Phantastische Heimatseite von Eckehard Junge • Archiv 2015 – Die Welt als schillernde Vorstellung – |
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Genter Altar geöffnet, Festtagsseite: Möge das Lamm diesmal nicht allzu viel Blut lassen müssen! Is' ja ne Bombenstimmung 9. Oktober 2015: Eigentlich habe ich für das selbstmörderische Kaspertheater und sentimentale Lemming-Getöse dieses Planeten, unser schönes Deutschland inbegriffen, derzeit wegen beruflicher Hochsaison und thematischer Übersättigung fast gar keine Kommentarzeit übrig, aber ein paar Impressionen will ich weiterreichen, denn man sieht nicht gerne hin, aber es bläht und türmt sich auf im Verborgenen – oder eigentlich direkt vor unserer Nase, nur gucken wir auch "direkt vor unserer Nase" mittlerweile kaum noch hin. Wir sehen hier den inhaltlich konsequenten, aber auch angeberischen Einsatz russischer Marschflugkörper (auch Flügelraketen oder Cruise-Missiles genannt), die dieser Tage von Kriegsschiffen im Kaspischen Meer (!!) gegen Rebellen in Syrien abgefeuert wurden: angeblich gegen Stellungen des "Islamischen Staats". Die Dinger fliegen bodennah mit einer Reichweite von 1550 Meilen (2500 km), um Abwehrsystemen auszuweichen, wechseln geschickt den Kurs und beschleunigen kurz vor dem Einschlag auf Überschallgeschwindigkeit. Man muss sich diese Feuerkraft mal ordentlich reinziehen, natürlich vorzugsweise nur in der Imagination, um zu begreifen, dass man den Bären seit langer Zeit wohl allzu leichtsinnig, ja in geradezu geisteskranker Blauäugigkeit provoziert hat, und um sich auch bunt, plastisch und dynamisch auszumalen, was wohl am Empfangspunkt dieser Höllenmaschinen passiert, wenn den weit entfernten Menschlein, die vielleicht doch nicht so präzise identifiziert wurden, die Eingeweide um die Ohren fliegen. Das sollte die kindische Begeisterung in Grenzen halten. Wobei jedoch der Herr Putin ganz recht hat, dass die USA und ihre Verbündeten, ganz besonders Saudi-Arabien, dieses IS-Monster in Syrien und im Irak überhaupt erst in jahrelanger Kleinarbeit mit Waffenlieferungen und Investitionen aufgebaut haben. Der russische Militäreinsatz begann am 30. September auf ausdrücklichen Wunsch der syrischen Regierung, die bereits schwer in die Ecke gedrängt war. Man kann es so interpretieren, dass Putin nach jahrzehntelanger "westlicher" Einkreisungs-, Bombardierungs-, Einmischungs- und Chaospolitik einfach nur zu retten versucht, was noch zu retten ist. Er konnte unmöglich die Krim, wo die russische Schwarzmeerflotte stationiert ist, einfach so als Anhängsel einer umfunktionierten Ukraine in die Hände einer sinnlos expandierenden Nato fallen lassen, und genauso wenig konnten die Russen tatenlos zusehen, während die US-Politik gegen den syrischen Machthaber Assad, hinterhältig vorangetrieben mithilfe islamistischer Rebellen, ihnen den wichtigsten Verbündeten am Mittelmeer und den Marinestützpunkt in der syrischen Hafenstadt Tartus streitig machte. Strategisch wichtig, weil russische Kriegsschiffe von Tartus aus binnen weniger Tage den Sueskanal und damit den Zugang zum Indischen Ozean erreichen könnten. Natürlich tut all das schon beim Zugucken sehr weh, und auch ohne weitere Auswertung weht jetzt ein rauher Wind.
Und zur Illustration hier die Info-Grafik zum Thema Sizzler (Zischer), dem aktuellen Marschflugkörper, der aus unerfindlichen Gründen, genau wie all die markigen Hitzköpfe und Kriegsliebhaber, mit uns gemeinsam auf demselben Planeten existieren darf. Vier Kriegsschiffe der Kaspischen Flotte feuerten 26 Klub-Marschflugkörper auf 11 Ziele in Nordsyrien ab. Unter den Schiffen waren eine Fregatte der Gepard-Klasse und drei Korvetten der Buyan-M-Klasse (im Bild); Übersetzung nebenstehend:
Der Zischer-Schlag über 1600 km: Fakten-Datei zum KALIBR NK (KLUB), Nato-Codename: Sizzler (Zischer). Sprengkopf: Bis zu 409 kg hochexplosiver Sprengstoff. Max. Geschwindigkeit 3.560 km/h. Länge: 8,84 Meter. Der Marschflugkörper wird senkrecht gestartet. Über Land folgt er einer bodennahen Marschroute, um Abwehrsystemen zu entgehen. 40 km vor dem Ziel löst sich der Sprengkopf ab, gewinnt an Höhe und beschleunigt vor dem Aufschlag auf Überschallgeschwindigkeit. Ja, Heidewitzka, Herr Kapitän! Dass sie überhaupt genug Geld haben für solche Spielzeuge! Trotz all unserer Sanktionen? Es bestätigt sich wieder der schöne alte Satz: "Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg." |
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Impressionen am Tag der Deutschen Einheit 2015: Sprödentalkirmes in Krefeld ... Na ja, unterwegs zur Kirmes erschien mir in einem Antiquitäten-Schaufenster ein halb materialisierter Besucher aus der 5. Dimension. Er schien sich in einer übermannshohen Transportvase zu befinden. Die Struktur seines Gesichts kann auf den ersten Blick beunruhigend wirken:
In der Vergrößerung wird es auch nicht viel besser. Man könnte vermuten, dass das wirkliche Gesicht dieses Besuchers einfach nur von der knubbligen Oberfläche des Transportmittels verdeckt wird:
Ach so, wie dusslig, das bin ich ja selbst. Alles nur gespiegelt. Reiner Selfie-Stuss für einsame Herzen. – Wunderschön bunt, laut und stellenweise rasant präsentierte sich die Krefelder Oktober-Kirmes auf dem Sprödentalplatz:
Und das menschliche Dasein zeigte sich vor der Schreckensfront der Geisterbahn von einer seiner besseren Seiten.
Man könnte daraus schließen, dass alles doch irgendwie ganz anders ist, als man denkt. Wobei ich zugeben muss, dass ich schon seit längerer Zeit nichts Gehaltvolles mehr in die Tasten gehauen habe. Jedenfalls nicht auf diesem öffentlichen Forum. Die Skepsis nimmt überhand. |
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Oh du schönes, ruhiges, gesegnetes Heimatland!
(Aufgeschnappt im Schaufenster einer Duisburger Kunsthandlung) 15. September 2015: Der wackere Mauswanderer hat jedenfalls beschlossen, sich von angeblichen dunklen Wolken an den Randgebieten seiner netten, urtümlich grünen, beschaulichen Idylle nicht beirren zu lassen. Hier ist das Leben immer noch so schön, wie es laut Globalisierungs-Miesepetern nie war. Apropos Wolkenformationen, da erhaschte ich doch gestern abend ein paar besonders eindrucksvolle, wenngleich etwas finstere und melodramatische Exemplare in Düsseldorf:
... und direkt an der Rheinpromenade, geradezu schon herbstlich-infernalisch, geduckt in Erwartung des vierten Blutmonds:
Und in der hoffnungsvollen Betrachtung der Zukunft darf freilich auch ein UFO-Effekt dieser Tage bei Duisburg nicht fehlen:
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Weltenplan und Wiedergeburt 4. September 2015: Ein Fundstück beim "Arbeitskreis Origenes" (auf dass ich's nicht vergesse; denn dies hat auch etwas mit dem Thema Willensfreiheit und Missbrauch der Freiheit zu tun):
Und falls jemand ernstlich Lust verspürt, einmal ausgiebig Klartext zur verwirrenden politischen Lage dieser Welt zu hören, einschließlich der Frage nach der Souveränität Deutschlands und den geopolitischen Absichten, die hinter der einseitigen Propaganda gegen Russland stehen, so ist folgender Link zu empfehlen, der nur deshalb als Ausgeburt von Verschwörungstheoretikern diffamiert wird, weil die Verschwörungspraktiker gern unentdeckt mit ihren äußerst zerstörerischen Machtspielchen fortfahren würden: KenFM-Positionen #1: Krieg oder Frieden in Europa - Wer bestimmt auf dem Kontinent? Oder wir halten uns weiter an die gemütlichen Gesichter der politischen Unverbindlichkeit: Echt-ehrlich-Krefelder 8. August 2015: Ja, da schau her! Sinnreiche politische Programme braucht das Land, klar, kernig und kompromisslos! Auch wenn es "nur" um das Amt des Oberbürgermeisters von Krefeld geht!
25. Juli 2015: Ein Liebes-Feuerwerk vom Feinsten, aus der kolumbianisch-mexikanischen Koproduktion "La Hija del Mariachi" (Telenovela, 2006-2008). Anklicken, um die Vorstellung zu genießen! Was für eine Glut, Liebe unter Wahrung einer Distanz, einfach als pure Schönheit. Die übrigen Teile, Folgen und Fortsetzungen lohnen sich ebenfalls: was für großartige Stimmen und fabelhafte Figuren! Geradezu ein Grund, um Spanisch zu lernen ... eine sehr originelle Produktion.
19. Juni 2015: Die Angaben zu Bilderberg 2015 (unten, 13. Juni) wurden um die komplette, offizielle Teilnehmerliste erweitert, sodass man seiner Phantasie freien Lauf lassen kann: Was hätten sich diese Leute zu erzählen? Interessant ist zu diesem Thema auch das Interview mit dem Sozialwissenschaftler Björn Wendt, der sich in einer größeren Studie mit dem Thema Bilderberg auseinandergesetzt hat: "Es ist eine Privatisierung und Re-Oligarchisierung der Politik zu beobachten, bei der Formate wie Bilderberg verdeutlichen, dass Superreiche und Manager über ganz unterschiedliche, in der Regel relativ intransparente Kanäle Zugang zur Spitzenpolitik und den Wissenseliten suchen und finden." Nicht zu vergessen Teil 2 dieses Interviews: "Die Forschung zu Bilderberg steckt noch in den Kinderschuhen". 16. Juni 2015: Für die ständige Verfahrensweise der USA, sich ihre eigenen Feinde aufzubauen und hochzurüsten, um dann mit hohen Kosten sowie Blut, Schweiß und Tränen gegen sie kämpfen zu müssen, liefert der folgende Artikel der Hindustan Times vom 15. September 2001 (vier Tage nach dem Einsturz gewisser Hochhäuser) ein ausgezeichnetes Beispiel:
Jauchzende Straßenmalerei in Krefeld: Hurra, die Mächtigsten dieser Welt treffen sich im Gebirge, um für uns alle eine schönere Zukunft auszutüfteln! Und jährlich grüßt der Bilderberg (2015)
13. Juni 2015: Nachdem die nichts sagenden und völlig unergiebigen
Rituale des G7-Traumtänzergipfels im Märchenschloss Elmau auf deutschem
Boden überstanden sind, mit einer 20.000 Mann starken Polizeitruppe und
zum Preis von 360 Millionen Euro aus
Die Teilnehmerliste lässt erahnen, worauf der freie Informations- und Meinungsaustausch dieser Clique, wie üblich unter völliger Ausklammerung der Öffentlichkeit, in einer Reihe brisanter Themenbereiche hinauslaufen mag und welche Art Konsens sich herausbilden könnte. Da wären zum Beispiel der britische Finanzminister (Schatzkanzler) George Osborne, der auch als zukünftiger Premierminister gehandelt wird; NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg; der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte; Google-Chef Eric Schmidt, mitsamt zwei weiteren hohen Führungskräften seines Unternehmens; der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer; die frühere niederländische Königin Beatrix; der frühere CIA-Direktor und pensionierte US-General David Petraeus; der frühere französische Premierminister Alain Juppé, der künftig noch Aussichten auf die französische Präsidentschaft haben dürfte; der absolut unvermeidliche Henry Kissinger, früherer US-Verteidigungsminister und ewiger Mitmischer in der Weltgeschichte; Laurence Boone, Sonderberater des französischen Präsidenten in Finanz- und Wirtschaftsfragen; Springer-CEO Mathias Döpfner; Gruner+Jahr-Chefin Julia Jäkel; der österreichische Verleger Oscar Bronner; der frühere Weltbank-Chef James David Wolfensohn; der vorbestrafte Immobilien-Tycoon und Karstadt-Eigner René Benko; Österreichs Altbundeskanzler Alfred Gusenbauer; Alcoa-Chef Klaus Kleinfeld; Siemens-Boss Joe Kaeser; der milliardenschwere schwedische Investor Jacob Wallenberg; Paul Achleitner, Aufsichtsratschef der Deutschen Bank; John Allen, früherer US-General und NATO-Oberbefehlshaber in Afghanistan, inzwischen Sonderbeauftragter der Vereinigten Staaten für die Internationale Allianz gegen den IS; Benoit Coeure, französischer Wirtschaftswissenschaftler und Direktoriumsmitglied der EZB; Jeroen Dijsselbloem, Euro-Gruppen-Chef; Thomas Enders, Chef des Luftfahrt- und Rüstungskonzerns EADS, Stichwort Drohnenentwicklung; Christoph Franz, früher Vorstandsvorsitzender der Lufthansa und seit März 2014 Verwaltungsratspräsident des Schweizer Pharmakonzerns Roche; Wolfgang Ischinger, Leiter der Münchner "Sicherheitskonferenz"; und last not least die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Als Themen werden genannt: USA, Russland, Griechenland, Mittlerer Osten, NATO, Wahlen in den USA, aber auch Künstliche Intelligenz, Netzsicherheit, chemische Waffen und Terrorismus. Journalisten und Fotografen sind nicht zugelassen. Umweltfragen stehen nicht auf der diesjährigen Themenliste. (Zur Info über einige frühere Bilderberg-Jahre siehe auch meine Zusammenstellung Geheimgesellschaften – Die Bilderberger.) Hier ist eine Auflistung der Länder, aus denen die Bilderberg-Teilnehmer diesmal kommen – womit das Ganze sehr deutlich als ein nordamerikanisch-europäisches, oder wie man auch sagt: transatlantisches Unterfangen erkannt werden kann (nicht einmal Japan ist dabei, und man sieht hier größtenteils die NATO aufmarschieren): Und hier auch wieder, wie schön, die offizielle und endgültige Teilnehmerliste 2015 gemäß Bilderberg-eigener Website. Es ist eine interessante Denkübung, sich auszumalen, was diese Personen einander im Einzelnen zu sagen hätten. Sicher gibt es da viele faszinierende Aha-Erlebnisse, während unauffällig von oben eine gewisse Denk- und Marschrichtung eingeträufelt wird: Bilderberg in Telfs-Buchen, Österreich, vom 11. bis 14. Juni
2015
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Castries, Henri de |
Chairman and CEO, AXA Group | FRA |
Achleitner, Paul M. |
Chairman of the Supervisory Board, Deutsche Bank AG | DEU |
Agius, Marcus |
Non-Executive Chairman, PA Consulting Group | GBR |
Ahrenkiel, Thomas |
Director, Danish Intelligence Service (DDIS) | DNK |
Allen, John R. |
Special Presidential Envoy for the Global Coalition to Counter ISIL, US Department of State | USA |
Altman, Roger C. |
Executive Chairman, Evercore | USA |
Applebaum, Anne |
Director of Transitions Forum, Legatum Institute | USA |
Apunen, Matti |
Director, Finnish Business and Policy Forum EVA | FIN |
Baird, Zoë |
CEO and President, Markle Foundation | USA |
Balls, Edward M. |
Former Shadow Chancellor of the Exchequer | GBR |
Balsemão, Francisco Pinto |
Chairman, Impresa SGPS | PRT |
Barroso, José M. Durão |
Former President of the European Commission | PRT |
Baverez, Nicolas |
Partner, Gibson, Dunn & Crutcher LLP | FRA |
Benko, René |
Founder, SIGNA Holding GmbH | AUT |
Bernabè, Franco |
Chairman, FB Group SRL | ITA |
Beurden, Ben van |
CEO, Royal Dutch Shell plc | NLD |
Bigorgne, Laurent |
Director, Institut Montaigne | FRA |
Boone, Laurence |
Special Adviser on Financial and Economic Affairs to the President | FRA |
Botín, Ana P. |
Chairman, Banco Santander | ESP |
Brandtzæg, Svein Richard |
President and CEO, Norsk Hydro ASA | NOR |
Bronner, Oscar |
Publisher, Standard Verlagsgesellschaft | AUT |
Burns, William |
President, Carnegie Endowment for International Peace | USA |
Calvar, Patrick |
Director General, DGSI | FRA |
Cebrián, Juan Luis |
Executive Chairman, Grupo PRISA | ESP |
Clark, W. Edmund |
Retired Executive, TD Bank Group | CAN |
Coeuré, Benoît |
Member of the Executive Board, European Central Bank | INT |
Coyne, Andrew |
Editor, Editorials and Comment, National Post | CAN |
Damberg, Mikael L. |
Minister for Enterprise and Innovation | SWE |
De Gucht, Karel |
Former EU Trade Commissioner, State Minister | BEL |
Donilon, Thomas E. |
Former U.S. National Security Advisor; Partner and Vice Chair, O'Melveny & Myers LLP | USA |
Döpfner, Mathias |
CEO, Axel Springer SE | DEU |
Dowling, Ann |
President, Royal Academy of Engineering | GBR |
Dugan, Regina |
Vice President for Engineering, Advanced Technology and Projects, Google | USA |
Eilertsen, Trine |
Political Editor, Aftenposten | NOR |
Eldrup, Merete |
CEO, TV 2 Danmark A/S | DNK |
Elkann, John |
Chairman and CEO, EXOR; Chairman, Fiat Chrysler Automobiles | ITA |
Enders, Thomas |
CEO, Airbus Group | DEU |
Erdoes, Mary |
CEO, JP Morgan Asset Management | USA |
Fairhead, Rona |
Chairman, BBC Trust | GBR |
Federspiel, Ulrik |
Executive Vice President, Haldor Topsøe A/S | DNK |
Feldstein, Martin S. |
President Emeritus, NBER; Professor of Economics, Harvard University | USA |
Fischer, Heinz |
Federal President | AUT |
Flint, Douglas J. |
Group Chairman, HSBC Holdings plc | GBR |
Franz, Christoph |
Chairman of the Board, F. Hoffmann-La Roche Ltd | CHE |
Fresco, Louise O. |
President and Chairman Executive Board, Wageningen University and Research Centre | NLD |
Griffin, Kenneth |
Founder and CEO, Citadel Investment Group, LLC | USA |
Gruber, Lilli |
Executive Editor and Anchor “Otto e mezzo”, La7 TV | ITA |
Guriev, Sergei |
Professor of Economics, Sciences Po | RUS |
Gürkaynak, Gönenç |
Managing Partner, ELIG Law Firm | TUR |
Gusenbauer, Alfred |
Former Chancellor of the Republic of Austria | AUT |
Halberstadt, Victor |
Professor of Economics, Leiden University | NLD |
Hampel, Erich |
Chairman, UniCredit Bank Austria AG | AUT |
Hassabis, Demis |
Vice President of Engineering, Google DeepMind | GBR |
Hesoun, Wolfgang |
CEO, Siemens Austria | AUT |
Hildebrand, Philipp |
Vice Chairman, BlackRock Inc. | CHE |
Hoffman, Reid |
Co-Founder and Executive Chairman, LinkedIn | USA |
Ischinger, Wolfgang |
Chairman, Munich Security Conference | INT |
Jacobs, Kenneth M. |
Chairman and CEO, Lazard | USA |
Jäkel, Julia |
CEO, Gruner + Jahr | DEU |
Johnson, James A. |
Chairman, Johnson Capital Partners | USA |
Juppé, Alain |
Mayor of Bordeaux, Former Prime Minister | FRA |
Kaeser, Joe |
President and CEO, Siemens AG | DEU |
Karp, Alex |
CEO, Palantir Technologies | USA |
Kepel, Gilles |
University Professor, Sciences Po | FRA |
Kerr, John |
Deputy Chairman, Scottish Power | GBR |
Kesici, Ilhan |
MP, Turkish Parliament | TUR |
Kissinger, Henry A. |
Chairman, Kissinger Associates, Inc. | USA |
Kleinfeld, Klaus |
Chairman and CEO, Alcoa | USA |
Knot, Klaas H.W. |
President, De Nederlandsche Bank | NLD |
Koç, Mustafa V. |
Chairman, Koç Holding A.S. | TUR |
Kravis, Henry R. |
Co-Chairman and Co-CEO, Kohlberg Kravis Roberts & Co. | USA |
Kravis, Marie-Josée |
Senior Fellow and Vice Chair, Hudson Institute | USA |
Kudelski, André |
Chairman and CEO, Kudelski Group | CHE |
Lauk, Kurt |
President, Globe Capital Partners | DEU |
Lemne, Carola |
CEO, The Confederation of Swedish Enterprise | SWE |
Levey, Stuart |
Chief Legal Officer, HSBC Holdings plc | USA |
Leyen, Ursula von der |
Minister of Defence | DEU |
Leysen, Thomas |
Chairman of the Board of Directors, KBC Group | BEL |
Maher, Shiraz |
Senior Research Fellow, ICSR, King's College London | GBR |
Markus Lassen, Christina |
Head of Department, Ministry of Foreign Affairs, Security Policy and Stabilisation | DNK |
Mathews, Jessica T. |
Distinguished Fellow, Carnegie Endowment for International Peace | USA |
Mattis, James |
Distinguished Visiting Fellow, Hoover Institution, Stanford University | USA |
Maudet, Pierre |
Vice-President of the State Council, Department of Security, Police and the Economy of Geneva | CHE |
McKay, David I. |
President and CEO, Royal Bank of Canada | CAN |
Mert, Nuray |
Columnist, Professor of Political Science, Istanbul University | TUR |
Messina, Jim |
CEO, The Messina Group | USA |
Michel, Charles |
Prime Minister | BEL |
Micklethwait, John |
Editor-in-Chief, Bloomberg LP | USA |
Minton Beddoes, Zanny |
Editor-in-Chief, The Economist | GBR |
Monti, Mario |
Senator-for-life; President, Bocconi University | ITA |
Mörttinen, Leena |
Executive Director, The Finnish Family Firms Association | FIN |
Mundie, Craig J. |
Principal, Mundie & Associates | USA |
Munroe-Blum, Heather |
Chairperson, Canada Pension Plan Investment Board | CAN |
Netherlands, H.R.H. Princess Beatrix of the |
NLD | |
O'Leary, Michael |
CEO, Ryanair Plc | IRL |
Osborne, George |
First Secretary of State and Chancellor of the Exchequer | GBR |
Özel, Soli |
Columnist, Haberturk Newspaper; Senior Lecturer, Kadir Has University | TUR |
Papalexopoulos, Dimitri |
Group CEO, Titan Cement Co. | GRC |
Pégard, Catherine |
President, Public Establishment of the Palace, Museum and National Estate of Versailles | FRA |
Perle, Richard N. |
Resident Fellow, American Enterprise Institute | USA |
Petraeus, David H. |
Chairman, KKR Global Institute | USA |
Pikrammenos, Panagiotis |
Honorary President of The Hellenic Council of State | GRC |
Reisman, Heather M. |
Chair and CEO, Indigo Books & Music Inc. | CAN |
Rocca, Gianfelice |
Chairman, Techint Group | ITA |
Roiss, Gerhard |
CEO, OMV Austria | AUT |
Rubin, Robert E. |
Co Chair, Council on Foreign Relations; Former Secretary of the Treasury | USA |
Rutte, Mark |
Prime Minister | NLD |
Sadjadpour, Karim |
Senior Associate, Carnegie Endowment for International Peace | USA |
Sawers, John |
Chairman and Partner, Macro Advisory Partners | GBR |
Sayek Böke, Selin |
Vice President, Republican People’s Party | TUR |
Schmidt, Eric E. |
Executive Chairman, Google Inc. | USA |
Scholten, Rudolf |
CEO, Oesterreichische Kontrollbank AG | AUT |
Sevelda, Karl |
CEO, Raiffeisen Bank International AG | AUT |
Stoltenberg, Jens |
Secretary General, NATO | INT |
Stubb, Alexander |
Minister of Finance | FIN |
Suder, Katrin |
Deputy Minister of Defense | DEU |
Sutherland, Peter D. |
UN Special Representative; Chairman, Goldman Sachs International | IRL |
Svanberg, Carl-Henric |
Chairman, BP plc; Chairman, AB Volvo | SWE |
Svarva, Olaug |
CEO, The Government Pension Fund Norway | NOR |
Thiel, Peter A. |
President, Thiel Capital | USA |
Tsoukalis, Loukas |
President, Hellenic Foundation for European and Foreign Policy | GRC |
Üzümcü, Ahmet |
Director-General, Organisation for the Prohibition of Chemical Weapons | INT |
Vitorino, António M. |
Partner, Cuetrecasas, Concalves Pereira, RL | PRT |
Wallenberg, Jacob |
Chairman, Investor AB | SWE |
Weber, Vin |
Partner, Mercury LLC | USA |
Wolf, Martin H. |
Chief Economics Commentator, The Financial Times | GBR |
Wolfensohn, James D. |
Chairman and CEO, Wolfensohn and Company | USA |
Zoellick, Robert B. |
Chairman, Board of International Advisors, The Goldman Sachs Group | USA |
23. Mai 2015: Allseits frohes Pfingstfest, falls noch jemand weiß, was da eigentlich gefeiert wird, oder wenn nicht, dann genieße man trotzdem die Tage.
Im Interesse einer Ökumene des Geistes sei hier eine rosenkreuzerische Auslegung des Gottesbegriffs wiedergegeben:
Gott: <Es gibt nur einen Gott, der ewig lebt, allgegenwärtig ist, grenzenlos mächtig und unbegrenzt in seiner Erscheinungsform ist – es ist der „Gott unseres Herzens“. Gott ist ein völlig subjektives Erlebnis und somit persönliche Auslegung. Die Auffassung von Gott spiegelt die Vernunft, die Erziehung, den religiösen und gesellschaftlichen Hintergrund des betreffenden Menschen wider. Aus diesen Gründen ist es unmöglich, eine einheitliche Auffassung von Gott zu schaffen, die für alle Menschen gleicherweise annehmbar ist.> (Glossar der Rosenkreuzer, sehr empfehlenswert)
Oben eins meiner Fotos von der Burganlage in Carcassonne ("La Cité"). In Wirklichkeit erheblich größer als alles, was in ein Foto passt, und auf jeden Fall eine Reise wert.
Restaurantschild in Rennes-le-Château • Eigenes Foto, 2. Mai 2015
18./24. April 2015: Hübsch, formvollendet und hintergründig: Goethes Ballade Der Gott und die Bajadere. Auch von der Sprache her ist dieses Werk, 218 Jahre nach seiner Entstehung, immer noch leicht zugänglich (sagt Opa Ecki). Aus heutiger Sicht, bombardiert mit Sakrilegs-Romanen und modernen Gralsbüchern, würde man in diesem Gedicht vor allem eine Anspielung auf Maria Magdalena sehen. Und es liegt nahe, dass auch Goethe entsprechende Spekulationen geläufig waren. Er verlegt hierbei die Handlung zwar sicherheitshalber in den indischen Kulturkreis, aber das Gedicht bleibt eine Mahnung, dass ein zum Menschen gewordener Gott doch vorzugsweise alles Menschliche und typisch Menschliche kennenlernen sollte, wozu die Erotik mit Sicherheit gehört. Allein schon um des gegenseitigen Verständnisses zwischen Göttern und Menschen willen!
Eine Bajadere ist eine indische Tänzerin, im engeren Sinn die im Tempeldienst beschäftigte Devadasi (Dienerin eines Gottes), die auch religiöse Prostitution ausübt (sagt der Brockhaus). Als leichte Mädchen aufgefasst, waren Bajaderen im 18. und 19. Jahrhundert ein beliebtes Thema der „galanten Malerei“. Es gäbe hier freilich noch mehr zu sagen; insbesondere ist es ja eigentlich der Gipfel an männlicher Selbstherrlichkeit und stinkigem Chauvinismus, von einer gewohnheitsmäßig bezahlten Liebesdienerin eine derart echte Liebe zu erwarten (wurzelnd in Gehorsam), dass selbst der Flammentod als Beweis verlangt werden darf. Erheblich besser gefällt mir Schillers Genervtheit angesichts der grausigen Konsequenzen einer ritterlich vollendeten Minne (bedingungslosen, bedenkenlos schwärmerischen Liebe), wenn die eben noch wie göttlich Verehrte sich als zickige, eitle Sadistin entpuppt, nämlich in der Ballade vom Handschuh: „Den Dank, Dame, begehr ich nicht!“
Aufgrund der mathematisch exakt daherprotzenden Eigentümlichkeiten der Sprache selbst weist der Mensch, besonders als Träumer und Grübler, eine fatale Anfälligkeit für absolute Begriffe auf, die seinen Verstand in mancherlei Fallgruben, unerwünschte Dauerzustände, Frustrationen und saumäßige Kurzschlüsse hineinführen, so zum Beispiel Wörter und Wendungen wie immer, niemals, ewig, bedingungslos, absolut, vollkommen, total, perfekt, ideal, nie wieder, andauernd, wahr, unwahr, unendlich, endgültig, Gott, Liebe, Hölle, Himmel, Ehre, Erlösung, Verdammnis, Schicksal, „und so weiter“. Solche Wörter sind meistens weit von der Wirklichkeit entfernt. Sogar an „unschuldigen“ Hilfsverben wie haben, sein (bin, bist, ist, war), tun, müssen, dürfen, sollen, können, werden ist im relativ robusten, aber nicht ganz unfehlbaren menschlichen Verstand eine Menge Kladderadatsch aufgehängt. Kommt nun eine Philosophie oder Psychologie daher, die gar Hauptwörter daraus macht, wie etwa „das Sein“, „das Haben“, „das Tun“, „das Werden“, „das Dürfen“ etc., dann ist den garstigsten Verallgemeinerungen Tür und Tor geöffnet, während das Publikum ehrfürchtig dasitzen wird und sich von „totaler Weisheit“ umnebelt fühlt. Immanuel Kant hätte ruhig auch diese grammatischen Kategorien genauer untersuchen sollen, die das Denken in zwanghaften Bahnen halten können, einfach weil so vieles und so viel völlig Verschiedenes daran hängt, obwohl doch ein jedes Phänomen in seinem eigenen Zeitabschnitt für sich gesehen werden sollte. Die Pataphysik versucht sich aus dieser Falle zu retten, indem sie jede Situation als einen völlig neuen, nie dagewesenen Ausnahmefall betrachtet. Auf einer höheren Ebene mag die bedingungslose, ewige Liebe (die total verallgemeinerte, blinde Liebe ohne jeden Ausnahmefall) ja sehr gut brauchbar sein, jedoch hier im Irdischen sieht man sich mit solcher Absolutheit oft der Lächerlichkeit preisgegeben.
Die gängigen Interpretationen des oben genannten Goethe-Gedichts findet man gut aufgereiht im einschlägigen Wikipedia-Artikel. Und hier hat ein gewisser Pierre Kodijo Nenguié gleich ein ganzes Buch darüber geschrieben: Zur poetischen Inszenierung der Nord-Süd-Frömmigkeit in Goethes Der Gott und die Bajadere, was ich ein bisschen übertrieben finde, besonders wenn man sich überlegt, dass der Dichter sich alle Mühe gab, ein breites Spektrum an persönlicher Gelehrsamkeit und Recherche in eine handliche Ballade zu komprimieren. Dann kommt so ein kompliziert denkender Gelehrter und walzt das Ganze wieder aus. So haben alle ihren Spaß, obwohl doch offensichtlich das ganze Tohuwabohu auf die üblichen Schniedelprobleme der menschlichen Daseinsebene hinausläuft. Wer seine Jugend an allzu umfangreiche germanistische oder religionswissenschaftliche Dissertationen dieser Art verschwendet, wird sich im Alter ärgern, dass er die Schniedel-Power seinerzeit nicht geschickter zur Verwirklichung eines unkomplizierten Lustgewinns eingesetzt hat. Seufz.
Wie die Freiheit zerstört wird
14. April 2015: Dem Nachstehenden seien ein paar Aphorismen des kolumbianischen Philosophen Nicolás Gómez Dávila (1913-1994) vorangestellt:
„Wo das
Christentum verschwindet, erfinden Habsucht, Neid und Geilheit tausend
Ideologien, um sich zu rechtfertigen.“
„Wenn der Mensch sich nicht von den Göttern in Zucht nehmen lässt,
nehmen ihn die Dämonen in Zucht.“
„Das Böse kann nicht siegen, wo das Gute nicht schal geworden ist.“
„Der Teufel kann ohne die leichtfertige Kollaboration der Tugenden
nichts ausrichten.“
7. April 2015: Das folgende 10-Punkte-Programm ist direkt dem Inhaltsverzeichnis des sehr empfehlenswerten Buches von Naomi Wolf, Wie zerstört man eine Demokratie, entnommen. Es findet aber, wie ich meine, nicht nur Anwendung auf politische und polizeistaatliche Methoden zur Vernichtung der Demokratie in einem Staatswesen oder Parteiapparat, sondern genau die gleichen Mechanismen können erfahrungsgemäß von religiösen Gemeinschaften und von Wirtschaftsunternehmen benutzt werden, um schrittweise den freiheitlichen Umgang miteinander abzuschaffen, die Menschenrechte auszuhöhlen und das ursprünglich gute „Betriebsklima“ zugunsten autoritärer Strukturen zu zerstören. Im Mittelalter traf dieses Programm zeitweise sogar auf die Römisch-Katholische Kirche zu, heute auch auf den Islamischen Staat usw. Es handelt sich also um eine weitere „Bereicherung“ des GröGaZ-Handbuches (bezüglich der hinterlistigen Machenschaften des Größten Gurus aller Zeiten, der sich ganz unterschiedlich manifestieren kann, aber stets auf totale Kontrolle geil ist und letztlich eine Schreckensherrschaft etabliert).
1. Die Beschwörung einer äußeren und einer inneren Gefahr.
2. Die Einrichtung von Geheimgefängnissen.
3. Die Entwicklung einer paramilitärischen Truppe.
4. Die Überwachung der Bürger.
5. Die Infiltration von Bürgerbewegungen.
6. Die willkürliche Verhaftung und Freilassung von Bürgern.
7. Die Verfolgung einzelner Bürger.
8. Die Einschränkung der Pressefreiheit.
9. Die Diffamierung der Kritik als „Spionage“ und der abweichenden Meinung als „Verrat“.
10. Die Unterhöhlung des Rechtsstaats.
(Naomi Wolf, Wie zerstört man eine Demokratie. Das 10-Punkte-Programm, Wilhelm Goldmann Verlag, München 2010)
Im Innentitel des Buches wird ein Richter William O. Douglas mit der Mahnung zitiert: „Genau wie die Nacht nicht plötzlich hereinbricht, kommt auch die Unterdrückung nicht schlagartig. In beiden Fällen gibt es eine Zeit des Zwielichts, in der alles scheinbar unverändert ist. Und in dem Zwielicht müssen wir alle mit höchster Aufmerksamkeit auf Veränderungen achten, so klein sie auch sein mögen, damit wir nicht zu ahnungslosen Opfern der Dunkelheit werden.“ (Ebd.)
4. April 2015: Die untenstehende, klar formulierte Warnung zum Thema Utopie und Wahrheitsdiktatur sollte man eigentlich in die Lehrpläne aller Schulen aufnehmen:
Wer vom unbedingten Glauben an eine Utopie befallen ist, <wähnt sich im Besitz der Wahrheit und damit nicht nur des Schlüssels, sondern auch der moralischen Verpflichtung zur Beseitigung alles Übels der Welt. In der Annahme, dass die Wahrheit, wenn sie nur klar und laut genug verkündet wird, alle Menschen guten Willens überzeugen muss, wird er zunächst missionarische Wege beschreiten. Führt dies aber nicht zum erwarteten Erfolg, so liegt die Schuld bei denen, die verstockt sind und sich der Wahrheit gegenüber verschließen. Denn dass seine Wahrheit die Wahrheit schlechthin ist, daran hat der utopische Weltverbesserer keinen Zweifel. Damit aber steht der Verteufelung „der anderen“ nichts mehr im Wege, und dass in Extremfällen ihre Ausrottung nicht nur wünschenswert, sondern zur Beglückung der Menschheit einfach notwendig ist, ergibt sich dann fast zwanglos.> (Paul Watzlawick/John H. Weakland/Richard Fisch, Lösungen: Zur Theorie und Praxis menschlichen Wandels, Bern/Göttingen/Toronto 1992, S. 73; so zitiert in dem empfehlenswerten Buch „Wer Religion verkennt, erkennt Politik nicht“: Perspektiven der Religionspolitologie, von Claus-E. Bärsch, Peter Berghoff, Reinhard Sonnenschmidt [Hrsg.], Seite 115 in dem Beitrag von Andrea Ullrich: Das Versprechen des magischen Bewusstseins, Verlag Königshausen & Neumann GmbH, Würzburg 2005; URL: siehe hier.)
Man fühlt sich auf diesem Planeten nicht mehr so wohl
23.
März 2015:
Soll man versuchen, die Menschheit wachzurütteln? Wird sie dann
gegen den unheilvollen Aufmarsch der Generäle protestieren, gegen die
erneut aufs Spielfeld geschobenen Atombomben und gegen unsere
einfallslos, phantasielos und stur auf den Abgrund zu marschierenden
Regierungen, die für ihre selbstgeschaffenen Konflikte keine absehbare
Lösung produzieren und wenig Einsicht zeigen? Müssen sie uns am Ende
alle totmachen, um von ihren Fehlschlägen abzulenken? Und was brodelt
hier sonst noch?
Der aufgewärmte Ost-West-Konflikt – völlig überflüssig!
Das, was die EZB so treibt – nämlich 1,1 Billionen Euro zu „drucken“ (bzw. einfach lustig in den Computer einzutippen) und damit Schrottpapiere zu kaufen, um die Banken fett zu halten – ist noch völlig harmlos im Vergleich zu all den Raketen, die mit der Nato ebenso wie mit Russland Schluss machen würden und auch für alle etwaigen Überlebenden in den verbleibenden Ländern der Erde das Dasein restlos zur Hölle machen können. Wieso spielt man also, tierisch ernst, überhaupt mit solchen Möglichkeiten? Alles bloß wegen der närrischen Illusion, man müsste aus Gründen geopolitischer Vormacht für Russkis oder Natotzkis die Ukraine erobern? Lächerlich. Es hat doch nachher niemand etwas davon. Es hilft uns nicht einmal weiter, wenn es „gelingt“. Wie können also die Regierenden derart mit dem Leben ihrer Bevölkerungen pokern? Ist das nicht unanständig? Was für Teufel müssen sie im Nacken haben, um sich so unvernünftig zu verhalten? Die Völker werden hüben wie drüben aus allen Rohren mit Propaganda zugeschüttet und belogen. Alle Politiker, deren Lösungsansätze großen und immer größer werdenden Schaden anrichten, sollten damit aufhören, ein paar Schritte weit zurücktreten, nachdenken und neu ansetzen.
(Abb.: Sonnenfinsternis am 20. März 2015; Foto: Martin Jahn, München)
Der Grundfehler, der den Ost-West-Konflikt wiederaufleben ließ, war sicherlich die Osterweiterung der NATO, die insbesondere vom Strahlemann Bill Clinton eingeleitet wurde. In einem aufschlussreichen Artikel zu diesem Thema ist bei Wikipedia u.a. die folgende qualifizierte Kritik zu finden:
<Die Entscheidung der Regierung Clinton, die NATO bis zu den Grenzen Russlands zu erweitern, wurde von dem Historiker und Diplomaten George F. Kennan 1997 als „verhängnisvollster Fehler der amerikanischen Politik in der Ära nach dem Kalten Krieg“ beurteilt, weil „diese Entscheidung erwarten lasse, dass die nationalistischen, antiwestlichen und militaristischen Tendenzen in der Meinung Russlands entzündet werden; dass sie einen schädlichen Einfluss auf die Entwicklung der Demokratie in Russland haben, dass sie die Atmosphäre des Kalten Krieges in den Beziehungen zwischen Osten und Westen wiederherstellen und die russische Außenpolitik in Richtungen zwingen, die uns entschieden missfallen werden.“
Die Osterweiterung wurde aus geopolitischer Perspektive von John J. Mearsheimer, Dekan für Politikwissenschaft an der University of Chicago, in einem Artikel in Foreign Affairs auch als eine wesentliche Ursache der Krise in der Ukraine 2014 dargestellt. USA und EU hätten mit voller Absicht und in Kenntnis der – aus dem Sicherheitsinteresse Russlands heraus verständlichen – ablehnenden Haltung Russlands die Ostausdehnung der NATO in Verbindung mit der EU-Erweiterung vorangetrieben, „um die Ukraine für den Westen zu gewinnen“. Putins Reaktion gegen dieses Bestreben sei verständlich, die Ukraine sei als Puffer für Russlands Sicherheitsbedürfnis unabdingbar. In Übereinstimmung mit George F. Kennans früherer Einschätzung sieht er hinter der Osterweiterung eine völlig unnötige und gefährliche Provokation Russlands.> (Wikipedia unter dem Stichwort „NATO-Osterweiterung“)
Die obige Aussage von George F. Kennan erweist sich inzwischen als geradezu prophetisch. Man bedenke in diesem Zusammenhang beispielsweise auch den Zerstörungsradius von 800-Kilotonnen-Bomben. Die Russen, ihrerseits nicht gerade zimperlich, haben davon ca. 700 Stück einsatzbereit und „wir“ reizen noch immer den Bären, was die Wissenschaftler vom Bulletin of Atomic Scientists veranlasst hat, die Doomsday-Uhr (Weltuntergangs-Uhr) zum ersten Mal seit 1984 wieder auf 3 Minuten vor Mitternacht zu stellen. Das wäre doch ein Anlass für halbwegs lautstarke Ostermärsche, oder?
Der Geist in der Maschine
Ein anderes unübersehbares Untergangs-Szenario: Michio Kaku, flippiger TV-Professor für theoretische Physik und erklärter Sciencefiction-Fan, ließ sich neulich darüber aus, dass die sogenannte Künstliche Intelligenz sich bis etwa 2040/2050 an den Punkt entwickelt haben wird, ihren Erschaffer – den Menschen – an Intelligenz zu übertreffen. Das wäre dann die „Singularität“, sie sei auch nicht mehr aufzuhalten, und es wird bereits befürchtet, dass die Maschinen den Menschen dann kurzerhand abschaffen oder unterjochen werden. (Hat ja eigentlich bereits angefangen.) Irgendwer hat ausgerechnet, dass das menschliche Gehirn 20 Billiarden Rechenoperationen pro Sekunde ausführt (das merkt man gar nicht; mit oder ohne Bier?) und dass bei der offenkundigen Fortschrittskurve in puncto Rechenfrequenz und Speicherkapazität die Künstliche Intelligenz in ca. 30 Jahren diesen Punkt überschreiten wird.
Die große Frage ist natürlich, ob durch die Komplexität irgendwann Geist entsteht, also ob in der Maschine dann tatsächlich „jemand zuhause“ ist, sei es nun deshalb, weil das Bewusstsein tatsächlich eine Funktion hochentwickelter Materie wäre, oder weil ein nichtmaterielles geistiges Wesen versucht sein kann, sich in einer bestens informierten, Macht und Handlungskraft besitzenden Maschine niederzulassen und in ihr fortan mit Selbsterhaltungstrieb, äußerst verschärftem Bewusstsein und subjektiven Empfindungen zu operieren. Letztere Möglichkeit wäre nur dann relevant, wenn der zugewanderte Geist die Entscheidungen der Maschine, in der er wohnt, tatsächlich beeinflussen könnte. Dieser zugewanderte Geist könnte eines Tages natürlich wieder abwandern, falls die Maschine zerstört wird, und sozusagen als eine andere Maschine – oder als Mensch – wiedergeboren werden.
Quasi selbstverleugnende Materialisten, die über ihre eigene innere Existenz nicht reflektieren, sich also gewissermaßen „des Bewusstseins nicht bewusst sind“, haben derart starre Blockierungen, dass sie nicht einmal die Frage verstehen. „Ich denke, also bin ich“, okay; aber „Ich bin vorprogrammiert, so zu reden und so zu tun, als ob ich jemand bin – aber bin ich dann tatsächlich ein seines eigenen Bewusstseins bewusstes, spirituell existierendes Ich? Oder nur ein besserer Navi? Verstehe ich mich als Ich, oder bin ich ein totes Ding, dessen Gedanken und Gefühle nur technisch vorgetäuscht sind?“ Weiß die Maschine, dass sie existiert, oder bleibt sie ein vorherbestimmtes Ding? Ich frage nicht, ob sie „eine Seele hat“; sondern ob sie „ein Geist ist“. Ist das dann jemand wie ich und du, ein sich selbst empfindendes Ich, das von drinnen nach draußen auf die Welt schaut und auch träumen kann? Und ist diese Frage für uns noch relevant, falls es zum Aufstand der Maschinen kommt? Wenn ja, in welcher Hinsicht?
Ohne Geist, der nicht bloß Rechenoperationen, sondern auch Intuition, einen freien Willen, persönliche Werte und einen im Geist-Punkt gewonnenen, konzeptuellen Gesamt-Überblick einschließt, gibt es kein selbstbestimmtes Handeln. Die Maschine agiert, egal wie kompliziert, nur haargenau so, wie sie vorprogrammiert wurde, also fremdbestimmt. Und wir wissen ja, wie viel Schaden ein Hacker anrichten kann. Je größer der Supercomputer, um so größer der potenzielle Schaden. Regiert ein Computer die Welt, so ist die Welt in Gefahr, durch einen versehentlich oder absichtlich herbeigeführten Fehler in den Algorithmen (Befehlsabläufen) zerstört zu werden. Auch ohne „bösen Geist“ im Rechner.
Lustige alternative Studien
Ein wenig heiterer sind die Earthfiles von Linda Moulton Howe. Die geniale Rechercheuse präsentiert fabelhafte Berichte über unerklärliche Donner- und Dröhngeräusche quer durch die Vereinigten Staaten (ich tippe ganz lässig auf unsichtbare Tarnkappen-Kämpfe außerirdischer Fraktionen in der oberen Atmosphäre), tolle Erzählungen über eine gigantische Alien-und-US-Einrichtung am Südpol und eine erneute Aufarbeitung der legendären Geheimgruppe „Majestic-12“, die von Harry Truman geschaffen wurde, um auf dem UFO-Phänomen den Deckel drauf zu halten (die originalen Men in Black); gleichzeitig interessieren mich die Pharisäer und die Sadduzäer, Gnostiker, Kabbalisten und Tempelritter, die Fehlschläge, Entartungen und Machtübernahmen in der Hare-Krishna-Verwaltung und anderen religiösen Bewegungen seit dem Tod ihres jeweiligen Gründers (da gibt es merkwürdige Parallelen, die das übliche Maß an sozialpsychologischen Anfälligkeiten in abgeschotteten Subkulturen überschreiten und somit den Verdacht einer gezielten, konzertierten illuminatischen Infiltration aufkommen lassen), die Wirtschafts-Entwicklung, die Ukraine, der Heilige Gral und was nicht noch alles.
In meinem Alter sollte ich endlich lernen, mich zu konzentrieren. Aber das gilt bei der heutigen Reiz- und Datenüberflutung wohl für Menschen jeden Alters.
Das Wunder, das Geheimnis und die Autorität
6.–11. März 2015: Spiritualität wäre dienlich, um den Einzelnen aus eigener Erkenntnis und durch eigene Bemühung einen Zugewinn an Wahrheiten und Fähigkeiten erreichen zu lassen. Religion hingegen ist ein organisierter Glaube (soweit dies überhaupt möglich ist), der ein Monopol errichtet und für den Bestand einer Hierarchie sowie auch der gesellschaftlichen Ordnung eintritt. Die Verwandlung von ursprünglicher Spiritualität in organisierte Religion erfordert dreierlei: das Wunder, das Geheimnis und die Autorität. Die Führer einer jeden Kirche, eines jeden Tempels haben dies begriffen.
Sie teilen ihren Gläubigen nicht die ursprüngliche Wahrheit mit, sondern machen daraus ein Geheimnis, vorzugsweise gar ein "gefährliches", während sie ihre Anhänger mit leicht verdaulichen, wenig Nachdenken erfordernden, listigerweise auch widersprüchlichen Klischees und psychisch wirksamen Ritualen abspeisen. Daran besteht jederzeit ein Bedarf, denn die meisten Menschen wollen nicht sonderlich viel Zeit auf tiefgründige Studien, Hinterfragungen und Übungen verwenden. Einfache, vorgefertigte Interpretationen sind ihnen genug. Das Geheimnis, das einst eröffnet werden soll (gern auch erst im Jenseits), wird eifersüchtig gehütet. Oder zumindest hat man diesen Eindruck, auch wenn vielleicht gar kein Geheimnis vorhanden ist und hinter dem Vorhang des Allerheiligsten gähnende Leere herrscht.
Die religiöse Obrigkeit erlangt das Alleinrecht zu entscheiden, ob ein ungewöhnliches Phänomen ein Wunder genannt werden darf oder nicht, und manche Vorkommnisse, die der Priesterschaft in den Kram passen, werden mittels Massensuggestion ungebührlich hochgejubelt, künstlich inszeniert oder kaltblütig erlogen. Die Menschen lechzen in ihrer materiellen Gefangenschaft nach Wundern und akzeptieren Wunder auch willig in Form eines rituellen Hokuspokus, der für Außenstehende oder Zugewanderte relativ leicht durchschaubar ist.
Darüber hinaus reißen die kirchlichen Würdenträger, die Priester, Rabbiner, Schamanen und Gurus eine unanfechtbare Autorität an sich; das erfordert harte Arbeit und gelegentlich schwere Kämpfe, aber sie schaffen es, getragen von der Macht geheimnisvoller Gesten und Symbole, seltsamer Kleidungsstücke und Kopfbedeckungen, obskurer Drohungen und eigentümlicher Gerüche sowie durch Licht- und Klangspiele, hypnotische Rhythmik und Monotonie, Vermittlung von Schuldgefühlen, Reglementierung der Sexualität und anderen Firlefanz.
Teilweise wird die Autorität auch einfach durch ästhetische oder pompöse Darbietung, Ausgrenzung von Andersdenkenden, schreckliche Strafen und massive Überwältigung zementiert. Der zur Religion gewordene Kommunismus machte es genauso, die Nazi-Religion beherrschte das ganze Instrumentarium, und die Propagandisten der "westlichen Welt" bzw. der "Religion des Kapitalismus" kennen sich mit solchen Mechanismen gut aus und benutzen sie teils genauso krass, teils auf subtilere Art – leicht erkennbar, wenn man mal darüber nachdenkt.
Nachtrag am 9. März 2015: Die Sache ist ja die, dass solche Mechanismen allüberall bewusst angewendet werden, politisch ebenso wie religiös. Ich stehe damit auch gar nicht mehr so auf Kriegsfuß. Hat alles seinen Sinn und seine Bewandtnis. Irgendwie muss man die Gesellschaft doch stabilisieren und einfachen Gemütern ein Zaumzeug anlegen, mit dem sie zufrieden sind! Für einen Oberpriester oder Erzkanzler hängt vom Erfolg der Massenpsychologie ja auch die Frage ab, ob der eigene Kopf auf den Schultern bleibt oder abgehackt wird. Oder in milderen Zeiten die Frage, ob die Kassen sich immer wieder auffüllen und die Heinis da draußen ihm weiterhin zujubeln.
Die Techniken der Herdensteuerung und Bewusstseinsknebelung sollten allerdings nicht übertrieben werden. In Armeen, Diktaturen und abgeschotteten Guru-Reservaten geht die Intensität der Mind Control entschieden zu weit. Insofern ist eine klare Darstellung der Methodik nicht ganz unerwünscht, jedenfalls aufseiten der Ich-starken Individuen. Freilich könnte man diese Prinzipien kompliziert auswalzen, bis keiner mehr kapiert, was gesagt wird, und dem fleißigen Analysten endlich ein Lehrstuhl winkt. Aber beim Stand meiner Eieruhr lässt sich in diesem Leben wohl kein Lehrstuhl anpeilen; die viele Mühe lohnt nicht mehr.
Wir haben da zwei Extreme vor uns, nämlich entweder "Nichts ist wahr, alles ist erlaubt" einerseits und "Demütige Schafe sollt ihr sein" auf der anderen Seite. Im Extrem ist beides unbehaglich. In gemäßigter Dosis ist an solchen Gegensatzpaaren jedoch die ganze Gesellschaftskonstruktion aufgehängt.
Die Kunst des Regierens muss wohl unter anderem darin bestehen, die Dogmen, Rituale und albernen Symbole für die Masse der Unbedarften weiter zu pflegen, während man sich die Genies und das Gros der Freigeister halbwegs nützlich macht – zum Beispiel durch Anreiz und Herausforderungen, aber auch durch allmähliche Einbeziehung in die Sauereien, sodass sie ihre Seele verkaufen. Denn mit dem Köpfen kommt man da nicht weit.
(Ach Mann ... !!! Nun war ich gestern, am ersten effektiven Frühlingstag, auf Rundreise in der Umgebung, Düsseldorf, Kaiserswerth, Duisburg. Alles ganz hübsch. Schön, wie die Leute sich alle freuen, in der Sonne zu flanieren. Das urtümliche existenzielle Wohlbehagen an sich! Licht, Wärme und blauer Himmel. Da braucht es keine Theologie, und Rudi Dutschke, spät nach Mitternacht über den Bildschirm flackernd, lässt sich mit dem letzten Glas in der Hand getrost abwinken. Dann auf jeden Fall lieber Iggy Azalea. Auf die fahre ich dieser Tage am dollsten ab.)
Nachtrag am 11. März 2015: Mein Münchner Korrespondent, der stets auf pfiffigen Frohsinn und unbestechliche Originalität bedacht ist, merkt an, dass diese Schlussfolgerungen doch reichlich ernüchternd seien. Müsste man sich also, wie etwa bei den Kompromissen einer längerfristigen Ehe, in der Regierungskunst mit dem stupiden Nahbereich des Machbaren abfinden? Wäre das nicht eine Art Monopoly ohne Begeisterung? Sieht das Putin auch so, oder die Troika (= eine Kooperation von Europäischer Zentralbank, Internationalem Währungsfonds und Europäischer Kommission), oder das neue, schicke "Hemd-über-der-Hose"-Griechenduo?
– Nun ist ja Monopoly, so würde ich entgegnen, spätestens in der zweiten Spielhälfte sowieso ein Spiel ohne Begeisterung, eben weil es ein realitätsnahes, abgekartetes Spiel ist. Wer hat, dem wird gegeben. Das ist doch bereits für Kinder durchschaubar. Auch der kantigen Unbestechlichkeit und menschheitsrettenden, autokratischen Entschlusskraft des guten alten Perry Rhodan kann ich nicht mehr so viel abgewinnen, obwohl mich diese Heftchen im Alter von 12 bis 14 völlig entschweben ließen. Möglicherweise herrscht bereits senile Fadheit vor, also mangelnde Zündung, galoppierende Definitionsmüdigkeit und schwelende, aber nahezu unerfüllbare Begierde. Das kann natürlich niemanden vom Hocker reißen.
Die Realität der Welt IST ernüchternd, jedenfalls wo es um Machterhalt geht, wie in Religion und Politik. Und Putin, die Troika usw., die machen es ganz gewiss so! Verarschung für die Massen und ein bisschen Stangenverbiegen und Potenztesten im Nahbereich. Putin soll sogar mal extra mit seinem großen Hundevieh gekommen sein, um die Merkel zu treffen, weil er weiß, dass sie sich vor dem Biest ängstigt. Lächerlich. Null Würde und "mächtiger Staatsmann".
Habe mir zwei theologische Texte aus "Academia.edu" heruntergeladen. Zuerst, damit sie mich überhaupt downloaden ließen, musste ich alles mögliche ausfüllen, worauf ich keine Antworten hatte, weil ich nicht wissenschaftlich qualifiziert bin, also habe ich mir was aus den Fingern gesaugt und Antworten erfunden. Sie (die Algorithmen) fragten mich z.B. nach dem Fachgebiet, in dem ich doziere oder studiere. Ich schrieb Serendipity. Das haben sie akzeptiert, obwohl es eigentlich nur "Finderglück" bedeutet. Schließlich durfte ich mir Sachen runterladen, die "andere" Akademiker bereits vom Stapel gelassen hatten. Es fragt sich, ob die klüger sind als ich, aber sie kennen Berge, ja ganze Hochgebirge von irrelevanten Details. Da geht viel Lebenskraft den Bach hinunter.
Ich holte mir zwei seltsame, unglaublich komplizierte Abhandlungen über den jüdischen Gottesnamen, woher er kommt und was er wohl ursprünglich bedeuten mag. Sie wissen schon, der angeblich Unaussprechliche und seine noch geheimeren Varianten, über die unter solch geknebelten Umständen natürlich niemand in laienhafter Klarheit nachdenken kann. Denn bei den Akademikern, die sich immerhin trauen, "trotzdem" darüber zu reden, bleibt kein Buchstabe trocken. Jedes Schriftzeichen wird zurückverfolgt bis in graueste Vorzeit, zu aramäischen Einflüssen (Aramäisch war einst Amtssprache des babylonischen Reiches und trat bei den Juden nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels durch Nebukadnezar II. im Jahre 586 v. Chr. und dem darauf folgenden babylonischen Exil in Konkurrenz zum Hebräischen), bis hin zu althebräischen Vorläufern und obskuren Baals-Geschichten, mit unvorstellbar viel gelehrtem Drumherum. Alles nur, um irgendetwas Nebulös-Stichhaltiges über den Schöpfer herauszufinden. In Wirklichkeit sind all diese Grübeleien ganz genauso Menschenwerk wie das ursprüngliche Gestotter mit urzeitlichen Bedeutungsklecksen. Das ist toll. Man beantwortet sich solche Fragen lieber aus dem Herzen, hier und jetzt, aus eigenem Wahrheitsempfinden. Wieso kleben wir überhaupt am Nahost-Gedankengut?
Nun, Leute dieses gelehrten Schlages bilden ja schließlich die Interpretationselite, d.h. die mit dem Interpretationsmonopol, womit wir wieder beim Monopoly angelangt wären. Es ist genau wie beim Kapitalbesitz: Wer schon viel weiß, darf immer mehr wissen, und all die Unbedarften werden von Tag zu Tag blöder. Das Problem ist wohl, wie immer, die Dichotomie (das Gegensatzpaar), d.h. im obigen Falle, also beim Regieren und in der religiösen Menschenzucht, der Gegensatz zwischen Freiheit und Sklaverei. Am Extremfall oder abstrakten Kontrast kann man leicht hängen bleiben.
Ein Hebräisch-Gelehrter bin ich freilich noch lange nicht, selbst wenn ich bei Academia.edu ein winziges Quantum von-und-zu-nuttenbergsche Hochstapelei begehe. Aber es ist zum Lachen. Totale Freiheit wäre genauso unwürdig wie totale Sklaverei, daher verfängt sich die Aufmerksamkeit in diesem Spannungsfeld. Da werden wir nie durchsteigen, außer wir durchschlagen den gordischen Knoten mit Augenmaß, Frechheit und Selbstbestimmung. Lasst euch einfach alle nicht so viel Quatsch erzählen, und erstarrt nicht in Ehrfurcht! Zehn Jahre Bibelstudium und Herumkratzen auf palästinensischen Tonscherben, nur um nach Möglichkeit etwas bestätigt zu finden, was man sich eh schon in den Kopf gesetzt hatte – das hätte grad noch gefehlt. Die Zeit läuft ab (selbst wenn immer neue nachkommt, aber das ist dann eine andere Zeit).
Nietzsche: Der Trommler des Übermenschen
2. März 2015: Jeder Guru (Nazi-Schamane, Revolutionsführer, Sektengründer) glaubt offiziell, er selbst sei der Größte Guru aller Zeiten (GröGaZ), aber im stillen Kämmerlein wird er vermutlich von Selbstzweifeln geplagt. Das Ziel des Übermenschentums entgleitet ihm; das allzu Menschliche seines eigenen Zipperleins, seines Misstrauens, seiner Kontrollsucht und seiner Angst vor Gefängnisstrafen oder Attentaten holt ihn ein; der Nachweis der Erfüllung seiner größenwahnsinnigen Ziele bleibt aus; die Macht der gesteuerten kollektiven Illusion zerbricht. Friedrich Nietzsche, der nur ein dichterisch hochbegabter Philosoph war und sich allein aus dieser Funktion heraus gewaltig zu erhöhen suchte, ging geistig an seiner eigenen Forderung nach Größe zugrunde. Nietzsche gab jedoch aus den finstersten Verwirrungen des 19. Jahrhunderts heraus einen schrecklichen Ton an, der sodann das 20. Jahrhundert, an dessen Schwelle er starb, wesentlich mitbestimmte, ein gewaltsames Zeitalter der Überforderung des Einzelnen, den ungeduldige Mächte zur Überwindung seiner Schwächen zwingen wollten – oder den sie, wenn er den Anforderungen nicht gewachsen war, angewidert zum Untergang verdammten. Wir hören die Nachwehen noch heute, zum Beispiel in Gestalt des Transhumanismus, der Überwindung des Menschen durch die vom Menschen geschaffene Technik, die einst an die Stelle ihres Schöpfers treten soll (welcher Idiot würde ein solches Ziel aufstellen, das doch seine eigene Selbstverleugnung und die Abschaffung seiner eigenen Spezies in sich schließt? Ein Antimensch?). Oder wir sehen entgleiste religiöse Subkulturen, die in ihrer Verzweiflung zu geldfixierten, autokratischen, materialistischen, das Bewusstsein kontrollierenden, Schuld zuweisenden Versklavungsmaschinen entarten. Sie werden zum Gegenteil von dem, was sie einst zu erreichen versuchten. Ich habe den Verdacht, dass diese Entwicklung von "höherer" Ebene gesteuert ist, auch auf dem Wege einer gezielten Unterwanderung religiöser Strukturen (oder deren Infiltration von oben her), und dass alles, was größere Freiheit hätte bringen können, letztlich doch wieder zur Vertiefung der allgemeinen Verblödung umfunktioniert wird. Demütige Schafe sollt ihr sein! Aber wie dem auch sei, hier ein paar Absätze von Friedrich Nietzsche (1844-1900) aus dem postum in unterschiedlichen Kompilationen zusammengestellten Buch "Der Wille zur Macht", nur so als Anlass zum Nachdenken und zwecks Vergleich mit dem 20. (und 21.) Jahrhundert. (Ich benutze die undatierte, noch in Fraktur gedruckte, zweibändige Ausgabe des Alfred Kröner Verlags, die nun etwa neunzig Jahre alt sein mag.)
Da heißt es in der Sektion "Der Wille zur Macht IV", Abschnitt 6, "Der höchste Mensch als Gesetzgeber der Zukunft" (das hätte der schwächliche Denker gern so gesehen: dass ein "höchster" Mensch in Zukunft die Gesetze erlässt, die der Denker allzu gern selbst erlassen hätte, wenn man ihn nur ließe. Merke: ein egozentrischer, überheblicher Wille ist von Natur aus demokratiefeindlich):
<458: Ich lehre: dass es höhere und niedere Menschen gibt, und dass ein Einzelner ganzen Jahrtausenden unter Umständen ihre Existenz rechtfertigen kann – das heißt ein voller, reicher, großer, ganzer Mensch in Hinsicht auf zahllose unvollständige Bruchstück-Menschen.> (Nietzsche)
Mein lieber Scholli, wer ist denn wohl dieser "volle, reiche, große, ganze Mensch", der in so klarem Gegensatz zu den zahllosen "unvollständigen Bruchstück-Menschen" steht? Versteckt er sich hinter den Rhododendronbüschen? Nein, so läuft das nicht! Die "Existenz ganzer Jahrtausende" braucht überhaupt von niemandem "gerechtfertigt" zu werden, schon gar nicht von einem megalomanischen Spinner, der durch Züchtung, durch Niedertrampeln der Schwächeren, durch Rassendiskriminierung, Ausrottungsversuche und schließlich Gentechnik, heimtückische mentale Technologie und "Transhumanismus" die ihm persönlich auf den Wecker gehenden Schwächen seiner Mitmenschen (letztlich die Menschen selbst) auszumerzen versucht. Natürlich könnte man mit religiösen, medizinischen, psychologischen, soziologischen oder völlig willkürlichen Mitteln die Menschen in "höhere" und "niedere" einteilen oder sogar komplette, komplizierte Skalen aufstellen, auf denen die aktuelle oder chronische Position eines Menschen unter verschiedenen Gesichtspunkten bestimmbar wird. Aus rein wissenschaftlichem Interesse wäre das möglicherweise ein Fortschritt. Aber wer würde das tun, und wer würde eine solche Einteilung brauchen oder gebrauchen? Vermutlich in der Praxis dann doch jemand, der hierbei der Versuchung des Machtmissbrauchs nicht widerstehen könnte oder dessen Charakter sich durch die Tragik seiner eigenen Logik der Bewertung und Aussortierung des "Menschenmaterials" bereits gefährlich verschlechtert hätte, nämlich ein misstrauischer, im tiefsten Inneren ängstlicher Menschenfeind. Die ursprüngliche Absicht einer solchen Einteilung der Menschen könnte gewesen sein, den Menschen schrittweise von dem Punkt ausgehend, an dem er sich jeweils befindet, auf eine höhere Stufe hinaufzuführen, weil ja nun die Einzelschritte bekannt wären, die weiter nach oben führen – wenn eine solche Stufenleiter überhaupt empirisch und praktisch brauchbar erstellt werden kann. Der real existierende Verwaltungsimpuls wäre jedoch, es sich leicht zu machen und die als "minderwertig" eingestuften Mitmenschen einfach auszugrenzen, zu entmachten, zu isolieren, zu unterjochen und womöglich gar zu vernichten. Dieser Impuls setzt sich nur allzu leicht durch, und die Schergen, die einen solchen "Job" gern übernehmen würden, gehören sicher zur niederträchtigsten Sorte.
Weiter bei Nietzsche:
<459: Jenseits der Herrschenden, losgelöst von allen Banden, leben die höchsten Menschen: und in den Herrschenden haben sie ihre Werkzeuge.> (Nietzsche)
Das mag strukturell stimmen! Aber allein schon deshalb, weil diese Ultra-Drahtzieher sich "von allen Banden losgelöst" haben, sind es auf gar keinen Fall die höchsten, sondern meines Erachtens die fiesesten Menschen. Niemand kann so finster sein wie diese "Erleuchteten". Denn da sie die nur scheinbar Herrschenden als Werkzeuge benutzen, und da wir auf Schritt und Tritt die Folgen einer gezielten Verelendung der Menschheit beobachten können, kann es sich oberhalb der Marionettenregierungen nicht um die "höchsten", sondern nur um die essenziell "niedrigsten" Wesen handeln, sofern überhaupt eine solche Einstufung erlaubt wäre. Siehe als Beispiel für das wahre Niveau der salbungsvoll propagierten "westlichen Wertegemeinschaft" die langfristigen Folgen der Verwendung abgereicherten Urans in zahllosen Geschossen während des NATO-Kriegs gegen Serbien 1999: Das Uran erhöht die Durchschlagskraft, aber als Nachgeschmack der "Friedensmission" hat sich in den letzten zehn Jahren nach Aussage des führenden Belgrader Onkologen Prof. Dr. Radan Dzodic "in Serbien die Zahl der Erkrankungen an Schilddrüsenkrebs um 300 Prozent erhöht. Es liegt daran, dass die NATO unsere Region als Abladeplatz für Atommüll genutzt hatte. Wir wissen immer noch nicht, wie viele Bomben mit abgereichertem Uran über unserem Land abgeworfen wurden. ... Als Arzt kann ich nur sagen: Der Krebs wird immer aggressiver, er greift jetzt auch jüngere Menschen an und macht sie lebensunfähig." In Serbien wird heute täglich bei mindestens einem Kind Krebs diagnostiziert. "Die NATO hat uns nicht nur während der Bombenangriffe getötet. Die NATO tötet unsere Nation seit 15 Jahren ununterbrochen, und die Zahl der Opfer wächst", sagt der serbische Toxikologe Radovan Kovacevic. Ähnliche Probleme sind im Irak festzustellen. Es ist also höchst unwahr, dass "jenseits der Herrschenden" die "höchsten" Menschen leben. [Die Informationen aus Serbien sind wiedergegeben in einem Artikel der ehemaligen ARD-Moderatorin Eva Herman ("Kosovo: Flüchtlinge fliehen vor Nato-Uran-Gift") in der Preußischen Allgemeinen Zeitung vom 28.02.2015. Das ist die Dame, die bei Kerner aus der Sendung flog (https://www.youtube.com/watch?v=43NRPdov91I) und die heutzutage eigenständig als Publizistin tätig ist.]
Mehr Nietzsche, teils genial, teils grässlich, aber immer zum Denkenlernen gut:
<460: Rangordnung: Der die Werte bestimmt und den Willen von Jahrtausenden lenkt, dadurch, dass er die höchsten Naturen lenkt, ist der höchste Mensch.> (Nietzsche)
Das bilden sich die Schreibstubenherrscher gern ein; sie selbst sind es, die in solchen Gedanken schwelgen. Es gibt keinen Willen von Jahrtausenden; das ist eine Fiktion. Nietzsche war mit der Abschaffung Gottes beschäftigt, niemals ein gesundes Vorhaben! Dann freilich entsteht ein Vakuum, in welchem jemand, der aus seiner lustvoll beflügelten Denkfähigkeit einen arrogant hohen Status abzuleiten versucht, die eigentlichen Beherrscher der Welt postuliert, um sie in irdischen, aber doch quasi olympischen Regionen anzusiedeln und sich mit ihnen identifizieren zu können. Wer soll das nun sein, dieser Wertebestimmer und Willenslenker? John D. Rockefeller? Das schafft nicht einmal der. Aber die hier beschriebene Strategie, die Welt zu beherrschen, indem man "die höchsten Naturen" lenkt, ist gemeinsames Merkmal einer Reihe von Geheimbünden und Geheimgesellschaften. Ein beherrschender Einfluss soll durch eine verschworene Gruppe ausgeübt werden, deren Mitglieder sich in geeignete Positionen bringen, um die führenden Kreise der Gesellschaft zu beeinflussen und auf diesem Weg immer größere Wirkungen zu erzielen; das nennt man "Synarchie", ein von französischen Esoterikern gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelter Begriff. Die "freie katholische Enzyklopädie Kathpedia" versteht unter "Synarchie" erstaunlicherweise den "Plan eines Weltstaates mit einer einheitlichen Regierung. Er entspringt nicht nur den Geheimgesellschaften; wurde dort in den Jahren 1880-1890 aber näher ausgearbeitet. Er bedeutet die Summe von geheimen Mächten aller 'Orden' und Schulen, die sich zusammentun, um eine einzige, sichtbare Weltregierung zu bilden." Da sieht also jemand gleich den Sprung zu einer Weltregierung. Im Wesentlichen ist die "Synarchie" in der heutigen Zeit jedoch ein Denkmodell, wonach Gruppen (Denkfabriken, Sekten, obskure Weltveränderungs-Cliquen), denen eigentlich nur ein geringer Einfluss auf das Weltgeschehen zusteht, durch systematische Beeinflussung von Meinungsmachern und Entscheidungsträgern sowie durch Besetzung von relativ unauffälligen Schlüsselpositionen einen wirksamen Hebel in der realen Welt anzusetzen versuchen. In der Wikipedia finden wir auch noch den Kommentar: "In einem verschwörungstheoretischen Geschichtsbild versteht man unter Synarchie eine geheime Weltregierung, die je nachdem mit der Bilderberg-Konferenz, der Trilateralen Kommission, Skull & Bones, der Freimaurerei, dem Illuminatenorden usw. in Verbindung gesetzt wird." Ja ja, da sind wir schon nahe dran. Führen Sie Ihre eigenen Studien in dieser Richtung weiter fort. Einige dieser Bestrebungen sind uralt, aber im Dunkelmännertum der französischen Synarchen und auch der Bayrischen Illuminaten kommt diese Vorgehensweise in der Neuzeit erstmals deutlich zum Ausdruck.
<461: Ich glaube, ich habe einiges aus der Seele des höchsten Menschen erraten; – vielleicht geht jeder zugrunde, der ihn errät: aber wer ihn gesehn hat, muss helfen, ihn zu ermöglichen.> (Nietzsche)
Nein, nein, nein! Keiner muss müssen! Schon gar nicht "helfen, ihn zu ermöglichen". Dieses Scheusal von "höchstem Menschen" sollte wohl eher verhindert werden – oder schallend ausgelacht werden! Und man rätsle nicht daran herum, auf dass man nicht "zugrunde" gehe! Extra bedenklich stimmt in diesem Kontext eine Aussage von Adolf Hitler, die Hermann Rauschning in seinen "Gesprächen mit Hitler" wiedergibt. Hitler behauptete nämlich, er habe den "neuen Menschen" gesehen, was in diesem Kontext nur eine andere Bezeichnung für den "Übermenschen" ist. (Rauschnings Hitler-Gespräche sind nicht so ganz wörtlich zu nehmen, aber seine Darstellung zeugt durchweg von gründlichem Verständnis der Nazi-Ideologie und Nazi-Mystik. Laut Rauschning soll Hitler ihm zugerufen haben: "Der neue Mensch ist da! Der neue Mensch lebt unter uns. Genügt Ihnen das? Ich sah den neuen Menschen. Ich sage Ihnen ein Geheimnis. Der neue Mensch, furchtlos und grausam. Ich erschrak vor ihm." Ob er ihn im Traum sah oder etwa bei Himmlers SS, ist nicht bekannt. Furchtlos wäre ja okay, aber furchtlos und grausam? Sodass der Diktator selbst erschrickt? Lieber nicht.) Da Hitler Nietzsches Schriften kannte, muss er sich verpflichtet gesehen haben, den "Übermenschen" zu ermöglichen: denn wie Nietzsche sagte, "wer ihn gesehn hat, muss helfen, ihn zu ermöglichen". Wen jetzt gleich wieder? Ihn, den höchsten Menschen als Gesetzgeber der Zukunft. Furchtlos und grausam. Also hart wie Chromstahl, geschliffen, entschlossen und unbarmherzig. Siegessicher und getragen von unerschütterlicher, rücksichtsloser Gewissheit. Jedenfalls nichts, was auf Demokratie, Freiheit, Menschenrechte, Zivilisation, Toleranz und Nächstenliebe hinausläuft. Als Anschauungsmaterial siehe Adolfs Ausspruch "flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl" in einem kurzen n24-Auszug aus der einschlägigen Führerrede.
<462: Nicht "Menschheit", sondern Übermensch ist das Ziel!> (Nietzsche)
Die Folge davon war, dass nicht nur die Nazis, sondern auch Kommunisten und Sektierer seitdem die Sache so verstanden, dass um des Übermenschen willen die Menschlichkeit (nicht Menschheit – die letztlich auch – aber ganz besonders die Menschlichkeit) mit Füßen zu treten sei. Auch Kommunisten machen den Menschen zum Übermenschen, sozusagen in einer abstrahierten, gesichtslosen, kollektiven Form, als glorifiziertes, geschlechtsloses und willenloses Arbeiterdenkmal, das vermeintlich die Herrschaft über die Geschichte an sich gerissen hat (während der Arbeiter, und der Mensch überhaupt, in Wirklichkeit brutal unterworfen wurde). Was die Sektierer betrifft, sind wir wieder beim GröGaZ angelangt, wenn er mit moderner Maßlosigkeit die seelentechnische Schaffung eines grenzenlos ermächtigten Übermenschen fordert, oder auch bei den verschlagenen Großmagiern, die um die Mitte des 20. Jahrhunderts ihr an den Gitterstäben des Universums rüttelndes Wesen und Unwesen trieben, wie etwa Aleister Crowley und Georg Iwanowitsch Gurdjieff. Bei all solchen Bemühungen blieb ein gutes Stück Menschlichkeit auf der Strecke, und auf den systematisch erzeugbaren Übermenschen warten wir noch immer. Verachtung, Geringschätzung, Heimlichkeit, Überwältigung und dominierendes Gehabe sind bei aufrichtigen spirituellen Bestrebungen unangebracht. Tritt eine wahre Erhöhung des menschlichen Zustandes wirklich ein, dann nur in Verbindung mit Bescheidenheit und Güte, mit Heiterkeit und spielerischer Leichtigkeit.
Ja, ich kenne sie auch selbst, die Sehnsucht nach einer Art Übermenschentum. Jedoch nicht in Form rücksichtsloser, ungebildeter, stumpfer, schwarzbestiefelter Herrenmenschen, die sich als Kaste nach oben putschen, und auch nicht in Form fanatischer, humorloser, bedrohlich gedrillter, scheuklappenbesetzter, unterjochungsgeiler Religionsnarren, die im Trüben fischen und im Dunkeln munkeln, sondern als Sehnsucht nach seelischer und himmlischer Transzendenz, nach zeitweiliger Heimkehr in Liebeswelten, nach leuchtender Einsicht in die Schönheit des Urgrunds, nach Freiheit von irdischen Fesseln und hohen, unabhängigen Flügen eines zum reinen Selbst gewordenen Bewusstseins. Gegenüber den Mitmenschen käme diese Art Freiheit als wunderbares, vielleicht sogar wundertätiges Wohlwollen zum Ausdruck, und gemeinsam hätten solche freien Wesen ein köstliches, über die Sphären hallendes Gelächter.
27.
Februar 2015: Mit dem Ausdruck "Grexit" (Greek exit = Ausstieg
Griechenlands) schlägt die Sprache mal wieder Purzelbäume. Was ist, wenn
Spanien aussteigt? Ein "Spexit"? Oder Deutschland? Der "Dexit"? Sehr
viel nüchterner macht ein Blick auf die ursprüngliche Vereinbarung. Im
Handelsblatt online unter dem Titel
Die größte Insolvenzverschleppung der Geschichte vom 27.02.2015
wagen es zwei Kommentatoren wenigstens, an ein Pamphlet der CDU zu
erinnern, in dem sie uns wie viele andere Marionettenorganisationen des
Großkapitals vor der Einführung des Euro weiszumachen versuchte, keine
Nation müsse für die Schulden der anderen haften. Es stand ja sogar im
Vertrag! Die CDU schrieb also seinerzeit, wohlgemut:
„Was kostet uns der Euro? Muss Deutschland für die Schulden anderer Länder aufkommen? Ein ganz klares Nein! Der Maastrichter Vertrag verbietet ausdrücklich, dass die EU oder die anderen EU-Partner für Schulden eines Mitgliedstaats haften. Mit dem Stabilitätspakt wird von vorneherein sichergestellt, dass die Nettoneuverschuldung auf unter drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts begrenzt wird. Die Euro-Teilnehmer werden daher auf Dauer ohne Probleme ihren Schuldendienst leisten können. Eine Überschuldung eines Euro-Teilnehmerstaats kann daher von vornherein ausgeschlossen werden.“
Wie schön! Warum machen sie es dann nicht so? Die Regeln des Stabilitätspaktes wurden übrigens zuerst von Deutschland und Frankreich gebrochen. Ein übles Beispiel für alle anderen.
Was mich selbst betrifft: Als Übersetzer hatte ich während der letzten drei Monate reichlich zu tun, daher rückte auch dieser Blog in den Hintergrund. Eigentlich fing aus meiner Perspektive der wirtschaftliche Aufschwung bereits im Sommer 2014 an, als das Säbelrasseln und die permanenten medialen Erinnerungen an die Kriegsausbrüche von 1914 und 1939 am lautesten durch den Äther schallten. Das war bewusste Stimmungsmache. Plötzlich hatte die Kundschaft wieder Geld, und ich arbeite ja keineswegs für die Rüstungsindustrie, sondern zumeist für Behörden, Gewerkschaften, Versicherungen, Wirtschaftsprüfungsfirmen usw.! Seltsam, oder? Wird da Geld ausgeschüttet, wenn oder weil die Lage brenzlig ist? Oder belohnen die Drahtzieher, die das Geld doch jederzeit aus dem Hut bzw. aus ihrer Rechnertastatur zaubern können, ihre Gefolgsleute dafür, in aller Welt gehorsamst für menschenfeindliche Zankereien zu sorgen? Mich dünkt, es sei das Letztere.
Isch liebe disch auch
23. Januar 2015: Unten als drittes Beispiel in Folge das Motiv der lebenslustigen, lasziv trauernden Witwen, jedenfalls ca. ab 1:29 im Video Isch liebe disch von Tic Tac Toe. Die Nuschel-Aussprache kennt man ja nicht nur von Französinnen, sondern auch hier am Niederrhein. Da der Song schon 15 Jahre alt ist, bemerke ich mal wieder schmerzhaft, dass ich zum totalen Alteisen gehören muss, weil ich ihn unter "neuere Musik" einordnen würde. Wie sagte neulich eine Bekannte eines Bekannten: "Die Enkel werden immer größer: Mein Gott, wie doch die Zeit vergeht, aber das macht nichts, es kommt ja immer genügend neue nach." Das wird wohl nur den spirituellen Obendrüber-Schwebern total einleuchten, aber wahr ist es allemal. Es kommt in der Tat immer genügend neue nach, knapp ist sie (die Zeit) bloß zeitweise im Verhältnis zu der Menge an Aktionen, die man gelegentlich im Interesse der Anpassung an externe Taktgeber in sie hineinstopfen muss. Das sind die Gleichschritt-Forderungen ungeduldiger Mittelstürmer und kapitalintensiver, radikalinvasiver Großkonzerne.
Meine schlesische Oma hatte einen Spruch drauf, der lautete: Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht. Als Kind konnte ich mir keinen Reim darauf machen. Jetzt allmählich schon. Ich hatte dieser trockenen Aussage immer eine mystische oder moralische Bedeutung beigemessen; in Wirklichkeit ist es wohl eher eine Tatsachenfeststellung. Die offizielle Bedeutung lautet: "Jemand treibt etwas so lange, bis er Schaden nimmt." Diese moralische Auslegung hinkt ein wenig, denn so ein armer, stummer Krug dient eben als Krug und kann wenig dafür, dass er benutzt wird! Es hat nicht unbedingt etwas damit zu tun, dass der Esel aufs Eis tanzen geht, wenn's ihm zu wohl wird. No, it's just the fucking physical universe. Der Glatteis-Tanz des Esels beschleunigt gelegentlich bloß den Eintritt des Unvermeidlichen. In dieser Gegend sagen sie alle "muss ja", wenn sie gefragt werden, wie's geht. Das ist die Kurzversion. Und wenn ihnen einer was Gutes wünscht, sagen sie nicht "danke gleichfalls", sondern energiesparend prägnant "auch so".
Jedenfalls läuft das Mindesthaltbarkeitsdatum von Homo-sapiens-Körpern allmählich ab, tick-tock, tick-tock; ob das kleine Fünkchen Bewusstsein, das oben auf der spitzen Welle der "Gegenwart" dahinreitet, sich halbwegs das Ichgefühl bewahren kann, wenn am Tage X der Lehmklumpen gewechselt werden muss, ist eine Frage, deren Antwort nicht immer als sicher empfunden wird. Wir sitzen nicht gerade auf tickenden Zeitbomben, aber in tickenden Uhren. Es kömmt darauf an, der bereits erwähnte zeitlose, allzeitige Obendrüber-Schweber zu sein, während der nette nepalesische Nachbar, der heuer im Dachstübchen wohnt, die Treppe rauf und runter flitzt. Na, wie dem auch sei, freche Mädels auf die Bühne, dann wird's schon gehen! Etwas senil, dieser Humor. Herr Bla-blah und Herr Bladi-blah zwinkern sich unter ihren gesteiften, schwarzweiß-kleinkarierten Kopftüchern im Schein des aufgehenden Halbmondes wohlwollend zu, und Schwamm drüber.
ICH BIN ICH SELBST
Je suis moi-même
Unterscheiden, nicht Gleichsetzen: so arbeitet die Vernunft
16./17. Januar 2015: Jedenfalls bin ich nicht "Charlie". Haben Sie sich einige Zeichnungen dieses unsäglichen Magazins Charlie Hebdo angesehen? Was da bislang in einer Auflage von 45.000 Exemplaren gedruckt wurde, ist niederträchtige Gotteslästerung und kurz gesagt widerwärtig. Zum Beispiel eine Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit als zweifacher Arschfick mit Jesus in der Mitte des Porno-Dreiers. Die meisten Leute, die jetzt mit dem Motto "Ich bin Charlie" herumlaufen, werden sich damit unmöglich identifizieren können und kämen selbst nie auf den Gedanken, so einen schmerzhaften, unterweltlichen Dreck hervorzubringen. Sie hätten auch keine Lust, um einer solchen Schande willen die eigene Brust dem Kugelhagel entgegen zu halten. Es ist sowieso nicht ratsam, sich mit Opfern zu identifizieren. Mit Tätern ebenso wenig! Und mit Mördern schon gar nicht! Identifizieren ist sowieso keine vernünftige Lösung. Unterscheiden, Differenzieren, Nichtverwechseln ist das Gebot der Stunde. Niemand muss so weit gehen, Charlie Hebdo zu sein, selbst wenn er sich allen Ernstes für totale und absolute Redefreiheit einsetzen will. Seien Sie einfach Sie selbst.
Bitte
sehr, Redefreiheit: ich bin ebenfalls dafür. Man soll auch
unbedingt das Recht haben, sich über religiöse Inhalte, die man bekloppt
findet, mit Witzen und provokativen Zeichnungen lustig zu machen, wie
etwa im TV-Comic South Park, und die Reaktionen anderer Menschen
über sich ergehen zu lassen. Was wissen wir denn? Hat Gott Humor?
Hoffentlich doch? Sind unsere Gottesbeschreibungen eventuell Quatsch?
Vielleicht gibt es ja gar keinen Gott, oder ganz bestimmt nicht so, wie
sich manche Leute das gern vorstellen. Keinen Himmel, keine Hölle, keine
Engel, keine Teufel, aber dafür massenhaft Aliens, oder einfach nur
bodenlose Abgründe von Sinnlosigkeit? Oder einen Ozean der Liebe? Es ist
ein Gebot der Intelligenz und der persönlichen Mündigkeit, dass man über
solche Themen reden kann. Und wo die Menschen lange Zeit geknechtet
wurden, brauchen sie dringend einen Witz.
Nur überlege man sich, wozu die Redefreiheit eigentlich eingeführt wurde. Man spricht bei uns gern von Redefreiheit im Zusammenhang mit Demokratie. Ganz genau, eben dieser freiheitlichen Regierungsform soll die Redefreiheit dienlich sein. Es muss möglich sein, sich frei, präzise und umfassend zu informieren und auf dieser Grundlage sowohl politische Ziele als auch die Vor- und Nachteile einer bestimmten Gesellschaftsordnung, die künftige wirtschaftliche Entwicklung und philosophische und wissenschaftliche Fragen mit aller Gründlichkeit zu diskutieren. Wir sind überzeugt, dass wir auf diesem Weg bessere Fortschritte erzielen, als wenn wir ständig mit einem Maulkorb herumliefen und uns der Willkür eines Diktators beugen müssten. Dies schließt auf jeden Fall auch das Thema Religion mit ein! Es muss möglich sein, Gottesbegriffe und kirchliche Vorschriften, religiöse Ideen und moralische Ansprüche frei und unbefangen zu diskutieren. So fördert die Redefreiheit die intellektuelle und politische Entwicklung und ermöglicht auch die Beendigung etwaiger religiöser Tyrannei. Ebenso müssen in einem freiheitlichen System Journalisten nach bestem Wissen und Gewissen über jedes Thema frei berichten dürfen. Man beachte, dass es hierbei vor allem um die Äußerung und Verbreitung von Fakten und Meinungen geht! Nämlich um die Intelligenz zu fördern – indem man das DENKEN, das jetzt ein wenig aus der Mode gekommen zu sein scheint, mit dem nötigen Stoff und mit brauchbaren Anregungen versorgt, zum Wohle einer fruchtbaren Demokratie! Es gibt jedoch im praktischen Kontext (z.B. Staats- und Geschäftsgeheimnisse), teilweise auch in Form von Gesetzen gegen Beleidigung, Verleumdung, Volksverhetzung, Pornographie und Gotteslästerung, wohldurchdachte Beschränkungen der Redefreiheit. Solche Regeln entsprechen dem gesellschaftlichen Konsens und wurden geschaffen, weil übertriebene Redefreiheit, besonders wenn dabei vorwiegend Neid, Hass und Niedertracht als Beweggründe wirken, dem hehren Ideal der Demokratie keineswegs förderlich sind.
Natürlich wiegt das Verbrechen der Attentäter sehr viel schwerer als die Boshaftigkeit der Satiriker, denn erstens ist es Mord, das schwerste fundamentale Verbrechen überhaupt; und zweitens erkennen wir hinter der militärisch eiskalten Grausamkeit, die uns bis ins Mark erschüttert, obendrein einen Anschlag auf höhere Werte. Religiös sensible Christen und Muslime könnten entgegnen, dass auch Charlie Hebdo in der Summe seiner Aussagen einen schweren Anschlag auf höhere Werte verübt hat, und dass unsere guten Freunde, die US-Amerikaner, mit ebenso kaltblütiger Grausamkeit ihre Bomben seit vielen Jahren über Muslime abwerfen. Wir haben, wie es scheint, nicht alle dieselben höheren Werte. Mit Sicherheit auch nicht dieselben Denkmuster. Deshalb gibt es keinen sonderlich überzeugenden Aufstand der anständigen Muslime und keine christlich oder humanistisch motivierte Rebellion gegen die ewig sinnlos kriegführende US-Regierung. Verantwortung würde indes bedeuten, dass man auch ein gewisses Maß an Verantwortung für die Reaktion der Gegenseite übernimmt. Dass jeder sich überlegt, welche Folgen die eigenen Handlungen, die Provokationen und Beleidigungen am Ende haben werden und was für Reaktionen damit ausgelöst werden können.
Das gilt ebenso für Politiker. Die US-Regierung und die führenden NATO-Mitglieder haben die militärischen Abenteuer Russlands in hohem Grade mit zu verantworten, nachdem sie dieses Land jahrzehntelang ohne jede Not fortschreitend eingekreist und räumlich eingeengt haben und zur Krönung des imperialistischen Vormarsches dann auch noch die Ukraine unter ihre Kontrolle bringen wollten, indem sie sich dort sogar an einer Art Putsch beteiligten. Jede Bombe, die vom sogenannten Westen auf die arabisch-muslimische Zone von Libyen über Syrien und den Irak bis nach Afghanistan und Pakistan abgeworfen wurde, dürfte einen weiteren potenziellen Dschihadisten hervorgebracht haben. Was sonst? Närrisch, alles närrisch. Jede solche Einmischung erreicht das Gegenteil der angeblich damit verfolgten Ziele. Mit den Sanktionen gegen Russland schaden wir uns selbst. Man könnte fast meinen, die USA seien an einer tiefgreifenden, nachhaltigen Schwächung Europas interessiert, die ja dank all der künstlich aufgebauten und hochgezüchteten Feinde im Osten, Südosten und Süden nun immer mehr Gestalt annimmt. Und siehe da, mit dem Dollar und der US-Wirtschaft geht es nun angeblich wieder bergauf.
Aber das sind alles nur hübsch formulierte Worte. In der Praxis befinden sich Machtgier, Gewalt, Irrationalität und schiere Verzweiflung auf dem Vormarsch. Wollen wir mal trotzdem hoffen, dass wir aus diesen Schmelztiegeln irgendwann gestärkt hervorgehen. Wie sagte ich vor neun Jahren so schön, als wegen dänischer Karikatürchen damals im Orient die Post abging:
"Es ist nicht auszuschließen, dass irgendwann eine Religion oder Weltanschauung diktatorische Gewalt über eine Bevölkerung auszuüben wünscht, die mehrheitlich oder minderheitlich mit der betreffenden Religion oder Weltanschauung gar nichts zu tun haben will. Aber ausschließen lässt sich sowieso nichts, nur leider aufheizen lässt sich sehr vieles! Und deshalb wäre es besser, angesichts solcher etwaigen Gefahren die Kraft der eigenen Vorstellungen zu stärken und tristen Religionisten oder sonstigen Fanatikern statt verletzender Karikaturen lieber eine lustige, bunte, popo-wackelnde Sodapop-, Entenhausen-, Salamander-, Prieuré-de-Sion-, Wallfahrts-, Chorgesangs- oder Walhalla-Welt entgegenzusetzen, oder was man eben sonst bevorzugen würde, und mit diesen eigenen Kreationen wirklich tosend und jubelnd das Volumen aufzudrehen." (Freiheit unter Verantwortung)
Aber wie mein Münchner Korrespondent hierzu anmerkt, geht es in der aktuellen Situation eben doch nicht um Religion. „Hier wird“, wie er sagt, „ein religiöses Deckmäntelchen benutzt, um ganz realpolitische Absichten und Machtinteressen zu fördern und zu legitimieren. Im IS schwört man offenbar nicht Allah, sondern einem religiösen Führer namens Abu die uneingeschränkte Loyalität. Hier werden Menschen indoktriniert und vor einen machtpolitischen Karren gespannt. Und es geht ausschließlich um eines: Menschen zu kontrollieren. Und das macht man genauso, wie Pawlow vor Unzeiten seine Hunde konditionierte. Genau diese Methoden wurden unter Adolf auch benutzt. Die Inhalte der Ideologie sind doch frei austauschbar, solange du es schaffst, dass das höchste Himmelreich auf deiner Seite ist und du alles, aber auch alles damit sanktionieren kannst. Die Amerikaner haben zu diesem Zweck ‚nationale Sicherheitsinteressen‘, in deren Namen sie plündern und morden. Ist nicht ganz so überzeugend, kommt aber gleich nach der Nationalhymne. Die Russen haben ihren schwer angekratzten Nationalstolz, irgendwo zwischen Wodka und dem neuen SUV vor der Tür, für den setzen die sich ein. Wir Deutsche haben hier unser Smartphone, vielleicht ALDI und die Nationalelf und eventuell den Mauerfall und ein paar publikumswirksame Demos mit Kerzen und Transparenten. Man sieht, die Kurve des Motivationspotenzials fällt rapide ab. Mit Dieter Bohlen und dem Dschungelcamp kann man da keinen Blumenpott gewinnen. Trash nennt man das wohl.“
- Frühere Jahrgänge des Chronologischen Blogs sind unter Archiv 2013, Archiv 2012 usw. abrufbar, bis zurück zum Archiv 2005:
- Nach Rubriken geordnet sind folgende Sammlungen zu verwandten Themen erhältlich: