem Motto "Ich bin Charlie" herumlaufen, werden sich damit unmöglich identifizieren können und kämen selbst nie auf den Gedanken, so einen schmerzhaften, unterweltlichen Dreck hervorzubringen. Sie hätten auch keine Lust, um einer solchen Schande willen die eigene Brust dem Kugelhagel entgegen zu halten. Es ist sowieso nicht ratsam, sich mit Opfern zu identifizieren. Mit Tätern ebenso wenig! Und mit Mördern schon gar nicht! Identifizieren ist sowieso keine vernünftige Lösung. Unterscheiden, Differenzieren, Nichtverwechseln ist das Gebot der Stunde. Niemand muss so weit gehen, Charlie Hebdo zu sein, selbst wenn er sich allen Ernstes für totale und absolute Redefreiheit einsetzen will. Seien Sie einfach Sie selbst.

Bitte sehr, Redefreiheit: ich bin ebenfalls dafür. Man soll auch unbedingt das Recht haben, sich über religiöse Inhalte, die man bekloppt findet, mit Witzen und provokativen Zeichnungen lustig zu machen, wie etwa im TV-Comic South Park, und die Reaktionen anderer Menschen über sich ergehen zu lassen. Was wissen wir denn? Hat Gott Humor? Hoffentlich doch? Sind unsere Gottesbeschreibungen eventuell Quatsch? Vielleicht gibt es ja gar keinen Gott, oder ganz bestimmt nicht so, wie sich manche Leute das gern vorstellen. Keinen Himmel, keine Hölle, keine Engel, keine Teufel, aber dafür massenhaft Aliens, oder einfach nur bodenlose Abgründe von Sinnlosigkeit? Oder einen Ozean der Liebe? Es ist ein Gebot der Intelligenz und der persönlichen Mündigkeit, dass man über solche Themen reden kann. Und wo die Menschen lange Zeit geknechtet wurden, brauchen sie dringend einen Witz.

Nur überlege man sich, wozu die Redefreiheit eigentlich eingeführt wurde. Man spricht bei uns gern von Redefreiheit im Zusammenhang mit Demokratie. Ganz genau, eben dieser freiheitlichen Regierungsform soll die Redefreiheit dienlich sein. Es muss möglich sein, sich frei, präzise und umfassend zu informieren und auf dieser Grundlage sowohl politische Ziele als auch die Vor- und Nachteile einer bestimmten Gesellschaftsordnung, die künftige wirtschaftliche Entwicklung und philosophische und wissenschaftliche Fragen mit aller Gründlichkeit zu diskutieren. Wir sind überzeugt, dass wir auf diesem Weg bessere Fortschritte erzielen, als wenn wir ständig mit einem Maulkorb herumliefen und uns der Willkür eines Diktators beugen müssten. Dies schließt auf jeden Fall auch das Thema Religion mit ein! Es muss möglich sein, Gottesbegriffe und kirchliche Vorschriften, religiöse Ideen und moralische Ansprüche frei und unbefangen zu diskutieren. So fördert die Redefreiheit die intellektuelle und politische Entwicklung und ermöglicht auch die Beendigung etwaiger religiöser Tyrannei. Ebenso müssen in einem freiheitlichen System Journalisten nach bestem Wissen und Gewissen über jedes Thema frei berichten dürfen. Man beachte, dass es hierbei vor allem um die Äußerung und Verbreitung von Fakten und Meinungen geht! Nämlich um die Intelligenz zu fördern – indem man das DENKEN, das jetzt ein wenig aus der Mode gekommen zu sein scheint, mit dem nötigen Stoff und mit brauchbaren Anregungen versorgt, zum Wohle einer fruchtbaren Demokratie! Es gibt jedoch im praktischen Kontext (z.B. Staats- und Geschäftsgeheimnisse), teilweise auch in Form von Gesetzen gegen Beleidigung, Verleumdung, Volksverhetzung, Pornographie und Gotteslästerung, wohldurchdachte Beschränkungen der Redefreiheit. Solche Regeln entsprechen dem gesellschaftlichen Konsens und wurden geschaffen, weil übertriebene Redefreiheit, besonders wenn dabei vorwiegend Neid, Hass und Niedertracht als Beweggründe wirken, dem hehren Ideal der Demokratie keineswegs förderlich sind.

Natürlich wiegt das Verbrechen der Attentäter sehr viel schwerer als die Boshaftigkeit der Satiriker, denn erstens ist es Mord, das schwerste fundamentale Verbrechen überhaupt; und zweitens erkennen wir hinter der militärisch eiskalten Grausamkeit, die uns bis ins Mark erschüttert, obendrein einen Anschlag auf höhere Werte. Religiös sensible Christen und Muslime könnten entgegnen, dass auch Charlie Hebdo in der Summe seiner Aussagen einen schweren Anschlag auf höhere Werte verübt hat, und dass unsere guten Freunde, die US-Amerikaner, mit ebenso kaltblütiger Grausamkeit ihre Bomben seit vielen Jahren über Muslime abwerfen. Wir haben, wie es scheint, nicht alle dieselben höheren Werte. Mit Sicherheit auch nicht dieselben Denkmuster. Deshalb gibt es keinen sonderlich überzeugenden Aufstand der anständigen Muslime und keine christlich oder humanistisch motivierte Rebellion gegen die ewig sinnlos kriegführende US-Regierung. Verantwortung würde indes bedeuten, dass man auch ein gewisses Maß an Verantwortung für die Reaktion der Gegenseite übernimmt. Dass jeder sich überlegt, welche Folgen die eigenen Handlungen, die Provokationen und Beleidigungen am Ende haben werden und was für Reaktionen damit ausgelöst werden können.

Das gilt ebenso für Politiker. Die US-Regierung und die führenden NATO-Mitglieder haben die militärischen Abenteuer Russlands in hohem Grade mit zu verantworten, nachdem sie dieses Land jahrzehntelang ohne jede Not fortschreitend eingekreist und räumlich eingeengt haben und zur Krönung des imperialistischen Vormarsches dann auch noch die Ukraine unter ihre Kontrolle bringen wollten, indem sie sich dort sogar an einer Art Putsch beteiligten. Jede Bombe, die vom sogenannten Westen auf die arabisch-muslimische Zone von Libyen über Syrien und den Irak bis nach Afghanistan und Pakistan abgeworfen wurde, dürfte einen weiteren potenziellen Dschihadisten hervorgebracht haben. Was sonst? Närrisch, alles närrisch. Jede solche Einmischung erreicht das Gegenteil der angeblich damit verfolgten Ziele. Mit den Sanktionen gegen Russland schaden wir uns selbst. Man könnte fast meinen, die USA seien an einer tiefgreifenden, nachhaltigen Schwächung Europas interessiert, die ja dank all der künstlich aufgebauten und hochgezüchteten Feinde im Osten, Südosten und Süden nun immer mehr Gestalt annimmt. Und siehe da, mit dem Dollar und der US-Wirtschaft geht es nun angeblich wieder bergauf.

Aber das sind alles nur hübsch formulierte Worte. In der Praxis befinden sich Machtgier, Gewalt, Irrationalität und schiere Verzweiflung auf dem Vormarsch. Wollen wir mal trotzdem hoffen, dass wir aus diesen Schmelztiegeln irgendwann gestärkt hervorgehen. Wie sagte ich vor neun Jahren so schön, als wegen dänischer Karikatürchen damals im Orient die Post abging:

"Es ist nicht auszuschließen, dass irgendwann eine Religion oder Weltanschauung diktatorische Gewalt über eine Bevölkerung auszuüben wünscht, die mehrheitlich oder minderheitlich mit der betreffenden Religion oder Weltanschauung gar nichts zu tun haben will. Aber ausschließen lässt sich sowieso nichts, nur leider aufheizen lässt sich sehr vieles! Und deshalb wäre es besser, angesichts solcher etwaigen Gefahren die Kraft der eigenen Vorstellungen zu stärken und tristen Religionisten oder sonstigen Fanatikern statt verletzender Karikaturen lieber eine lustige, bunte, popo-wackelnde Sodapop-, Entenhausen-, Salamander-, Prieuré-de-Sion-, Wallfahrts-, Chorgesangs- oder Walhalla-Welt entgegenzusetzen, oder was man eben sonst bevorzugen würde, und mit diesen eigenen Kreationen wirklich tosend und jubelnd das Volumen aufzudrehen." (Freiheit unter Verantwortung)

Aber wie mein Münchner Korrespondent hierzu anmerkt, geht es in der aktuellen Situation eben doch nicht um Religion. „Hier wird“, wie er sagt, „ein religiöses Deckmäntelchen benutzt, um ganz realpolitische Absichten und Machtinteressen zu fördern und zu legitimieren. Im IS schwört man offenbar nicht Allah, sondern einem religiösen Führer namens Abu die uneingeschränkte Loyalität. Hier werden Menschen indoktriniert und vor einen machtpolitischen Karren gespannt. Und es geht ausschließlich um eines: Menschen zu kontrollieren. Und das macht man genauso, wie Pawlow vor Unzeiten seine Hunde konditionierte. Genau diese Methoden wurden unter Adolf auch benutzt. Die Inhalte der Ideologie sind doch frei austauschbar, solange du es schaffst, dass das höchste Himmelreich auf deiner Seite ist und du alles, aber auch alles damit sanktionieren kannst. Die Amerikaner haben zu diesem Zweck ‚nationale Sicherheitsinteressen‘, in deren Namen sie plündern und morden. Ist nicht ganz so überzeugend, kommt aber gleich nach der Nationalhymne. Die Russen haben ihren schwer angekratzten Nationalstolz, irgendwo zwischen Wodka und dem neuen SUV vor der Tür, für den setzen die sich ein. Wir Deutsche haben hier unser Smartphone, vielleicht ALDI und die Nationalelf und eventuell den Mauerfall und ein paar publikumswirksame Demos mit Kerzen und Transparenten. Man sieht, die Kurve des Motivationspotenzials fällt rapide ab. Mit Dieter Bohlen und dem Dschungelcamp kann man da keinen Blumenpott gewinnen. Trash nennt man das wohl.“

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