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Die Welt als schillernde Vorstellung – von Eckehard
Junge –
Gedanken zur Wiedergeburt
17. Dezember 2013:
Während schreckliche neue Roboter entwickelt werden (siehe weiter unten)
und während eh schon die Drohnen bedrohlich bewohnen, was einstmals
friedlicher Himmelsraum schien, freut sich unsereins über Nostalgisches,
das die Seele verwöhnt und weitaus näher dran am Wahren und Schönen ist.
So war zum Beispiel Mireille Mathieu für mich (unten) in ferner
Vergangenheit dem Idealbild einer Französin äußerst nah, wenngleich ich
dann eine Zeitlang eine französische Bürokollegin hatte, die mit allem
Nachdruck noch schöner war – und leider frühzeitig von uns ging.
Vielleicht findet man Letztere nun als kleines Mädchen irgendwo in einem
idyllischen Dorf des Zentralmassivs. Nur ist die Wiedergeburt doch
leider, wenn man auf erneute Begegnungen hofft, ein kaum
kontrollierbares Würfelspiel. Ob man's dann selbst überhaupt noch
„ist“? Was genau ist denn „ist“? Wie sichert man sich die Kontinuität
der Bewusstseinsidentität im Raum-Zeit-Kontinuum? Und bis
man selbst den Löffel abgegeben hat, ist eine solche Seelenblume
woanders eventuell schon wieder erwachsen, und bis man schließlich
selbst nachgewachsen ist (sofern man bei der Rückkehr aus dem Jenseits
überhaupt die geographische Zone richtig traf), kann sie längst wieder
verheiratet und in die Großmutter-Riege aufgestiegen sein. Außerdem, wer
sagt denn, dass eine holde Reinkarnierte tatsächlich wieder als Mädchen
und nicht eventuell mit männlichem Körper neu auftaucht? Da wird
gelegentlich gewechselt. Man nehme es also, wie es kommt! Belassen wir
es für den Augenblick bei dieser mächtigen
„kleinen“
Sängerin hier (nur 1,53 m groß), die in Paris-Neuilly nach 120 Millionen
verkauften Platten noch herumwuselt, seit 1984 Trägerin des
Bundesverdienstkreuzes und seit 2011 Offizier der Ehrenlegion in
Frankreich, und ihrem unsterblich akzentuierten
„La Paloma“
(hm, nicht mehr einbettbar ... dafür "Mon Dieu, c'est un Homme" mit
einem für Mireille extrem ungewöhnlichen Kurzhaarputz).
Google kauft
Roboter-Firmen
14.
Dezember 2013: Google
bestätigte gestern den Erwerb der Ingenieurfirma Boston Dynamics, die
für das Pentagon bereits mobile Forschungsroboter entwickelt hat. Boston
Dynamics mit Sitz in Waltham, Massachusetts, wurde international durch
die Herstellung von Maschinen bekannt, die mit einem unheimlichen
Gleichgewichtssinn auf Beinen gehen und inzwischen sogar schneller laufen können als die schnellsten Menschen. Das
berichtet die New York Times im heutigen Artikel
Google adds to its menagerie of robots, und wenn solche
atemberaubenden Neuigkeiten schon in der Presse stehen, dann verbirgt
sich im Hintergrund meistens noch sehr viel mehr. Was will Google? Mit
einem physikalischen Kontrollgeflecht aus der virtuellen Welt
hervortreten? Das sowieso, wenngleich die Vision noch nicht klar ist. Im
Nebel eines wahnwitzigen Schöpfungsdranges spielt man herum, weil man
weiß, dass da irgendwas kommen wird, und die Google-Führer wissen sehr
wohl, dass das Daten-Universum nicht zweidimensional auf Bildschirme
fixiert bleiben wird. Die ganze reale Welt könnte zu einem elektronisch
dirigierten Gesamtkunstwerk umgestaltet werden, das keinerlei Lücken
oder Freiräume zurückließe und letzten Endes doch extrem anfällig für
großflächige Sabotage und böswilliges Ausschalten wäre.
Die
Zukunft ist da – und rennt los!
Boston
Dynamics baut albtraumhafte Biester, die derzeit wie überdimensionale
Zecken aussehen. Ein vierbeiniger Roboter namens BigDog (links) bezwingt
raues Gelände wie z.B. einen Waldhang und ist stark und reaktionsfähig
genug, um selbst dann nicht umzufallen, wenn er einem gezielten Tritt
ausgesetzt wird. Siehe das
BigDog-Video von
2008! Ernst Jünger sinnierte in seinem fast noch beschaulichen
Zukunftsroman Gläserne Bienen über die Möglichkeit künstlicher
Insekten. Auch die gibt es nun längst, aber jetzt wird an härteren,
klotzigeren, einsatz- und kampffähigeren Robot-Modellen gebaut. Google
mischt mit.
Boston
Dynamics – während der letzten sechs Monate bereits die achte von Google
erworbene Robotik-Firma – wurde 1992 vom früheren MIT-Professor Marc
Raibert gegründet und hat zwar kommerziell keine Roboter verkauft,
jedoch die Grenzen der mobilen und geländegängigen Robotik-Technologie
deutlich ausgeweitet.
Robotik
ist ein Zweig des Maschinenbaus, der sich mit der Konstruktion und dem
Einsatz von Robotern beschäftigt, wobei man sich zunächst auf die
Entwicklung allmählich „intelligenter“ werdender,
stationärer Maschinen für
industrielle Produktionsanlagen konzentrierte. Eine menschenähnliche
Gestalt (oder eine tierähnliche wie bei Boston Dynamics) wurde dabei
nicht angestrebt, steht neuerdings jedoch unverkennbar auf dem Plan. Die
Robotik führt unterschiedliche Fachgebiete wie etwa Mechanik,
Elektronik, Kybernetik, Bionik (technische Nachahmung von
Konstruktionen der belebten Natur) und Künstliche Intelligenz zusammen.
Letztlich zielt die Robotik darauf ab, ihre Erzeugnisse mit einem
Maximum an sensorischer Wahrnehmung („Sinnes“-Wahrnehmung),
mechanischer Beweglichkeit, Unabhängigkeit und Flexibilität
auszustatten.
Die von
Google erworbene Firma Boston Dynamics arbeitet auf diesem Gebiet an
vorderster Front. Ihre technologischen Fortschritte wurden überwiegend
für Pentagon-Klienten wie DARPA erarbeitet. „DARPA“ steht für Defense
Advanced Research Projects Agency, die amerikanische
„Verteidigungsbehörde für fortgeschrittene Forschungsprojekte“, und
hatte bereits einiges mit der Entwicklung des Internets (ursprünglich
für militärische Zwecke) zu tun.
Ein weiteres entsetzliches Modell ist die
wild galoppierende
WildCat, ebenfalls von Boston Dynamics. Freilich
kann hoffnungsvoll angenommen werden, dass Google den Bau einer neuen
Klasse autonomer, umherwandelnder Systeme anstrebt, die als
Lagerarbeiter, Paketboten oder Altenpfleger eingesetzt werden könnten.
Man sieht gleich wieder die Tendenz zur Abschaffung des Menschen, aber
auch zur Schaffung einer nichtmenschlichen, tendenziell unmenschlichen
Umgebung. Und seien wir mal realistisch: Im militärischen Bereich wird
mit eiskalter Logik fast jede neue Technik finanziert und genutzt, die
den „Feind“
außer Gefecht setzen kann, wie grausam oder schrecklich sie auch sein
mag. Der einzige Hemmschuh sind Bedenken, wenn die Wirkung einer Waffe
sich nicht eindämmen ließe und möglicherweise zurückschwappt. Und auch
solche im Prinzip unbrauchbaren Waffen hält man gern vorrätig; das gilt
insbesondere für Nuklearwaffen und Biowaffen, und bei Robotern oder
Nanorobotern wäre es, selbst wenn ein hohes Risiko für die eigene
Bevölkerung nachgewiesen wäre, nicht anders. Das sind die üblichen
Zustände auf dieser Daseinsebene, die so viel Sehnsucht nach höheren Welten
hervorrufen. Wir müssen jedoch hienieden unsere lächerlichen
Streitpunkte entschärfen und bei jedem Konflikt möglichst den lachenden
Dritten ausfindig machen. Sonst rennt uns die nächste Weiterentwicklung
des Cheetah („Gepard“) im
Zweifelsfall gnadenlos die Tür ein, wenn wir es überhaupt geschafft
haben, sie hinter uns zuzumachen. Ich würde sagen, bei dem Anblick
solcher sturen metallischen Ungeheuer läuft es einem eiskalt den Rücken herunter, und auch dieser
Cheetah ist
eine Entwicklungsleistung der Firma Boston Dynamics, befindet sich jetzt
also im Herrschaftsbereich von Google.
13. Dezember 2013: Das unten beschriebene
Firefox-Problem wurde immer schlimmer und verlangsamte den ganzen
Rechner, ließ sich am Ende aber lösen, indem ich Firefox (Version 25)
mitsamt allen Eigendaten wie Lesezeichen, Cookies, Einstellungen und
Anpassungen de-installierte und dann Firefox Version 26 stattdessen
installierte. Zugegeben, die Version 26 scheint mir besser als
alles Vorherige. Trotzdem, das ist alles bescheuert viel Liebesmüh um
eine Apparatur, die extrem fehleranfällig bleibt, denn nun werden sich
die Hacker auf die neueste Version einschießen. Die ganze Attacke setzt
sich wohl irgendwo in den Einstellungen und Anpassungen fest, und nun
ist es fraglich, ob ich es wagen sollte, die früher schon exportierten
Lesezeichen wieder zu importieren – ob der Zirkus dann wieder losgeht.
Lieber die Lesezeichen einzeln wieder errichten, es war sowieso schon
ein undurchdringlicher Urwald daraus geworden. Aber so hält man die
kreativen Köpfe der Welt mit sinnlosem EDV-Krieg beschäftigt, um zu
verhindern, dass sie wie früher einfach ein frisches Blatt in die
Schreibmaschine einlegen und sonstwas draufschreiben, ohne dass
die ganze Zeit jemand mitlesen kann.
Der
arme Feuerfuchs!
3. Dezember 2013:
Was für eine freche, destruktive, zweckentfremdete, widersprüchliche,
sich selbst in den Fuß schießende, antihumane, psychotische Dreistigkeit
gehört eigentlich dazu, sich hinzusetzen und in beispielloser
Komplexität eine weltweite Attacke gegen das Browser-System Mozilla
Firefox zu entwickeln, wobei dann zahllose unerwünschte Anzeigen in
die Bildschirmdarstellung fremder Dateien eingeflochten werden? Es ist
mir egal, ob diese Phänomene nun Viren, Trojaner oder AdWare heißen. Ich
beobachte die Auswirkungen relativ gleichmütig, denn letzten Endes kann
man das ganze Firefox-Programm "ganz einfach" de-installieren (wobei man
angeblich darauf achten soll, die eigenen Daten, Einstellungen,
Anpassungen o.Ä. nicht zu
löschen - falsch, das Zeug muss weg, wenngleich es schade sein mag um
die Lesezeichen). Anschließend würde man den Virus-Sucher und Spyware-Sucher alles
durchscannen lassen und eine vorher (!) frisch heruntergeladene
Firefox-Kopie erneut installieren. Ungefähr so.
Was die Hacker diesmal
mit fantastischer krimineller Energie und schamloser Schädigung der
weltweiten Produktivität und der volkswirtschaftlichen Gesundheit
"vollbracht" haben, ist schon sagenhaft: Erst einmal brach die
Firefox-Darstellung für mehrere Tage vollständig zusammen. Da öffnete
sich einfach das Firefox-Fenster nicht mehr, obwohl der Task-Manager
anzeigte, dass Firefox im Hintergrund auf vollen Touren blind am Laufen
war. Alles war am Dröhnen; unsichtbar holte sich die geniale Maschine
sehr viel Böses aus dem Cyberspace. (Internet Explorer blieb indes
störungsfrei benutzbar.)
Dann, ohne
ersichtlichen Anlass, kehrte die Bildschirmdarstellung von Firefox
zurück, jetzt aber mit ganz neuartigen Störphänomenen in bisher nicht
gekannter Häufung. Erstens taucht häufig ganz unvermittelt ein
riesengroßes neues Fenster auf, das mir mitteilt, ich hätte "Spyware"
auf meinem Computer (sag bloß!), und damit das aufhört, bitte hier
klicken! Lügner! Ich werde mich hüten! Wer seid ihr? Das Produkt neuerer
Gesetze, wonach es verboten ist, seine Kinder körperlich zu züchtigen?
Habt ihr keins hinter die Löffel gekriegt, als ihr in noch jüngeren
Jahren die Todsünde der Schadenfreude in euch heranzüchtetet?
Zweites Phänomen, und
das ist schon äußerst trickreich: Beim Abrufen zahlreicher Websites,
einschließlich meiner eigenen, passiert es nun, dass das Layout der
abgerufenen Datei direkt auf meinem Bildschirm verändert wird, um in der
HTML-Struktur selbst, also ohne ein Pop-up-Fenster aufzumachen, eine
irreführende Anzeige einzuschalten. Dieses gewitzte Pferdchen hat sich
also derart tief im Firefox-Browser eingenistet, dass es an der
Gestaltung der heruntergeladenen Seite selbst mitwirken kann. Im Falle
meiner eigenen Website werden dann bei mir (hoffentlich nicht auch bei
Ihnen) neue Tabellenzellen geschaffen, die innerhalb meiner sonstigen
Layout-Struktur den Einschub fremder Anzeigen ermöglichen. Der Inhalt,
freundlicherweise mit der kleingedruckten Anerkennung, dass diese
Anzeigen nicht zur Original-Website gehören, besagt in diesem Fall
meistens, dass in meinem Windows-System erhebliche Fehler aufgetreten
sind und dass ich dem angebotenen Link folgen soll, damit dies "in zwei
Minuten behoben" wird. Wohl kaum! Seit wann ist es normal, seine
Mitmenschen derart anzulügen? Was für Leute sind gern böse? Außerdem
blinken diese Anzeigen; ich hasse alles, was blinkt. Flackerfrequenzen,
auf Hypnose angelegt, können unmöglich gesund sein.
Inzwischen sehe ich
neues Material auftauchen; es werden Computerspiele angeboten, es
erscheinen mysteriöse Download-Buttons ohne Erklärung, wohin sie führen
würden, es werden zusammensetzbare Waffen angeboten, und anderes
mehr. Alles unter Benutzung meiner Plattform und sicher nicht genehmigt
vom Web-Host, den ich immerhin für anzeigenfreies Web-Hosting bezahle.
Der kann nichts dafür; es passiert ja auch bei vielen anderen
Website-Downloads. Das Antivirus- und Antispyware-Sicherheitssystem
F-Secure, für das ich ebenfalls ca. 35 Euro pro Jahr bezahle, zeigt bei
einem totalen Scan aller Dateien im Rechner jedoch an, der Rechner sei
völlig frei von Viren, Spyware oder Malware. Ein Hohn ist das! Komplett
ausgetrickst, dieser Herr Antivirus.
Drittes Phänomen:
Zahlreiche andere Werbeanzeigen bzw. Werbe-Links erscheinen in kleinen
Fenstern, die jedesmal auftauchen, wenn man mit der Maus in die Nähe
grün unterstrichener Wörter kommt. Diese grünen Unterstreichungen
tauchen in allen möglichen Websites kurz nach dem Herunterladen auf,
völlig unsinnig und ohne jeden Sachbezug. Sie führen dann zu
verschiedenen Werbekunden hin.
Wer aber kann, während
der Hass auf die Hacker in seinem Bauch rumort, die geringste Sympathie
für solche Werbekunden entfalten? Was haben die idiotischen
Werbe-Investoren sich dabei gedacht, in ein dermaßen irritierendes,
nervtötendes System ihre Anzeigen zu schalten? Wer wird das lieben? Ich
kann Ihnen sagen, wer das lieben wird: nur geistlose Zombies
(zerfledderte, nach frischem Fleisch hungernde Untote, die mit Voodoo
scheinbar wiederbelebt wurden). Die werden es lieben, sich auf diese
unvorhersagbare Art ablenken zu lassen in die finstersten Gassen. Hält
man die Bevölkerung für blöd? Hält man sie mit Recht für blöd?
Also wenn ich nicht
gezwungen wäre, diese Art Ausrüstung bei meiner Arbeit einzusetzen, dann
wäre es sicher das Gescheiteste, sich aus einer derart missbrauchten und
anfälligen Technologie voll und ganz zu verabschieden und ausschließlich
andere, leisere, ordentlichere, solidere Wege der Kommunikation zu
suchen.
Der Falkenstein in der Sächsischen Schweiz. Foto: T.
Ermer. Übernommen von Wikipedia (GNU-Lizenz).
15. November 2013:
Sicher eine meiner besten Anschaffungen der letzten drei Jahre sind
von Rainer Maria Rilke Die Gedichte, insel taschenbuch it
2246, eine Gesamtausgabe mit über 1000 Seiten, die ich ihm in dieser
Menge gar nicht zugetraut hatte – und auch nicht in dieser streckenweise
urgewaltigen Ausdruckskraft, wo er doch bei all seiner überragenden
sprachlichen Schönheit oft blässlich und
leidensträchtig zur leise verwehenden, geistig wie körperlich an ihm
zehrenden Blutarmut neigte.
Heute vergehen die
Menschen im Zeitgeist, Rilke neigte zum Aufgehen im Raumgeist. Aber auch
kraft- und machtvolle, großräumig donnernde Fundstücke gab er von
sich!!! Wie etwa zarathustrisch brausend das Untenstehende.
(Das Wörtchen "ob" mit Dativ in der Wendung "ob dem schlachtenden
Geschlecht" bedeutet laut Wahrig (1970) wohl eher "oberhalb von, über",
nicht wie heute noch dichterisch und genitivisch "wegen". Ja, ja, da
unten steht es, das "schlachtende Geschlecht", das Opfertiere und Feinde
zuhauf mit Inbrunst abschlachtet, und wenn man nicht Acht gibt, sich
auch in den eigenen Reihen rasch an die Gurgel geht.)
Dass er es wagt:
"Und Gott ging hin, erschrocken wie ein Knecht": Auf solche Sprüche
pflegte der Scheiterhaufen zu stehen, und dennoch mindert der
Gesamteindruck hier die Größe des Herrn keineswegs, schon gar nicht wenn
der große Prophet gleich darauf "niederging wie Hagel über Halmen". Der
haut sie gut in Stücke, die kleingläubigen Götzenanbeter! Ich vermisse
in der heutigen Zeit ein gewisses Element dieser Art Furcht vor dem
Herrn. Alles hurt und rafft und sudelt, oh zum Erbarmen und zum juckenden
Donnerkeil des Strafgerichts.)
JOSUAS LANDTAG •
Rainer Maria Rilke
So wie der Strom
am Ausgang seine Dämme
durchbricht mit seiner Mündung Übermaß,
so brach nun durch die Ältesten der Stämme
zum letzten Mal die Stimme Josuas.
Wie waren die geschlagen, welche lachten,
wie hielten alle Herz und Hände an,
als hübe sich der Lärm von dreißig Schlachten
in einem Mund; und dieser Mund begann.
Und wieder waren Tausende voll Staunen
wie an dem großen Tag vor Jericho,
nun aber waren in ihm die Posaunen,
und ihres Lebens Mauern schwankten so,
daß sie sich wälzten von Entsetzen trächtig
und wehrlos schon und überwältigt, eh
sie's noch gedachten, wie er eigenmächtig
zu Gibeon die Sonne anschrie: steh:
Und Gott ging hin, erschrocken wie ein Knecht,
und hielt die Sonne, bis ihm seine Hände
wehtaten, ob dem schlachtenden Geschlecht,
nur weil da einer wollte, daß sie stände.
Und das war dieser; dieser Alte wars,
von dem sie meinten, daß er nicht mehr gelte
inmitten seines hundertzehnten Jahrs.
Da stand er auf und brach in ihre Zelte.
Er ging wie Hagel nieder über Halmen:
Was wollt ihr Gott versprechen? Ungezählt
stehn um euch Götter, wartend daß ihr wählt.
Doch wenn ihr wählt, wird euch der Herr zermalmen.
Und dann, mit einem Hochmut ohnegleichen:
Ich und mein Haus, wir bleiben ihm vermählt.
Da schrien sie alle: Hilf uns, gieb ein Zeichen
und stärke uns zu unserer schweren Wahl.
Aber sie sahn ihn, wie seit Jahren schweigend,
zu seiner festen Stadt am Berge steigend;
und dann nicht mehr. Es war das letzte Mal.
Aus: Rainer Maria Rilke, Neue
Gedichte (1907)
13. November 2013:
Big Brother: Übereinstimmend mit dem Trend, der sich in zahlreichen
anderen Meldungen abzeichnet, schreibt heute ein gewisser "LC" in einem
Leserkommentar zum Thema
Überwachungsanlagen in den USA: "Ich arbeite im Bauwesen, und hier
im Hauptstadtdistrikt Washington DC bauen Verizon oder Comcast (je
nachdem, wer den Auftrag ergattert hat) in den bestehenden
Regierungsgebäuden und Behörden, in neuen Schulen, Apartments,
bestehenden Schulen, bestehenden Wohnungen usw. jeweils den IT-Backbone
(Hauptstrang) ein. Die NSA-Spionagefähigkeit wird an jedem einzelnen Ort
eingebaut, wo Menschen wohnen oder arbeiten. Sobald diese Funktionalität
in jedes Gebäude, jede Straßenlampe, jede Verkehrsampel usw. eingebettet
ist, wird das Kontrollnetz komplett sein. Die Regierung härtet auch all
ihre Gebäude und errichtet Poller und andere Abwehrmittel gegen
'Terrorismus'. Die wissen, dass sie die Armen und die Mittelschicht fast
um alles beraubt haben, und machen sich für ihre selbstgeschaffene
'Zombie-Apokalypse' bereit. Wir werden nie wieder frei sein."
Allmählich komme ich mir in meinem ruhigen
deutschen Dachstübchen vor wie Rainer Maria Rilke im Buch der Bilder,
Des Ersten Buches Zweiter Teil:
VORGEFÜHL
Ich bin wie eine Fahne von Fernen umgeben.
Ich ahne die Winde, die kommen, und muss sie leben,
während die Dinge unten sich noch nicht rühren:
die Türen schließen noch sanft, und in den Kaminen
ist Stille;
die Fenster zittern noch nicht, und der Staub ist
noch schwer.
Da weiß ich die Stürme schon und bin erregt wie das
Meer.
Und breite mich aus und falle in mich hinein
und werfe mich ab und bin ganz allein
in dem großen Sturm.
– Rainer Maria Rilke, 1902
"And from now on, address unknown"
6. November 2013: Der Song "Follow me"
verfolgt mich seit Jahrzehnten. Ich kann mich noch gut erinnern, wie
dieser Sound durch die Eingeweide der gigantischen Oslo-Fähre dröhnte,
als ich dort im Kopenhagener Hafen 1979 einen Monat lang täglich die
Klos reinigte, gelegentliche bescheidene Ekelzulage inbegriffen. Als einziger Putzmann unter 40 Putzfrauen! Weil die
dänischen Damen mit meinem übergermanischen Vornamen Eckehard
nicht zurechtkamen, ließ ich mich für die Dauer des Gigs gutmütig
Wilfried nennen. Nun, das ist eine andere Geschichte.
Neben der absolut schrägen Darbietung gefällt mir
natürlich der Text: I'm getting out, I'm moving on, And from now on,
address unknown. I should be difficult to find, so follow me, just
follow me. ("Ich mach mich davon, ich ziehe weiter, und von jetzt an
gilt: Adresse unbekannt. Ich sollte schwer zu finden sein, also folge
mir, folge mir einfach nach." Sehr wohl.) Und gegen Ende: Unbelievable
maybe, you'll have a new identity;
for a second of vanity, I want to change your destiny. ("So
unglaublich es sein mag, du wirst eine neue Identität haben; für
eine Sekunde der Eitelkeit will ich dein Schicksal verändern." Und
andere tiefgreifende Verlockungen. Das zwittrige Erotik-Rätsel wird
gezielt eingesetzt, auch wenn es letztlich einfach eine Frau sein mag,
die einen als Frau verkleideten Mann mimt.)
Immerhin
bleibt es ein faszinierendes Rätsel, ob wir hier
Männlein oder Weiblein vor uns haben, da hat die/der gute Amanda Lear
stets den Deckel drauf halten können! Eine twitterreife, zwittrige Glanzleistung, allein das
schon! Die letzte schillernde Blüte vor dem Niedersausen des Fallbeils
der planetarischen Komplettregistrierung und Totalüberwachung. Man weiß
nicht einmal, ob sie/er/es in Hongkong, Saigon oder Hanoi geboren ist.
Und nach Lears eigener Aussage wurde das Gerücht, sie sei als Junge
geboren, ursprünglich von Salvador Dali zu Publicity-Zwecken entwickelt.
Die kantigen Wangenknochen lassen den Instinkt des Betrachters
männliche Gene vermuten, aber nichts Genaues weiß man nicht, und gerade das ist "auch gut so". Ein schallendes Hipp-Hipp-Hurra auf die
Geheimhaltung !!! ... um so mysteriöser und verschroben-zauberhafter bleibt die
Darbietung. (Amanda
Lear: Follow Me, und hier noch einmal:
https://www.youtube.com/watch?v=X7V1lbjn8Qg; leider lässt sich
der/die gute Amanda in meiner Website nicht dauerhaft "einbetten"; die
Links verschwinden nach einer Weile wieder. – – – Ah! Nach einer halben Stunde
kniffliger Suche in den kryptischen Annalen der
Einbettungs-Zeitgeschichte [so dienen wir untertänigst dem
elektronischen Moloch] habe ich jetzt doch noch einen Weg gefunden, das
erste der oben genannten Videos EINZUBETTEN:)
Einen ziemlich phantastischen Kick, wenn man sich über die
Musik hinaus für diese schillernde Persönlichkeit zu interessieren
vermag, bietet ein Interview im NDR vom 29.5.1976, wo Amanda Lear (abgesehen von der tiefen Stimme) eigentlich sehr charmant weiblich
rüberkommt. Macht auch irre Sachen mit den Augen, schiebt den Mythos
ihrer jungmännlichen Geburt idiotischen Journalisten in die Schuhe, und
schillert aus tiefster Seele:
Wie sagte so schön Immanuel Kant? "Das
Schattenreich ist das Paradies der Phantasten. Hier finden sie ein
unbegrenztes Land, wo sie sich nach Belieben anbauen können.
Hypochondrische Dünste, Ammenmärchen und Klosterwunder lassen es ihnen
an Bauzeug nicht ermangeln." – Immanuel Kant, Träume eines
Geistersehers, erläutert durch Träume der Metaphysik, 1766. So
zitiert in dem hübschen Werk von Sabine Doering-Manteuffel, Das
Okkulte. Eine Erfolgsgeschichte im Schatten der Aufklärung. Von
Gutenberg bis zum World Wide Web, Siedler Verlag, München 2008.
Aber sausen Sie zur Abwechslung doch mal im
Tiefflug über den Mars! Mit einer deutschen Stereo-Kamera! Das ist
schon ziemlich atemberaubend: die hübsche Seite der modernen Technik.
Allerdings bin ich nach wie vor enttäuscht, dass wir dort bislang
angeblich keinerlei Anzeichen früherer Zivilisationen entdeckt haben.
Gab es dort nicht vor ca. 51.000 Jahren einen alles vernichtenden Krieg,
der nur roten Sand hinterließ? Egal. Sobald wir etwas tiefer graben
können als nur mit diesen kleinen Kratzmaschinen, wird schon irgendwas
zutage treten. Mein persönlicher Mythos. Erstaunlich ist doch,
dass Informationen dieser Art laufend korrigiert werden. Zum Beispiel
heißt es jetzt:
Der Forschungsroboter
"Curiosity" findet reichlich Wasser auf dem Mars. Damit
sei das Problem der Wasserversorgung künftiger Marsbesucher gelöst. Na
bitte.
31. Oktober 2013:
Man hätte früher wohl kaum damit gerechnet, aber jetzt ist es so weit:
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) betitelt einen
Feuilleton-Artikel über amerikanisches Vormachtstreben mit der lapidaren
Aussage:
Das ist Totalitarismus. Die allgegenwärtige Überwachung habe
"einen Weltstaat geschaffen", heißt es da. Es gebe "keinen Ort mehr, an
den man emigrieren kann." Es sei jetzt "technisch möglich, die gesamte
Menschheit von einem Punkt aus zu überwachen". Der Begriff des
Weltstaats wird bald wieder eingeschränkt; bislang hätten wir "lediglich
den imperialen Einfluss einer Weltmacht, die fremde Regierungen unter
Druck setzen kann". Ein Beispiel wäre die Verfolgungsjagd gegen
Snowden. Wenn zu den Weltherrschaftsallüren eine grenzenlose
Überwachungskapazität hinzukommt, scheint der Weltstaat auch früheren
Idealisten (Pazifisten, Föderalisten) nicht mehr erstrebenswert. Als
etwaige Abhilfe wird angegeben, die großartigen Verteidiger der Freiheit
und Demokratie auf der anderen Seite des Großen Teichs beim Wort zu
nehmen, indem man sie an ihre eigenen, jahrzehntelang lautstark
verkündeten Ideale erinnert. Der Autor nennt dies "die Technik des
Beim-Wort-Nehmens". Das ist ziemlich gescheit, wenn auch, wie er zugibt,
charakteristisch fürs Arsenal des Schwächeren. Lesenswert.
Notstandsplanung in den USA
25.–27. Oktober 2013:
Die USA galoppieren blindlings in den Faschismus. Laut Fox News
berichten Soldaten, die in Fort Hood an einer Einsatzbesprechung
teilgenommen haben, es sei ihnen gesagt worden, dass evangelikale
Christen und Mitglieder der Tea Party eine Bedrohung der Nation seien
und dass jeder Soldat, der diesen Gruppierungen eine Spende zukommen
lässt, nach dem Militärrecht bestraft werden wird. Das ist, äußerst
offensichtlich, ein alarmierendes Symptom fortschreitender Unterdrückung
der persönlichen Glaubens-, Meinungs- und Redefreiheit, und deutet auf
das Ende der Demokratie hin. Es ist außerdem im Zusammenhang mit den
Vorbereitungen für einen etwaigen Bürgerkrieg zu sehen, die sich im
Hintergrund beschleunigen; die Armee wird auf heimatlichem Boden dort
schon seit längerer Zeit entsprechend ausgerüstet, instruiert und
aufgestellt. Höhere Offiziere, und auch schon weniger hohe Offiziere,
werden diskret befragt, inwieweit sie bereit wären, im Ernstfall auf die
eigene Bevölkerung schießen zu lassen. Hinter den Kulissen mehren sich
aber auch die Proteste gegen diesen Trend; somit könnten sich die
Streitkräfte plötzlich in verschiedene Loyalitäten aufspalten.
Das gibt
ein Tohuwabohu, falls die Essensmarken irgendwann ganz ausfallen. Am 1.
November werden für die 47,6 Millionen amerikanischen
Food-Stamp-Bezieher schon mal die Rationen gekürzt. Im Durchschnitt
beträgt die Zuteilung pro bedürftigen Haushalt monatlich 275 $. Eine
vierköpfige Familie wird ab 1. November im Schnitt 36 $ weniger bekommen
als vorher. Das wird ein bisschen knapp! Man kriegt doch für einen
Betrag dieser Größenordnung eh schon überwiegend Müll auf den Tisch,
wenn vier Mäuler zu stopfen sind.
Meine persönliche Meinung ist freilich, dass jeder
dafür sorgen sollte, sich seinen Lebensunterhalt auf ehrliche Weise
selbst zu verdienen, anstatt sich in Abhängigkeit von Sozialleistungen
zu begeben. Je mehr Menschen von staatlicher Hilfe abhängen, umso eher
wird die Demokratie durch großzügige Versprechungen der Parteien
lächerlich gemacht, denn letzten Endes muss der Bevölkerung ja doch mit
Zins und Zinseszins (und/oder auf dem Umweg über eine Inflation) das
Geld aus der Tasche gezogen werden, das man unter sie ausstreut; und
sobald die Mehrheit der Bevölkerung in dieser Weise zum Handaufhalten
degeneriert ist, kommt man von der destruktiven sozialistischen Schiene
genauso schwer wieder herunter wie von der Zinsknechtschaft bei den
Bankstern. Logisch, oder? Andererseits sollte eine vernünftige Politik
nicht Zustände herbeiführen, in denen sogar ehrlich und hart arbeitende
Menschen – wie in den USA – aufgrund lachhaft niedriger Mindestlöhne und
galoppierender Inflation sich und ihre Familie trotz ihres redlichen
Einsatzes nicht mehr aus eigener Kraft ernähren können. Die weiter
fortschreitende Automatisierung und die Nutzung billiger Arbeitskräfte
im Ausland bzw. billiger importierter Arbeitskräfte gibt der
gesellschaftlichen Entwicklung den Rest, sodass mit einer Rebellion
letzten Endes zu rechnen ist. Die Menschen mögen es nicht, wenn man sie
"überflüssig" macht. Die US-Regierung (und nicht nur die) hat einen
verständlichen Selbsterhaltungstrieb und bereitet sich mit inflationären
Geldmitteln und neu indoktrinierten Streitkräften auf ungemütliche
Zeiten vor.
Für den Einsatz
militärischer Streitkräfte bei Bürgerunruhen, Aufständen o.Ä. gilt in
den USA gemäß dem 115 Textseiten umfassenden
Teilseminar (Subcourse) Nr. MP 1005, Edition C vom April 2006 unter dem
Titel
Civil Disturbance Operations („Einsatz bei inneren Unruhen“),
zusammengestellt für die Militärpolizei-Schule der US-Armee in Fort McClellan
(Alabama), Lektion 1 zum Thema Einsatzplanung, Folgendes:
"1. Der Auftrag militärischer Streitkräfte während
innerer Unruhen. – Der Auftrag militärischer Streitkräfte während
innerer Unruhen, und zwar sowohl in CONUS [Contiguous United States = die
zusammenhängenden 48 Festlandsstaaten einschließlich Washington DC] als
auch OCONUS [Outside the Contiguous United States = Alaska,
Hawaii und US-Territorien und -Besitztümer, wie etwa Puerto Rico], was
gar nicht genug hervorgehoben werden kann, besteht darin, den örtlichen
und einzelstaatlichen Behörden bei der Wiederherstellung und
Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung zu helfen. Dieser Auftrag kann
z.B. erfüllt werden, indem man ungenehmigte Versammlungen zerstreut und
indem die Unruhezone patrouilliert wird, um Gesetzesverstöße zu
verhindern. Während ihres Einsatzes zur Wiederherstellung der Ordnung
können militärische Streitkräfte ihre Stärke zur Schau stellen,
Straßensperren errichten, Menschenmengen zerstreuen, Wirkstoffe zur
Lenkung von Menschenmassen einsetzen, patrouillieren, als
Sicherheitskräfte oder -reserven dienen und je nach Bedarf auch andere
Einsätze durchführen. Erfolgreiche Erfüllung der Aufträge wird
weitgehend von einem hinreichenden Maß an Planung, Schulung,
polizeilichen Informationen und koordinierten Handlungen der
Einzelpersonen und Einheiten abhängen."
Original-Wortlaut: "1. Mission of Military Forces during Civil
Disturbances. – The mission of military forces during civil
disturbances, both in CONUS and OCONUS, which cannot be overly
emphasized, is to help local and state authorities to restore and
maintain law and order. This mission may be accomplished by breaking
up unauthorized gatherings and by patrolling the disturbance area to
prevent the commission of lawless acts. During operations to restore
order, military forces may present a show of force, establish
roadblocks, break up crowds, employ crowd control agents, patrol,
serve as security forces or reserves, and perform other operations
as required. Successful fulfillment of the missions will depend to a
large extent upon sufficient planning, training, police information,
and coordinated actions of individuals and units." (Civil Disturbance Operations, Seite 3,
mit Verweis auf die Publikationen FM 3-19.15, FM 10-10 und FM
3-19.4, die als Herkunftsmaterial für diese Lektion dienten)
Wir sind bereits durch
zahlreiche sensationelle Spielfilme konditioniert, solche Einsätze für
normal zu halten. Dank der modernen Technik wird die Sache freilich
immer schauriger, je mehr man bei solchen Nachforschungen ins Detail
geht. Was für Kanonen da auf Panzerwagen umhergefahren werden und welche
"Wirkstoffe" zur Lenkung von Menschenmassen vorgesehen sind, ist eine
Wissenschaft für sich, die im weiteren Verlauf des obigen Lehrbuchs
vertieft wird.
Man beachte auch, dass
diese Weisungen an einer Ausbildungsstätte für amerikanische
Militärpolizei auftauchen, obwohl es hier ausdrücklich um den
Einsatz militärischer Streitkräfte auf amerikanischem Boden geht.
Mit "Militärpolizei" waren doch traditionell Polizeifunktionen innerhalb
des Militärs gemeint, nicht etwa der Gebrauch des Militärs für
polizeiliche Einsätze im Inland. Da ein Ausdruck wie military police
freilich im letzteren Sinne missverstanden werden kann, sieht man hier
wiederum die Verblödungstendenz innerhalb der Sprache, während faktisch
das Ungeheuerliche geschieht. Das Militär wird zur Polizei, nur
weil der Ausdruck (doof-doof gleichsetzend) beide Wörter enthält. Ja,
ja.
Man sieht
den Bedeutungswandel tatsächlich bereits im amerikanischen Wörterbuch
Webster's New World Dictionary, Third College Edition von 1988
auftauchen, wo als Definition für military police geschrieben
steht: armed forces personnel assigned to police duties; specif.,
soldiers assigned to police duties in the army, also zu Deutsch:
"für polizeiliche Aufgaben eingeteiltes Personal der Streitkräfte;
insbesondere Soldaten, denen polizeiliche Aufgaben innerhalb der Armee
zugewiesen sind". Die Definition verschwimmt. Damit sind künftige
Inlandseinsätze des Militärs bereits vorprogrammiert. Military police
war früher nur für die Vergehen von Soldaten zuständig, nicht für
die Wahrung polizeilicher Aufgaben in der Gesellschaft. Die deutsche
Definition ist laut Wikipedia immer noch eindeutig: "Eine
Militärpolizei
übernimmt polizeiliche Aufgaben innerhalb einer Militär-Organisation."
In manchen Ländern nimmt man es damit weniger genau.
In den USA ließ
sich bereits im Februar 2002 ein gewisser John R. Brinkerhoff, ein
Oberst a.D., im Journal für Heimatschutz (Journal of Homeland
Security) lang und breit darüber aus, der sogenannte Posse
Comitatus Act ("Gesetz über Polizeiaufgebote"), eine häufig erwähnte strafrechtliche Bestimmung,
die den Einsatz jeglicher Teile der Streitkräfte "als Polizeiaufgebot
oder anderweitig zur Durchsetzung der Gesetze" ausdrücklich verbietet,
sei nicht mehr zeitgemäß. Es würden neue Regeln benötigt, um die
Einschränkungen näher zu bestimmen, wenn es um den Heimatschutz geht; dieses alte Gesetz müsse
überhaupt durch ein völlig neues ersetzt werden. Mittlerweile ist die Aushöhlung des "alten Gesetzes" von 1878 unter dem
nachhaltigen Eindruck der minutiös vollstreckten Wolkenkratzer-Einstürze
vom 11. September 2001 weit vorangeschritten.
Soldatische Einsätze bei großen polizeilichen
Herausforderungen? Da werden mit Sicherheit kriegsähnliche Methoden zum
Einsatz kommen. Neuere Erkenntnisse, gewonnen an den typischen,
asymmetrischen Kriegsschauplätzen der jüngeren Vergangenheit, haben das
Militär um erschreckende Perspektiven und Taktiken bereichert. Wie jene
fremden, unbegreiflichen Völkerscharen in Wüstenländern und gnadenlos
verwüsteten Regionen würden dem US-Militär im Ernstfall dann auch die
eigenen Mitbürger vors Fadenkreuz laufen. Wird man den Panzersoldaten
dann, wie schon bei Angriffswellen im Irak, Kopfhörer mit dröhnender
"Burn, Motherfucker, Burn!"-Musik aufsetzen und ihnen mit
Designerdrogen die Hemmschwelle senken? Na ja, das letzte Detail wäre
wohl kaum notwendig, um den heimatlichen Albtraum abzurunden; das
Szenario "Söldnerheer gegen die eigene Bevölkerung" wäre allemal schlimm
genug. Wie heißt es doch so schön? What Goes Around, Comes Around.
Was man rausschickt, kommt irgendwie auch wieder zurück.
Innere Unruhen nach
deutscher Versicherungsdefinition <liegen dann vor, wenn zahlenmäßig
nicht unerhebliche Teile des Volkes in einer die öffentliche Ruhe und
Ordnung störenden Weise in Bewegung geraten und Gewalttätigkeiten gegen
Personen oder Sachen verüben. Ob die Beweggründe politischer oder
wirtschaftlicher Art sind, spielt dabei keine Rolle. Einzelne Terrorakte
erfüllen aber nicht den Begriff der inneren Unruhen. Schäden durch
innere Unruhen gelten in den meisten Versicherungszweigen als
unkalkulierbares Risiko und werden deshalb ausgeschlossen.> (deutsche-versicherungsboerse.de)
Rettungsschirm-Sprachsalat
Die
„Europäische Finanzstabilisierungsfazilität“ EFSF
24.
Oktober 2013: Wissen Sie, was das ist? Wer weiß das schon so genau!
Es gibt sehr viel einfachere Begriffe, die auch praktisch niemand
versteht, sodass es ein Wunder ist, wie wir in dieser konfusen Welt
überhaupt noch „navigieren“. Ich bezweifle auch, dass ich hier in meiner
Motz-Kolumne zufriedenstellend klären könnte, wer dieses Monster
geschaffen hat (die Medien nennen es beschönigend „Rettungsschirm“),
oder wie es funktioniert und was es uns sonst noch antut, aber es geht
hier auch eher um die ganz alltägliche Unbegreiflichkeit – und wie sie
sich in der Sprache breitmacht.
Betrachten wir zunächst das
letzte Wortelement, das zum Ausdruck bringen sollte, was eine Sache
ihrem Wesen nach ist, also in welche Kategorie sie gehört. Was für eine
Art Tierchen: eine „Fazilität“. Eigentlich gibt es dieses Wort im
Deutschen gar nicht. Wahrig Deutsches Wörterbuch von 1970
kennzeichnet das Wort „Fazilität“ als ausgestorben! Mit Totenkreuz!
Dieses Wort ist nicht mehr in Gebrauch! Es ist mausetot, es ist vor
mindestens 43 Jahren aufgestiegen zu seinem Schöpfer! Es guckt sich die
Radieschen von unten an! So redet niemand, außer er will die Menschen
dumm halten und über ihre Köpfe hinweg regieren!
Machen wir uns trotzdem die
Mühe, uns auf eine Klärung einzulassen, so bedeutete „Fazilität“ in
einem verflossenen Jahrhundert „Leichtigkeit, Gewandtheit;
Umgänglichkeit; Willfährigkeit“ und kam aus dem Lateinischen,
facilitas = „Leichtigkeit im Handeln,
Gefälligkeit“. Man wollte sicher andeuten, dass sich die Umverteilung
des Reichtums an notleidende Bankiers künftig mit größerer Leichtigkeit
vollziehen ließe. Und es liegt offenkundig im Interesse der
Hintermänner, dass die fleißigeren und sparsameren Nationen sich
willfährig (gehorsam, gefügig, nachgiebig) das Geld aus der Tasche
ziehen lassen, obwohl solche zwischenstaatlichen Schenkungen oder
Hilfspakete im Europarecht vertragswidrig sind. Die Proteste halten sich
in Grenzen, denn die hiesige Bevölkerung, obwohl sie im Durchschnitt um
mehrere tausend Euro pro Nase geschröpft wird (Kinder und Greise
eingeschlossen, zuzüglich ewiger Zinsen), begreift nicht wirklich, was
geschieht. Wer kann schon erklären, wie viele hundert Milliarden Euro so
ein unpersönlicher „Mechanismus“ kostet, ob „wir“ das Geld, sofern es
real existiert, je wiedersehen, und von wem das Geld eigentlich
herstammt, wenn doch Banken und Regierungen zutiefst
verzockt und verschuldet sind? Wer zahlt
solche Beträge aus? Gibt es sie überhaupt, oder werden sie nur aus
blauer Luft heraus in den Computer getippt? Wer bekommt sie, und welche
Gegenleistung ist vereinbart?
Aber zurück zur „Fazilität“,
zur Leichtigkeit und Willfährigkeit (und der entsprechenden Willkür,
könnte man logisch hinzusetzen). Sie werden bemerken, dass diese alten
Definitionen des Wortes Fazilität nur Eigenschaften beschreiben,
aber kein Ding, keine Institution, keinen Mechanismus. Bei der Wahl des
Fachausdrucks stand also die irreführende Übersetzung aus dem Englischen
im Vordergrund. Das englische Wort heißt
facility und bezeichnet nicht nur die Leichtigkeit oder
Behändigkeit, mit der etwas geschieht, sondern auch „die Mittel, mit
denen etwas bewerkstelligt werden kann“, oder „ein Gebäude, besondere
Räumlichkeiten usw., mit denen eine bestimmte Aktivität erleichtert oder
ermöglicht wird“. So, das ist die englische Bedeutung einer
facility, und so wird uns das
Unwort „Fazilität“ aufgedrängt, damit wir nicht klar denken können:
Gemeint ist eine europäische Einrichtung, Vereinbarung oder
Regelung, mit der bestimmte Maßnahmen zur Stabilisierung der Finanzen
erleichtert oder ermöglicht werden können, dank astronomischer fiktiver
Geldbeträge und einiger anonymer Heinis mit obskuren Befugnissen in
gewissen Büros, um diese Machenschaften zu verwalten.
Da auch das betroffene Geld
größtenteils nur in Form mühselig fixierter oder unverantwortlich
tanzender Elektronen existiert, ist es visuell gar nicht darstellbar.
Übrigens erleichtert und fördert das Fernsehen gewohnheitsmäßig die
Verwechslung der Einrichtung oder Behörde mit dem Gebäude, weil
albernerweise in Ermangelung einer konkret sichtbaren Konstruktion oder
Personengruppe eben mit Leichtigkeit das Gebäude gezeigt werden kann.
Man sagt „Bundesbank“ und zeigt im gleichen Atemzug das Gebäude der
Bundesbank. Das ist aber eigentlich nicht die Bundesbank, sondern
nur ihr Gebäude. Was die da drin alle machen, ist schon eher
identisch mit der Bundesbank, aber es ist extrem schwer vorstellbar.
Wenn ich diese gigantischen Beton- und Glaspaläste wie z.B. in Frankfurt
betrachte, dann kann ich mir nur sehr schwer ausmalen, womit sich die
unzähligen Beschäftigten dort den ganzen Tag beschäftigen.
Anleihebewertungen? Börsengeschäfte? Rechenfehler? Oder spielen sie
Schiffeversenken?
Knacken sie Abkürzungen?
Die Europäische Finanzstabilisierungsfazilität, alternativ auch
Europäische Finanzstabilitätsfazilität genannt, ist ja fast so
schwer auszusprechen wie ein kommunistischer Führungstitel. (Man denke
an Walter Ulbricht, „Erster Sekretär des Zentralkomitees der
Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands und Vorsitzender des
Staatsrates der Deutschen Demokratischen Republik“; das erinnert mich
auch an Pervez
Musharraf, 2001-2008 offiziell betitelt als „Chief
Executive Officer andPresidentoftheIslamicRepublicof
Pakistan“; dies nur als amüsantes Streiflicht.)
Daher die Abkürzung EFSF,
an deren Originalbedeutung sich bald kaum jemand erinnern kann. Der
normale Zeitungsleser, Radiohörer und Fernsehzuschauer kommt völlig
durcheinander, denn außerdem gibt es ja ergänzend auch den
Europäischen Finanzstabilitätsmechanismus EFSM und dann neuerdings den
Europäischen Stabilitätsmechanismus ESM, der als sogenannter dauerhafter
Krisenmechanismus am 1.7.2013 den im Mai 2010 eingeführten temporären
Rettungsschirm EFSF sowie den EFSM ablöst! In dieser
hoffnungslosen terminologischen Fallgrube werden die Medien obendrein
sagenhaft erfinderisch, um das Chaos komplett zu machen, und bezeichnen
die EFSF umgangssprachlich als Euro-Krisenfonds, Euro-Rettungsfonds EFSF,
kurz Rettungsfonds oder Rettungsschirm oder als Euro-Rettungsschirm EFSF.
Das sind die verschiedenen Übersetzungen, die im
Langenscheidt-Routledge Fachwörterbuch Kompakt für Wirtschaft, Englisch
angeboten werden. Dieses Langenscheidt-Werk wird sodann für ein
Wörterbuch erstaunlich frech und sarkastisch, was ursprünglich mein
Interesse weckte, den vorliegenden Artikel zu schreiben.
Also: Der Langenscheidt
bezeichnet die EFSF als eine „Eurospeak-Notkreation
für die medial als Rettungsschirm vermarktete Fazilität“. Man sieht,
dass die sprachlichen Mittel im Grunde erschöpft sind.
Eurospeak, hm? Internationaler
Sprachsalat, begleitet von dem Wunsch nach Vertuschung und
Verheimlichung weitgehend unverständlicher Zusammenhänge und
Ungeheuerlichkeiten, zerrüttet die Klarheit der einzelnen Sprachen. So
entstehen Notkreationen, Verlegenheitsschöpfungen, die nicht
einmal konsequent durchgezogen werden. Heute nennt man es so, morgen so.
Das Wortelement „Euro“ ist von vornherein durch Zweideutigkeit
verdorben, weil es sowohl den Zaster als
auch den Kontinent bezeichnet. So wird aus einem „Europäischen
Rettungsschirm“ ein „Euro-Rettungsschirm“, wodurch sprachlich
verschleiert wird (und unbewusst gleichgesetzt wird), ob die Währung
oder die Gemeinschaft gemeint ist. Die Gemeinschaft könnte aber, wie
früher jahrzehntelang demonstriert worden ist, auch ohne die
Gemeinschaftswährung existieren, eben als lockeres Staatenbündnis oder
Wirtschaftsgemeinschaft. Weil der autoritäre Drang zur Errichtung eines
EU-Bundesstaates auch gegen den Willen der betroffenen Bevölkerungen und
im Zweifelsfall sogar ohne Rücksicht auf die ehemals souveränen
Regierungen stetig zunimmt, muss eine solche „Fazilität“ (Abzocke-Willküreinrichtung,
bankenfreundliche Ausbeutungs-Vereinbarung) überhaupt „als
Rettungsschirm medial vermarktet“ werden. Im Klartext: Das Ministerium
für Volksaufklärung und Propaganda muss einschreiten, weil das Volk
sonst nicht wissen kann, was gut ist.
Auch der
Langenscheidt-Routledge beginnt ungefähr an diesem Punkt zu schimpfen
wie ein Rohrspatz, und das mit Recht: Da heißt es ohne Blatt vor dem
Mund, der EFSF wurde „errichtet im Zuge der ersten EU-Rettungsaktion,
kurzfristig-vordergründig für den insolventen griechischen Staat,
insbesondere aber für die Investoren in dessen Anleihen: EZB, Banken,
Versicherungen, Pensions- und Hedgefonds“.
Das bedeutet, dass definitiv die Interessen der Investoren im
Vordergrund gestanden haben, nicht etwa eine potenziell notleidende
Bevölkerung in Griechenland. Der Zusammenhang mit der Wohlstandsprognose
für die Bevölkerung in den reicheren Ländern tritt hingegen deutlich
zutage, wenn sich hiesige Banken, Versicherungen und Pensionsfonds durch
unsichere Investitionen in Griechenland verzockt
haben und daher scheitern könnten; dann wären ja hierzulande Pensionen,
Versicherungen und Bankkonten gefährdet. Der deutsche Staat und
letztlich der Steuerzahler springt also ein und haftet für die
Verbindlichkeiten privater Institute, obwohl der deutsche Staat sowieso
schon mit 2,2 Billionen Euro in der Kreide steht und auch dieser
Schuldenstand sich immer weiter verschlimmert. Wo nimmt er also das Geld
her? Er borgt es bei den notleidenden Banken, na ja, und bei privaten
Anlegern, die wiederum dem Staat etwas borgen, die aber wegen
grassierender Unsicherheit allmählich höhere und schließlich
katastrophale Zinsen verlangen werden, und der Staat muss dann in
kommenden Jahren und Jahrzehnten (falls nicht alles zusammenbricht) den
Steuerzahler schröpfen, um wenigstens die galoppierenden Zinsen zu
entrichten, ohne dass bei steigendem „Schuldendienst“-Anteil des
Staatshaushalts der Schuldenstand jemals abnimmt. Das kann doch alles
nicht richtig sein.
So werden also durch
Diebstahl an der Bevölkerung gigantische Geldströme zwischen gierigen
Versagern reguliert; der Staat betätigt sich als verzweifelter
Mittelsmann und schließlich als gnadenloser Eintreiber. Der Vorgang
bleibt weitgehend abstrakt, illusorisch und unproduktiv und belastet
zunehmend die Realwirtschaft (die Fertigungs- und Service-Bereiche, in
denen noch ehrlich gearbeitet wird, sowie das damit verbundene Kapital
und Privateigentum). Eigentlich zieht ja niemand aus diesem System der
Zinsknechtschaft einen genießbaren Vorteil – auch die Abzocker nicht,
deren persönliche Genussfähigkeit irgendwo zwischen Austern und
Edelnutten an ihre Grenzen stoßen dürfte. Es gibt höchstens – was ich
nur als hartnäckige Verschwörungstheorie erwähnen will – ein paar
machthungrige Planer im Hintergrund, die sich im Lauf der Jahrhunderte
die Errichtung einer Art High-Tech-Weltherrschaft über eine drakonisch
reduzierte, versklavte Bevölkerung als idealen Endzustand für ihre
Familiendynastien ausgedacht haben, etwa nach dem Modell der
„Hungerspiele” (Die Tribute von Panem). Eine
geeignete neue Weltreligion, die einheitlich Schuldgefühle erzeugt,
Unterwürfigkeit fordert, Furcht erregt und mentale Kontrolle ausübt,
während sie mit subtilen Tricks sowohl Gott als auch die lauthals
beschworene Menschenwürde abschafft, dürfte man zu diesem Zweck
ebenfalls begünstigen. Eklige Zombie-Filme zwecks Senkung der
Tötungs-Hemmschwelle sind Teil derselben Strategie.
Weiter heißt es im
Wörterbuch: „Der Geschäftsrahmen … der Fazilität wurde mit dem 2.
Rettungspaket am 21.7.11 stark ausgeweitet und geht damit weit über die
traditionellen IWF-Befugnisse hinaus: die Einrichtung soll Anleihen
finanzschwacher Euro-Staaten … bei Banken ankaufen und bereits
vorbeugend Darlehenslinien gewähren, um angeschlagene Staaten gegen
disziplinierende Finanzmarktreaktionen abzuschotten.“ Das müsste
bedeuten, dass auf Kosten der Steuerzahler die wertlos werdenden
Anleihepapiere weit oberhalb ihres wirklichen Wertes gekauft werden; der
Giftmüll der Banken landet bei der europäischen „Fazilität“. Die
normalen Belohnungs- und Bestrafungsmechanismen der Marktwirtschaft
werden ausgehebelt. Da fehlt die gesunde kapitalistische Gerechtigkeit.
Natürlich kann es nicht
ewig so weitergehen. Aber die Befristung der EFSF bis Mitte 2013 wurde
durch den „dauerhaften Krisenmechanismus“ ESM (Europäischer
Stabilitätsmechanismus) inzwischen aufgehoben. In dieser Ausweitung
sehen nach Auffassung des nun heftig zur Klimax gelangenden
Langenscheidt-Redakteurs viele Leute „den unumkehrbaren Einstieg in eine
europäische Transfer- und Haftungsunion mit undurchschaubaren,
unlimitierten Finanztransfers, die die Unterschiede der wirtschaftlichen
und finanziellen Leistungsfähigkeit auf niedrigem Niveau einebnen und
die Motivation zum finanzpolitisch verantwortlichen Haushalten
nachhaltig unterminieren; Kritiker monieren die Eurogebiet-weite
Staatsfinanzierung an den demokratisch legitimierten nationalen
Parlamenten und Haushalten vorbei, systematische
Transparenzreduktion [und] rechtsbrüchigen Missbrauch der EZB bei
Missachtung ihrer Unabhängigkeit.“
Das ist doch mal ein klares
Wort. Die Währungsunion war als Stabilitätsgemeinschaft gedacht. Die
sich weiter verschlimmernde „Transfer- und Haftungsunion“ ist ein
Verstoß gegen Artikel 125 des Lissabon-Vertrags, die sogenannte „No-Bailout-Vorschrift“.
Joachim Starbatty, emeritierter Professor
für Volkswirtschaftslehre an der Universität Tübingen, erklärte am 29.
April 2010 in einem
Interview mit der Neuen Solidarität den Vorgang, dass mit dem
Griechenland-Rettungspaket die Währungsunion zur Haftungsgemeinschaft
wurde, folgendermaßen: „Ein Verstoß gegen Art. 125 ist ein Zeichen
dafür, dass die Währungsunion als
Stabilitätsgemeinschaft gescheitert ist. Der Wandel von der
Stabilitätsgemeinschaft zu einer Haftungsgemeinschaft löst unabsehbare
finanzielle Folgewirkungen aus. Daher wird das Budgetrecht des
Parlaments beschnitten und die Gesetzgebungskompetenz ausgehöhlt. Wenn
das Parlament genötigt wird, finanziellen Hilfen unbekannter
Größenordnung zuzustimmen, dann ist die Verpflichtung der Abgeordneten
ihren Wählern gegenüber nicht mehr gewährleistet (Art. 38 GG).“
Inzwischen hat sich diese
krasse Entwicklung dreieinhalb weitere Jahre lang fortgesetzt. Die
Rechte der demokratisch gewählten, einzelstaatlichen Parlamente werden
ausgehöhlt. Es ist bezeichnend, dass Gegner dieser Entwicklung heute
möglichst als rechtsradikal gebrandmarkt werden, obwohl viele von ihnen
der Demokratie und auch dem ursprünglichen europäischen Rechtsempfinden
sehr viel aufrichtiger verbunden sind als die Vertreter des
supranationalen, niedrig-nivellierenden, sozialistischen
Solidaritäts-Einheitsbreis, der auf ehrliche Verdienste keine Rücksicht
nimmt.
Um es noch einmal
klarzustellen: Die Finanzhilfen für Griechenland (und alle
anderen geplanten oder diffus mit einer Art Blankoscheck vorbereiteten "Bailouts",
Sonderkredite, Rettungsfonds usw.) verstoßen gegen Artikel 125 des
Vertrages über die Arbeitsweise der Europäischen Union und sind somit
rechtswidrig. Der betreffende Artikel 125, Abs. 1 lautet:
Die
Union haftet nicht für die Verbindlichkeiten der Zentralregierungen, der
regionalen oder lokalen Gebietskörperschaften oder anderen
öffentlich-rechtlichen Körperschaften, sonstiger Einrichtungen des
öffentlichen Rechts oder öffentlicher Unternehmen von Mitgliedstaaten
und tritt nicht für derartige Verbindlichkeiten ein; dies gilt
unbeschadet der gegenseitigen finanziellen Garantien für die gemeinsame
Durchführung eines bestimmten Vorhabens. Ein Mitgliedstaat haftet nicht
für die Verbindlichkeiten der Zentralregierungen, der regionalen oder
lokalen Gebietskörperschaften oder anderen öffentlich-rechtlichen
Körperschaften, sonstiger Einrichtungen des öffentlichen Rechts oder
öffentlicher Unternehmen eines anderen Mitgliedstaats und tritt nicht
für derartige Verbindlichkeiten ein; dies gilt unbeschadet der
gegenseitigen finanziellen Garantien für die gemeinsame Durchführung
eines bestimmten Vorhabens. (http://dejure.org/gesetze/AEUV/125.html)
Umständlich, aber
eindeutig! Kurz gesagt, weder die EU noch einzelne andere
Mitgliedstaaten haften für die Verbindlichkeiten eines Mitgliedstaats,
der seinen Karren in den Dreck gefahren hat. Schluss, aus, basta!
Ziemlich zynisches Gezänke zerrüttet
die Zufriedenheit
15. Oktober
2013: Tja, ich wüsste gar nicht,
was ich zu den aktuellen Welt-Themen
genau sagen soll, ohne zuerst
wochenlang zu recherchieren, und
täte ich das, hätte sich die Szene
schon wieder rasant gewandelt, bevor
ich durch wäre. Deswegen können ja
sogar die Nachrichtenmedien nicht
mehr sinnvoll Schritt halten. Daher
nur meine üblichen intuitiven raum-
und zeitgeistlichen Kommentare. Vor
allem die des Raumgeistes!
Eigentlich ist ja im planetaren
Finanz- und Verwaltungssystem,
angeführt von den zusammenbrechenden
USA, so die Kacke am Dampfen, dass
ich die finsteren Meinungen, die
sich mir aufdrängen, kaum
weiterleiten möchte. Da sollte man
dem gütigen Leser zuerst einen
Seelenschoner überziehen (wenn es so
etwas gäbe).
Es kommt auch
immer darauf an, wen man fragt: Die
FAZ beruhigt die Gemüter mit
rationalen Prognosen, aber wird
die Szene denn rational bleiben? Das
ist sie doch längst nicht mehr. Der
gute
Alex Jones, der eine meiner
Hauptquellen für Katastrophen-Fakten
ist, überschlägt sich fast
angesichts der unzähligen Zeichen
des Unheils ... Parallel zum
amerikanischen Haushalts- und
Schuldenstreit gibt es inzwischen
Mega-Probleme beim Computersystem
für die Lebensmittelmarken, von
denen ca. 45 Millionen Amerikaner
abhängig sind. Da werden nun schon
Geschäfte geplündert. Und das "Obamacare"-System
ist von vornherein funktionsunfähig,
ganz abgesehen von der drohenden
Nichtfinanzierung: Auch die EDV für
die Zwangseinschreibung in
US-Krankenkassen ist unbrauchbar,
fatal fehlerbehaftet und für die
meisten Benutzungswilligen gar nicht
benutzbar bzw. schlichtweg
unbegreiflich.
Der
Deutsche-Bank-Co-Chef
Anshu Jain erklärte vor ein paar
Tagen: "Es gibt kein Leben nach
einem US-Zahlungsausfall", und man
kann darüber philosophieren, ob hier
nur der Bankster die USA erpressen
will oder ob es als faktische,
ehrlich besorgte Warnung vor den
Folgen etwaiger Nichtanhebung der
Schuldengrenze ab 17. Oktober
gemeint ist. In beiden Fällen extrem
bedenklich. Schwarze Aussichten, und
mit entsprechend krassen
Kontrollmaßnahmen gegen etwaige
Bürgerunruhen ist im Ernstfall zu
rechnen. Voraussichtlich werden sich
diese albernen Politiker, diese
kaspernden Wichtigtuer, noch einmal
auf eine "pragmatische" Lösung
einigen, aber sie zündeln schon aus
dem letzten Loch.
Insofern habe ich
wohl bei Petitions-Initiativen wie
Campact gelegentlich was
unterzeichnet, bin aber misstrauisch, ob
mit diesen Bemühungen nicht am Ende bloß
fabelhafte, komplette Listen von allen
Nörglern und Andersdenkenden
zusammengestellt werden, damit man sie
im plötzlichen Neofaschismus alle rasch
verhaften und ins Lager zusammentreiben
kann.
Die
Snowden-Enthüllungen waren ja im Prinzip
nichts Neues, nur sind dadurch zum ersten
Mal die gigantischen Fakten aus einer Quelle
aufgeflogen, die nach Einschätzung der
herrschenden Medienlenker auch von nichtparanoiden
Nichtverschwörungstheoretikern (NNTs) als
Faktenquelle anerkannt werden musste, nicht
bloß von gewohnheitsmäßig paranoiden
Verschwörungstheoretikern (PVTs) wie mir. Heute
wieder: "Die
NSA erntet weltweit aus Hunderten von
Millionen E-Mail- und
Instant-Messaging-Konten all die privaten
Kontaktlisten ab." ... Zum Beispiel an einem
EINZIGEN TAGE: "During a single day
last year, the NSA’s Special Source
Operations branch collected 444,743 e-mail
address books from Yahoo, 105,068 from
Hotmail, 82,857 from Facebook, 33,697 from
Gmail and 22,881 from unspecified other
providers."
Oben die Luftaufnahmen
der drei Mega-Geheimdienste in Amerika (NSA,
links), England (GCHQ, Mitte) und
Deutschland (BND in Berlin, rechts). Das
sind jetzt, schon rein bautechnisch,
gigantische Zecken (man vergleiche die Größe
normaler menschlicher Behausungen
drumherum), und problematisch ist wohl nur
der
kilo-mega-giga-tera-peta-exa-zeta-jota-Speicherplatz,
den sie haben, der gähnt und gähnt und muss
doch, eben weil es "machbar" ist, mit immer
weiteren Informationen gefüttert werden. Die
GCHQ-Zentrale ähnelt einem gigantischen
Dichtungsring, oder was ist das? Es ist
eindeutig "THE THING" from Outer Space. Das
sind alles Alien-Monster mit aufgerissenem
Rachen und zügellosem Appetit.
LIEBER LESER, was soll ich
zu einer solchen Welt noch an Kommentaren
hinzufügen? Das kommt ja nun tagtäglich mit
Hunderten von verbrecherischen Megafakten hier
hereingedonnert, sobald ich den Kanal öffne. Den
klerikalen Skandal im vatikanischen Ambiente
habe ich gar nicht erst verfolgt.
In Tat und Wahrheit werden Sie
wohl unbedingt ein Schattenkonto brauchen, oder
stecken Sie sich zu Hause tausend Euro an Reserven
in die Socke. Ich wünschte, ich hätte derzeit noch
so viel übrig zum Wegstecken ... soviel zum Thema
Bargeld, falls die Konten beim Run auf die Bank
einfrieren.
Oder
lesen Sie einfach ALPENKRIMIS!!! Ich habe wieder
angefangen, Perry Rhodan zu lesen. Das passt.
Hier auf Erden, in all diesem Kuddelmuddel, kommt sicher
bald der Großadministrator des Solaren Imperiums und
tritt das Erbe der Arkoniden an. Die Welt schreit nach
ihm (jetzt noch nicht, aber bald). Jugendliche
Vernarrtheit in SF-Romane (so im Alter von 11 bis 14)
hat sicher mein späteres Faible für
Weltrettungsprogramme vorbereitet. So sind wohl auch all
die undichten Stellen in meiner geistigen Abschirmung
gegen Wesen aus der fünften Dimension entstanden ... Der
operettenhafte Aufstieg des ersten Mondfahrers Perry
Rhodan zum diktatorischen Friedensstifter und
schließlich Großadministrator des Solaren Imperiums
lieferte ein wunderbares Vorbild für totalen moralischen
Ehrgeiz in einer Welt, die wegen
Dummheit und ideologischer Verbohrtheit mit atomarer
Auslöschung bedroht war. Ja, ja. Der gute alte Perry Rhodan, der auf dem Mond sofort den gestrandeten
Arkoniden begegnete, die ihn mit wahnwitzig
fortgeschrittener Technik zur Unterwerfung und Rettung
der Erde ermächtigten!Eine deutsche
Science-Fiction-Serie! Und selbst deutsche TV-Krimis von
heute haben oft größere Charakterstärke und -tiefe als
die Dutzendware aus USA mit all ihren Criminal
Investigation Departments, Leichenschauhäusern,
Urteilsrevisionen, Autojagden, Uniformen, Knochenjägern
usw.
Ach, ach, ach. Neben mir wohnt für vier Wochen
ein ausländischer Chirurg und macht nicht etwa Krach, sondern bittet
mich um das Gegenteil: STILLE, damit er früh und lang genug
schlafen kann, sodass ihm beim Operieren am andern Tag nicht das
spitze Werkzeug ausrutscht. Da soll ich nun auch noch was dafür
können. Man hört ja hier alles durch die Wand: das Umrühren des
Tees, und so weiter. Ich brauche wohl eine neue Nachbarin, die
selber gern umrührt, z.B. auf Russisch:
Na ja, und einige größere Aufträge könnte ich
ebenfalls gebrauchen. Selbst eine zeitlebens extrem dynamische
Kollegin meldet mir allerdings, dass sie mit 61 Jahren nun zu ihrem
Erstaunen das Gefühl bekommt, sie könne eben doch nicht mit einem
ewigen, unbegrenzten Energie-Dynamo weiterwirtschaften, oder anders
gesagt, sie wundert sich, dass sie körperlich ermüdet.
Auch bei mir melden sich, im Sturmschritt auf
die 60 zugehend, schon Ansätze der Erschlaffung ... die Augen ...
der Rücken ... die Lustierbarkeit und so weiter, aber noch nicht
ernstlich als Hinderungsgrund fürs halbwegs erfolgreiche
Weiterleben, immer vorausgesetzt, dass ich mich halbwegs aufs
praktische Überleben konzentriere und nicht so sehr auf
elektronische Sexualkunde im Titty-Teacher-Stil wie bei
Viktusya Pankova.
So, dann hoffe ich, Sie sind (mit dem
angebrachten Maß an salopper Ungenauigkeit, tierischem Ernst und
lasziver Ausgelassenheit) fürs Erste informiert.
Und überhaupt zurück zur Anbetung des Wesentlichen
(wenn man dann wieder jung ist, alle Lehren aus dem vorigen Leben
vergessen hat und von Tuten und Blasen natürlich keine Ahnung
hat):
Die Erwartete, Gemälde
von
Ferdinand Georg Waldmüller (1793-1865). Entstanden um 1860, im
Original Öl auf Holz.
–
Neue Pinakothek, München.
(Jeder macht sich lächerlich, wie und wo es vorprogrammiert ist. O
Matrix, dusslige Matrix mein, lass mich dein Gebieter sein. Oder lieber
doch nicht so mächtig, denn Freiheit ist nur mittelprächtig.)
Zustände in den USA:
Hauptstadt-Geballer, Internet-Erpressung ...
6. Oktober 2013: Es ist schwer fassbar,
was sich da drüben alles abspielt, aber einige Details sind irgendwie
typisch für die aufgeheizte Stimmung und die Gesamtlage.
Unbewaffnete Frau erschossen: Der Kongress
klatscht
Vor wenigen Tagen (Donnerstag, den 3. Oktober) wurde im
Regierungsviertel von Washington DC die unbewaffnete Mutter eines
einjährigen Kindes, die mit ihrem Auto in der Nähe des Weißen Hauses
eine Straßenbarriere durchbrochen hatte und dann kopfscheu umhergesaust
war, von der Polizei erschossen. Der Kongress bedankte sich mit
anhaltendem Applaus (davon gibt es eine schaurige Tonaufzeichnung). Die meisten Medien gehen der Sache nicht gründlich
nach. Die Berichtslage blieb unklar. Erst hatte es geheißen, Miriam
Carey sei aus dem Wagen herausgekommen, bevor sie nach einer wilden
Verfolgungsjagd erschossen wurde, offiziell wurde dann jedoch
verlautbart, sie sei im Wagen erschossen worden. Das Kleinkind wurde in
Sicherheit gebracht. Der Sicherheitsleiter (Sergeant-at-Arms) des
Senats stellt die Sache laut
New York Times so dar, dass Ms. Carey zwischen einem Wachhäuschen
der Kapitolpolizei und einigen Pflanzbehältern in der Straßenmitte der
Constitution Avenue umwenden wollte, als Beamte der Kapitolpolizei und uniformierte Angehörige des Secret Service das Auto
mit halbautomatischen Pistolen beschossen.
In ihrer Wohnung in Stamford, Connecticut, wurden
Antipsychotika gefunden. Sie war zahnmedizinische Fachhelferin und nach
Aussage ihres Boyfriends litt sie an Wahnvorstellungen, glaubte eine
Prophetin zu sein und unter elektronischer Überwachung durch Präsident
Obama zu stehen. (Na ja, das mit der elektronischen Überwachung ist ja
heutzutage nicht ganz abwegig. Das betrifft uns alle. Und der Amokläufer
in der Marinewerft bei Washington am 16. September hatte geglaubt, er
werde durch "elektromagnetische Wellen" manipuliert.) Miriams Schwester
Amy sagte am Freitagabend bei CNN, Miriam habe lediglich an einer
Wochenbettpsychose mit Depressionen gelitten und sei behandelt worden,
man habe die Medikamente dann sachgerecht abgesetzt und sie habe keinen instabilen Eindruck gemacht.
Trotzdem ist ja, wie durch viele andere Fälle, insbesondere die meisten
Amokläufe, hinreichend bekannt ist, mit Psychopharmaka ein erhebliches
Risiko verbunden. Zu einem eigentümlichen Schluss kommt die
WELT: "Miriam Careys tragische Amokfahrt dürfte die Diskussion
anheizen, ob in den USA die Bürgerrechte von psychisch Kranken
überbewertet werden im Verhältnis zu ihrer effektiven Behandlung und dem
Schutz der Öffentlichkeit." Die WELT sieht die Alternative in einer
erneuten Ausweitung der stationären Behandlung in den Anstalten, die
seit 1986 stark zurückgegangen ist. Tja, das ist auch eine Art Antwort
auf die ständig wiederkehrenden Beispiele der schauderhaft schlechten Wirkungen
von Psychopharmaka!
Die nervöse Angst der
Sicherheitskräfte an den bedeutendsten staatlichen Gebäuden bezieht
sich natürlich auf die Gefahr des Terrorismus und etwaiger Autobomben.
Im Wagen der Frau wurden weder Waffen noch Sprengstoffe gefunden.
Mit ihrem schwarzen Infiniti, das kleine Kind auf
dem Rücksitz, soll Ms. Carey um 14.12 Uhr versucht haben, durch einen
Sicherheits-Kontrollpunkt außerhalb des Weißen Hauses zu stoßen. Warum
sie das tat, ist völlig unklar. (Sie war in eine blockierte Einfahrt
eingebogen, heißt es in der
Washington Post. Secret-Service-Beamte hätten "he, he!" gerufen,
eine Barriere vorgeschoben, die Fahrerin sei ausgewichen, die Barriere
wurde ihr wieder in den Weg gestellt, dann fuhr sie dagegen.) Sie fuhr einen
Beamten an, der sie zu stoppen versuchte und ihr über die Haube rollte.
Sie setzte zurück und raste nun mit einem Tempo bis 130 km/h die Pennsylvania Avenue
entlang, ignorierte rote Ampeln und Bemühungen der Secret-Service-Leute,
sie zum Beidrehen zu bringen. Als sie auf der Westseite des Kapitols
offenbar in die Enge geriet, sah sie sich von näher kommenden Beamten
mit gezogenen Pistolen umringt. Sie legte den Rückwärtsgang ein und
raste dann vorwärts davon. Ein Video zeigt, dass bei dieser nochmaligen
Flucht Schüsse fielen. Sie rammte einen Polizeiwagen und düste die
Constitution Avenue rauf, an der Nordflanke des Kapitols vorbei. An dem
Wachhäuschen östlich des Kapitols versuchte sie zu wenden, fuhr auf die
Beamten zu, diese eröffneten daraufhin das Feuer. (So war es laut New
York Times. Die Washington Post hingegen schreibt, der Wagen blieb
stecken und wurde dann beschossen.) Fünf bis sieben Beamte sollen
geschossen haben. Ein Beamter wurde verletzt, jedoch nicht
lebensbedrohlich. Das Kind blieb unversehrt. Das Kapitol, in dem die
unfähigen Parlamentarier gerade die aktuelle Stilllegung der
US-Regierung seit dem 1.10. diskutierten, wurde während der
Verfolgungsjagd zugesperrt, bewaffnete Polizisten befahlen dringlich, in
Deckung zu gehen, und die beiden Male, als das Feuer eröffnet wurde,
geschah es in belebter Umgebung mit Touristen und Büroangestellten ringsum. (Man fragt sich u.a., warum nicht auf die Reifen
geschossen wurde.)
So ganz unschuldig, wenn auch extrem konfus, ist
das Verhalten der Frau freilich nicht. Sie war unbewaffnet, setzte
jedoch in einigem Grade
das Auto als Waffe ein. Die Sicherheitskräfte an diesen kritischen Orten
sind im Endeffekt eher militärisch als polizeilich gedrillt, und wenn unter solchen
Umständen ein Wagen auf sie zukommt, befürchten sie in der
Sekundenschnelle zum Beispiel einen Sprengstoffanschlag. Der Vorgang
zeigt aber insgesamt das Maß an explosiver Nervosität in der Hauptstadt
der USA. Es
war ein unglaubliches Tohuwabohu. So etwas ist doch früher nicht
vorgekommen, oder?
Mugshot-Websites
Die
New York Times berichtet am 5. Oktober, dass jetzt Millionen
Amerikaner durch sogenannte "Mugshot-Websites" unter Druck gesetzt
werden. Ein Mugshot ist ein polizeiliches Foto oder
"Verbrecherfoto", das bei einem einmaligen, längst gesühnten Delikt
entstanden sein kann. Der Mugshot beweist im Übrigen keine Verurteilung,
sondern nur, dass eine Verhaftung stattgefunden hat. Es sind also auch
viele Leute dabei, die von vornherein unschuldig waren und gleich
entlastet wurden. Mehr als 80 Websites versuchen durch die
Veröffentlichung solcher Fotos im Internet Geld zu machen. Wenn der oder
die Betroffene 30 Dollar, 400 Dollar oder noch höhere Beträge zahlt,
wird das Foto von der Website entfernt. Zumindest von dieser
einen Website. Das ist natürlich Erpressung. Die Idee wurde als
"Geschäftsgrundlage" 2010 von einem gewissen Craig Robert Wiggen
aufgebracht, der drei Jahre Bundesgefängnis wegen betrügerischer
Beschaffung der Kreditkartennummern von Restaurantgästen abgesessen
hatte und ein neues Betätigungsfeld suchte. Die Bilder werden von
Sheriff-Websites übernommen.
Weil potenzielle Arbeitgeber gern im Internet googeln, kann die öffentliche Erniedrigung, eine Art Aushebelung des
Rechtsstaats, durchaus die berufliche Laufbahn ruinieren. Auch private
Dates und Beziehungen zu den Nachbarn sind gefährdet. Die Websites
sind nach amerikanischem Recht komplett legal. Nur ein paar
Einzelstaaten versuchen Gesetze dagegen zu erlassen.
Journalistenverbände widersetzen sich einer effektiven Gesetzgebung mit
dem Argument, "öffentliche Aufzeichnungen" (public records)
sollten öffentlich sein. Man würde erwarten, dass das Wort public in diesem
Kontext eher "amtlich" bedeutet, nicht "allgemein
öffentlich zugänglich", aber seit Einführung der ansonsten durchaus
segensreichen Gesetze zur Informationsfreiheit hat sich der Begriff eben
doch zur "allgemeinen Zugänglichkeit" hin gewandelt, und das Internet
inklusive relativ ungeregelter Sheriff-Websites und böswilliger
Informationsmakler tut das Seine. Zu blöd.
Das Internet verschärft mit seiner allgegenwärtigen
Abrufbarkeit das Bedrohungspotenzial für den Einzelnen. Privatsphäre und
Datenschutz ade! Das liegt in der Natur der Sache, genauer gesagt im
Irrsinn der technischen Möglichkeiten. Ich habe gerade eine SD-Karte für
den Computer getestet. Auf dieser winzigen Fläche, etwa von der Größe
des kleinen Fingernagels, sind nun bis zu 32 Gigabytes speicherbar:
ganze Schrankwände voller Enzyklopädien. Ist das eine Alien-Technologie,
oder was? Im Mittelalter fragte man sich: Wie viele Engel passen auf
einen Stecknadelkopf? Die heutige Frage ist: Was tun wir drauf? Die
Technik macht schier alles möglich, aber der Mensch in seiner tierischen
Vorbelastetheit füllt die winzig konstruierten, als Spielfeld
gigantischen Leerräume mit ausufernden Triebhaftigkeiten vom Pornofilm
bis zur millionenfachen Erpressung an. Und wendet sich dann hoffentlich,
angewidert, ab.
Asteroid, Sonnensturm und
US-Regierungs-Shutdown
2. Oktober 2013: Während wir auf der Erde
alberne Spielchen treiben, dieser Tage vor allem das Kaspertheater des
US-Regierungswesens mit seinem dramatischen "Dichtmachen" (800.000
entgeltlos beurlaubte Staatsbedienstete sind ja keine Kleinigkeit) und
der noch dramatischeren Androhung der Zahlungseinstellung überhaupt,
falls die Schulden-Obergrenze von derzeit 16,7 Billionen Dollar nicht
binnen zwei Wochen weiter angehoben wird (ein Ausfall, der unabsehbare Folgen für
die US- und die Weltwirtschaft hätte, weil die Bankster sich sofort dafür
rächen müssten, dass sie keine Zinsen mehr kassieren können, und weil
amerikanische Staatsanleihen überall rapide ihren Wert verlören usw.) - -
-, während also dieses Kaspertheater aufgeführt wird, rumpelt es am
Firmament ganz deftig im Gebälk. Ich frage mich immer, ob die
Himmelserscheinungen, die Erdbeben und andere Naturereignisse bei uns
auf subtile Art die Stimmung ruinieren, sodass wir uns wie Affen
aufführen, oder ob unser Affentanz das Firmament und den Erdboden
durcheinander bringt. Es beruht wohl auf Gegenseitigkeit oder
Synchronie.
Jedenfalls schrammte am Samstagmorgen (28.
September) ein 15 Meter großer Asteroid an der Erde vorbei, in einem
Abstand von nur 11.300 Kilometern von der Erdoberfläche. Er war erst
neun Stunden vorher, am Freitagabend, von einer russischen
Beobachtungsstation nahe dem Baikalsee entdeckt worden. 15 Meter groß,
das reicht im Falle eines Einschlags je nach Einfallswinkel, Tempo und
Zusammensetzung vermutlich für eine Detonationskraft von mehreren
Hiroschima-Atombomben, wie man vor ein paar Monaten bei Tscheljabinsk
gesehen hat (die Entladung des 10.000 Tonnen schweren Objekts damals
geschah allerdings stufenweise in großer Höhe und genügte, um am Boden
1000 bis 1500 Verletzte zu produzieren). Außerdem ist die Sonne am
Spucken: Das Magnetfeld der Erde wurde früh am 2. Oktober von einem
Sonnensturm erreicht, der auf einen koronalen Massenauswurf in der
Nacht vom 29. auf den 30. September zurückgeht und eindrucksvolle
Polarlichter bis nach Oregon bescherte. Hoffentlich hüten uns
bockige Schäflein vor den mitleidlosen größeren Brocken noch
irgendwelche Schafzüchter oder intensiven Beobachter dort oben, deren
Motive allerdings erst später klar zutage treten dürften. Wir wissen es
nicht.
Ich hätte nun gern noch einen allgemein
erhältlichen Bildbeitrag der NASA hier eingeblendet, aber Wahnsinn!
Wahnsinn, Mann, die Website der NASA ist komplett stillgelegt worden.
Man findet nur den beunruhigenden Hinweis, diese Website stehe wegen des
Abbruchs der Finanzierung durch die amerikanische Bundesregierung nicht
zur Verfügung: Due to the lapse in federal government funding, this
website is not available. We sincerely regret this inconvenience. For
information about available government services, visit USA.gov. --
Mein lieber Scholli, die machen wirklich ernst da drüben. Vor allem sehr
dramatisch! Was kostet es, so eine Website wenigstens passiv
weiterlaufen zu lassen?
Das Verteidigungsministerium hat es immerhin noch
fertig gebracht, am 30. September die Aufträge für 94 militärische
Einkäufe im Wert von über 5 Milliarden Dollar zu erteilen,
einschließlich 48,6 Millionen $ operative Unterstützung für
Spionagesatelliten, 49,8 Millionen $ für Reaper-Drohnen für
Frankreich, 40 Millionen $ für Handgranaten mit situationsgerecht
einstellbarer Detonationswirkung, 25,7 Millionen $ für den Bau eines
Waffenüberwachungs- und Versuchslaboratoriums, 18,1 Millionen $ für ein
U-Boot-Rettungstauch- und Rekompressionssystem, und so weiter. Bei den
Luftwaffen-Verträgen stand raffinierteste Überwachungstechnik im
Vordergrund, einschließlich der bereits genannten Drohnen, des Supports
für Spionage-Satelliten und der Logistik für eine Flotte von
Spionageflugzeugen. Ein bedeutender Heeresvertrag über 246,7 Millionen $
betrifft den Einkauf von "taktischen Kugelfang-Westen für verschiedene
ausländische Militärkunden". (Angaben laut
Gov't Shut Down, PrisonPlanet) Man kann sich
(erfahrungsgemäß) ausrechnen, dass diese Art militärische Schutzkleidung
schließlich im Inventar kleinstädtischer Polizeireviere auftauchen wird,
falls sie nicht schon dort angekommen ist. ... Na gut, das muss
man sich leisten können, denn angesichts der Gesamtlage drohen ja
durchaus unruhige Zeiten.
Politisches Spektrum von Frei bis
Unfrei
28. September 2013: Dieser Tage gab es
mal wieder große Aufregung wegen der Schubladen "rechts" und
"links". Man war z.B. bei Anne Will verzweifelt bemüht, die neue
Partei AfD (Alternative für Deutschland) in das angeblich von rechts
nach links verlaufende Spektrum einzuordnen. Das geht natürlich am
Kern der Sache total vorbei. Man könnte stattdessen ein Spektrum von
"frei" zu "unfrei" vorschlagen. Zwar dürfte auch ein solches Modell
paradoxerweise am Extrempunkt von "Freiheit" in extreme "Unfreiheit"
umschlagen, sodass sich in der Unendlichkeit (oder schon lange
vorher, also gar nicht derart abstrakt) eine Art Kreis schließt.
Aber der Gedanke einer Abstufung von "frei" bis "unfrei" könnte
brauchbare Anregungen liefern. So verirrt sich ja auch die extrem
"linke" Freiheitssehnsucht in extrem autoritäre Mechanismen der
Gleichschaltung, also eindeutig ins "rechte" Spektrum, und kehrt von
dort manchmal Jahrzehnte später wieder zurück in eine bürgerliche
oder leicht mafiöse, aber freiere Gesellschaftsform. In den
Konzentrationslagern des Stalinismus ("links") wurden die Menschen
ebenso millionenfach dahingemordet wie in den Konzentrationslagern
der Nazis ("rechts"). Zwang, Gewalt, Brutalität, Gleichmacherei und
Unfreiheit sind also bei jeder Form von Extremismus zu erwarten,
egal ob "links" oder "rechts" und übrigens auch im Falle des
religiösen Extremismus, der jedoch stärker auf Bewusstseinskontrolle
und Gehirnwäsche setzt, sodass die Verkrüppelungen, die Wunden und
die Leichen nicht so offenkundig nachweisbar sind.
Die häufigste Form der Knechtschaft oder
faktischen Sklaverei für Staaten, Firmen und Einzelpersonen ist in
der heutigen Welt unbestreitbar der ewige Schuldendienst, auch
bekannt als Zinsknechtschaft. "Man" darf nicht "Zinsknechtschaft"
sagen, denn früher benutzten die Nazis dieses Wort, und deshalb outet man sich durch Gebrauch des Wortes "Zinsknechtschaft"
angeblich als rechtsradikal. Das ruiniert sofort die Diskussion,
denn viele Leute hängen sich am Klang von Wörtern oder an der
Identität früherer Benutzer bestimmter Wörter auf und befinden sich
zusätzlich zu ihrer übrigen Knechtschaft auch in einer Art
"Assoziationskäfig", was sie daran hindert, über die konkreten
Inhalte und über bessere Alternativen nachzudenken. Eine Kanzlerin,
die gern das hypnotische (einschläfernde) Wort "alternativlos"
benutzt, fördert sanft und platt, aber autoritär die Verdummung.
Die Grundidee des Kapitalismus, nämlich
herumliegendes Kapital, ja sogar frisch gedrucktes Geld einfach in
die Produktionsmittel zu investieren und so die Wirtschaft zum
größeren und langfristigen Wohle aller kräftig anzukurbeln, war auf
jeden Fall brillant und ist keineswegs schon mit "Zinsknechtschaft"
gleichzusetzen. Die sozialistische Planwirtschaft hat es in der
Realität nicht geschafft, dieses System zu übertreffen. Das extrem
"linke" System der Gesellschaftsordnung basierte von vornherein auf
Zwang, weil es durch eine "Diktatur des Proletariats" eingeführt
werden sollte, und konnte den Zwangszustand nie überwinden, war
also, wenn Zwang typischerweise "rechts" anzusiedeln ist, letztlich
eine "rechte", faschistische, das Individuum gewaltsam
sozialisierende Ordnung.
Wenn wir davon ausgehen, dass Freiheit für den
Einzelnen und für die Nation wünschenswert ist, dann dürfte es sich
stets nur um ein praktisch erreichbares, in gewissen Schranken
optimales Maß an Freiheit handeln. Es wäre optimal-praktikable
Freiheit innerhalb eines friedlichen Zusammenlebens, einer
wohlgeordneten Zusammenarbeit im Inneren wie auch nach außen hin,
und Freiheit bei beständiger Wachsamkeit gegenüber extremistischen
Strömungen. Es wäre auch im Idealfall eine Freiheit, die sich ihrer
eigenen Grenzen bewusst ist und die ein gesundes Misstrauen gegen
alle Übertreibungen in Form von Forderungen nach "totaler Freiheit"
bewahrt. Denn alles, was im Herzen totalitär und intolerant
auftritt, selbst wenn es im Namen der Freiheit geschieht, gefährdet
und reduziert in Wirklichkeit die Freiheit der eigenen Anhänger und
schließlich der ganzen Gesellschaft, driftet also in unserem neuen
Begriffsspektrum in Richtung "unfrei" ab.
Eigentlich sollten waschechte Liberale und vom
Konzept her die "freien Demokraten" vermutlich das Höchstmaß an
derzeit erhältlicher Freiheit verkörpern, aber nur, wenn sie immer
noch wirklich "frei" und "demokratisch" denken und handeln würden.
Man hat zur Unterscheidung den Begriff "neoliberal" geprägt, um
kritisch zum Ausdruck zu bringen, dass während der letzten zehn bis
fünfzehn Jahre aufgrund gewissenlos ausufernder Spekulation mit
völlig abstrakten Derivaten (unbegreiflichen, blutsaugerischen
"Wertpapieren") der Kapitalismus völlig ad absurdum geführt
worden ist. Nämlich in die Extreme der Zinsknechtschaft hinein, wo
jetzt die gesamte Weltbevölkerung durch Steuern und Zinsen
ausgeblutet wird, bis das ganze System zusammenbricht, nur um den
unsäglich kriminellen Leuten, die bislang mit nichtexistenten
Billionen jongliert haben, als Abschiedsgeschenk für ihren
wahnsinnig destruktiven Beitrag zur Weltwirtschaft noch hunderte
Milliarden Abfindung auszuhändigen, damit sie sich irgendwo in
Venezuela oder Hongkong bis an ihr Lebensende luxuriös vergnügen
können. Die "Neoliberalen" in Politik und Wirtschaft, in der Tat die
großen Volksparteien, haben diese Entwicklung begünstigt und
getragen und niemals deutlich beim Namen genannt. Erst jetzt hört
man gelegentlich wieder das Zauberwort "Trennbankensystem", in den
USA bekannt als "Glass-Steagall Act", eine Form der Absicherung, bei
der das Spekulationsgeschäft vom normalen Bankengeschäft streng zu
trennen ist; so war es gewesen, bis unter dem Groooßen Bill Clinton
die Trennbankenregelung abgeschafft wurde, was bald die
scheußlichste, heute offen sichtbare Entartung des Kapitalismus
einleitete.
So entartet die Freiheit des Kapitalismus
letztlich zur Unfreiheit, weil wir alle zahlen müssen, bis wir nicht
einmal mehr die Zinsen finanzieren können, und dann ist Schluss der
Vorstellung, und in großer allgemeiner Not ließe sich vermutlich
eine weltumspannende Finanzdiktatur oder gar politische Diktatur
errichten. Das Spektrum rückt also nicht von "links" nach "rechts"
und auch nicht von "rechts" nach "links", sondern von "frei" zu
"unfrei".
Auch "Entartung" darf man ja angeblich nicht
sagen, darüber gab es große Aufregung bei Anne Will. (Die Anne
konnte nichts dafür, aber einige der anderen ...) Was ist Entartung?
Entartet ist definitionsgemäß das, was aus der Art geschlagen ist,
was seinen eigenen guten Charakter eingebüßt hat, was degeneriert,
krankhaft ausgebildet oder rückgebildet ist. Kann man ein deutsches
Wort bitteschön in seiner deutschen Bedeutung benutzen, solange man
klar und deutlich sagt, worauf man es bezieht? Ja? Oder gebietet die
Demokratie (!), dass statt offener Diskussion ein jeder, der in
Worten argumentiert, niedergeschrieen werden muss, weil zu einem
früheren Zeitpunkt ein anderer in einem anderen Kontext und mit
einem anderen, falschen Bezug dasselbe Wort benutzt hat? Verlieren
wir auf diese Weise nicht letztlich unser Recht, die deutsche
Sprache gemäß ihren gewachsenen Definitionen zu benutzen? Und was
ist "demokratisch" daran, dass jemand Wörter wie rote Tücher
benutzt, um anderen das Wort abzuschneiden, jedoch die roten und
braunen Tücher nicht sehen kann, die ihn wirklich zudecken und das
Ende seiner Freiheit bedeuten? Wie kann er davon erfahren, wenn er
sich abblockt?
Der Kapitalismus ist entartet, d.h. er verliert
seine ursprünglichen, wesensmäßigen Vorzüge und Vorteile der
konstruktiven Investition in die Volkswirtschaft, wenn er schamlos
und weltweit zur billionenfachen Ausbeutung mithilfe extrem
fragwürdiger und abstrakter Finanzinstrumente ausgenutzt und
rücksichtslos pervertiert wird. Wir sehen doch die Ergebnisse ganz
deutlich. Und das System der parlamentarischen Demokratie ist
entartet, wenn, wie AfD-Sprecher Bernd Lucke richtig aufzeigte, die
Demokratie (die auf einem besonnenen, gut informierten
Abstimmungsverfahren basiert) praktisch über Bord geworfen wird,
indem man eine mehrere hundert Seiten umfassende Gesetzesvorlage,
die über Verpflichtungen zur Zahlung von hunderten Milliarden Euro
entscheidet, innerhalb weniger Tage im Bundestag durchdrückt,
verzweifelt, übereilt und eigentlich ganz wahnsinnig, ohne dass die
Abgeordneten überhaupt die Chance erhalten, sich gründlich mit der
Materie zu beschäftigen und die Sache ruhig durchzuprüfen und
auszudiskutieren.
Hier wurde also der Begriff einer Entartung
völlig richtig benutzt, nämlich angesichts eines gewaltigen
Werteverlustes und einer furchtbaren WERTSCHRÖPFUNG statt
Wertschöpfung.
Dies wäre in einem neuen, besser verständlichen
Spektrum politischer Meinungen und Bewegungen als Ausdruck einer
extremen Unfreiheit zu verstehen, wohingegen die Einwände der Linken
und der AfD in diesem Falle ganz sicher im Freiheitsspektrum
eher bei "frei" als bei "unfrei" anzusiedeln sind. Allerdings werden
die Menschen bei Anwendung sozialistischen Gedankenguts nur bis zu
einem bestimmten Punkt "freier" und auf die Dauer natürlich ganz
"unfrei", wenn sie immer mehr auf immer höhere Sozialleistungen
angewiesen sind und in die allgemeine Kargheit hineingeraten, die
aus der Unterdrückung unternehmerischer Initiative hervorgeht. An
diesen Widersprüchen muss gearbeitet werden, und das "freieste"
Ergebnis erzielt man wohl meistens in einem ausgesprochen moderaten,
aber wachsamen Bereich. Wir dürfen jedoch meines Erachtens nicht
blindlings immer wieder Parteien wählen, die uns wie blökende Schafe
systematisch in eine katastrophale gemeinschaftliche und persönliche
Verschuldung hineinsteuern.
29. September 2013: Goethe lässt seinen
Mephistopheles sarkastisch sagen: "Im Ganzen - haltet euch an Worte!
Dann geht ihr durch die sichre Pforte zum Tempel der Gewissheit
ein." Sehr sarkastisch!
Offenbar gibt es im menschlichen Verstand eine
Fehlzündung, die auf eine Reizeingabe, insbesondere ein von früher
her belastetes Wort, mit blinden Protest- oder Jubelmechanismen
reagiert.
Siehe das Gekreisch über den Begriff der
"Entartung", den Bernd Lucke definitionsgemäß korrekt auf eine
Situation anwandte, in der die Demokratie mit Füßen getreten und das
parlamentarische System eigentlich ausgehebelt wurde. Er wollte
damit sagen: Ich bin für die Demokratie und für das
parlamentarische System, und ich bin dagegen, wenn das
Parlament zum Abnick-Verein für tollkühne Gesetze degeneriert, mit
denen wir Hunderte von Milliarden Euro versprechen, ohne dass man
Zeit hatte, Hunderte von Seiten Text dieser Gesetzesvorlage
überhaupt durchzustudieren und auszudiskutieren.
Mit dieser Einschätzung bin ich ganz auf seiner
Seite. Es ist ja im Übrigen auch skandalös und zeugt von entarteten
(in Richtung Diktatur zurückgebildeten) politischen Verhältnissen,
dass bei der Euro-Einführung, einer sehr einschneidenden Abgabe von
Souveränität, die Bevölkerung als eigentlicher Souverän überhaupt
nicht befragt wurde.
Andererseits zeigt sich wieder einmal, dass
Wörter in manchen Fällen nicht verstandesmäßig kühl entsprechend
ihrer Definition aufgefasst, sondern heißblütig-idiotisch und rein
emotional aufgrund schmerzhafter oder schuldbeladener Verknüpfungen
aus jüngerer oder fernster Vergangenheit interpretiert werden. Das
geht dann zack-zack, nach dem Reiz-Reaktions-Prinzip und unter
Ausschaltung des normalen Denkvermögens. Die Diskussion wird
augenblicklich fehlgeleitet und erschöpft sich in Aspekten, die mit
der eigentlichen Problematik nichts zu tun haben. Das ist ein
Ablenkungsmanöver der Gegenseite oder auch ein sozusagen
"neutraler", weil unbewusst ausgelöster Vorgang.
Insofern ist es natürlich ratsam, lieber mit
Wörtern zu kommunizieren, deren irrationale Reizwirkung sich in
Grenzen hält. Mit anderen Worten, die Reaktion des Zuhörers ist
wesentlicher Teil des Kommunikationsvorgangs und müsste von
einem geschulten Redner und Intellektuellen intelligent vorhergesagt
und ins Formulierungsprogramm einbezogen werden. Wörter haben eine
explizite (ausdrückliche) Hauptbedeutung und eine Beibedeutung (oder
implizierte Nebenbedeutung und Nebentöne, Oberklänge, Hintergründe):
Es schwingen unweigerlich Gefühle und schlecht verarbeitete
Erinnerungen dabei mit. Wie eine Botschaft aufgenommen werden wird,
sollte vordringlich im Interesse des Redners oder Schreibers liegen,
nicht so sehr die eigene Eitelkeit, toll formuliert oder aufwühlend
provoziert zu haben.
Oder wieso reden wir überhaupt?
Wenn Sie dem tatsächlich relativ entarteten
Begriff der "Entartung" nachgehen wollen, schauen Sie am besten mal
bei Friedrich Nietzsche nach,
"Der
Wille zur Macht III", Abschnitt 333. Da befinden wir uns sozusagen auf halbem Wege
zur 666; jedenfalls ist der Abschnitt in meiner
uralten Nietzsche-Ausgabe als "333" nummeriert, und zwar
in dem "Werk" Der Wille zur Macht - Versuch einer Umwertung aller
Werte, Drittes Buch: "Prinzip einer neuen Wertsetzung"; im
Internet erscheint der Text jedoch im Rahmen einer Art Nachlese
unter "23[1]". – Sehen wir bei Wikipedia nach,
stellen wir fest: "Unter dem Titel Der Wille zur Macht sind
seit 1901 diverse, sich teilweise erheblich unterscheidende
Kompilationen aus nachgelassenen Aufzeichnungen des Philosophen
Friedrich Nietzsche herausgegeben worden. Im deutschen Sprachraum
ist meist eine von Elisabeth Förster-Nietzsche und Heinrich Köselitz
('Peter Gast') zuerst 1906 herausgegebene Schrift gemeint, die auch
in Nietzsche-Ausgaben aufgenommen und als systematisches 'Hauptwerk'
Nietzsches angepriesen wurde." Er hatte allerdings
ein Werk
unter diesem Titel geplant.
Also gibt es ursprünglich kein Werk von
Nietzsche namens Der Wille zur Macht. Dessen ungeachtet werden Ihnen
bei diesen Zitaten die Haare zu Berge stehen, denn da
hat Nietzsche ausdrücklich die Erbgesundheits-, Kastrations- und
Euthanasie-Politik vorgezeichnet, die sich bei den deutschen Nazis
und auch in anderen Ländern (z.B. USA, Dänemark usw.) bald
ausbreiten sollte wie ein Lauffeuer. In Abschnitt 334 verherrlicht
Nietzsche dann sogar ganz unverhohlen den Verbrecher als eine Art
gesunden Tatmenschen, außer wenn der Verbrecher "zur Rasse des
Verbrechertums" gehört. Unfassbar. Es ist erstaunlich, dass diese
Verirrungen, die den Hühnerzüchter Himmler sicher zum Orgasmus
treiben konnten, überhaupt noch veröffentlicht werden dürfen, wohl
deshalb, weil Nietzsche zur einen Hälfte genial und zur anderen
Hälfte komplett wahnsinnig ist, und darum bietet diese Lektüre eine
gute, wenn auch nicht für den Schulunterricht geeignete Methode, um
seine eigene Denkfähigkeit zu trainieren.
Natürlich hat Hitler (Schreck lass nach, man
darf ja wegen der hellen Aufregung auch nicht Hitler sagen,
außer man heißt Knopp), wenn dieser Hitler bei einer
Beschimpfung der parlamentarischen Demokratie das Wort "Entartung"
in den Mund nahm, damit zum Ausdruck bringen wollen, dass seines
Erachtens die Demokratie selbst eine Entartung sei und dass man das
parlamentarische System über den Haufen werfen solle, was er später
zügig tat. Im Gegensatz dazu protestiert die AfD heute gegen eine
Situation, in der die Demokratie ausgehebelt wird, und setzt sich
für eine der ursprünglichen Absicht entsprechende Verwendung des
parlamentarischen Systems ein, nämlich für die repräsentative
Demokratie. Die gewählten Volksvertreter müssen sich nach bestem
Wissen und Gewissen entscheiden können, und das geht nicht, wenn
gigantische und einschneidende Gesetzesvorlagen im Eiltempo
durchgedrückt werden. Mehr Demokratie, nicht weniger, ist die
Forderung der AfD. So sieht es, rational betrachtet, jedenfalls aus.
In diesem Sinne ist es eindeutig ein Protest
gegen eine wahrlich unerwünschte Form der "Entartung", aber wie wir
schon sehen, ist das selbständige Denken allseits eine sehr schwere
und unschmackhafte Aufgabe, und ich habe jetzt auch gerade mal keine
große Lust dazu, es fortzusetzen. Die Sonne scheint, es ist Sonntag
... man muss noch duschen und will ausgehen ... und überhaupt, wer
liest das Ganze? In diesem unscheinbaren Medium, diesem Ozean an
mehr oder weniger unzuverlässigen Informationen? Also: Macht, was
ihr wollt, aber überlegt euch auch gut, was ihr wollt. Tschau.
19. September 2013: Eine gewisse Marla
S. äußerte neulich den Gedanken:
"Ich glaube, Gott weiß noch gar nicht so
recht, was er will."
Das leuchtete mir schon unmittelbar ein: Ein
funktionierendes Universum mit einigen Quadrilliarden Wesen zu
konzipieren, die obendrein ein gehöriges Maß an Willensfreiheit
besitzen und ausüben, ist gar nicht so einfach. Das Ergebnis hat
doch streckenweise eher Versuchscharakter und muss möglicherweise
alle 314 Billionen Jahre abgeblasen, ins Nichts der Ewigen Wonne
zurückgesaugt und dann hoffnungsvoll wiederholt werden.
Aber mein schmunzelnder Münchner Korrespondent
kommentierte den schönen Marla-Satz so:
"Ich denke eher, sie meint: Gott weiß noch
gar nicht so recht, was sie will."
Gelächter! Das eröffnet mindestens drei
Interpretationsmöglichkeiten:
a) Gott ist eine Frau, die noch nicht recht
weiß, was sie will. Charmanter Seitenhieb auf die feministische Neue
Weltordnung. Auch Frau Merkel erweckt diesen Eindruck; trotzdem
ahnen wir da irgendwo ein nebulöses, halb unbewusstes Konzept, das
dem Blödsinn der männlichen Basta-Mentalität durchaus das Wasser
reichen kann.
b) Marla ist eigentlich eine Göttin und weiß
noch nicht richtig, was sie will. Sakrileg, aber quasi durchaus
möglich. Zumindest im Sinne einer unbewusst agierenden Urheberin des
eigenen Schicksals. Wie all wir anderen auch.
c) Marla ist Mensch und Gott ist Gott, aber sie
hat sich nie überlegt und ihm nie gesagt, was sie eigentlich will,
und deshalb sind die Ergebnisse eher unentschlossen, unspezifisch
und vage. Ohne Bestellnummer kein Mondauto.
Oben: Die Rosse des Neptun, von Walter Crane.
Vor ein paar Tagen hatte ich das Vergnügen, das Original in der
Neuen Pinakothek in München zu bewundern. Gehen Sie da ruhig mal hin
– Kunst des 19. Jahrhunderts in berückender Reinkultur.
18. September 2013: Möglicherweise
nähere ich mich dem Punkt, wo angesichts des Welt- und
Überwelten-Wahnsinns die Müdigkeit siegt, oder genauer gesagt der
Wunsch, sich vom Übel abzuschotten und die verbleibenden Kräfte auf
notwendige Maßnahmen und erfreuliche Kleinigkeiten in der realen
Welt zu konzentrieren. Wer das Übel noch nicht gesehen hat
und geflissentlich glaubt, wir hätten es nur mit paranoiden
Verschwörungstheoretikern zu tun, nicht aber mit konkreten
satanistischen Drahtziehern, dem sei empfohlen, sich die
aufschlussreichen
Bilder vom Illuminati-Ball bei Marie-Hélène de Rothschild im
Gruselschloss Château de Ferrières im Jahre 1972 anzuschauen, sofern
das gelingen kann, ohne dass ihm in der Tat übel wird. (Falls
nicht mehr erhältlich, siehe den
Original-Link bei VigilantCitizen) Diese Exzesse sind nicht mit
Surrealismus entschuldbar. Heutige Beispiele für solche
abgrundtiefen Tendenzen in der Bewusstseinskontrolle sind
wohl Lady Gaga, World War Z (Z für Zombie) und die stetig
vorrückende Ballerei nebst Dämonen- und Kinderpornographie im
Internet. Was da alles an fickenden Monstern, kriminell ausgenutzten
Minderjährigen und ruchlosen Gemetzeln hochpoppt, ist ganz
unsäglich, und es springt in ansonsten „legalen“ Bereichen von allen Seiten hervor, ohne überhaupt
bestellt und angeklickt zu sein – einfach um die Bevölkerung
abzustumpfen und den Internet-Surfer nebenbei zu kriminalisieren,
auch wenn er nach solchem Scheiß gar nicht gesucht hat.
Die Okkult-Elite wurde zum geheimen
Rothschild-Spektakel 1972 mit einer Einladungskarte in
Spiegelschrift einbestellt, was dem üblichen irritierenden
Inversions-, d.h. Umkehr-Tick dieser Verdrehungs- und
Verzerrungsspezialisten entspricht. Weit sind sie inzwischen
gekommen. Das ganze gruselige Repertoire soll, soweit es überhaupt ans
Licht der Öffentlichkeit kommt, eine Art religiösen Wahn in der
anderen Richtung auslösen, damit niemand nüchtern nachdenkt und so
die wirklichen Macht- und Besitzverhältnisse dieser Welt
entschlüsseln könnte. Die klumpfüßige Verarsche mit bewusst
schwarzreligiösen Motiven ist schlicht und einfach eine Methode der
Manipulation. Die Herrschaften belieben, sich über uns lustig zu
machen und gleichzeitig ihre eigenen Skrupel, sofern sie noch welche
haben, durch Übungen in ritueller Boshaftigkeit abzutöten. Soll ich
nun ein Ave Maria empfehlen? Nein. Kommt alle mal runter und besinnt
euch auf den gesunden Menschenverstand!
18. September 2013, Nachtrag: Am Ende
finde ich es doch ganz passend, das Dilemma des
Erkenntnis-Überdrusses und der Darlegungs-Müdigkeit in Sachen
Unterdrückungsmatrix durch ein urgewaltiges, archaisches Zitat in
biblischer Sprache zu untermalen, nämlich aus den Schriftrollen
von Qumran, Teil 3, Loblieder, Seite 108, Danksagung an Gott für
die Wunder seiner Schöpfung:
„Diese Dinge weiß ich
durch Dein Verständnis, denn Du hast meine Ohren geöffnet für
wundervolle Geheimnisse, obwohl ich ein Gefäß aus Lehm bin und mit
Wasser geknetet, gegründet auf Scham und eine Quelle von Schmutz,
ein Schmelztiegel aus Lasterhaftigkeit und ein Gebäude von Sünden,
ein Geist des Irrtums, verderbt, ohne Verständnis und voller Angst
vor gerechten Urteilen. Was kann ich sagen, das nicht bekannt ist,
und erklären, was nicht gesagt wurde? Alles ist vor Dir für alle
Zeiten der Ewigkeit mit der Tinte der Erinnerung eingeschrieben, für
die gezählten Jahreszeiten der ewigen Jahre in all ihren
festgelegten Zeiten. Nichts ist verborgen, noch existiert
irgendetwas getrennt von Deiner Gegenwart. Wie soll ein Mann seine
Sünden erklären und wie soll er seine Lasterhaftigkeit verteidigen,
und wie kann er Ungerechtigkeit erwidern mit gerechtem Urteil? Du
bist der Gott der Erkenntnis, alle gerechten Werke und wahrer
Ratschluss gehören Dir; sündiger Dienst und ränkevolle Werke gehören
den Menschensöhnen.“ (Michael Wise, Martin Abegg, Jr., Edward
Cook, Die Schriftrollen von Qumran, Übersetzung und
Kommentar, Hrsg. Prof. Dr. Alfred Läpple, Pattloch Verlag, Augsburg
1997; Titel der amerikanischen Originalausgabe: The Dead Sea
Scrolls: A New Translation)
10. September 2013: Das lauteste
Säbelrasseln, vom ferngelenkt wirkenden Kriegstrubelpreisträger
Obama mal abgesehen, stammt dieser Tage von John Kerry, dem
amerikanischen Außenminister, der deutlich und lautstark die
vermeintliche Befugnis des Präsidenten betonte, auch ohne Zustimmung
des Kongresses kriegerische Handlungen einzuleiten. (Wozu wird der
Kongress dann überhaupt gefragt?) Man muss erneut darauf hinweisen,
dass dieser unsägliche Mr. Kerry ein Totenschädel ist: ein Mitglied
des Yale-Geheimbundes Skull and Bones. Bei der
US-Präsidentschaftswahl 2004 trat er gegen George W. Bush an –
ebenfalls Totenschädel. Damals konnte folglich nur ein Totenschädel
die Wahl gewinnen. Wir erkennen auch keine großen Unterschiede
zwischen George W. und John Kerry. Siehe meine früheren Notizen über
Skull and Bones.
Die Unlust beim TV-Duell
Oder die Matriximmanenz der
begrenzten Auswahl
1. September 2013: Im Grunde ist es ja
eine amerikanische Marotte, kurz vor der Wahl so ein „TV-Duell“ der
zwei großen Kandidaten zu veranstalten. Die Situation ist allzu sehr
ritualisiert, die Kandidaten beginnen angespannt und enden mit einer
Art aufgesetzten Zuversicht, und genau wie ich nicht
Matriximmanenz sagen sollte, ohne das Risiko einzukalkulieren,
dass meine etwaigen, wenn überhaupt vorhandenen Leser wegdösen, bin
ich heute bei diesem Merkel-Steinbrück-„Duell“ schlicht und einfach
wegen dieser Matriximmanenz einige Male eingenickt, obwohl
ich doch so pflichtbewusst angefangen hatte, ihnen zuzuhören.
Herbert Marcuse (1898-1979), ein in
Studentenkreisen der Mitt-60er bis Anfang der 70er Jahre sehr
beliebter Soziologe, machte die sogenannte Systemimmanenz zum
gängigen Begriff. Er wollte damit sagen, dass in einem bestehenden
Gesellschaftssystem eigentlich nur Phänomene auftreten können, die
in den Rahmen des Systems hineinpassen bzw. ihm innewohnen. Falls
eine gesellschaftliche Erscheinung diesen Rahmen zu sprengen
scheint, hätte entweder die Duldung dieser Erscheinung eine dem
System dienliche Funktion („Funktion“ war damals auch so ein
ekelhaftes Allerweltswort), oder aber die Erscheinung würde ziemlich
bald ins System integriert, wie man zum Beispiel die freizügigen,
originellen Merkmale der Hippie-Bewegung sehr bald mit allerlei
Modeartikeln kommerzialisierte. So schreibt Rolf-Ulrich Kunze in
Symbiosen, Rituale, Routinen. Technik als Identitätsbestandteil
auf Seite 161: „Der unbeschränkte Konsumismus
führt nicht in die totale Selbstbestimmung, sondern in neue Zwänge
und Pfadabhängigkeiten. Deren zeitgenössische Kritik durch Herbert
Marcuse ..., vor allem in seiner Schrift Der eindimensionale
Mensch aus dem Jahr 1967, hat an Aktualität seither eher
gewonnen als verloren. Der Philosoph und Stichwortgeber der ‚68er‘
brandmarkte in den 1960er Jahren die technologiegestützte
Systemimmanenz des konsumabhängigen Lifestyles in der Sprache
bürgerrechtlicher Anklage als tendenziell totalitär: ‚Das totalitäre
Ganze technologischer Rationalität ist die letzte Umbildung der Idee
der Vernunft.‘“ – Sprachlich ist diese Form der Kritik auf
jeden Fall hoffnungslos überladen.
Ja, ja, man sieht, dass die menschliche
Intelligenz sich im Gedankendschungel zu kringeln und sich in ihren
eigenen spiegelfechterischen Angebereien zu verfangen beginnt, bis
sie schmerzhaft auf die Nase fällt. Aus ungeduldig revolutionärer
Sicht kann diese Denkweise eine Art fickerige Schizophrenie
hervorrufen, weil man bald das Gefühl bekommt, es gäbe überhaupt
nichts, womit man aus dem „System“ ausbrechen könne. Das ist ein
sehr spaßfeindlicher Gedanke und spricht im Übrigen dem Geist jede
Wahlfreiheit ab. Folglich begannen viele Leute Drogen zu nehmen, ein
trauriger und meist schädlicher, oft gar tödlicher Ausbruchsversuch
aus einer hoffnungslos „systemimmanenten“ Welt. Auch
Sekten-Traumwelten boten sich als Fluchtweg aus dieser trostlosen
materialistischen Systemimmanenz an, führten aber oft unversehens
in eine weitaus konkretere, krassere Version von echter mentaler
Gefangenschaft. Wahr ist freilich, dass die scheinbare Allgegenwart
eines Systems jederzeit sowohl durch spielerische Unbefangenheit als
auch durch spirituelle Selbstvergeistigung durchbrochen werden kann.
Niemand muss sich kontinuierlich vom bösen, bösen System ins
Milchkännchen kacken lassen. Aber die faschistische Anfälligkeit
selbst wunderbarster Seelenkameraden erfordert ständige Wachsamkeit.
Heute wird das Gefühl der alles
durchdringenden Macht eines schwer durchschaubaren, nahezu
unüberwindlichen herrschenden Systems durch den Begriff der
Matrix zum Ausdruck gebracht, daher meine Anspielung auf
Matriximmanenz. Man kann nicht erkennen, dass irgendeiner der
angebotenen Politiker es schafft, effektiv die Schablone zu
durchbrechen, den Schleier zu lüften und den oft versprochenen
Klartext zu reden. Das geht ja auch kaum, nicht wenn hier jemand
ernsthaft an die Macht will. Wir sehen die schöne Sahra Wagenknecht
in rechtschaffenem Zorn erglühen, wenn ein abgebrühter Realpolitiker
die gigantische Rolle Deutschlands als Rüstungsexporteur verteidigt.
Aber sie kommt eben doch nicht dagegen an, obwohl sie als Idealistin
vollkommen recht hat. In der Praxis siegen auf diesem Sklavenplaneten
die Rüstungsproduzenten im Einvernehmen mit den angeblich
herrschenden Politikern. Da geben die realen Machtverhältnisse und
die wirtschaftlichen Druckmittel den Ton an. Keiner der Journalisten
fragt das Merkel-Steinbrück-Duo nach solchen Sachverhalten, oder war
ich da gerade eingenickt?
Natürlich sind auch Sahra & Co. nicht wirklich
wählbar, denn über die Provokation hinaus können sie keinen
gangbaren Ausweg aus dem Dilemma anbieten. Falsch ist an
allen gegenwärtigen politischen Systemen die Belohnung von
Nichtproduktion und die Bestrafung von Produktion. Mit anderen
Worten die Abzocke durch Banken und Spekulanten genauso wie die
Abzocke durch sozialistisches Absahnen, Mega-Besteuerung und
Umverteilen ohne Einforderung einer Gegenleistung. Kurz gesagt die
Zinsknechtschaft jeder Couleur, egal ob von „links“ oder von
„rechts“, aber auch die Situation der Unterbezahlung ehrlich
arbeitender Menschen in verschiedenen Formen von Zeitarbeit,
ausufernden Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen usw. Jedoch würden die
Lösungsvorschläge der Linken, 10 Euro Mindestlohn und die Einführung
eines bedingungslosen Grundeinkommens (oh, wie schön klingt
das nach den Prinzipien einer grundgütigen Mutter- und
Liebesgöttin), die Zinsknechtschaft verschärfen, unter der die
Völker und die Staaten stöhnen, denn von wem würde die grundgütige
Sahra in ihrer bedingungslosen Liebe den ganzen Zaster hernehmen?
Zuerst könnte man die Reichen kleinkriegen, aber das hält nicht
lange vor; dann müsste man weitere hunderte Milliarden fürs
Sozialsystem borgen, und die Bankiers geben das schamlos in den
Computer getippte Geld gerne her und verlangen dafür ewige Knechtschaft,
bis jeder zweite Steuertaler in den Rachen der Zins-Eintreiber geworfen
werden muss und die Inflation unaufhaltsam davongaloppiert. Die
Absahner in den Reihen bankrott gehender EU-Mitgliedsländer sind
auch nichts anderes als Absahner und somit Verschlimmerer der
allgemeinen Zinsknechtschaft, ganz egal ob wir Deutschen uns immer
noch schuldig oder moralisch verpflichtet fühlen müssen. So darf
natürlich im Fernsehen niemand daherreden, denn das widerspräche dem
Kodex, der den Medien von finanzkräftigen Machthabern im In- und
Ausland aufdiktiert wird. Ich empfehle auch keinen Faschismus, denn
wie wir schon gemerkt haben dürften, ist Hitler nicht die Antwort.
Aber Ehre und Anstand wären ganz schön, und normale Tugenden wie
Arbeiten, Sparen und Häuslebauen.
Trotz dieser
pessimistischen Überlegungen möchte ich ganz pragmatisch empfehlen, sich die nebenstehende Steinbrück-Rede vom 19.8.
vor der Karl-Schiller-Stiftung anzuhören, in der sich der Mann
sehr intelligent aus dem Fenster lehnt und einige
vernünftige Erkenntnisse und Ansätze entwickelt, mehr als in den läppischen Diskussionen mit ihren unfruchtbaren
Sanduhr-Beschränkungen je herausgeholt wird. Innerhalb dessen, was
er darf, zeigt er hier zumindest mit Bravour, was er kann.
Möge er auch künftig mit zickigen Ecken und Kanten gegen die
Systemimmanenz verstoßen!
Monkey
Girl ...
22. August 2013: Man kann ja viel über
Gottesbegriffe und Seelenziele diskutieren, was ich sicher auch
weiterhin tun werde, aber manchmal präsentiert sich das Göttliche am
besten im Irdischen, und noch dazu mit sprühender Lebendigkeit. Es geht
doch nichts über so einen echten, neckischen Hautkontakt und eine
unver-fälschte Teenager-Ekstase. Bei allem Respekt! Mädchen mit
Affe.
Mein Münchner Korrespondent sagt dazu:
„Die Lady ist klasse. Ich stell mir bloß gerade
vor, wie das ist, wenn der Affe pieseln muss – die haben nämlich keine
Muskulatur, um das zu steuern, sondern lassen's einfach raus, wenn's das
braucht. Ist auch nicht nötig, denn wenn man meist auf den Bäumen
rumhüpft, kann man's ja kullern lassen. Hab mal für 1 1/2 Jahre engen
Kontakt zum Münchner Tierheim gehabt und regelmäßig entlaufene bzw.
entlassene Hunde abgeliefert und da gab's auch eine Dame, die hatte 3
Affen, die haben ihr regelmäßig die Schultern durchnässt. Der Kontakt zu
ihr auf dem Gang war immer ein bemerkenswerter – Du kannst Dich gegen
Gerüche kaum wehren. Zumindest hatte ich damals nicht Luftfilter mit
fünffacher Kohlesättigung dabei so wie jetzt bei einem Kunden.“
Das Fest des Höchsten Wesens
Fest des Höchsten Wesens (Fête de l’Etre suprême au Champ
de Mars) am 8. Juni 1794, von Pierre-Antoine Demachy
13. August 2013: Aus den Wirren der
Französischen Revolution (ich zitiere mal ganz simpel aus Wikipedia,
weil es mir hier nur um den Hinweis auf ein konkretes historisches
Ereignis und um eine selten besprochene geistesgeschichtliche Facette
des Gottesbegriffes geht, nämlich die Formulierung „Höchstes Wesen“):
<Mit dem 1794 eingerichteten Kult des höchsten
Wesens verband sich die Zurückweisung des Atheismus und der Grundsatz
der Religionsfreiheit. Er selbst [der neue Kult] basierte auf dem Deismus,
d. h. der Überzeugung vom Dasein eines höchsten,
überweltlichen, persönlichen Wesens, das die Welt erschaffen hat, und
erkannte die Unsterblichkeit der Seele an. Allerdings trug er den
Charakter einer gesellschaftlich-politischen Rahmenspiritualität, die
nicht in förmliche Konkurrenz zu Katholizismus, Protestantismus oder
Judentum trat und diese vielmehr umfassen bzw. ihnen einen
zivilreligiösen Ausdruck geben und sie mit der Zeit obsolet werden
lassen sollte; die Natur des höchsten Wesens wurde weder definiert, noch
gab es eine religiöse Dogmatik. Die diesseitigen Aspekte blieben im
Vordergrund: Als Kulthandlungen wurde die Ausübung der Bürgerpflichten
verstanden, vorgesehen war, dass zusammen mit dem höchsten Wesen auch
stets die Natur gefeiert würde. Noch heute findet sich der Begriff des
höchsten Wesens in der Freimaurerei. ...
Am 8. Juni 1794 weihte ein von
Jacques-Louis David minutiös geplantes „Fest des Höchsten Wesens“ in
Paris den neuen Kult feierlich ein. Robespierre persönlich
spielte die zentrale Rolle in diesem Ereignis. In den Tuilerien sprach
er erst zum Volk und entzündete dann einen Scheiterhaufen, worauf eine
Statue des Atheismus verbrannte und aus seinem Inneren das Standbild der
Weisheit freigab. Der zweite, rein musikalische und religiöse Teil des
Fests fand dann auf dem Marsfeld statt, wo ein künstlicher Berg mit
einem Freiheitsbaum und einer Statue des höchsten Wesens auf einer Säule
aufgebaut worden waren und das Volk einen Eid sprach.
Der Kult wie insbesondere der
Festakt stießen auf beträchtliche Ablehnung und wurden Robespierre als
Selbstübersteigerung und Abkehr von seiner sprichwörtlichen
„Unbestechlichkeit“ vorgeworfen. Jedoch nahmen Teile der
Provinzbevölkerung, insbesondere im Südosten und Westen Frankreichs, den
neuen Kult auch an. Nicht überraschend führte der Nationalkonvent den
Kult nach dem Sturz Robespierres am 27./28. Juli 1794 (9. Thermidor)
nicht mehr fort und beschloss am 18. September die Trennung von Kirche
und Staat samt Aufhebung aller Unterstützungsleistungen für jedwede
Geistlichkeit.> (Wikipedia)
SCHULDENWIRTSCHAFT
Der Pleiteplanet am Beispiel
Japan
10. August 2013: Die
japanische Schuldenbombe hat eine Höhe von 1 Billiarde Yen erreicht –
das entspricht etwa 10,5 Billionen US-Dollar. Und nein, das wird die
japanische Regierung nie und nimmer zurückzahlen können (was ja im
globalen Ausbeutungs-, Aussaugungs- und Vampirismus-System eh nicht
vorgesehen ist). Aber kann sie die Zinsen noch bezahlen, um ihre eigene
ewige Knechtschaft fortsetzen zu dürfen? Das ist der
Knackpunkt der finanziellen Spielregeln. Solange dein Unternehmen oder
dein Staat in alle Ewigkeit gigantische Zinsen zahlt und artig versklavt
bleibt, auf Kosten der arbeitenden Bevölkerung, kann es lustig oder
unlustig so weitergehen. Aber die japanische Staatsverschuldung beträgt
inzwischen unglaubliche 247 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), die
höchste relative Schuldenrate unter allen Staaten der Welt.
Gegenwärtig fließen etwa 50
Prozent aller Steuereinkünfte der japanischen Zentralregierung in den
Schuldendienst, also hauptsächlich in die Zahlung von Zinsen,
theoretisch auch in die etwaige Tilgung. Von einer effektiven Tilgung
kann jedoch angesichts des offensichtlichen Schuldenanstiegs keine Rede
sein. Alle Verbindlichkeiten, die hier und da getilgt werden, weil sie
fällig wurden, können im Endeffekt nur durch weitere, voraussichtlich
teurere Anleihen gedeckt werden. Somit wird derzeit etwa die Hälfte der
Steuergelder, die man aus der japanischen Bevölkerung heraussaugt, den
Gläubigern in Form von Zinsen in den Rachen geschoben.
Da bahnt sich freilich eine
Katastrophe an. Entweder Staatskonkurs oder höllische Inflation. Man
entscheidet sich derzeit für die Inflation. Die japanische Zentralbank
Nippon Ginko oder kurz Nichigin (Bank of Japan), die sich teilweise in
Privatbesitz befindet, plant über die nächsten zwei Jahre 60-70
Billionen Yen pro Jahr aus dem Hut zu zaubern – aus der dünnen Luft –,
um mit diesem fiktiven Geld japanische Staatsanleihen zu kaufen. Diese
Geld-Erschaffungskünstler tippen den astronomischen Betrag also zum
größten Teil einfach schamlos in den Computer ein und überweisen das
fiktive Geld an den Staat, woraufhin sie einen Stapel Zettel erhalten,
auf dem im Wesentlichen geschrieben steht: Wir schulden euch. Somit darf
die Regierung dann zusätzliche Zinsen zahlen – für das erfundene Geld.
So soll binnen 2 Jahren die monetäre Basis ungefähr verdoppelt
werden. (Die „monetäre Basis“ ist die Notenbank- oder
Zentralbankgeldmenge, gebildet durch den Noten- und Münzenumlauf sowie
die Giroguthaben von Handel, Industrie und Banken bei der Zentralbank.)
Man setzt bewusst auf Inflation und erhofft sich davon sogar noch den
üblichen Vorteil für die japanische Exportwirtschaft. Jedoch wurde
hiermit das größte Quantitative-Easing-Experiment einer größeren
Industrienation seit den Tagen der Weimarer Republik eingeleitet.
(„Quantitative Easing“, QE, quantitative Lockerung oder auch
monetäre Lockerung, nennt man laut Wikipedia die Geldpolitik einer
Zentralbank, die zum Einsatz kommt, wenn der Zinssatz der Zentralbank
bereits auf null oder fast auf null gesetzt wurde und weiterhin eine
expansive Geldpolitik angesagt ist. In diesem Fall kauft die Zentralbank
Anleihen, private oder Staatsanleihen, um weiterhin die Wirtschaft und
den jeweiligen Staat mit mehr Geld zu versorgen. Im Ergebnis nehmen die
Aktiva der Zentralbanken zu.)
Diese Maßnahmen sind von
Verzweiflung geprägt, denn die japanische Schuldenbombe könnte durchaus
die weltweiten Finanzmärkte zum Absturz bringen. Man sucht nach einem
möglichst schmerzlosen Ausweg ... aber wie lange noch? Die groteske
„quantitative Lockerung“ wird nur dann funktionieren, wenn die
Investoren, die japanische Staatsanleihen kaufen, sich extrem irrational
verhalten. Gigantische Geldmengen wurden bisher zu superniedrigen Zinsen
geborgt. Sobald die Zinsen jedoch auf realistische Werte ansteigen,
bricht das System zusammen. Gegenwärtig liefern zehnjährige japanische
Staatsanleihen einen absurd niedrigen Ertrag von 0,76 %. Und trotz
dieser lächerlich niedrigen Zinssätze muss die japanische
Zentralregierung etwa die Hälfte aller Steuereinkünfte für den
Schuldendienst aufbringen. Wenn nun obendrein die Kaufkraft des Yen in
den nächsten zwei Jahren auf die Hälfte zurückgehen könnte, wie blöd
müssten die Investoren sein, um der Regierung für weniger als 1 Prozent
Zinsen weiterhin Geld zu borgen? Doch andererseits würde die
Zahlungsfähigkeit des japanischen Staates schon vollends
zusammenbrechen, wenn der Zinssatz nur um 1 Prozentpunkt ansteigt. Die
allermeisten Investoren würden dann schnellstens die Flucht ergreifen.
Vielleicht herrscht da bislang eine uralte Stammes-Solidarität und
moralische Verpflichtung gegenüber der Obrigkeit? Aber irgendwann ist
Schluss. Und dann gnade Gott auch all uns anderen.
Denn es gibt keinen
ausgleichenden, gut funktionierenden Motor der Weltwirtschaft mehr. Die
Probleme der USA und der EU sind bekannt; auch China holt uns da nicht
heraus, denn auch dort nimmt die Schuldenwirtschaft längst überhand, und
zwar in Form von Privatschulden: das größte Problem ist in China die
atemberaubende Verschuldungsexplosion in der Privatwirtschaft. Seit 2008
sind die privaten Kredite in China von 9 Billionen Dollar auf 23
Billionen Dollar angestiegen. Dieser Anstieg entspricht ungefähr dem
gesamten kommerziellen Banksystem der USA, und die Gesamtsumme
entspricht dem ACHTFACHEN der
deutschen Staatsverschuldung, die ja inzwischen ca. 2,2 Billionen Euro beträgt
und auch kein Pappenstiel ist.
Kein Schwein kann das alles
bezahlen, und diesmal gibt es keine anderen, noch gesunden
Volkswirtschaften, die in der Lage wären, die gescheiterten wieder
hochzuziehen. Russland steht derzeit relativ gut da, wird sich aber erstens
um seinen eigenen Kram kümmern und zweitens im Fall einer gravierenden
weltweiten Rezession auf seinen Rohstoffen sitzen bleiben. Den Rest
können Sie sich leicht ausrechnen. Seien Sie am besten selbst nicht
verschuldet, setzen Sie, falls Sie Überschuss haben, eher auf
Realeigentum und konkrete, unentbehrliche Produktionsmittel, und
vermeiden Sie all diese „Blasen“, hinter denen keine wirkliche
Wertschöpfung als Absicherung besteht. – Was auch nicht schaden könnte,
wären ein paar Vorräte für mehrere turbulente Wochen, bis die Menschen
sich im Fall des Falles neue Formen der Tauschwirtschaft oder andere
praktische Lösungen ausgedacht und sich halbwegs wieder zusammengerauft
haben.
― Eckehard Junge, 10.
August 2013
(Als Informationsquelle
diente vor allem der Artikel
Und es ist nicht etwa so, als hätte man diese
Entwicklung vor 12 Jahren nicht kommen sehen. Das Ausmaß
übersteigt die übelsten Albträume der damaligen Analysten, aber in der
Tat schrieb DIE WELT am 26. Februar 2001 Folgendes:
„Reichtum schützt nicht
vor Schulden. Diese Erfahrung musste in den vergangenen zehn Jahren
Japan machen, das immer wieder versuchte, auf Kosten neuer
Staatsdefizite die Konjunktur in Schwung zu bringen. Ein stabiles
und selbst tragendes Wachstum ist immer noch nicht in Sicht, die
Gesamtschulden der öffentlichen Hand sind indes auf ein Rekordniveau
angeschwollen: 134 Prozent des Bruttoinlandprodukts. Für die
US-Bewertungsgesellschaft Standard & Poor's (S&P) ist diese
Entwicklung einer von drei Gründen, ihre Bonitätsbewertung für
japanische Staatsanleihen zu reduzieren: Von "AAA auf AA+". Die
Anleihen der zweitgrößten Volkswirtschaft haben die Bestnote
verloren. Unter den führenden Industrienationen (G 7) haben nur noch
die Titel Italiens eine schlechtere Bewertung. • Der Verlust der
Bestnote setze abermals Zeichen für die Regierung, hieß es unter
Börsenanalysten in Tokio, wo auf eine schnellere Deregulierung und
einen schnelleren Schuldenabbau in der Finanzindustrie gehofft wird.
Wolle der Staat jedoch nicht jegliche Erholungstendenz zunichte
machen, könne er sich von seiner Ausgabenpolitik nur langsam
verabschieden, bemerkte S&P. Bis zur Mitte dieser Dekade werde die
japanische Staatsverschuldung bis auf 165 Prozent des BIP steigen,
sagt die Agentur voraus. Es klingt fast absurd: Eines der reichsten
Länder der Welt, macht über die Maßen Schulden. Der Staat steckt
tief in den roten Zahlen. Die Japaner hingegen verweigern den
Konsum, sparen - vielleicht für noch schlechtere Zeiten. Etwa 30
Prozent der weltweiten Sparguthaben sind japanische.“ (DIE
WELT, 26. Februar 2001)
Roshaniya
7. August 2013: Mein
Verstand wird hin- und hergezerrt durch aufblitzende Studienobjekte aus
ferner Vergangenheit und dazwischen schießende aktuelle
Ungeheuerlichkeiten der Zeitgeschichte. Es ist nicht ganz klar, ob sich
aus dieser Wechselwirkung irgendwas Vernünftiges ergibt. Spannend bleibt
es allemal.
Interessant ist auf jeden
Fall eine kleine Nachforschung zum Thema Roshaniya. Hatte ich nie
gehört. Plötzlich taucht der Name dieser eigenwilligen afghanischen
Bewegung des 16. Jahrhunderts in Sylvia Browne's Buch
Geheimgesellschaften auf. (Bei diesem Thema kann jeder noch selbst
ein bisschen weiterforschen, oder ich komme später darauf zurück, wenn
nicht gerade die Steuererklärung und andere profane Aufgaben nebst
Sommerhitze meine Energie abzwacken. Hier nur das Wesentlichste.)
Konfuserweise
wird Roshaniya (oder Roshaniyya), nur weil es wörtlich
auch „die Erleuchteten“ bedeutet, mit den Bayerischen Illuminaten
assoziiert, obwohl Weishaupt seinen Verein in Bayern erst 1776, d.h. 40
Jahre nach dem Tod des letzten Roshaniya-Anführers gründete und sich mit
einem ganz anderen Programm unter völlig anderen historischen
Bedingungen befasste; irgendeine vage Ideenverwandtschaft, oder dass
verschiedene Bewegungen z.B. die Freiheit auf ihre Fahnen schreiben,
kann nur für sehr nebelhafte Gemüter den Verdacht begründen, es liege
eine Kontinuität oder gar Identität gesellschaftlicher Bewegungen vor.
(Das gilt auch für die oft beschworene Kontinuität der Illuminaten von
den Bayern des 18. bis ins globale 21. Jahrhundert.)
Jedenfalls gab es in den
Bergen Afghanistans einen gewissen Pir Roshan (links), auch
bekannt als Pir Rokhan oder Bayezid Ansari bzw. Bayazid
Khan, 1525 geboren in der indischen Region Pandschab (Punjab). Er
war ein paschtunischer Krieger, Dichter und Intellektueller vom Stamme
Barak/Urmar (heute Burki) und schrieb auf Paschto, Persisch und
Arabisch. Bekannt wurde er als Denker mit starken Sufi-Einschlägen,
radikal für seine Zeit und ungewöhnlich für die Region. Revolutionär war
zum Beispiel sein Eintreten für Bildung und Gleichberechtigung der
Frauen. Er sprach davon, dass der Mensch sich von seiner
selbstverschuldeten Unwissenheit und von der Tyrannei erblicher
Herrscher bzw. Despoten befreien solle. Die Zielvorgabe war, dass die
ganze Menschheit von den Fesseln der Intoleranz befreit werden und
jedem, auch Frauen, der Zugang zum Wissen offenstehen solle.
Seine Botschaft wurde
später natürlich dämonisiert und verzerrt, um den Status quo zu
erhalten. Es ist auch gut denkbar, dass einige seiner Ideen bis an
europäische Universitäten gelangten, aber das war's dann wohl. Der
Grundimpuls der Freiheit ist hüben wie drüben der gleiche: Alle Menschen
sind mit gleichen Rechten geschaffen, jeder soll seinen eigenen Weg
wählen dürfen und seine Überzeugungen möglichst selbst entwickeln
können. Das macht die Roshaniya nicht zu „Vorläufern“ der Bayerischen
Illuminaten. Hier muss man doch gründlich differenzieren.
Pir Roshan behauptete,
seine Vorfahren hätten Mohammed nach seiner Flucht aus Mekka
unterstützt, und deshalb sei ihm der Zugang zu den Mysterien der
ismaelitischen Religion gewährt worden. (Die Ismaeliten,
Ismailiten oder Siebener-Schiiten sind eine islamische Konfession mit ca. 18
Millionen Anhängern, die als extremste Richtung der Schiiten gelten;
abgespalten im Jahre 765 bei einem Nachfolgestreit anlässlich des Todes
des sechsten schiitischen Imams. Die Ismaeliten vertraten Geheimlehren,
über die jedoch wenig bekannt ist.) Pir Roshans Einweihung in die
Mysterien soll nach seinen Angaben eine geheime Ausbildung
eingeschlossen haben, die auf die Zeit zurückging, „als Abraham den
Tempel von Mekka wieder aufbaute“.
Pir Roshan glaubte nicht an
göttliche Konsequenzen, verwarf die Idee einer Belohnung oder Bestrafung
im Jenseits und untermauerte die Machtziele der Roshaniya mit Prinzipien
von der Sorte: „Werde mächtig, kümmere dich um dich selbst“; „Nur dem
Orden gegenüber bist du zur Treue verpflichtet“; und: „Alle Menschen,
die sich nicht durch unser geheimes Zeichen ausweisen können, betrachten
wir als unsere legitime Beute.“
Diese Attitüde ist
natürlich typisch für alle Vereine, die sich von Gott entfernt haben und
eine Umwertung aller Werte anstreben, indem sie dem Einzelnen die totale
Macht zuweisen und scheinbar alle Beschränkungen aufheben, dann jedoch
eine neue, NOCH ÜBLERE Unfreiheit errichten, indem sie die totale
Unterwerfung unter den neuen Revolutions- oder Erlösungsverein fordern.
Übler insofern, als halbwegs wohlwollende weltliche und geistliche
Führer den Menschen in Wirklichkeit größere Bewegungsfreiheit gewähren,
als eine derartige Sekte oder verschworene politische Gemeinschaft je
dulden könnte, und auch weil die Trennung „WIR gegen die ANDEREN“ sehr
bald das Denken beherrscht und im Lichte der eigenen historischen
Wichtigkeit zur Rechtfertigung von
Rücksichtslosigkeit benutzt wird. Ich weiß nicht, ob es so kommen
muss, aber meistens kommt es so.
Die Roshaniya erhielt
zu Lebzeiten ihres Gründers viel Unterstützung durch gut betuchte
Anhänger und konnte damit nicht nur ihre Schule, sondern auch ein
teures, effizientes militärisches und politisches Spionagesystem
finanzieren, das Pir Roshan selbst leitete. Na, dann prost! Wahrhaftig
ein Stoff, aus dem noch höchst interessante Geschichten hervorgekitzelt
werden können.
4. August 2013: Merkwürdig ist, dass
Menschen, die frei sein wollen, sich tatsächlich Organisationsformen
und Reglements unterwerfen, durch die sie viel strengeren Überwachungs-
und Kontrollmethoden ausgesetzt sind als zuvor. Das gilt nicht nur im
Bereich fanatischer religiöser Gruppierungen (dort sowieso), sondern
offensichtlich auch für die ganze „freie Welt“, die sich von ein paar
Terroristen und regierenden Schrecklichkeits-Propagandisten so sehr hat
einschüchtern lassen, dass immer krassere, massivere, gründlichere
Lauschangriffe auf breitester Front und immer mehr
Unsicherheitsmaßnahmen, Einschränkungen und Identifizierungsmethoden
akzeptiert werden, ganz zu schweigen von den sinnlosen militärischen
Interventionen und feigen Drohneneinsätzen. Gleichzeitig beschleunigen
die Kosten dieses Tohuwabohus, das die Reihen der glühäugigen
Rumpelstilzchen de facto weiter anschwellen lässt, den kaum noch
umkehrbaren Untergang ganzer Staatshaushalte. Wenn die Feinde der
Freiheit unser ihnen so verhasstes demokratisches und rechtsstaatliches
System zu Fall bringen wollten, dann können sie sich kringelig lachen,
wie gründlich wir ihnen nach ein paar vereinzelten Massakern nun
flächendeckend die Arbeit abnehmen. Saublöd.
Überwachung, Enteignung und staatliche
Aufrüstung
2.-4. August 2013: Wir sind uns nicht ganz
sicher, ob wir die Tragweite der Ungeheuerlichkeiten, die uns täglich
schamlos vorgeknallt werden, überhaupt richtig erfassen können. Da wäre
zum Beispiel die totalitäre Frechheit der Überwachungsspezialisten. Oder
die rätselhafte Unterstützung arabischer und vorderasiatischer Rebellen,
die oft zum Lager der Islamisten gehören, durch den närrischen Westen.
In dieser Weltgegend haben die USA und ihre Koalition der Willigen
inzwischen so viel „Gutes“ getan, dass am kommenden Sonntag (4. August)
in 14 überwiegend muslimischen, dankbaren Staaten wegen Erkenntnissen
über einen geplanten Terror-Anschlag die US-Botschaften geschlossen
bleiben.
[Nachtrag: Nach dem Stand vom 4.
August wurde die Schließung für 19 US-Botschaften nunmehr auf eine ganze
Woche verlängert, alles weil durch Abhöraktionen äußerst brisante
Gespräche zwischen hochrangigen Al-Qaeda-Mitgliedern auf der arabischen
Halbinsel registriert worden waren, die auf besonders heftige
Anschlagspläne hindeuten. Das kommt natürlich sehr passend, nachdem die
Abhöraktionen aktuell unter Beschuss geraten waren.]Wir
wundern uns auch über die nahezu religiöse Liebe vieler Amerikaner zu
massenmordfähigen Schusswaffen (oh Baby!), begleitet von einer
eskalierenden Aufrüstung der US-Polizei und anderer Behörden.
(Schusswaffen sind Geräte, um Löcher in menschliche Körper zu machen,
weil es so schön weh tut und weil das Blut ausläuft und ggf. der
gruselige Tod eintritt. Wie sagte schon Goethe? Hinüber zu
schießen, das wären Possen; würde nur nicht auch wieder herüber
geschossen!)
Und wie setzt sich nun die willkürliche Beschlagnahme von Bankeinlagen
fort? Nach letzter „Einigung“ sollen nun alle Inhaber von Guthaben über
100.000 Euro bei der Bank of Cyprus glatte 47,5 Prozent für die
Bankenrettung blechen. Da können zwar die Armen sagen, geschieht den
Reichen recht, aber das ist sehr kurzsichtig: Es geschieht ihnen
nicht recht, sondern der Rechtsstaat wird aufgeweicht, und bald seid
ihr alle dran. Zum Thema Bankeinlagen siehe die Seite
Deutsche Wirtschafts-Nachrichten. Das Fazit ist: „Der einfache
Bank-Kunde kann sich in der gesamten Euro-Zone nicht mehr in Sicherheit
wiegen, wenn er sein Geld auf die Bank bringt.“ (EZB
bestätigt: Die Bank-Guthaben in Europa sind nicht sicher, vom
30. März 2013; dazu auch
Zugriff auf Bank-Einlagen wird konkret, vom 11. April 2013)
So richtig klar und eindeutig sind diese
Entscheidungen immer noch nicht, aber Stück für Stück mogelt und
schäubelt man sich vorwärts, testet die Schmerzgrenzen, schiebt den
Pegel hoch und sucht verzweifelt nach Wegen, um die völlig verfahrene,
abstrakte, unproduktive, weder hungernde noch blutende Finanz- und
Spekulationsstruktur zu retten (die so nicht zu retten ist), anstatt
dafür zu sorgen, dass in der handfesten Produktion (Realwirtschaft) die
Menschen für ehrliche Arbeit ehrlich belohnt werden. Da die Reaktion an
der Basis letzten Endes absehbar ist, wird der Staat intensive
Überlegungen anstellen, wie er bürgerkriegsähnliche Zustände in den
Griff bekommen kann. Ängstlich, aber hoffnungslos wird der Staat in den
gigantischen Kommunikations-Äther hinaushorchen und „über alle alles
wissen“ wollen, um Bedrohungen rechtzeitig ausfindig zu machen, obwohl
die Stecknadel in diesem irren Heuhaufen immer schwerer zu finden ist.
Der Staat wird sogar mit dem Einsatz von Drohnen über der eigenen
Bevölkerung liebäugeln und sich mehr oder weniger unauffällig aufrüsten.
Der US-Trend könnte mit einer gewissen Verzögerung auch uns heimsuchen,
oder aber es könnte uns gelingen, möglichst entschlossen die Kurve
zurück zur Souveränität zu kratzen. Und die meisten Zankäpfel tunlichst
zu entsäuern. Regiert die Regierung im Interesse des Volkes oder
zugunsten der Banken?
Zurück zur Aufrüstung im amerikanischen Inland.
(Ja, grüß Gott, hier kommen die Bullen!) Die Trennlinie zwischen Polizei
und Militär vermischt sich. Nicht nur dem Vernehmen nach, sondern ganz
konkret: Allein im Jahr 2011 bekamen die Polizeistellen in den USA
zusätzliche Ausrüstung von militärischem Charakter im Werte von mehr als
500 Millionen Dollar. Dies geschieht im Zuge der wenig bekannten
Regelung 1033
Program, die der Kongress bereits 1997 verabschiedete, um die
Polizei im „Krieg gegen Drogen“ und in der Bekämpfung des „Terrorismus“
zu stärken. Dem Wortlaut nach ermöglicht dieses Programm es dem
Verteidigungsminister, überschüssige Vorräte und Ausrüstung des Militärs
kostenfrei an staatliche und örtliche Vollzugsorgane zu übertragen. Die
harmlose Interpretation ist, dass die Polizei dadurch Land-, Luft- und
Seefahrzeuge, Waffen, EDV-Geräte, Schutzkleidung, Ausrüstung zum
Feststellen von Fingerabdrücken, Nachtsichtgeräte, Funk- und
Fernsehgeräte, Erste-Hilfe-Ausrüstung, Zelte und Schlafsäcke,
Fotoausrüstung und anderes gratis vom Militär übernehmen konnte. Die
krassere Wahrheit ist, dass die Polizei aufgrund dieser Regelung sehr
wohl auch mit Militärrobotern, M16-Maschinengewehren, Hubschraubern,
Panzerwagen und sogar Granatwerfern ausgerüstet wurde, die nun allesamt
zum Einsatz gegen US-Bürger vorgesehen sind. Hm! Wie sagte doch so
süffig der Klingonen-Häuptling: „Sterben! Warum nicht?!“ Oder Napoleon,
ganz trocken: „Man lasse sich töten.“
Besonders draußen in den Kleinstädten gieren die
Polizeireviere nach jeder erdenklichen militärischen Elite-Ausrüstung,
die sie zwischen die Finger kriegen können. Ist es noch Polizei, oder
regiert schon das Militär? (Small-town
police are tooling up with elite military hardware) Die Vergabe
militärischer Schusswaffen an die Polizei wurde vor über einem Jahr
zunächst eingestellt, weil Waffen unerlaubt weitergereicht und Diebstahl
oder Verlust nicht gemeldet wurden bzw. der Verbleib nicht geklärt
werden konnte. Die von der Nachrichtenagentur Associated Press
angestellte Untersuchung der
Military giveaways versucht eher die enorme Verschwendung an
Material aufzuzeigen, weil kleine ländliche Polizeiwachen sich mit
einer ungeheuren Menge an Krempel eingedeckt haben, den sie gar nicht
brauchen. Zum Beispiel ließ sich der Polizeichef von Morven (Georgia)
mit drei Booten, Tauchgeräten und Rettungsflößen ausstatten, obwohl das
tiefste Gewässer vor Ort ein knöcheltiefer Bach ist. Auch eine Ladung
Bajonette hat er sich schicken lassen, die jetzt unnütz im Lager
verrosten. Solche korrupten Albernheiten sollten jedoch nicht davon
ablenken, dass die Verteilung militärischer Schusswaffen an die Polizei
im Oktober 2013 voraussichtlich wieder zugelassen wird und längst
bedrohliche Ausmaße angenommen hat.
Es geht lustig so weiter: Die Bullen in Cobb County
(Georgia) – einem der reichsten und bestausgebildeten Bezirke der USA –
haben jetzt einen amphibischen Panzer. Der Sheriff von Richland County
(South Carolina) beschaffte sich ganz stolz einen MG-bewehrten
Panzerwagen, dem er den Kosenamen The Peacemaker
(Friedensstifter) verlieh. Hinzu kommen Bewilligungen des
Heimatschutz-Ministeriums (Department of Homeland Security), durch die
sich Polizeireviere nun Fahrzeuge wie die BearCats leisten
können: 7 Tonnen schwere, kugelsichere Wagen mit Rammböcken,
Schießscharten, Tränengaswerfern und Strahlungsdetektoren. Laut einem
Bericht im Orlando Sentinel hat der Hersteller Lenco mit Sitz in
Massachusetts inzwischen ganze 500 dieser panzerähnlichen Fahrzeuge
verkauft. (Quelle: Business Insider,
Pentagon offering free military hardware)
Neulich konnte man im Fernsehen verfolgen, was für
gigantische paramilitärische Polizei-Operationen sich die US-Bevölkerung
inzwischen gefallen lässt – nämlich bei der Verfolgung eines einzigen
flüchtigen Mannes, der am Massaker beim Marathonlauf in Boston
mitschuldig sein soll. Plötzlich wurde ein ganzer Stadtteil unter
Hausarrest gestellt, überall die Straßen von der Polizei blockiert, im
militärischen Stil alle Leute aus den Häusern rausgeholt, alles
durchsucht und insgesamt ein Bild geboten, das mit polizeilicher Arbeit,
wie man sie früher kannte, wenig zu tun hat. Der Flüchtige, der bereits
schwer verletzt war, wurde nach einer Weile von einem normalen Mitbürger
im Hinterhof bemerkt. Freilich nimmt auch die Art und Weise eines
solchen Verbrechens gefühlloser Massenverstümmelung Formen an, die wir
nicht gewohnt sind und auch nicht begreifen können, ja gesunderweise gar
nicht begreifen wollen; aber die unglaublich krasse, militärisch
anmutende Fahndungsmethode bewirkt größere Zerstörungen, als
sie verhindert. Denn es wird suggeriert, so ein Benehmen der
Ordnungshüter sei auf Dauer als normal zu betrachten. Sicher spielt auch
die Verrohung durch ständige Kriegführung in fremden Ländern eine Rolle.
Die Unmenschlichkeit an fremden Gestaden schwappt nach einer Weile
zurück in die Heimat der sinnlos ausgesandten Krieger. Das gilt fürs
Terrorismus-Problem in seiner Gesamtheit, aber auch für die Schäden im
persönlichen und gesellschaftlichen Einflussbereich der traumatisierten
oder einfach zu Killern degradierten Soldatenseelen. So weist zum
Beispiel auch das vormals so liebliche Königreich Dänemark aufgrund
seiner langjährigen Beteiligung an amerikanischen Kriegen eine spürbare
innere Verhärtung auf, die nicht genau gemessen, aber doch erfühlt
werden kann.
Besonders seltsam finde ich, um auf die leise
heraufziehende Gefahr eines amerikanischen Bürgerkriegs zurückzukommen,
Nachrichten aus letzter Zeit über den Ankauf gigantischer Mengen an
Munition (viele, viele Millionen Schuss) durch
das Heimatschutz-Ministerium und andere Behörden. Das Heimatschutz-Ministerium
plant den Kauf von 750 Millionen Schuss über einen Zeitraum von 5 Jahren
für seine 100.000 „Friedensbeamten“. 80 Prozent der Munition sollen zu
Übungszwecken dienen. Außerdem seien Großeinkäufe eben billiger, ein
wichtiges Argument in Zeiten der
„Kostenbeschränkung“. Moment mal! Die anderen 20
Prozent, also 150 Millionen Schuss, würden für den aktiven Einsatz
gebraucht? Dieses Department of Homeland Security soll doch die
Bevölkerung schützen. Vor wem? Vor der Bevölkerung? Falls die guten
Menschen plötzlich zu Zombies werden? Nun, immerhin hat das
Repräsentantenhaus Anfang Juni mit 234 gegen 192 Stimmen die
Finanzierung dieses künftigen Munitionsbedarfs vorläufig blockiert –
solange die Heimatschützer dem Kongress nicht einen umfassenden Bericht
über die Vorgeschichte und Rechtfertigung ihres Munitionsbedarfs
vorgelegt haben. (New York Times, 7. Juni 2013,
The Ammo Conspiracy) – Private Ballermänner hatten sich nämlich
beschwert, weil sie argwöhnten, die Heimatschützer wollten ihnen
böswillig die ganze schöne Munition vor der Nase wegkaufen. Das ergäbe
ja einen Munitionsmangel! Was für ein schrecklicher Zustand auf
amerikanischem Boden!
United Stasi of America
Und was die unvorstellbar großen Abhöraktionen
betrifft, haben wir inzwischen die United Stasi of America
vor uns, und nicht nur die: Das riesenhafte, ausladende Gebäude der
neuen BND-Zentrale in Berlin zeigt unmissverständlich, dass wir
Deutschen genau in die gleiche Richtung marschieren, egal wie diskret
die Sache heruntergemerkelt wird. Auf eines können wir uns verlassen:
Alles, was überwacht werden kann, wird überwacht werden; alles, was
durchschnüffelt werden kann, wird durchschnüffelt werden; und alles, was
gespeichert werden kann, wird so lange und so hartnäckig gespeichert und
durchleuchtet werden, wie es technisch überhaupt machbar ist. Wenn die
Menge der Inhalte zu groß ist, sucht man nach Anomalien, um die
Suchfunktion einzugrenzen: Zum Beispiel ist jemand, der in einem
bestimmten Land wohnt, jedoch eine andere Sprache benutzt, in diesem
Big-Brother-System eine Anomalie, und Anomalien werden besonders
intensiv überwacht. Da kann ich nur sagen: Ich bin Übersetzer, hier
stehe ich und kann nicht anders. Was können wir dafür, dass die Amis
Sprachkenntnisse als Anomalie einstufen? Dies freilich kommt noch zu
meinem üblichen Wortgebrauch und meiner neugierigen Themenwahl hinzu:
Ich sehe nicht ein, warum ich nicht auch über Schusswaffen,
Granatwerfer, Osama bin Laden und Atombomben reden soll, wenn das Thema
gerade ansteht, egal ob ich Pazifist oder Entnazifizierer bin, oder was
auch immer. Das ist Redefreiheit! Au weia, vorsichtig, auch
die Erwähnung von Redefreiheit ist vermutlich eine Anomalie.
Oder? Außerdem recherchiere ich den ganzen heiklen Kram im Internet, und
Google sowie auch das Datensammel- und Durchleuchtungsprogramm XKeyscore
bei den Geheimdiensten zeichnen bekanntlich „all meine Bewegungen“ auf
und reichen sie weiter. Wohl bekomm's.
Brahm: der
Urgrund der Emanation
24. Juli 2013: Wenn mir
etwas einleuchtet, dann ist das gut, denn nicht allzu vieles leuchtet
heutzutage ein; und Brahm leuchtet mir ein, plus seine liebe Maja, die
Göttin der Liebe. Wohlgemerkt Brahm, im Unterschied zu Brahma!
Wieder fand ich eine Erklärung dieses Begriffes nur in einem ca. 140
Jahre alten Text, nämlich Vollmer's Mythologie aller
Völker, Stuttgart 1874. Die Idee eines Höchsten Wesens als
letztendliche Urseele und Seinsgrundlage aller anderen Götter, Wesen und
Phänomene entspricht auch dem Begriff der Emanation (die Welt als
Ausfluss des Göttlichen), den ich weiter
unten am 2. Mai schon beschrieben habe und der in der Zusammenstellung
über Derwische, Sufismus und Emanation definiert ist (noch weiter
runterscrollen ...). Hier der Text aus dem Mythologie-Wörterbuch:
Brahm (indische Mythologie): <Wohl zu unterscheiden
von
Brama [Brahma], der Name des höchsten Wesens,
des eigentlichen einzigen Gottes, während alle
übrigen,
Schiwa,
Wischnu,
Brama u.s.f. nur Manifestationen irgend einer
seiner Eigenschaften sind; die hohe Idee, welche die
Indier an Brahm
knüpfen, geht aus den Beinamen hervor, mit denen sie
ihn belegen: der Höchstvollkommene, der Anfanglose
und Endlose, der Unbeschreibliche, der Alles
Schauende, die Urseele des Weltalls.
Brahm ist das einzig
Bestehende, nur in ihm leben, weben und sind wir;
die Welt, wie sie besteht, ist nur der Abglanz
seines erhabenen Bildes, nur eine Offenbarung seiner
Macht, und wenn sie aufhört, so geht sie nur zurück
in sein Wesen, dessen Ausfluss sie war. Dennoch ist
er und die Welt nicht eins, sondern sobald er sie
als seinen Schatten gesetzt hat, ist sie vollkommen
getrennt von ihm; um sich ihr zu nähern, nicht
übermächtig, unbegreiflich und unanschaubar vor ihr
zu stehen, schuf er ein Wesen voll Schönheit und
Liebe, welches
Maja heisst und die Göttin der Liebe, die Mutter
dessen, was da ist, genannt werden muss; mit diesem
Wesen verband sich Brahm,
und der Verbindung entsprangen drei seiner
erhabensten Kräfte:
Brama, der Schöpfer alles Lebenden,
Wischnu, der Erhalter, und
Schiwa, der Vernichter. Sie sind alle drei eins,
sind die
Trimurti, die Dreieinigkeit, und nicht von
einander, noch von Gott unterschieden, dessen Kräfte
sie sind. Hiedurch war Gott den Menschen näher
getreten, und sie beteten nun eine seiner
Offenbarungen an, und so bildeten sich die drei
Secten des
Brama,
Schiwa und
Wischnu aus, von denen jedoch die erstere bald
durch die beiden andern verdrängt wurde.> (Aus
Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart
1874)
Bilderberger, Großkreuz-Überhäufung und
dänische Logenbrüder
18. Juli 2013:
Die Medienwelt schweigt sich zum Thema Bilderberg nicht mehr aus,
versucht jedoch abzuwiegeln und den lobbyistischen Aspekt zu
verharmlosen. So meldete zum Beispiel die dänische Wirtschaftszeitung
Børsen am 3. Juni 2013, unmittelbar vor dem Treffen, dass aus
Dänemark u.a. der dänische Finanzminister Bjarne Corydon teilnimmt. Die
von Jahr zu Jahr unterschiedlich zusammengesetzte Bilderberg-Konferenz
soll, so heißt es, hinter verschlossenen Türen den Zustand der Welt
besprechen, und was man daran machen könne. Die Geheimniskrämerei diene
nur dem Zweck, dass frei diskutiert werden kann, ohne dass irgendein
Sitzungsprotokoll entsteht. Dieses Jahr solle u.a. über die Schaffung
von Arbeitsplätzen, die Probleme Afrikas und die amerikanische
Außenpolitik gesprochen werden. Es fänden keine Abstimmungen statt und
es würden keine Beschlüsse gefasst.
Als Auswahl unter den bekanntesten Teilnehmern der
Bilderberg-Konferenz 2013 werden im Børsen-Artikel
der seit 2004 im Amt befindliche Präsident der Europäischen
Kommission José Manuel
Barroso, die unlängst abgedankte niederländische Königin
Beatrix, die EU-Kommissarin für das Ressort Justiz, Grundrechte und
Bürgerschaft Viviane Reding (die seit Februar 2010 auch
Vizepräsidentin der Europäischen Kommission ist) und der frühere
italienische Regierungschef Mario Monti genannt.
Für eine dänische Wirtschaftszeitung würde es zu
weit gehen, nun beispielsweise darauf hinzuweisen, dass José Manuel
Barroso im Mai 2010 mit der Collane (prunkvollen Halskette) zum
Verdienstorden des Malteserordens ausgezeichnet wurde. Diesen
Verdienstorden selbst, „Pro Merito Melitensi“, trug er in Form eines
Großkreuzes bereits seit 1990. Auf seiner
offiziellen EU-Barroso-Webseite heißt es zur Collane-Verleihung
2010: „Präsident Barroso fühlt sich zutiefst
geehrt durch diese Auszeichnung, die er als Ausdruck der grundlegenden
Werte und konkreten Ziele ansieht, für die sowohl die Europäische
Kommission als auch der Malteserorden stehen. Barroso zufolge
spiegelt diese Auszeichnung auch die gemeinsame Verpflichtung wider, den
Ärmsten zu helfen und die Armut und soziale Ausgrenzung zu bekämpfen.“
Das würden viele Europäer, die gegenwärtig mit Geld, Not und Leid für
die Expansions- und Finanz-Abenteuer der EU und ihrer Hintermänner im
Bankwesen blechen müssen, ein bisschen zynisch finden. Im Übrigen ist es
erstaunlich, wie sie vor Barroso seit langer Zeit alle katzbuckeln und
ihn mit Klimbim behängen: Bereits 1990, als er lediglich portugiesischer
Staatssekretär war, wurde er mit dem Großkreuz des
Bundesverdienstkreuzes ausgezeichnet (häh? das verdient weitere
Nachforschungen!), 1991 mit dem Großkreuz des Ordens des Löwen von
Finnland, 1992 mit dem Großkreuz des Ordens von Oranien-Nassau (von 1992
bis 1995 war er portugiesischer Außenminister), 1993 mit dem Großkreuz
des Falkenordens, und so geht das lustig weiter, mit Großkreuzen über
Großkreuzen, u.a. 1994 vom „Kreuz des Südens“, 1996 vom „portugiesischen
Christusorden“, 2002 aus Ungarn, 2004 aus Polen (für eine komplette
Liste siehe die Wikipedia-Seite über José Manuel
Barroso); und nachdem er von all diesen mysteriösen
Interessengruppen und ausländischen Regierungen derart hochgejubelt war,
wurde er 2004 zum EU-Kommissionspräsidenten gewählt (2009
wiedergewählt). Man muss befürchten, dass bei einer solchen Karriere
weniger die Demokratie als eine seltsame Form von aristokratisch-geheimbündlerischer Kungelei eine Rolle gespielt haben
kann. Jeder normale Verschwörungstheoretiker müsste hinter diesem
wahnwitzigen Hosianna-Konzert eine Art Meta-Bündnis wie die Prieuré de
Sion vermuten, nur leider ist Letztere ein vorgeschobenes
Münchhausen-Manöver.
Und über Mario Monti hätte man noch anfügen
können, dass er in einem Geflecht einflussreicher Denkfabriken und in
Beraterfunktionen großer Wirtschaftskonzerne tätig ist.
„Er gehört zum
Präsidium der Friends of Europe. Er war Gründungsvorsitzender von
Bruegel, einer weiteren europäischen Denkfabrik, die 2005
entstand. Er war europäischer Vorsitzender der Trilateralen
Kommission, bis er schließlich 2011 als Premierminister vereidigt
wurde. Monti ist führendes Mitglied der exklusiven Bilderberg-Gruppe.
Er war auch als internationaler Berater von Goldman Sachs und Coca-Cola
Company tätig.“ (Zitiert gemäß engl.
Wikipedia unter
Mario Monti) Et cetera. Ich frage mich immer, an welchem Punkt
es langweilig wird. Man kann zusammenfassend sagen, wir wussten es
schon: Die Bonzen stecken unter einer Decke.
So treffen sie sich dann in den Hallen der
Bilderberg-Konferenz. Das dänische Wirtschaftsblatt Børsen
nennt noch einige weitere personelle Details: Aus Skandinavien würden
typischerweise der schwedische Außenminister Carl Bildt und sein
Kollege, der Finanzminister Anders Borg teilnehmen. Aus Norwegen u.a.
Außenminister Espen Barth Eide. Neben Finanzminister Corydon aus
Dänemark außerdem (nicht zum ersten Mal) Ulrik Federspiel, früherer
Abteilungsleiter der Ministerialkanzlei des Premierministers, heute
tätig in der Geschäftsführung des Katalysator-Unternehmens Haldor Topsøe,
sowie Jakob Haldor Topsøe, Partner der Investitionsfirma Ambrox Capital
und Verwaltungsratsmitglied bei Haldor Topsøe.
Zu den früheren dänischen
Bilderberg-Teilnehmern zählten unter anderem Mærsk McKinney Møller (reichster
Mann Dänemarks), die Sozialdemokratin Helle Thorning-Schmidt
(jetzt Premierministerin), der Rechtsliberale Uffe Ellemann-Jensen (der
mal nahe dran war, Premierminister zu werden) und seinerzeit der
Sozialdemokrat Jens Otto Krag (Premierminister 1962-68 und 1971/72).
Man sieht, dass die Skandinavier ihre Finger da
ziemlich tief drin haben. Zu einer Bilderberg-Konferenz eingeladen zu
werden, bedeutet oft gute Karriereaussichten für die nähere Zukunft.
Entscheidenden Einfluss darauf, wer aus Dänemark eingeladen würde, hatte
über längere Zeit der Chefredakteur der Tageszeitung Politiken, ein
gewisser Tøger Seidenfaden (Abb. rechts), der
Anfang 2011 etwas früh verstorben ist. Der Witz bei der
Seidenfaden-Geschichte war folgender: Dänemark wird seit 1965 hinter den
Kulissen von einer Art Logensystem koordiniert oder zumindest
beeinflusst (nicht Freimaurer), das als VL-Gruppen (virksomhedsledelses-grupper
oder virksomheds-leder-grupper, VL-grupper, d.h. wörtlich
„Unternehmensführungs-Gruppen“) bekannt ist, ein erlesener
Netzwerk-Klub, in dem sich auf abgestuften Ebenen Vertreter aus Politik,
Wirtschaft, Hochfinanz, Medien und gesellschaftlichem Leben treffen. Das
mag einen konstruktiven Effekt für die gesellschaftliche Zusammenarbeit
in einem überschaubaren kleineren Land haben, ist aber auch eine Art
elitäre Umgehung der demokratischen Entscheidungswege und eine im Grunde
unzulässige Verflechtung und Vermischung von Politik und Wirtschaft.
Nach dem Stand vom Frühjahr 2005 gab es 68 VL-Gruppen; 2013 sind es 120
VL-Gruppen mit insgesamt 3875 Mitgliedern. Die Mitgliederlisten waren
lange Zeit geheim gehalten worden, bis 1997 eines der Mitglieder, der
Politiken-Chefredakteur Tøger Seidenfaden, die ganze
Liste veröffentlichte! Soweit ich mich erinnere, erklärte er bei
dieser Gelegenheit auch ausführlich die Arbeitsweise und Gliederung
dieser VL-Gruppen. Bemerkenswerterweise hat der kühne Verrat (oder war
dieser Schritt von oben her geplant?) seiner
weiteren Karriere nicht geschadet. Von 1993 bis 2003 konnte er als
Mitglied des Lenkungsausschusses der Bilderberger über Einladungen
anderer Dänen zum Bilderberg-Treffen entscheiden. Ich gehe davon
aus, dass hier die Überlegung mitspielte: Wenn du einen Kerl nicht
besiegen kannst, dann rekrutiere ihn! Für ein skeptisches Land wie
Dänemark eignet sich doch als Top-Bilderberger am besten ein Mann aus
der linksliberalen Intelligenzija. Seidenfaden wurde bereits 1993 zum
Ritter geschlagen; so wirkt das dänische Königshaus auf subtile Weise
bei der Machtverteilung mit. Er war seit 1987 Vorstandsmitglied der
dänischen Gesellschaft für Auswärtige Politik (entspricht dem
amerikanischen CFR), 1996-98 und von 2004 bis 2011 Vorsitzender des
Kopenhagener Redakteurverbandes, ab 2005 Mitglied des
Lenkungsausschusses der Trilateralen Kommission (TLC) und gehörte bei
den VL-Gruppen natürlich zur Quasi-Loge Nr. 1. Diese Details mögen dazu
dienlich sein, die Arbeitsweise eines nationalen und internationalen
Machtgeflechts besser zu verstehen.
10. Juli 2013:
Man hält es ja kaum für möglich, aber „Es“ (das Unsagbare) geschieht.
Ich hatte den Computer ausnahmsweise im Standby, während ich für ein,
zwei Stunden die Wohnung verließ. Ich komme zurück, versuche ihn aus dem
Standby wieder hochzufahren, und was geschieht? Das Einloggen
funktioniert nicht. Stattdessen erscheint auf Englisch die freche
Meldung am Bildschirm: „Andere Leute benutzen derzeit diesen Computer.
Wenn Sie ihn jetzt abschalten, könnten diese Personen Daten verlieren.
Trotzdem weitermachen?“ Das verblüffte mich. Ich machte zunächst einmal
nicht weiter (hatte ich wirklich Mitleid mit diesen anderen
Leuten, deren Identität nicht genannt wird, oder gar Respekt vor
ihnen?), versuchte andere Wege, um mein Gerät anzuwerfen, und
schließlich klappte es irgendwie. Ich kann mich nicht erinnern, ob ich
am Ende eben doch ganz krass den AUS-Knopf betätigte. Es setzt sich das
obszöne Gefühl durch, es sei „sowieso alles egal“. Wer weiß, wie lange
das weltweite elektronische Gesamtsystem trotz seiner ausufernden
Updates, Sicherheitsmaßnahmen und Hacker-Angriffe noch durchhält.
Nun könnte es ja sein,
dass während des Standby-Modus einige Programm-Anbieter die Zeit nutzen,
um Updates rüberzuschicken, oder? Ich weiß es nicht. Sie hätten sich
dann als unabhängige Benutzer des Computers etablieren müssen.
Vielleicht geht das? Sie bräuchten dazu mein
Systemadministrator-Passwort: aber wieso sollten sie das nicht
herausfischen können? Ist alles schon vorgekommen, bis hin zum
„Bundestrojaner“ oder „BKA-Trojaner“, der sich als Kripo ausgibt, den
Computer einfriert, ihn völlig sperrt und unverschämt 100 Euro fordert,
sich jedoch auch nach der Zahlung dieses Betrages weigern würde, den
Computer wie versprochen zu „entsperren“. Die Polizei beschreibt sich
selbst als machtlos; das sei alles gut bekannt, aber die Verbrecher
säßen eben irgendwo im Ausland, wo sie nicht zu fassen sind.
Man fühlt sich
jedenfalls nicht besonders sicher angesichts solcher technischer
Möglichkeiten. Ich sag's nur mal so und belasse es dabei. Über die
großflächigen Details à la Snowden informiert diese Woche ja schon
hinreichend der SPIEGEL. Viel Aufruhr um diesen Pfeifenblaser.
Hat man doch alles längst gewusst, nur seinem heldenhaften
Hochverrats-Milchgesicht glauben es plötzlich sogar die
Medien.
Und der Computer ist
schon wieder am Steckenbleiben. Er spricht nicht auf die Befehle an,
oder erst nach längerer Wartezeit. Es rumort tief in seinen Eingeweiden,
er macht was, er tut was, er ist sagenhaft busy, aber wem dient
er? Ist doch ganz klar, andere Leute benutzen diesen Computer.
Rückbesinnung oder Zombie-Weltkrieg?
19.-20. Juni 2013: Diese Welt ist doch ein wenig
gruselig. Ich wollte neulich hier in meiner Website ein Zeichen setzen,
indem ich eine vollkommen unzweideutige religiöse Darbietung von Bianca
einbezog: Im Namen des Vaters. Denn allmählich sehe ich sonst
kaum einen Weg, um all dem Irrsinn – dem vorrückenden Oberwahn in Form
von Zombie-Orgien, US-gestützten Al-Qaeda-Handlangern, dem Drohnenkrieg und
dem schamlosen, globalen Big-Brother-Lauschangriff, inhaltslosen
Kundgebungen des Großen Blenders aus Übersee (wie eben wieder in Berlin),
Bürgerkriegen und bürgerkriegsähnlichen Unruhen in mehreren großen
Ländern und allgemeiner Abzocke durch die globalen Bankster-Cliquen –
jetzt noch einen stabilen Rückhalt in der spirituellen Welt
entgegenzusetzen. Aber die Einbettung des Songs Im Namen des Vaters
ist misslungen, denn schon wenige Tage darauf schlug laut YouTube die
GEMA wieder zu und setzte der Erhältlichkeit im Internet ein Ende. Alle
möglichen albernen kleinen Liedchen aus bonbonbunten Sommerlauben dürfen
wir uns weiter herunterholen, aber nicht Im Namen des Vaters und
auch nicht Ich glaub an die Zukunft der Liebe (ebenfalls Bianca).
Hm. Dies mag objektiv bedeutungslos sein, aber subjektiv fühle ich mich
davon betroffen.
Mit Entsetzen bemerkte ich heute
außerdem, dass die nächste gigantische Propagandawelle in Form eines
zweifellos illuminatisch inspirierten filmischen Machwerks namens
World War Z, das heißt Zombie-Weltkrieg, am 27. Juni in den
Kinos anläuft. Wo bemerkte ich dies? Selbstverständlich an einer Quelle,
die in Geist und Schrift so nah und gnadenlos mit den eigentlichen
Machtzentren verknüpft ist, wie es nur geht, nämlich bei Reuters.
Reuters, das sind die globalen Nachrichten-Macher; es gibt nur wenige in
dieser Größenordnung. Diese Reuters-Leute o.Ä. schreiben, was ihnen
passt, und der Rest der Welt betet es in den Zeitungen nach. Na,
jedenfalls typischerweise bei Reuters tauchte ganz oben und ganz vorn
auf der Hauptseite (http://de.reuters.com/)
sowie auf den Seiten zahlreicher Einzelartikel die hypnotische
Schockwerbung für den Zombie-Weltkrieg auf. Brad Pitt ist der große
Held, und dann auch noch in 3D. Das Motto des schwarz gehaltenen
Reklame-Banners lautet: Deine Zeit läuft ab. Man kann sich, wenn
man die Nerven dazu hat und sich keine Sorgen wegen der schädlichen
Wirkung heimtückischer Flackerfrequenzen macht, den Trailer dazu
anschauen. Das ist die turbulenteste Mega-Katastrophe, die uns bis jetzt
suggeriert wurde, wobei man dazusagen muss, dass die Blitz-, Schock- und
Toneffekte allein schon des Trailers das Blut in den Adern gefrieren
lassen. Tatsache ist ja auch, dass Fantasie und Wirklichkeit sich in
vielen Gemütern bereits hoffnungslos vermischt haben. Weil keiner mehr
durchsteigt. Ist es die propagandistische Vorbereitung auf den Untergang? Soll die Menschheit
dezimiert werden? Sollen wir uns schon daran gewöhnen, dass die Menschen
in großen Massen niedergemäht werden dürfen? Weil es alles nur
grässliche Untote sind? Unmenschen, Ungeziefer, heulende hungrige
Monster? Goebbels lässt grüßen?
Lass dich lieber freiwillig
impfen, Bruder, lass dich mit unseren Giftstoffen, Kontroll-Chips und
Nanoteilchen vollpumpen, dann musst du vielleicht kein Zombie werden! So
interpretiert es jedenfalls Alex Jones in seinem Video Die Propaganda
hinter World War Z, mit deutschem Begleitkommentar. (Aber auch das
ist, Hand aufs Herz, ein bisschen übertrieben! Jetzt drehn sie irgendwie
alle durch. Die Leserkommentare auf solchen Seiten sind, besonders in
Amerika, proppenvoll mit religiösem Wahnsinn und engstirnigen
gegenseitigen Beschimpfungen.) Eine sachlichere, tatsachengerechte, aber
nicht minder erschütternde Analyse dieses Films, seiner Inhalte und
seiner Absichten finden Sie bei
Alles Schall und Rauch: Weltkrieg Z kommt auf uns zu.
Was mich besonders deprimiert, ist die Gleichgültigkeit, die
Abgestumpftheit und das blasierte Amüsement, womit viele Menschen das
Ganze nur fröhlich als ein entschuldbares, weil eben typisches Spektakel
der Unterhaltungsindustrie abtun werden. Wer das anders empfindet, wird
sicher bald ausgelacht. Sind Anstand und Güte nur noch
Charakterschwächen von gestern? So wollen es die zynischen Filmemacher
sicher gern aussehen lassen, und durch jahrzehntelang graduell
voranschreitende Zermürbung und Zersetzung moralischer Wertvorstellungen
ist das Publikum entsprechend vorbereitet, um sich jetzt als
Sahnehäubchen seiner Gehirnwäsche die hemmungsloseste Vision weltweiter
Grausamkeiten gegen die Menschheit reinzuziehen.
All das Tohuwabohu liegt nicht
am finsteren Zeitalter Kali-Yuga (wenn es das nur wäre, hätten
wir laut indischen Originalquellen noch sehr viel Zeit), sondern es
liegt an bösartigen Plänen einer kleinen Pseudo-Elite, und die meisten
Dinge, die uns noch hätten retten können, sind auch schon unterwandert,
überwuchert, unterdrückt und verboten worden. Glaube ich. Nun könnte ich
ja einfach katholisch werden, aber das geht leider auch nicht mehr, habe
zu viel begriffen, zu viel nachgedacht; ich kann mich unmöglich
überzeugen lassen, dass ich symbolisch oder faktisch das Blut des
Gottessohnes trinken muss und von seinem Leib essen muss, um der
Unsterblichkeit teilhaftig zu werden. Ich glaube, wir sind auch ohne
diesen Ritus und ohne die monopolistische Mittlertätigkeit von Priestern
auf jeden Fall der Unsterblichkeit teilhaftig und von Natur aus Kinder
Gottes
– sofern wir uns als etwas Geistiges und nicht als ein Stück
Materie identifizieren. Also führt für mich kein Weg zurück in diesen organisierten
Ritus, denn ich will niemandem einen Glauben vormachen, den ich nicht
teile, aber es gibt doch wenigstens Wege zurück (oder vorwärts) in einen echten und
wahren persönlichen Glauben, und ob Sie dies nun Urgrund oder Brahm oder
Gott, oder Liebe oder Menschenwürde nennen, das wissen Sie wirklich
selbst am besten. Absolute Werte und ein absoluter Halt: irgendwo haben
Sie das noch. Wir können uns wieder darauf besinnen. Jedenfalls ist, wie
mir scheint, eine Rückbesinnung und Kraftquelle dieser Art vonnöten, um
hier während der nächsten Jahre und Jahrzehnte überhaupt noch
durchzuhalten.
Tauglich
sind solche absoluten Werte freilich nur dann, wenn sie nicht
über kurz oder lang als Rechtfertigung missbraucht werden, um genau das
Gegenteil ihrer eigenen Aussage zu verüben. Das ist eine Frage der
persönlichen Prinzipientreue. Die Werte dürfen sich nicht selbst ad
absurdum führen. Es geht um eine Ablehnung der moralischen
Beliebigkeit, um eine gründliche, aus dem Urgrund der Seele erfolgende
Hinterfragung der Situationsethik, wonach schon alles in Ordnung sei,
solange nur der Zweck die Mittel heilige und solange es für das schwer
bestimmbare und kaum absehbare „Größte Wohl für die größte Anzahl
beteiligter Wesen oder beteiligter Lebensbereiche“ am besten zu sein
scheint, wie auch immer man sich das mathematisch auszurechnen beliebt.
Dieser Rechenschieber badet gern lau und geht mit selbstgerechtem
Pokerface „über Leichen vorwärts“. Im Hintergrund können freilich trotz
der vorgespiegelten, wissenschaftlichen Rationalität vom Menschen
gesetzte, als absolut aufgefasste Werte stehen und als
„Rechtfertigung“ dienen. Das erklärt die unvorstellbare Größenordnung
historischer Grausamkeiten wie z.B. unter Mao, Stalin, Hitler, Napoleon,
Innozenz III. und wie sie alle hießen, und die gewaltigen Horden
entfesselter Mittäter und Mitläufer in ihrer organisierten und
„zweckmäßigen“ Auflehnung gegen Gott und die Liebe. Bei ihnen allen war
der Verstand in solcher Weise zurechtgebogen, dass sie damit „recht
hatten“, weil sie doch im Interesse des „Größten Wohles“ einen sehr viel
wichtigeren paradiesischen Zustand anstrebten. Merkwürdig, dass diese
Paradiese dann niemals verwirklicht wurden: unmöglich mit solchen
Mitteln! Und je größer und weitschweifiger die zugrunde gelegte Theorie
sich gebärdet, je weltumspannender oder gar galaktischer die
Zielsetzung, um so schlimmer und um so gewaltiger ist das ihr
innewohnende „Rechtfertigungspotenzial“. Das heißt nicht, dass man
keine großen Ziele haben oder teilen sollte, aber doch bitte stets unter
Wahrung des gesunden Menschenverstandes, der Menschenrechte und der
Menschenwürde und eingedenk des Heiligen Geistes sowie mit einer
gehörigen Portion Frechheit und Kampfbereitschaft gegen alle etwaigen
Fanatiker, die den Gang der Ereignisse pervertieren und all Ihrem
Schweiß und Edelmut ein negatives Vorzeichen verleihen würden.
Es hüte sich also ein jeder,
zu hassen im Namen der Liebe, Krieg zu führen im Namen des Friedens,
auszubeuten im Namen der Gleichheit, zu bespitzeln im Namen des
Anstands, zu inhaftieren im Namen der Freiheit, Teufeleien auszuhecken
im Namen Gottes, zu unterminieren im Namen des Aufbaus, zu töten im
Namen des Lebens, zu vergiften im Namen der Gesundheit und zu foltern im
Namen der Menschenwürde. Das sollte alles klar sein, aber irgendwie ist
der menschliche Verstand mit Kurzschlüssen und Selbstschussanlagen und
automatischen Widersprüchen vermurkst, und wollte nun ein edler neuer
Verein uns von all diesen Fallgruben befreien, würde er vermutlich schon
bald in seinen eigenen Reihen die Diktatur von neuem errichten, die
Redefreiheit, die Pressefreiheit, die Informationsfreiheit und natürlich
auch jede Form von Gewaltenteilung abschaffen, sich in das Liebesleben
seiner Mitglieder einmischen, wahnsinnig viel Geld verlangen,
Geheimdienste gründen, gigantische Datenspeicher einrichten,
systematisch die Tatsachen verleugnen, traditionelle Werte vernichten,
Spezialgefängnisse bauen und mit willkürlichen Ausgrenzungen,
Verleumdungen und Verhaftungen allgemein Terror im Namen der Freiheit
verbreiten. Zu all diesen Entartungen neigt ja sogar die ursprünglich
wohlmeindende, freiheitliche und undogmatische amerikanische Nation in
ihrer völlig überforderten, angemaßten Position als Weltpolizist und
theatralisch beschworenes "Reich des Guten gegen das Reich des Bösen",
und man braucht sich nicht zu wundern, wenn amerikanische Geheimdienste,
Religionen und Wirtschaftsunternehmen zunehmend auf den gleichen
selbstgerechten, kaltherzigen, menschenverachtenden, trügerisch
weltverbessernden Kurs einschwenken.
– Bild links oben: Ausschnitt aus
Sogni („Träume“)
von Vittorio Matteo Corcos, 1896
14. Juni 2013: Da vergingen mal wieder einige Wochen mit
überwiegender Konzentration auf den Erwerb des Lebensunterhalts, kurz
gesagt auf das leicht entfremdete Arbeiten, denn unsereins ist
altmodisch und glaubt noch etwas tun zu müssen für sein Geld. Unterdessen kamen und gingen im Gruselhotel
in Watford die ehrbaren Oberquassler des Bilderberg-Vereins, deren
Bedeutung man nicht überschätzen sollte. Die wirklichen Drahtzieher
sitzen woanders und zeigen sich selten oder nie: Spielerisch werfen sie
weltweit altruistische, edle, uneigennützige Motive in den Ring, um damit den
Gang der Ereignisse in eine für sie als vorteilhaft empfundene Richtung
zu lenken. Einige setzen auf die USA, andere auf China oder die UNO. Da
herrscht auch in den obersten Rängen nicht einmal Einigkeit, nur dass
man als Endergebnis „alles im Griff“ haben will und alle Menschen rund
um die Uhr beglotzt und belauscht werden sollen. Könnte doch ganz nett
sein, wenn endlich der Weltfriede unter einheitlicher Führung gesichert
wäre? Als ob dann wirklich ein stabiler Friede entstünde? Jeder, der
dann noch nicht Ruhe gäbe, wäre ein Terrorist?
Frieden schaffen und die Umwelt retten, mit solchen
Idealen sollen wir überzeugt werden, unsere Souveränität abzugeben. Aber man sieht ja, dass sich
schon auf der nächsttieferen Ebene, nämlich bei Bilderberg, fast
ausschließlich die alten West-EU-Länder und die Nordamerikaner treffen,
ein Häuflein, das schon beinahe verzweifelt bemüht ist, die Dominanz seiner
einst so expansiven Rasse noch ein Weilchen aufrechtzuerhalten. (Das
sagen sie nicht.) Die Chance, mit dieser
Besetzung und unter dieser Knute eine „Neue Weltordnung“ oder „Weltregierung“ auf die Beine zu
stellen, ist gering und wird immer geringer. Denn so
würden sehr große Weltteile, die ihren eigenen Stolz haben, natürlich
nie mitmachen. Die kaufen uns eher, oder sie wandern einfach massenhaft
bei uns ein. Da haben sich die erlauchten „weißen“ oder hellrosa
Handlanger und Wichtigtuer der Bilderberg-Clique gründlich verrechnet,
denn erstens kann ihre Dominanz auf dem heutigen Schachbrett
nicht mehr gesichert werden, und zweitens fänden sie sich, wenn wirklich
laut Meisterplan immer größere Regionen zusammengeschlossen und dann
einer Weltregierung unterstellt würden, am Ende nicht als irdische
Oberschicht, sondern nur als staubige alte Rädchen im Getriebe wieder,
während die wahre Musik dann längst woanders gespielt wird. (Eine erkleckliche Sammlung
Bilderberg-Presseberichte aus früheren Jahren könnte helfen, das
Thema zu vertiefen.)
Google-CEO Eric Schmidt tönt wie 1984 bei Orwell
17. Mai 2013:
Die Majestätische Küchenschabe breitet sich über Alles und Jedes aus.
Die geistige Verarbeitung kann kaum noch Schritt halten. Ich zitiere mal
eben, der Kürze halber, aus der amerikanischen Website PrisonPlanet:
<Die Richtung, in der sich das alles entwickelt,
lässt sich ziemlich eindeutig aus den Bemerkungen von [Google-Generaldirektor]
Eric Schmidt höchstpersönlich ablesen, der wiederholt klargestellt hat,
dass er die Privatsphäre für ein irrelevantes Überbleibsel aus der
Vergangenheit hält und dass er aus Google den ultimativen Großen Bruder
machen will, der George Orwells Roman „1984“ wie ein Kindermärchen
erscheinen lässt:
„Für uns brauchen Sie nicht einmal
etwas einzutippen. Wir wissen, wo Sie sind. Wir wissen, wo Sie gewesen
sind. Wir können mehr oder weniger wissen, woran Sie denken.“
„Ich glaube, die meisten Leute
erwarten von Google eigentlich keine Antworten auf ihre Fragen. [...] Sie
wollen, dass Google ihnen sagt, was sie als Nächstes tun sollen.“
„Falls es bei Ihnen etwas gibt, was
niemand wissen darf, dann sollten Sie es vielleicht sowieso nicht tun.“
„Wir brauchen einen [verifizierten]
Personen-Namensdienst", sagte er. „Regierungen werden das verlangen.“
(Internetkontrolle im chinesischen Stil).
„Wir wissen alles, was Sie machen,
und die Regierung kann Ihre Schritte verfolgen.“
„Wir werden über Ihre Position auf
den Fuß genau und schließlich auch auf den Zoll genau Bescheid wissen …
Ihr Auto wird sich von selber fahren; es ist bloß ein ärgerliches
Hindernis, dass Autos vor den Computern erfunden wurden ... Sie sind
niemals einsam ... Sie haben nie Langeweile ... es gehen Ihnen nie die
Ideen aus.“
In zahlreichen Reden,
einschließlich der Reden bei Google-Zeitgeist-Kongressen, hat Eric
Schmidt seine Vision einer kollektivistischen, permanent vernetzten Welt
umrissen, wo Individualität und Privatsphäre verpönt sind und wo
diejenigen, die sich der neuen Religion des Transhumanismus verweigern,
als barbarische Untermenschen gemieden werden.> (http://www.prisonplanet.com/google-berg-global-elite-transforms-itself-for-technocratic-revolution.html)
Was ist denn das?
15. Mai 2013:
Die Möchtegern-Weltenherrscher der Marke Bilderberg werden bei einem
Spaziergang durch die weitläufigen trostlosen „Luxus“-Gärten um ihren
diesjährigen Treffpunkt „The Grove“ erleben, dass in einem plumpen,
seichten,
rechteckigen Stück Wasserfläche eine absolut verelendende Menschenfigur
„künstlerisch“ dargestellt ist, eine Art zerfließender
Techno-Zombie,
der ganz
eklig und armselig ist, ein grauer Dr. Death gewissermaßen (siehe Abb.
links), der von
Kritikern bereits als eine Statue des Transhumanismus gedeutet
wird. Sie wissen schon, Abschaffung des Menschen durch den Über-Roboter,
den Allesrechner, den Alien-Mix-Klon oder dergleichen. Es ist
erschreckend. Jedenfalls ist es nicht die humanistische
Tradition, es knüpft nicht an die Renaissance an, auch keineswegs
ans Christentum oder an klassische griechische Motive von Freiheit,
Ebenmaß und Edelmut. Nein, diese Ausdrucksform ist herzlos und ist
gegen uns. Gegen uns Menschen! An dieser Art „Kunst“ können wohl nur die übelsten Zyniker
oder interstellaren Blutsauger ihre juckende kleine Freude haben. Ach ja, und wenige Tage vorher
oder nachher wird dieses ominöse Gebäude
(wie schon jährlich seit 2007) von der Google-Zeitgeist-Konferenz benutzt,
was den Verdacht erhärtet, dass Bilderberg und Google
zu einer Art Bilder-Google oder Google-Berg verschmelzen und die
Echsenkönige in Zukunft noch hartnäckiger auf das Glotz-,
Informationszersplitterungs-, Wichshilfen-, Überwachungs-,
Kriminalisierungs- und Kontrollinstrument Google
setzen werden. Dafür gibt es immerhin schon eine Reihe konkrete Anzeichen. Aber man
versinkt in eine Art hoffnungslosen Mystizismus statt Logik und Klarheit
beim Aussortieren. – Bitte um Verzeihung, Quatsch mit Soße, all das,
und dennoch muss es gelegentlich brühwarm aufgegossen werden.
Ich habe mir heute ein Drachenposter gekauft
(nach dem Motto: Das kann ich auch) und
hinter meinem Rücken an die Schrankwand gepinnt, einen Drachen, der
feuerspeiend ein kugelförmiges Ei mit dem Yin-und-Yang-Zeichen in den Klauen
hält. Die Malerin, schon allseits bekannt, eine
Anne Stokes aus England,
die auf Drachen-, Fantasy-, Vampir- und Gothic-Motive spezialisiert ist, nennt das
sinnreiche Gemälde
Yin Yang Protector, aber machen wir uns nichts vor, der Drache
beschützt nicht das Yin und Yang, sondern der Drache (die Echse) hat das
Yin und Yang
längst gehijacked (gekapert, zur Geisel genommen) und fickt uns
die Hirne durch, oder die Seelen, je nachdem was Sie glauben. So ein
gigantischer Berg von Bildern – auch Google ist ja buchstäblich ein
„Bilder-Berg“, oder liefert einen solchen – lässt sich nur ganz schwer
wieder abtragen. – Hier (unten) ist das Gespensterschloss zu sehen, wo
die vermeintlich „Großen“ dieser Welt, die in Wahrheit eher Tief- als
Hochgestellten, sich zum diesjährigen
Tête-à-tête
treffen, d.h. zum Köpfe-Zusammenstecken, oder was
sie sonst noch alles zusammenstecken, aushecken und durchlauchtigst mit
planerischer Heimlichkeit und lobbyistischer Eintracht beflecken, bis
die Posaunen erklingen oder die Annunaki hier landen:
Der
Tagungsort, ein bisschen gruselig: Stammsitz einer Art „Mutter der
Finsternis“? Ich hoffe zu scherzen.
Bilderberg 2013
11. Mai 2013:
Jetzt wird gerade der Veranstaltungsort für das „geheime“ Gipfeltreffen
der berüchtigten Bilderberger im Jahre 2013 bekannt. Die nach außen
schweigsame, jedoch intern redselige Welt-Elite trifft sich diesmal im
Hotel „The Grove“ in der Stadt Watford, unmittelbar nördlich von London
in der Grafschaft Hertfordshire, vom 6. bis 9. Juni 2013. Die
Steuerzahler von Hertfordshire dürfen laut
Watford Observer vom 10. Mai 2013 das gewaltige Polizeiaufgebot
bezahlen, als ob diese erleuchteten hochwohlgeborenen Illuminati-Knechte
kein Geld hätten, um für ihre „Sicherheit“ selbst aufzukommen. Schuld
daran sind natürlich die Demonstranten, die von nah und fern anreisen
werden. Dorothy Thornhill, die Bürgermeisterin von Watford, hat
gemischte Gefühle, sagt sie. Ob dieses Ereignis mal für ihr Städtchen
auch gut sein wird? Die Sorge wegen der möglichen Unruhen ist
verständlich. Die Polizei von Hertfordshire benutzt als Einsatzzentrale
während der Veranstaltung einen örtlichen Rugby-Club. Wer weiß, was da
auf sie zukommt.
Es treffen sich, wie
üblich, etwa 140 Größen aus Politik, Wirtschaft, Finanz- und Medienwelt
sowie vermutlich auch wieder ein paar Vertreter der Königshäuser. Die
Gästeliste wird bis zur eigentlichen Veranstaltung geheim gehalten. Um
die Teilnehmer von der Außenwelt gebührend abzuschotten und von den
Inhalten der Referate und Diskussionen nichts nach außen dringen zu
lassen, sind für die Dauer des Treffens alle 227 Zimmer des Hotels
gebucht worden. Da wäre also noch Platz für ein angemessenes eigenes
Personal. Es handelt sich um ein sehr luxuriöses Ambiente, wenn Sie sich das mal ansehen
wollen: The Grove.
Kritiker betonen, dass
diese Art Geheimtreffen zwischen Politikern und Lobbyisten (oder
Drahtziehern) den
demokratischen Prozess unterwandert, vom Transparenzgebot ganz zu
schweigen. Die britische Lokalzeitung geht
darauf nicht näher ein, findet es aber angemessen, den esoterischen
Erweckungs-Redner und Schriftsteller David Icke mit der Behauptung zu
zitieren, der einflussreiche Führungsausschuss (steering committee) der
Bilderberg-Gruppe bestehe aus 3,60 Meter großen Echsen, die als „Reptoide“
bezeichnet werden. Das reicht man natürlich gern weiter, um die Kritiker
lächerlich zu machen, und zugegeben, diese Unterstellung besitzt,
wörtlich genommen, keinen hohen Wahrscheinlichkeitsgrad. Sie mag
allerdings in bildlich-mythologischer Form dazu dienen, den Charakter
dieser Obermacker satirisch und allgemeinverständlich aufs Korn zu
nehmen. Wichtiger sind die eigentlichen, politisch-sachlichen Argumente,
nämlich vor allem die Überlegung, dass dort hinter den Kulissen
eine Art Einstimmung auf den künftigen strategischen Kurs für unsere
Welt, oder zumindest eine Art thematische Auswahl für die nähere Zukunft
angestrebt wird.
Hörst
du die Glocken von Stella Maria?
3. Mai 2013: Man
sucht und sucht. Gibt es irgendwo eine wesentliche Botschaft, eine
überzeugende Wiedergabe des Glanzes aus Überwelten, vielleicht einen
Lichtstrahl, mit dem die Emanation des Urwesens sogar in unser dunkles
Tal noch kraftvoll herabdringt, eine Erinnerung an die Herrlichkeit
Gottes, das Reich und die Ewigkeit? Ich finde, Bianca hat es gut
geschafft, als bekennende Christin und begnadete Musikerin die Botschaft
vom Himmel her engelhaft zu vermitteln, und bin ihr an diesem Maientag,
ältlich langsam herumschlurfend, sehr dankbar dafür.
PS: Sehr schön ist übrigens auch die slowakische
Version dieses Liedes:
Stella Maria
von Danka Štrauchová und Daniela Babincová. (Slowakisch, nicht
slowenisch!)
Eine Frage der Emanation
2. Mai 2013: Die Göttlichkeit ist, meines
Erachtens, wirklich eine Sache der Emanation aus dem Urwesen, so wie
neulich hübsch beschrieben im Jahre des Herrn 1906 (siehe weiter unten
bei „Derwische, Sufismus und Emanation“), und ihre Intensität ist eine
Frage der Position auf der absteigenden Leiter eben dieser Emanation.
Dieses Konzept ermöglicht mir alle übrigen Kapriolen von mehr oder
weniger persönlichem Ober-Gott und Göttin der Liebe (das indische
Urwesen Brahm und seine liebevolle Erstgeborene Maja, die „Maja Brahms“,
wie mein Münchner Korrespondent mal so schön formulierte), und anderen
Ober-Göttern, galaktischen Göttern, planetarischen Göttern (und jeweils
auch Göttinnen) und heiligen Primär-Emanationen über sonstige
Hochgeister aller Rangstufen, Engel, Heilige, auf- oder abgestiegene
Meister, Feen und Luftgeister bis hin zu Menschen, Tieren, Pflanzen,
Dämonen, Steinen, CIA-Agenten, Abhörspezialisten, Bilderbergern,
Stalinisten, Großbankiers und was da sonst noch mit sinkendem
Wahrheitstempo herumkraucht. Inklusive Konzepte wie Dreigliederung von
der Trinität bis zur Dreigestalt des Geistes oder Dreiteiligkeit des
Menschen, der Pflanzen etcetera.
Dies sei hier nur so nebenbei und mit erhofftem
Verlaub hinzugefügt.
Man „lebt“ nicht unbedingt, aber wie die alten
Juden schnaufend sagen, „man lebbt“, oder wie die Putzfrau sagt: „muss
ja“. Und beschauliche bis stramme Großspaziergänge gibt's sowieso fast
jeden Tag. In den Worten des Komikers Georg Schramm: „Es heißt ja, man
soll jeden Tag eine Stunde gehen. Das würde <es> angeblich hinauszögern.
Ich geh zwei.“ Und geht ab.
Mir gefällt immer diese
abschließende Regieanweisung: „Und geht ab“. Hat was Realistisches.
So wie bei Dieter Hildebrandt und Bruno Jonas vor
ein paar Jahren; der Bruno wollte unbedingt wissen, ob der Dieter denn
möglicherweise „heterosexuell“ ist, was der Dieter empört abstritt: Was
das denn für schmutzige Sachen seien, die ihm da unterstellt werden. Und
was der Bruno eigentlich wissen wolle. Darauf Bruno: „Ich will einfach
wissen, worauf Du stehst!" Entgegnet der alte Dieter, ganz patzig: „Ich
steh auf spanischen Rotwein!“ - Und geht ab.
Alles eine Frage der
Emanation und ihrer gelegentlichen Rücksaugmechanismen, wenn die
Emanierten müde werden.
1. Mai 2013:
Heiligkeit oder Lutschgenuss? Mit der Grübelei über diese Frage
verzettelt man sein ganzes Leben und eh man sich's versieht, ist es
schon wieder vorbei. Man stürzt sich entweder hinein in das glitschige
Vergnügen, und schwuppdiwupp, hat man Kinder am Hals und ist fürs
nächste Vierteljahrhundert beschäftigt. Oder aber, man legt sich einen
schimmernden goldenen Ring zu, der über der Schädeldecke schwebt, und
zwack(h)t sich einen ab. Diese bunt bemalten russischen Eier und
Täfelchen sind nämlich auch nicht ganz das Wahre, sondern es sind
Provokationen; es sind verlockende Identitätspakete, die der zwischen
Lust und Vergeistigung hin- und hergerissene Erdling sich verzweifelt
überstülpt, um dann aber festzustellen, dass er sich allein durch diese
Festlegung auf fremde Entwürfe schon wieder in schauderhafte
Gegensatzpaare und in Lügen so schwer wie Wackersteine verstrickt hat.
Das liegt an dem Jahrtausende alten (oder noch viel älteren) Ballast des
ewigen Kampfgetöses in diesem Universum. Am besten dürfte man wohl all
diesen Dichotomien (d.h. Dualitäten, widersprüchlichen Zweieinigkeiten,
doppelgesichtigen Janusköpfigkeiten, dialektischen Dramatisationen und
gescheiterten Synthesen) entschieden den Rücken kehren, nehme es wie es
kommt und lobe den Herrn. Die Lösung liegt meistens ganz woanders,
jenseits der Gegensatzpaare, außerhalb der Widersprüche, in der
eigentlichen Schönheit und Wirklichkeit dessen, was Du in Deiner
Gegenwart selber willst, in der Art und Weise, wie Du es Dir ganz
unabhängig gedacht hättest, in Gnade und urigster Einbildung.
Irrsinn aus
dem Nähkästchen des weltweiten Spinnengewebes
29.
April 2013: Was ich in meinem unten stehenden Artikelchen mit
"Irrsinn der Welt" meine, ist vor allem die Unmöglichkeit, bei den im
Medienzirkus vorgegebenen Haupt-Nachrichtenthemen auch nur annähernd
feststellen zu können, was wirklich los ist. Mit anderen Worten, die
Boston-Bomber könnten geradeso gut Sündenböcke oder CIA-Marionetten
sein, weil in Wirklichkeit in den USA das Kriegsrecht durchgeprobt
werden sollte, oder es handelt sich um einen "simplen", wenngleich
extrem blutigen Reklame-Gag für Überwachungskameras. Die
Schäuble-Sprüche von wegen künftiger Normalität der partiellen
Beschlagnahme von Sparguthaben über 100.000 Euro könnten eine bösartige,
schrittweise von Bankstern vorangetriebene Aufweichung der
Resistenzschwelle in der Bevölkerung sein, bis man den Leuten jederzeit
alles wegnehmen kann, ohne auf Protest zu stoßen. Die Wiedereinführung
der D-Mark könnte genauso gut ein Segen wie ein Fluch sein; Sparpolitik
könnte heilsam, aber genauso gut eine äußerst üble Idee sein (je nach
Wirtschaftstheorie und nationaler Arbeitsmoral, aber jetzt sitzen wir
leider alle im Einheitsbrei). Eine fettreiche mediterrane Ernährung
könnte genauso gut schädlich wie lebenserhaltend sein, und so weiter,
und so fort. Ich kann das nicht mehr alles zu klären versuchen, nicht
einmal als Hobby, denn irgendwo hinterm Horizont oder unmittelbar vor
meiner Nase muss es Interessanteres und Relevanteres geben, wie etwa
die Menge an Staub unter meinem Bett oder die fast schon vergessenen
Freuden des Radelns oder dergleichen, oder die Vor- und Nachteile des
links- und rechtsseitigen Pfades in der Esoterik, oder die
Witzgeschichten über den Bayerischen Illuminaten Herrn Zwackh, die
durchaus noch der Fortsetzung harren. Es hapert ein bisschen bei der
Auswahl des Wichtigen.
Mein Münchner
Korrespondent sagt zu diesem Thema: "... es erinnert ein wenig an Poker,
nur dass man im Netz lauter Nobodys vor sich hat und man schon fast
Profiler mit medialen Fähigkeiten sein muss, wenn man eine
Zuverlässigkeit der einen oder anderen Art will. Und nachdem Verarsche
salonfähig wird, ob als Politiker oder Nerd, metamorphiert die
Informationsflut mit der Desinformation und eigentlich ist man dadurch
mehr beschäftigt festzustellen, was es alles nicht ist, anstatt zu
identifizieren, was nun was ist. Clever. Die Menschheit zwischen bespaßt
und bedooft."
Worauf ich nur
entgegnen konnte: "Verstehe. Ich les' gelegentlich die Regenbogenpresse,
royale Problemchen, ein mediterraner Dorfbürgermeister mit
Casino-Referenzen spielt sich als Fürst auf, als ob er ein Jemand wäre,
Maxima frech an der Schwelle zur Macht, und immer süß und stattlich die
dänische Kronprinzessin, das Juwel aller Juwelen. ... Außerdem hab ich
am Wickel (oder hat mich am Wickel) ein äußerst umständlicher,
langsamer, beschaulicher Renaissance-Kriminalroman von Werner
Bergengruen unter dem schönen Titel Der Großtyrann und das Gericht.
Dies liegt doch immerhin einigermaßen in der Nähe meiner Hauptthemen,
aber aus ganz anderer Perspektive. Die Versuchungen des Autokraten und
seiner Untertanen. Hübsch gemacht. Das Wochenende ging allerdings
komplett mit Übersetzungen zum Thema Verbundsicherheitsglas und
Delamination drauf. Furchtbar schwerer Stoff. Dafür habe ich sonst
jedoch eine ganze Menge freie Tage oder größtenteils freie Tage, kann
also nicht klagen und kann mir trotzdem das Nötige und Erfreuliche
weitgehend leisten."
Von wegen
Sparpolitik
26. April 2013:
Während auf Deutschland wegen seiner "Sparpolitik" herumgehackt wird,
fragt man sich ja gelegentlich, wie die exakten Zahlen aussehen. Vor 11
Jahren, zum Ende des ersten Quartals 2002, hatte der Schuldenstand der
öffentlichen Haushalte (Bund, Länder und Gemeinden) in Deutschland
1203,9 Milliarden Euro erreicht (laut Financial Times Deutschland,
28.6.2002, "Schuldenberg der öffentlichen Hand wächst"). Die
Financial Times Deutschland hat inzwischen den Geist aufgegeben, und
der Schuldenberg ist auf 2166,28 Milliarden Euro gestiegen. Ich weiß
natürlich, dass diese Zahlen mit der Größe der jeweiligen
Volkswirtschaft "gerechtfertigt" werden, aber es ist, so oder so, viel
zu viel und man verpfändet die künftige Produktionsleistung der
Bevölkerung. Hier nun der aktuelle Stand in den EU-Ländern:
Staatsverschuldung EU-Länder 2012-IV: Ergebnis einer Erhebung zum
Thema "Staatsverschuldung in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union
im 4. Quartal 2012 (in Milliarden Euro)". Die Statistik zeigt die
Staatsverschuldung in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union im 4.
Quartal 2012. Die Angaben beziehen sich auf den Gesamtstaat und
beinhalten die Schulden des Zentralstaats, der Länder, der Gemeinden und
Kommunen sowie der Sozialversicherungen. Zuerst veröffentlicht April
2013. Die Erhebung wurde herausgebracht durch Eurostat.
"Staatsverschuldung in Milliarden Euro": Deutschland 2166,28.
Italien 1988,66. Frankreich 1833,81. Großbritannien 1700,08.
Spanien 883,87. Niederlande 427,52. Belgien 375,39. Griechenland
303,92. Österreich 227,43. Polen 217,67. Portugal 204,49. Irland
192,46. Schweden 158,23. Dänemark 111,57. Finnland 103,13.
Ungarn 76,57. Tschechien 69,93. Rumänien 50,00. Slowakei 37,24.
Slowenien 19,19. Zypern 15,35. Litauen 13,33. Luxemburg 9,23.
Lettland 9,04. Bulgarien 7,36. Malta 4,87. Estland 1,72. {http://de.statista.com/statistik/daten/studie/198377/umfrage/staatsverschuldung-in-der-europaeischen-union/}
"Die Geschichte ist ein Albtraum, aus dem ich zu erwachen versuche."
(James Joyce)
Der
Irrsinn der Welt und die Resignation des Einsiedlers
Im Übrigen gebärdet
sich die Welt wie ein Irrenhaus und ist als Hobby so nicht mehr
kommentierbar. Vor allem deshalb nicht, weil die Fakten nicht
mehr feststellbar sind; die Datenflut ersäuft sich selbst in einer Fülle
von Widersprüchen. Wer hätte da noch Lust, seine Zeit mit Recherchen um
der Faktenkunde willen zuzubringen? Besonders wenn die Sanduhr
einer Lebenszeit sowieso allmählich auszulaufen beginnt. Interessant
wäre die Frage, wieso die Planeten und Monde eigentlich auf ihrer
Umlaufbahn bleiben. Die Dinger eiern nämlich derart unregelmäßig herum,
dass mit Sicherheit noch andere Faktoren als nur Gravitation und
Fliehkraft am Werke sein müssen; Zusammenhänge, die wir Menschlein noch
gar nicht verstehen.
Mit Phantasie, Satire
und Hosianna kommen wir besser zurecht. Na gut, bei Hosianna ist
ein wenig Vorsicht geboten; man denke an die klassische Warnung vor dem
Wankelmut des Pöbels: Heute heißt es »Hosianna!« und morgen »Kreuzige
ihn!« So wäre denn auch, als persönliche Antwort auf all die
Teufeleien der Welt, ein gesundes Maß an Gottesfurcht oder
Gottesbewusstsein eine schöne Empfehlung. Nur leider zeigt die
Geschichte, dass die Gottesfurcht allerlei aufgestachelte
Menschenmassen in Vergangenheit und Gegenwart nicht an
Wahnsinnsausbrüchen und gewaltigen kollektiven Grausamkeiten hindern
konnte, sondern sogar als Motiv missbraucht wurde, um krasse Verbrechen
zu begehen. Umgekehrt erweist sich auch die Gottlosigkeit als
Nährboden für grauenhafte Verbrechen; man könnte meinen, dass die
Menschen mit oder ohne Gott immer wieder Gründe finden, sich
gegenseitig den Garaus zu machen, und dass also Gott in dieser Gleichung
nebensächlich sei. Dieser Eindruck täuscht, denn das sind nur die
Extreme des menschlichen Wahnsinns, und da ist es Jacke wie Hose. In der
alltäglichen Lebenspraxis hingegen hat der Glaube einen überwiegend
mildernden und vernünftigen Einfluss. Aber sollte man sich aufs
Predigen verlegen? Die Ergebnisse sind nicht verlässlich. Also kann
der Einzelne nur still in sich gehen und den ihm selbst innewohnenden
Urgrund der Vernunft und der Nächstenliebe finden; irgendein Funke wird
sicher noch da sein, und der Rest lässt sich auf dieser Grundlage
zusammenreimen.
Subjektiv mag es
freilich auch andere Stabilitätsspender, Maßstäbe und Kraftquellen
geben, wie zum Beispiel die Achtung der Menschenrechte oder das Handeln
aus einem tiefen Glauben heraus, oder auch eine konsequente atheistische
Ethik, aber man kann diese Dinge weder vorhersagbar predigen noch
einbläuen. Vielleicht kann man sie gelegentlich erwähnen, und es gibt ja
auch zigtausend Leute, die zu Erweckungspredigern laufen und gebannt
zuhören. Ich denke mal, dass deren Erweckung bereits von innen her
stattgefunden hat, sodass sie den Besuch evangelikalischer Vorträge
überhaupt beschließen konnten. Also entsprang die Liebe zu Gott
oder zu höherer Weisheit offenbar aus ihnen selbst, ob nun durch
Erkenntnisprozesse im Leben oder durch Gnade, und man hätte sie nicht
dazu zwingen oder generalstabsmäßig von außen dorthin bewegen können.
Ich mag es nicht
besonders, wenn sich jemand auf die Bühne stellt und großspurig
verkündet, was Gott will oder was Gott von dir erwartet. Das scheint mir
eine Anmaßung zu sein, selbst wenn inhaltlich sehr vieles gesagt wird,
womit ich einverstanden bin. Und es besteht offenbar ein Bedarf an
solchen Vorhaltungen, aber erstens sind leisere Töne angebracht,
zweitens sollten die Leute sich diese Weisheiten lieber selbst
erarbeiten, und drittens verfallen im großen Maßstab organisierte
Erweckungen und Spiritualisierungen leider häufig auf lästige Zwangs-
und Kontrollmechanismen. Außerdem sagt häufig jemand "Gott will
von dir, dass du ...", und in Wirklichkeit meint er: "Ich will
von dir, dass du ..."; sich als Bote einer höheren Macht darzustellen,
erscheint ihm wirkungsvoller.
So läuft es eben, das
Spiel des Lebens, und ich gebe es zu: Es ist bereits die Resignation des
Alters, die mich so reden lässt, weil ich keinen Bock und keine
Kraftreserven mehr habe, um mich von einem System herumscheuchen zu
lassen oder letzten Endes die Verantwortung für die Folgen der
menschlichen Missinterpretation all der Weisheiten zu übernehmen, die
ich persönlich entwickeln könnte oder die ich weiterreichen kann.
C'est la vie. Dann muss ich eben aushalten lernen, was auf uns
zukommt. Und: Ganz und gar die Klappe halten werde ich sowieso nicht.
Als Begleitmusik zu den nachfolgenden süffigen Sufi-Texten
The problem with the world is that the
intelligent people are full of doubts,
while the stupid ones are full of confidence.
(Charles Bukowski)
[„Das Problem der Welt ist, dass die Gescheiten
sich mit allerlei Zweifeln
herumschlagen, während die Dummen sich ihrer Sache
völlig sicher sind.“]
Und
nun zu etwas völlig anderem ...
Derwische, Sufismus und Emanation
Hier bin ich nicht genötigt, etwas Neues zu
schreiben, denn aus Quellen, die mindestens hundert Jahre alt sind,
purzeln uns doch die schönsten Weisheiten
entgegen. Alte Enzyklopädien, nun zum Glück ins Internet herüber
gerettet! In diesem Fall der Meyers von 1906/1909 (Derwisch,
Sufismus und
Emanation).
Man muss beim Lesen freilich das Alter der Information berücksichtigen,
aber in vieler Hinsicht wurden solche Dinge damals bunter, lebhafter
und letztlich doch wahrheitsgemäßer in den Lexika dargestellt als heute.
Auch pflegte das Bildungsbürgertum im Wilhelminischen Kaiserreich ein
recht lebhaftes Interesse an der orientalischen Kultur – auf positivem
Niveau. Ich zitiere (gemeinfrei) aus
www.zeno.org:
Derwisch
Derwisch (pers., »Armer«; gelegentlich auch, so
namentlich in Indien, mit dem arab. Wort Fakir bezeichnet), Name
der Mitglieder mohammedanischreligiöser Orden. In den arabischen Ländern
wirkten das christliche, in den persisch-indischen das buddhistische
Beispiel mit den asketischen Neigungen frommer Kreise und allerlei
heidnischen Überbleibseln dahin zusammen, dass aus dem
mystisch-pantheistischen Treiben der Sufi
(siehe unten) sich schon früh im Islam ein eigenartiges
Ordenswesen entwickelte, das später immer größere Ausdehnung gewann. Die
gegenwärtigen Orden pflegen ihre Regeln und Zeremonien auf die
berühmtesten Männer aus der Umgebung des Propheten selbst, wie Abu Bekr
und Ali, zurückzuführen; indes sind das Erdichtungen. In Wirklichkeit
sind sie meist in den schweren Zeiten der Türken- und Mongolennot (seit
dem 12. Jahrh.) entstanden. So verschieden die Derwische an Kleidung und
Gebräuchen sind, so identisch sind die ihnen gemeinsamen Grundsätze, die
in der Hauptsache auf die gewaltsame Steigerung mystischer
Andachtsübungen und auf die Unterordnung der Jüngeren unter ein
Oberhaupt (arab. Scheich, pers. Pir, »Alter«) hinauskommen. Unter
übertriebener Frömmigkeit, die besonders auf indischem Boden zu
extravaganten Bußübungen führt, verbirgt sich vielfach bei ihnen
Heuchelei, und manche Orden leben vorzugsweise von betrügerischen
Gaukelkünsten. Die Zahl der vorhandenen Orden wird konventionell auf 72
angegeben, einige 30 sind wirklich nachgewiesen. Von diesen sind die
bekanntesten die Kadiri (gestiftet von Abd el Kadir el Gilani,
gest. 1166), die Rifa'i (nach Ahmed Rifa'a, gest. 1182), die
Ahmedi (nach Ahmed el Bedawi, gest. 1276), die Senusi (s.d.),
die Aisaui (nach Mohammed ibn Aisa, gest. 1509 oder 1534) und die
Mewlewi (s.d.). Der Stifter der letztern, Dschelal ud Din Rumi (s.d.),
ist aus dem Orden der Nurbachschi, der »Lichtspendenden«, einer Gründung
des Schihab ud Din Sohrawerdi (gest. 1234), hervorgegangen; ebenso
Hadschi Beiram (gest. 1471), der Stifter der Beirami. Unter allen vor
der Gründung des osmanischen Reiches entstandenen Orden ist der der
Mewlewi der angesehenste. Sein Einfluss wuchs, als Konia, der Sitz
seiner Scheichs, dem osmanischen Reich einverleibt wurde, hier das
Studium persischer Literatur und Dichtkunst aufblühte und damit auch die
Lehre der Sufis, deren vorzüglichstes Organ Dschelal ud Din Rumi war,
auf weite Kreise Einfluss gewann. Von politischer Wichtigkeit für das
osmanische Reich sind die Bektaschi (gestiftet von Hadschi
Bektasch, gest. 1357) wegen des nahen Verhältnisses geworden, in dem sie
zu den Janitscharen standen; mit deren Ausrottung sind sie in den
Hintergrund getreten. Die Chalweti, von Omar Chalweti (gest.
1397) gestiftet, ziehen sich gelegentlich in eine einsame Zelle (chalwa)
zurück und leben daselbst in frommer, durch Fasten verschärfter Pönitenz.
Die Saadi, von Saad ed Din Dschibawi (gest. 1335) gestiftet, eine
Unterabteilung der Rifa'i, sind Gaukler und Schlangenbeschwörer. Andre
Orden sind die der Ruscheni (1533), der Schemsi (1601), der Dschemali
(1750) und der Nakschibendi (1319), die heute in Zentralasien weit
verbreitet sind.
Zum Teil wohnen die Derwische vereinigt in Klöstern
(Tekieh oder Chankâh); wenn sie verheiratet sind, dürfen
sie außer dem Kloster wohnen, müssen aber wöchentlich einige Nächte im
Kloster schlafen; großenteils aber gehen sie gemeinhin als Handwerker,
Krämer oder Ackerbauer ihren Geschäften nach und betätigen nur bei
besondern Anlässen ihre Zugehörigkeit zu einem Derwischorden. Ihre
Ordensregeln und Glaubenssätze halten sie streng geheim. Ihre religiösen
Exerzitien bestehen hauptsächlich in asketischen Selbstkasteiungen und
in gewissen Tänzen, deren Hauptschwierigkeit in einem oft stundenlang
währenden, meist aber 5–7 Minuten anhaltenden Drehen genau auf einer
Stelle besteht. Erst werden beim Tanz die Arme auf der Brust gekreuzt,
dann über den Kopf gehoben; hierbei bildet ihr weiter, gelöster Rock
einen Kreis um sie; oft fallen sie dabei besinnungslos nieder (tanzende
Derwische, zu denen unter andern die Mewlewi gehören). Noch toller
treiben es die heulenden Derwische, wozu die schon genannten Rifa'i
gehören, und namentlich die fanatischen Aisaui. Arges Bettelvolk sind
die in einigen Orden zulässigen wandernden Derwische (z. T. Kalender
genannt). Die Kleidung der Derwische ist nach den Orden sehr
verschieden; die Hauptstücke sind z. T. der Mantel und namentlich die
sehr vielgestaltige Kopfbedeckung, in Form von niedrigern oder hohen
(zuckerhutförmigen) Filzmützen, Turbanen u. a. Viele, besonders die
Kalender, tragen eine Schale zum Einsammeln von Almosen. Viele
mohammedanische Fürsten, darunter auch türkische Sultane, achteten die
Derwische sehr hoch und beschenkten ihre Klöster reichlich, und noch
jetzt [1906!] sind sie nicht ohne politischen Einfluss. Sie sind
durch alle mohammedanischen Gebiete verbreitet, und die respektablern
Orden, so die Ahmedi in Ägypten, stehen beim Volk in hohem Ansehen. Vgl.
d'Ohsson, Tableau général de l'Empire ottoman, Bd. 2 (Par. 1790);
Neveu, Les Khouan, ordres religieux chez les musulmans de l'Algérie
(das. 1866); v. Kremer, Geschichte der herrschenden Ideen des
Islams (Leipz. 1868); I. Brown, The dervishes, or oriental
spiritualism (Lond. 1867); Vambéry, Sittenbilder aus dem
Morgenland (Berl. 1876); Rinn, Marabouts et Khouan (Algier
1884); Le Chatelier, Les confréries musulmanes du Hedjaz (Par.
1887); Depont u. Coppolani, Les confréries religieuses musulmanes
(Algier 1897); Smirnow, Der Derwischismus in Turkistan, in der »Turkistanischen
Zeitung« 1898 (vgl. »Mitteilungen des Seminars für orientalische
Sprachen«, Bd. 2, Berl. 1899); Montel, Les confréries religieuses de
l'Islam marocain (Par. 1902).
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon,
Band 4. Leipzig 1906, S. 659-660.
Sûfismus (Sofismus), der Mystizismus der
Mohammedaner, nach dem der Menschengeist ein Ausfluss (Emanation,
siehe unten)
des Göttlichen ist und zur Wiedervereinigung mit demselben zurückstrebt.
Ursprünglich heißen sûfî (»wollig«, d. h. mit grober Wolle bekleidet)
Asketen, wie sie seit dem 2. Jahrh. der Hedschra in verschiedenen
mohammedanischen Ländern aufkommen. Sehr bald machte sich bei diesen,
insbes. in dem buddhistischen Einflüssen ausgesetzten Ostpersien, eine
vielfach in reinen Pantheismus übergehende Mystik geltend, die oft mit
der Askese verbunden bleibt, nicht selten aber dieselbe in den
Hintergrund drängt. Die Sûfi unterscheiden heute vielerorten drei
Stationen in ihrem geistlichen Fortschreiten: die der Methode, auf
welcher der Muslim die vorgeschriebenen Reinigungen und Gebete äußerlich
vollbringt; die der Erkenntnis, auf der er, überzeugt, dass alle
äußerliche Religionsübung keinen wahren Wert hat, sich vielmehr dem
Studium der sufischen Schriften und beschaulichem Versenken in die
Gottheit widmet; endlich die der Gewissheit, auf der er sich als eins
mit der Gottheit weiß und daher über alle Askese erhaben ist. Praktisch
führt der Sufismus naturgemäß überaus häufig zur Freigeisterei und
schließlich zum reinen Unglauben; so sind in Persien und Indien die
Sufis seit langem im Geruche der Ketzerei. Anderseits hat die Richtung
in den großen persischen Dichtern Attâr, Dschelal ud Din Rumi und Saadi
würdigste Vertretung gefunden; bei Hafis, so groß er als Dichter ist,
hat der Mystizismus schon einen verdächtigen Beigeschmack. Aus dem S.
ist das Ordenswesen im Islam hervorgegangen (s. Derwisch). Vgl.
Tholuck, S., sive Theosophia Persarum pantheistica (Berl. 1821);
Kremer, Geschichte der herrschenden Ideen des Islams (Leipz.
1868); Palmer, Oriental mysticism (Lond. 1867); Gobineau, Les
religions et les philosophies dans l'Asie centrale (3. Aufl., Par.
1900); Merx, Idee und Grundlinien einer allgemeinen Geschichte der
Mystik (Heidelb. 1893).
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band
19. Leipzig 1909, S. 190.
Emanation (lat.), Ausfluss, insbes. die stufenweise
herabsteigende Ausströmung oder Entwickelung aller Dinge aus dem
Urwesen. Diese Ansicht vom Universum, wonach es ein notwendiger Ausfluss
aus der göttlichen Fülle ist, das Emanationssystem (Emanatismus),
stammt aus dem Orient, ist von den Neuplatonikern aufgenommen worden und
wurde innerhalb des Christentums von den gnostischen Sekten ausgebildet
(vgl. Äon). Der Ursprung des Bösen wird durch die Annahme erklärt, dass
die Dinge notwendigerweise umso schlechter geworden seien, je weiter
sie sich allmählich in den Abstufungen der Emanation von dem Urquell
entfernt hätten. Auch die kabbalistische Philosophie hat sich das
Emanationssystem angeeignet. – In Newtons Theorie vom Licht (s. d.) ist
Emanation das Ausströmen der Lichtmaterie von den leuchtenden Körpern.
Bei radioaktiven Körpern (s. Becquerelstrahlen) ist Emanation das
Ausströmen von Teilchen, wodurch man sich die Becquerelstrahlen und die
damit zusammenhängenden Erscheinungen bedingt denkt; auch dieser
ausströmende Stoff selbst, der sich durch starke Kühlung mit flüssiger
Luft in einem Destillationsapparat verdichten lassen soll, indes nicht
in wägbarer Menge.
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band
5. Leipzig 1906, S. 744.
Ansturm auf zyprische Banken – Regierung
will Privatvermögen beschlagnahmen
12. April 2013:
Im Grunde ist das Ganze ein äußerst trauriger
Heuler. Ich habe diesen Blog-Abschnitt während der letzten drei Wochen
nicht weiter aktualisiert, weil die „Lösung der Zypernkrise“ sich von
Tag zu Tag änderte, so als wollte man die Reaktion von Laborratten
testen, und eine Insel ist dafür doch besonders gut geeignet. Die
Prozentsätze und die Eingrenzung der Betroffenen (historisch siehe
unten) wurden andauernd revidiert: Am Ende schien die Belastung von 30
auf 40 und auf möglicherweise 70 % für die reichen Russen und Ukrainer
anzusteigen, während die kleineren Sparer nun doch verschont bleiben
sollten. Dann verlor ich das Interesse und die Medien praktizierten
ihren üblichen ein- bis zweiwöchentlichen Themenwechsel, um sich primär
mit Kim Jong-Bumms Atomgekreisch und nun wieder vorrangig mit 50.000
Tonnen (!) vermanschten europäischen Fleischwaren zu befassen. Kein
Thema wird wirklich bis zu seinem jeweiligen Fazit hingeführt, sondern
scheinbar kopflos wird das nächste Horror-Thema Nummer eins ausgesucht.
Was soll das? Verdoofung?
20. März
2013: Nun sind seit dem ersten
„Zypern-Alarm“ ein paar Tage vergangen, und die Medien haben um das
Thema „Finanzkrise in Zypern“ immerhin fantastisch großen Lärm gemacht.
Die exakten Fakten festzustellen ist aber gar nicht so einfach. Man
stößt auf widersprüchliche Angaben, schlampige Berichterstattung und
fehlende Informationen. Der springende Punkt ist, dass die 5,8
Milliarden aus privaten Bankkonten zusätzlich zu den 10
Milliarden Euro „Notkredit“ aus EU/IWF-Quellen aufgebracht werden
sollen, sonst können sich die Zyprer auch die letztgenannten 10
Milliarden Euro abschminken. Das zyprische Parlament hat jedoch das
ursprüngliche Paket, das auch die kleineren Sparer stark belasten
sollte, am Dienstagabend (19. März) nachdrücklich abgeschmettert: es gab
keine einzige Stimme dafür, 36 Stimmen dagegen und 19 Enthaltungen.
Jetzt müsste die zyprische Regierung dem Parlament und der EU einen
neuen Vorschlag unterbreiten, wie die 5,8 Milliarden Euro aufzutreiben
wären. Heute (20. März) heißt es, dass die zyprischen Banken angesichts
der drohenden Staatspleite noch bis Dienstag kommender Woche geschlossen
bleiben. Ja sicher, denn sobald sie wieder die Türen öffnen, werden sehr
viele Leute versuchen, ihr Geld abzuheben (solange tatsächlich welches
da ist).
Nun ist u.a. von einem russischen Engagement die
Rede. Kein Wunder, denn reiche Russen haben zig Milliarden Euro auf
zyprischen Konten angelegt. In diesem Kontext wird auch von Geldwäsche
und Mafia gemunkelt. Man kann bei diesen Einlagen durchaus von einer
Anlage sprechen, denn zyprische Banken haben bislang vergleichsweise
hohe Zinsen geboten. Deutsche Banken bieten bei zwei Jahren Laufzeit
durchschnittlich 1,57 Prozent Zinsen, in Zypern hingegen sind es 4,43
Prozent. Insofern hatten ja eine Menge reiche Leute dort zunächst einmal
kräftig abgesahnt und müssen jetzt nicht gar so traurig (oder wütend)
sein. Erstaunlich ist nach all den Zahlenspielen nun die Entdeckung,
dass nicht nur Russland, sondern auch die Ukraine heftig betroffen wäre.
Denn nach Schätzungen ehemaliger Top-Banker gehören 10 bis 20 Milliarden
Euro auf zyprischen Konten tatsächlich ukrainischen Unternehmen und
Privatpersonen. Es wäre interessant, wie diese Ausländer-Anteile genau
aufzuschlüsseln sind. Das Zahlenmaterial ist bislang konfus oder wird in
den Zeitungen konfus präsentiert.
17. März 2013:
Aufgepasst! EU und IWF
lassen, wenn sie damit durchkommen, Gelder aus privaten Bankguthaben in
Zypern beschlagnahmen. Wir sind ins nächste Stadium des globalen
Finanzkollapses eingetreten. EU und IWF bequemten sich dieses Wochenende
zur Rettung Zyperns, auf Ersuchen der dortigen Regierung, indem sie 10
Milliarden Euro an Hilfsgeldern anboten – für die Rekapitalisierung von
Banken als auch zur Finanzierung des Staatshaushalts. Als ergänzenden
Beitrag ihrerseits soll die zyprische Regierung eine „einmalige Steuer“
auf alle privaten Guthaben in zyprischen Banken erheben. Wer 100.000
Euro oder weniger auf seinem Konto hat, soll darauf nach diesem Plan
eine Steuer in Höhe von 6,75 % zahlen, während Guthaben oberhalb dieses
Betrags mit 9,9 % besteuert würden. Die Pressemitteilungen werden sicher
ganz höflich formuliert, aber in der Praxis handelt es sich schlicht und
einfach um eine willkürliche Beschlagnahme privaten Eigentums (oder kurz
gesagt Diebstahl) bei Bürgern, denen man nichts vorzuwerfen hat. Die
rannten am Samstag, als die Nachricht durchkam, noch verzweifelt zu den
Geldautomaten, die freilich schnell leer waren; dann war der Spaß
vorbei, und übers Wochenende – am Montag ist in Zypern ein Feiertag –
friert die Zentralbank die elektronischen Überweisungen im gesamten
Bankensystem ein, bis von jedem Konto die „Steuer“ abgebucht ist. Noch
hören wir davon nicht viel in den Medien, aber es kommt ... denn diese
Abzocke zieht die Unantastbarkeit von Privateigentum im Bankensystem
überall auf der Welt ernstlich in Zweifel. Indes haben die großen
Profiteure ihre Schäfchen natürlich ins Trockene gebracht, sodass von
„Steuergerechtigkeit“ keine Rede sein kann, schon allein deshalb nicht,
weil es jenseits aller Gerechtigkeit liegt, mit einer neuen Steuer
ausschließlich die Gruppe der „Bankkunden“ zu belasten. Was können die
Sparer dafür, dass Spekulanten und Regierungen das Gegenteil von
„Sparen“ praktizieren? (Informationsquelle:
The Agonist; mehr dazu siehe
Handelsblatt, Zwangsabgabe für Sparer: Die Zyprer wollen ihr Geld
retten)
Bei näherer Betrachtung tauchen ein paar wichtige
Details auf: Die Zustimmung des zyprischen Parlaments, das heute am
Sonntag in dieser Sache zusammentreten sollte, sich aber auf Montag
vertagt hat, ist bislang unsicher. Auch müssen laut Handelsblatt
tatsächlich mehrere Parlamente in der Eurozone der von
Euro-Finanzministern und IWF beschlossenen Maßnahme zustimmen. Man weiß
also nicht, wie lange das Ganze dauert und was unterdessen eigentlich
stattfinden wird, außer dass große Unsicherheit und Unruhen
wahrscheinlich werden. Auf den Konten zyprischer Banken liegen 69
Milliarden Euro, wovon etwa 40 Prozent Ausländern gehören – meistenteils
reichen und nicht einmal in Zypern ansässigen Russen! Jedoch würde die
mickrige Schadenfreude hierüber wohl kaum den Schmerz und die Not der
weniger wohlhabenden zyprischen Bevölkerung lindern. Insgesamt sollen
den Bankkunden ca. 5,8 Milliarden Euro geklaut werden. Wie werden die
Bankkunden im übrigen Europa darauf reagieren? (Siehe auch
iknews: Bankrun auf Zypern: Ein Testballon oder Rachefeldzug?,
wo es so schön heißt: „Bargeld ist Freiheit, das muss als Quintessenz
herauskommen. Die Bestrebungen, Bargeld abzuschaffen, laufen in ganz
Europa auf Hochtouren. Zypern ist ein kleiner Testballon ...“)
9.
März 2013: Wenig Muße dieser Tage, aber der folgende Text, den mir
vor 12 Jahren jemand zusandte (Autor unbekannt), möge als Zwerchfelltraining wider den
tierischen Ernst dienlich sein. (Abb. links: eine alberne
Skulptur in Kiew)
Auszug aus einer Studie über die Ehe, die mit
10-Jährigen und jünger durchgeführt wurde (freie Übersetzung aus dem
Französischen):
WIE ENTSCHEIDET MAN, WEN MAN HEIRATET? Man muss jemanden finden, der die gleichen Sachen mag. Wenn du gerne
Fußball hast, muss sie es auch mögen, dass du gerne Fußball hast, und
dann die Chips und das Bier bringen.
– Alain, 10 Jahre
Man entscheidet nicht wirklich selbst, wen man heiratet. Gott
entscheidet das für dich lange im Voraus, und dann wirst du sehen, wen
er dir da an den Hals hängt.
– Kirsten, 10 Jahre
WAS IST DAS RICHTIGE ALTER ZUM HEIRATEN? Das beste Alter ist 23, weil du da deinen Ehemann schon mindestens
10 Jahre kennst.
– Camille, 10 Jahre
Es gibt kein "bestes Alter" zum Heiraten. Man muss wirklich blöd sein,
um heiraten zu wollen.
– Freddie, 6 Jahre
WAS MACHEN LEUTE WÄHREND EINES RENDEZVOUS? Die Rendezvous sind da, um sich zu amüsieren, und die Leute sollten
diese Gelegenheit nutzen um sich besser kennenzulernen. Sogar die Jungs
haben irgendetwas Interessantes zu sagen, wenn man ihnen lange genug
zuhört.
– Linette, 8 Jahre
Beim ersten Rendezvous sagen sie sich interessante Lügen, dadurch sind
sie dann bereit, ein zweites Rendezvous zu haben.
– Martin, 10 Jahre
WAS WÜRDEST DU MACHEN, WENN DEIN ERSTES RENDEZVOUS VERPATZT WAR? Ich würde nach Hause gehen und so tun, als wäre ich tot. Und dann
würde ich die Zeitungen anrufen und eine Todesanzeige abdrucken lassen.
– Craig, 9 Jahre
WAS HABEN DEINE ELTERN GEMEINSAM? Sie wollen keine weiteren Kinder mehr.
– Aure, 8 Jahre
WANN DARF MAN JEMANDEN KÜSSEN? Wenn sie reiche Männer sind.
– Pamela, 7 Jahre
Wenn du eine Frau küsst, musst du sie heiraten und mit ihr Kinder haben.
So ist das eben.
– Henri, 8 Jahre
IST ES BESSER, LEDIG ODER VERHEIRATET ZU SEIN? Ich weiß nicht, was besser ist, aber ich würde nie mit meiner Frau
Liebe machen. Ich möchte nicht, dass sie fett wird.
– Théodore, 8 Jahre
Für die Mädchen ist es besser, ledig zu bleiben. Aber die Jungs brauchen
jemanden zum Putzen ...
– Anita, 9 Jahre
... und jetzt kommt das Beste !!!.... WAS MUSS MAN TUN, DAMIT DIE EHE EIN ERFOLG IST? Man muss der Frau sagen, dass sie schön ist, auch wenn sie aussieht
wie ein Lastwagen.
– Richard, 10 Jahre
1.
März 2013: Der unten stehende Artikel über die altväterlichen
Bayerischen Illuminaten der Marke Weishaupt, Zwack und Knigge soll noch
fortgesetzt werden, aber „nebenbei“ muss ich und darf ich meinen
Lebensunterhalt bekanntlich mit nüchternen sprachlichen Aufträgen
verdienen.
–
Übrigens gibt es ja, wenn wir ein Streiflicht auf eine aktuellere
Kuriosität werfen wollen, einen lautstark fabulierenden Aussteiger der
erheblich düstereren heutigen Illuminati, so sie denn existieren:
einen gewissen Leo Zagami(Abb. links), von dem sich nicht
genau sagen lässt, ob er an dieser Truppe, die ihn von Kind auf verzog,
total irre geworden ist oder ob diese Truppe wirklich derart irre ist,
dass der Mann bloß akkurat den Geisteszustand seiner Ex-Kameraden
wiedergibt. Jedenfalls taucht er ab und zu in konfusen Interviews auf,
will nicht nur den 33. Grad der Freimaurerei, sondern auch den 90. und
95. erreicht haben, wobei niemals klar gesagt wird, ob man denn etwas
dafür getan haben muss, den 34., 35., 36., 37., ... ..., 67.,
68., 69., ... ..., 86., 87., 88., 89. Grad jeweils einzeln zu
„erreichen“, und ob man dafür irgendwas erlernen oder irgendeine
Leistung erbringen musste, oder ob es diese Zwischengrade samt und
sonders gar nicht gibt, sondern zum Beispiel die Position eines
stellvertretenden Kassenwarts bei der Vatikanbank oder dergleichen
automatisch mit der Zuweisung des 95. Grades einhergeht. Anders gesagt,
großspuriger Stuss mit Trompetendüsen dahinter. Man lüftet den letzten
Schleier vor dem letzten, geheimsten Altar und man findet dahinter ...
ein gähnendes Nichts. Oder? Leo „Lyon“ Zagami jedenfalls fühlt sich
kolossal verfolgt, wurde neulich anscheinend sogar von den Jesuiten in
Rom eingesperrt (wovon es ein hysterisches,
„hinausgeschmuggeltes“ Hausarrest-Video gibt), damit er in seinem
neuerdings entstandenen „Ich-bin-Jesus“-Wahn keinen Stunk beim Papst
machen konnte, und schwadroniert nun seit Jahren ohne Punkt und Komma in
tontechnisch absolut lausigen Telefon-Interviews und mit schwerfälligem
italienischen Akzent vom Hundertsten ins Tausendste. Man kriegt den
Eindruck, dass er extrem viel weiß (oder wusste), aber es brodelt alles
so durcheinander in seinem Kopf herum, dass er es in keine
normalverständliche Reihenfolge bringen kann. Möge der Herr sich seiner
irgendwann erbarmen und ihn auf grünere, ruhigere Kuhweiden mit
einschläfernden Hinkelsteinen führen.
Die
Bayerischen Illuminaten
„Die sicherste Maßregel gegen geheime
Verbindungen ist eine weise, im Lichte wandelnde Gesetzgebung, eine
gerechte, die Freiheit des Gewissens mit Aufrichtigkeit schützende
Regierung. Das Licht des Tages und der Öffentlichkeit löscht die Lampen
aus, die ein untilgbares Bedürfnis unter dem Druck der Finsternis
anzündete.“
Also sprach Gymnasialprofessor Friedrich Jacobs
(1764–1847) in seiner Gedächtnisrede am 9. Juni 1804 auf den
verstorbenen Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1745–1804).
Die hier erwähnten „Lampen“ wollte er in Anerkennung seines
seligen weisen Landesherrn offenbar als bloße Funzeln
abtun, als Notbeleuchtung einer unaufgeklärten Vergangenheit.
Zu den bedeutenderen Funzeln zählten die „Illuminaten“, was ja eigentlich „die
Erleuchteten“ bedeutet. So nennen sich Besserwisser gern. Bei
Herzog Ernst II. fand der führende Geheimbündler Adam Weishaupt
Zuflucht, nachdem seine Illuminaten, die er ursprünglich
Perfektibilisten („die Vervollkommenbaren“) nennen wollte, 1785 in Bayern verboten
worden waren. Damals gab es in Deutschland noch diesen faszinierenden Flickenteppich kleiner
Fürstentümer, und somit eine Fluchtmöglichkeit, wenn
woanders der Kopf in die Schlinge geriet: eine Tatsache, die, nebenbei
gesagt, für
Friedrich Schiller genauso nützlich war wie einst für Martin Luther.
Napoleon schließlich, der geisteskranke Eroberer und grobschlächtige
Organisator, konnte als Besatzungsherr eine Landkarte mit so vielen
Schlupfwinkeln und Komplexitäten nicht gebrauchen und setzte der
territorialen Vielfalt ein Ende.
Die Bayerischen Illuminaten
hatten offenbar nur sehr wenig mit unserer heutigen Vorstellung von
„Illuminati“
zu tun, wenngleich die Strukturen, Methoden und zu rascher Verfinsterung
neigenden Machenschaften solcher Geheimbünde (Orden, Sekten,
Elitegruppen, Bruderschaften, Einheitsparteien, Geheimdienste usw.) doch durch die
Bank frappierende Ähnlichkeiten aufweisen. Die geistesgeschichtliche
Verbindung von den mittlerweile gründlich erforschten bayerischen
Querdenkern um 1780 zu den mutmaßlichen Ober-Puppenspielern im
weltgeschichtlichen Hintergrund des 20. und 21. Jahrhunderts war mir
schon immer sehr dünn vorgekommen. Wer sich für das Thema interessiert,
findet reichhaltiges Material im Internet, angefangen bei der
klassischen Biographie der Schlüsselfigur
Adam Weishaupt
(1748–1830),
eines „Ordensgründers“,
der im Alter von 7½ bis 15 Jahren bei den Jesuiten in die Mangel
genommen wurde und aus Protest gegen diese Gehirnwäsche offenbar eine
intellektuell hochkultivierte, nichtsdestotrotz totalitäre Tugend der
Rebellion entwickelte. Eine extrem umfangreiche Darstellung (467 Seiten) bietet
die
Geschichte des Illuminaten-Ordens von Leopold Engel, was ein
bisschen zu viel des Guten ist, dennoch tut man als Liebhaber wohl gut daran, alles
abzuspeichern und auf eine CD zu brennen, denn wer weiß, ob die
Informationen morgen noch in dieser Fülle zur Verfügung stehen.
Die Story dieser nahezu
altbackenen Original-Illuminaten hat wie die meisten heroisch-elitären
Bemühungen auf unserem Globus zwei Seiten, nämlich zum einen den
aufrichtigen, idealistischen, vernunftbeseelten Freiheitsdrang einer Bewegung, die ihrer
Zeit deutlich voraus war, und zum anderen das unvermeidliche
Abgleiten einer Geheimgesellschaft in äußerst freiheitswidrige
Kontrollmuster von Bespitzelung, Redeverbot, Bedrohlichkeit, Illegalität
und Erpressung, stets begleitet von der falschen Vorstellung, der Zweck
heilige die Mittel; und was für eine superbescheuerte Rechtfertigung
saugt sich doch der skrupellos durchgefickte menschliche Verstand aus
welterschütternd großen, unüberschaubar heiligen Zielen. Erstaunlich ist, wie schnell
diese Widersprüchlichkeit hier zutage trat, wurden
doch die Bayerischen Illuminaten erst am 1. Mai 1776 gegründet und
bereits am
2. März 1785 wirksam verboten. Knapp neun Jahre, das
ist keine lange Zeit, aber sie trieb die wunderlichsten Blüten.
Historisches Umfeld und klassische Verschwörungsmechanik
Aus marxistischer Sicht würde
man die Bayerischen Illuminaten trotz all ihrer grauen Perücken in den
Führungszirkeln und trotz ihres immer noch elitären Gehabes mit
Sicherheit positiv werten, positiv im Sinne des erhofften
gesellschaftlichen Fortschritts, der durch den
„Klassenkampf“
zu erzielen wäre. Zu jener Zeit ging es ja um einen Machtwechsel,
letztlich um die Ablösung der Feudalherren durch das aufstrebende
Bürgertum. Ein Beispiel dafür, dass das Bürgertum unter günstigen
Bedingungen bereits eine Chance hatte, lieferte die
Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika am 4. Juli
1776, also im gleichen Jahr, als Weishaupt seinen Illuminaten-Orden
gründete. In Europa hielt sich die eingefleischte Ordnung länger, aber
seit einiger Zeit brodelte es auch hier.
Insofern standen die Illuminaten
als Vertreter einer bürgerlich-liberalen Denkrichtung im unvermeidlichen
Konflikt mit den allmählich schwächer werdenden Monarchen, die noch
allerorten herrschten. Ihr unbändiger Freiheitswunsch, worunter sie vor
allem die Abwesenheit von Tyrannei verstanden (hinter vorgehaltener Hand
natürlich auch die konkrete Absetzung der
„Despoten“),
und ihr unbeugsamer Wille, ein Zeitalter der Vernunft einzuleiten,
richteten sich naturgemäß gegen die Interessen der damaligen Herrscher.
Seltsamerweise brachte Weishaupt seine Zielsetzung nur in einem
französischen Satz auf eine kurze Formel (so wie heutzutage oft das
Englische bevorzugt wird), nämlich:
„Mon
but est faire valoir la raison“,
d.h.
„Mein
Ziel ist es, die Vernunft geltend zu machen.“
Das Bedeutungsspektrum der Wendung
„faire
valoir“
reicht von
„nutzbar
machen“
über
„geltend
machen“
bis hin zu
„durchsetzen“.
Übersetzungstechnisch würde man sich auf
„geltend
machen“
einpendeln, aber tief in die Seele geblickt ging es Weishaupt und seinen
Mitstreitern eindeutig darum, die Vernunft durchzusetzen. Nur ist
nicht immer leicht festzustellen, was vernünftig wäre, und mangels
Einigkeit setzt es bald Fausthiebe
–
oder Verbote, Verfolgungsjagden, Einkerkerungen und andere
Zwangsmaßnahmen bis zur Hinrichtung
–,
und selbst wenn eine Revolution erfolgreich wäre, wie die Französische
Revolution von 1789, kann das Endergebnis wieder genauso totalitär und
tödlich ausfallen wie das alte System, das man aus den Angeln hob (oder
noch schlimmer). Es
waren also spannende Zeiten. Kein Wunder, dass der in Bayern
organisierte Widerstand gegen das alte Regime sich von Anfang an geheimbündlerischer
Mittel bediente, denn die Fürsten sahen sich eh schon bedroht und hätten
auf einen öffentlichen Aufruf zur Rebellion
sehr schnell reagiert.
So passiert es, dass eine eng
zusammengeschweißte, avantgardistische (die Vorhut einer neuen Zeit
bildende) Gruppe, die Freiheit auf ihre Fahnen schreibt, aus
Sicherheitsgründen ihre eigenen Mitglieder relativ unfrei macht. Man
will der Möglichkeit vorbeugen, dass einer zur Polizei rennt (zur
Gestapo, zur Stasi, zur Einwanderungsbehörde, zum Sozialamt o.Ä.) und
ernste Schwierigkeiten heraufbeschwört. Deshalb müssen alle Kandidaten
gründlich überprüft, ausgehorcht und verhört werden, selbst gestandene
Mitglieder dürfen so wenig wissen wie möglich, und alle sind angehalten,
sich gegenseitig argwöhnisch zu beobachten und Berichte („Charakterstudien“
oder Denunziationen) an die Oberen zu verfassen. Die ein- und ausgehende
Post wird grundsätzlich von Sicherheitsleuten geöffnet und gelesen, wie
man ja in verschworenen,
„bedrohten“
Gemeinschaften auch selten Skrupel hat, seine vermeintlichen oder
wirklichen Feinde, einschließlich der Obrigkeit, zum eigenen Schutz und
Trutze auszuspionieren. Das Spielchen Spion gegen Spion wird zum
permanenten Drama, während die Paranoia der Obrigkeit und die Paranoia
der Geheimgesellschaft sich gegenseitig hochschaukeln. Ein Austritt aus
der Gruppe wird nahezu unmöglich gemacht und nur unter Bedingungen
absoluter Schweigepflicht und künftiger Erpressbarkeit gewährt, oder
aber, wie etwa bei Widerstandsgruppen, die Abkehr kostet beim geringsten
Anzeichen von Verrat den Kopf, weil es zu gefährlich ist, unberechenbare
Ex-Mitglieder da draußen rumlaufen zu lassen
– egal wie humanistisch die eigenen Überzeugungen
sind. All
das ist ziemlich gut nachvollziehbar.
Sturm und Drang
Dass Veränderung in der Luft
lag, war schon klar. Da gab es zum Beispiel Schillers aufwühlendes Drama
„Die
Räuber“,
das 1782 in Mannheim uraufgeführt wurde und den jungen Autor schlagartig
berühmt machte, besonders weil es der Unzufriedenheit und Auflehnung
vieler junger Menschen Ausdruck verlieh. Seine Figur Karl Moor lässt er
ausrufen: „Ich soll meinen Leib pressen in eine Schnürbrust und meinen
Willen schnüren in Gesetze. Das Gesetz hat zum Schneckengang verdorben,
was Adlerflug geworden wäre.“
Ein anderes Beispiel wäre der Dichter, Komponist, Musiker und Publizist
Christian Friedrich Daniel Schubart (1739–1791),
über den der württembergische Herzog ohne Prozess und Urteil eine
zehnjährige Haft auf der Festung Hohenasperg verhängte; das erste Jahr
in strenger Einzelhaft in feuchter, lichtloser Zelle und im weiteren
Verlauf mit grimmigen Versuchen der Umerziehung. Das machte den
rebellischen Schubart, der 1787 gesundheitlich zerrüttet aus der Haft
kam und dann nur noch vier Jahre zu leben hatte, freilich zu einer Symbolfigur der Auflehnung gegen
feudale Machtübergriffe. Der junge Schiller sah ihn als Vorbild; kein
Wunder, hatte doch auch er unter dem tyrannischen Herzog von Württemberg
zu leiden gehabt, der ihn praktisch zum Leibeigenen machte. Schubart lieferte 1774–1777 in seiner „Deutschen
Chronik“
(und in seinen letzten Lebensjahren) zweimal wöchentlich temperamentvolle Kommentare zu laufenden Ereignissen und
wetterte gegen religiöse Intoleranz und gegen Aberglauben. In der
„Deutschen
Chronik“,
47. Stück vom 10. Juni 1789, schrieb Schubart im theatralischen,
schwärmerischen Stil
seiner Zeit:
„Blick
– Alle Völker der Erde, wo es noch Denker gibt,
müssen jetzt ihre Blicke scharf auf das kleine Europa heften, das so
lange schon durch seine Politik, Kriegskunde, Aufklärung, Wissenschaft
und Kunst andern, weit größern Weltteilen fruchtbar wurde. Wo hallten
die Donner der Europäer nicht? wo wehte nicht ihr Geist?
– Aber
jetzt scheint es, unsrer europäischen Republik
– wo Königsgewalt, Hierarchie, Herrschaft des Adels
und des Volks seit vielen Jahrhunderten wie eiserne Widder aufeinander
stießen, stehe eine ernste Veränderung bevor. In allen großen und
kleinen Staaten bemerkt man eine Gärung, die immer gewaltiger wird, so,
dass die Reife unserer bisherigen Verfassungen schon da und dort zu
springen beginnen wie ein Fass, worin brausender Most rumort. – In
weniger als einem Jahrhundert wird Europa eine ganz andere Gestalt
haben; dies weissagt der große Friedrich noch kurz vor seinem Tode.
Traun! Die Alleinherrscher haben die Saiten so gewaltig gespannt, dass
sie brechen müssen. (Ein Mann hohen Geistes sprach jüngst zu mir:
‚Irreligiösität und Sittenverderb hat die meisten Großen angesteckt; sie
müssen endlich ein Raub der niedern Stände werden, wo noch so viel
körperliche und sittliche Kraft ist.‘)“ – Schubart, Deutsche Chronik,
S. 310f. Röderberg-Taschenbuch Band 173, Pahl-Rugenstein Verlag, Köln
1989.
Na ja, Karl Marx ließ hier im Voraus grüßen. Aber
zunächst einmal ging es um den bürgerlichen Sieg über den Feudalismus,
zu erringen durch einen Konflikt, der sich in Wirklichkeit über
Jahrhunderte hinzog. Im Übrigen ist es nie absolut sicher, dass diese „Produkte
des Klassenkampfes“ überhaupt von Dauer sind. Eine Zivilisation kann
sich jederzeit entscheiden, zum Kaisertum oder Zarentum zurückzukehren –
die Franzosen hatten sehr bald wieder einen Kaiser –, und dass der „Rückfall“
vom Sozialismus zum Kapitalismus möglich und machbar ist, haben wir
inzwischen zur Genüge gesehen. Im Grunde geht es beim Fortschritt der
Menschheit eher um qualitative Verbesserungen, das Zurückdrängen von
Krieg, Hungersnot, Seuchen, Leibeigenschaft und Kinder- und
Müttersterblichkeit, die Zusicherung einer möglichst freien Entfaltung
des Individuums inklusive guter Bildungschancen, gesunde Ernährung, eine
anständige soziale Absicherung, Gleichberechtigung zwischen Mann und
Frau, Abschaffung von Diskriminierung, hohe Umweltstandards und eine
nicht allzu große Schere zwischen Arm und Reich. Mit welchem „System“
diese Fortschritte erreicht werden, ist eigentlich egal, Hauptsache die
Menschenwürde bleibt gewahrt und normale Gerechtigkeit ist zugesichert.
Jesuiten und Seelenfänger
Adam Weishaupt, mit 20 Jahren
bereits zum Doktor der Philosophie promoviert, wurde 1772
außerordentlicher Professor der Rechte, 1773 ordentlicher Professor für
Kirchenrecht an der Universität Ingolstadt und lehrte auch praktische
Philosophie. Das intellektuelle Klima an der Universität war
bemerkenswerterweise fast vollständig von ehemaligen Jesuiten beherrscht
(deren Orden unter schwerem politischen Druck 1773 von Papst Clemens
XIV. aufgehoben worden war und erst 1814 wiederhergestellt wurde). So
sah sich Weishaupt im Lehrkörper ziemlich isoliert, auch weil er sich
für die Ideen der Aufklärung begeisterte. Er witterte überall
jesuitische Intrigen und sammelte zunächst einige seiner Studenten in
einem
„Geheimen
Weisheitsbund“,
um ihnen Zugang zu kirchenkritischer Literatur zu verschaffen. Seine
intellektuelle und erzieherische Eifersucht wurde bald noch weiter
aufgeheizt, weil der mystisch-spiritualistische Orden der Gold- und
Rosenkreuzer unter seiner Nase aktiv wurde. Weishaupt musste, wie er
1790 über diesen Gründungsanlass der Illuminati schrieb, unbedingt etwas
unternehmen:
„Zwei Umstände aber gaben
vollends [den] Ausschlag. Zu eben dieser Zeit [1776] hatte ein Offizier
namens Ecker in Burghausen eine Loge errichtet, welche auf Alchemie ging
und sich gewaltig zu verbreiten anfing. Ein Mitglied dieser Loge kam
nach Ingolstadt, um dort zu werben und die Fähigsten unter den
Studierenden auszuheben. Seine Auswahl fiel zum Unglück gerade auf
diejenigen, auf welche auch ich mein Auge geworfen hatte. Der Gedanke,
so hoffnungsvolle Jünglinge auf diese Art verloren zu haben, sich [sic!
sie?] auch überdies mit der verderblichen Seuche, mit dem Hang zur
Goldmacherei und ähnlichen Torheiten angesteckt zu sehen, war für mich
quälend und unerträglich. Ich ging darüber mit einem jungen Mann, auf
welchen ich das meiste Vertrauen gesetzt hatte, zu Rate. Dieser
ermunterte mich, meinen Einfluss auf die Studierenden zu benutzen und
diesem Unwesen durch ein wirksames Gegenmittel, durch Errichtung einer
Gesellschaft, so viel als möglich zu steuern […]“
Daher gründete Weishaupt am 1.
Mai 1776 mit zwei seiner Studenten den Bund der Perfektibilisten, den
späteren Illuminaten-Orden. Für die Ordensstruktur ließ er sich von
einem Studenten beraten, der andernorts bereits Erfahrungen mit dem
Aufbau eines Studentenordens gesammelt hatte, und schließlich übernahm
er auch Strukturen und Inhalte der Freimaurerei. Weishaupt war jedoch
1776 kein Freimaurer, trat erst 1777 in eine Freimaurerloge ein und
übernahm von dort Ideen und Mitglieder, aber seine Illuminaten-Kreation
ging über die Freimaurerei wesentlich hinaus und es wurden dort zwar Mitglieder
angeworben und sogar Teile der Infrastruktur genutzt, aber das Gros
der Freimaurer distanzierte sich damals wie heute von dieser seltsamen
Blüte, die unabhängig in einer anderen Richtung davonpreschte.
22. Februar 2013: Der obige Artikel über die Bayerischen Illuminaten
wird noch fortgesetzt. Unterdessen wollte ich als Lesezeichen und fürs
allgemeine Interesse die folgende Grundsatzrede von Alex Jones notieren,
worin es um die Frage geht, „wie
man die globalistische Elite besiegt“,
also im Grunde die ganz und gar nicht aufklärerischen Drahtzieher,
Vampire und Ultra-Ausbeuter, die man heutzutage oft Illuminati
nennt. Wenn heute jemand den freiheitlichen Weishaupt macht, dann wohl
eher dieser Herr Jones. Man hüte sich bei all diesen Enthusiasmen jedoch
vor der Doppelgesichtigkeit oder Janusköpfigkeit, d.h. vor dem freiheitsfeindlichen „weisen
Haupt“,
wie etwa hier vor dem allzu radikalen Anti-Jones, der als entfesselbare
Komponente unter der Oberfläche rappelt und ab und zu in
Jähzornausbrüchen zutage tritt.
23. Februar 2013: C. G. Jung ausgerechnet von den Rosenkreuzern
zitiert – und von mir? Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Also sprach
Carl Gustav: „Es
besteht der Grundirrtum im Publikum, dass es bestimmte Antworten,
Lösungen oder Anschauungen gebe, die einer nur sagen müsse, um das
nötige Licht zu verbreiten. Die schönste Wahrheit nützt aber nichts –
wie die Geschichte tausendfältig zeigt –, wenn sie nicht zur ureigenen
inneren Erfahrung des Einzelnen geworden ist. Jede eindeutige,
sogenannte klare Antwort bleibt aber stets im Kopfe stecken und dringt
nur in den allerseltensten Fällen bis zum Herzen vor. Nicht die Wahrheit
zu wissen tut uns not, sondern sie zu erfahren. Nicht eine
intellektuelle Anschauung zu haben, sondern den Weg zur inneren,
vielleicht wortlosen, irrationalen Erfahrung zu finden, das ist das
große Problem. Nichts ist fruchtloser, als davon zu reden, wie es sein
müsste oder sollte, und nichts ist wichtiger, als den Weg zu finden, der
zu diesen fernen Zielen führt. Wohl die meisten wissen, wie es sein
sollte, aber wer zeigt den Weg, auf dem man dahin gelangen könnte?“
– C. G. Jung (1875–1961), zitiert bei AMORC, Reklameseite
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Dem Osten geht es gut! Kaviar, Ghettoblaster, Wasserpfeife,
Schwarzwein, Pseudopelzdecken und pink verpackte Sinnlichkeit, was will
man mehr?
Verzweifelte Rückzugsgefechte der Nord-Allianz
2. Februar 2013: Wozu das ganze Gemecker,
und warum jammern wir? Geopolitisch-planetarisch gehören wir doch immer
noch zum „siegreichen Team“. Das siegreiche Team ist die Nord-Allianz,
Europa-Russland-Japan-Nordamerika. Viele von uns haben kurze
Arbeitswochen und, im Vergleich zum 19. Jahrhundert und früher, einen
nie geahnten Luxus. Man hat die Welt erobert, man hat sie lange
ausgebeutet, man will sich noch immer den doppelt so hohen
Lebensstandard bei halb so viel Arbeitsaufwand leisten können, wie
gehabt. Die anderen sollen weiterhin schuften wie die Kulis; aber nun
wollen sie ihren fairen Anteil, wollen Zinsen haben wie wir und Fleisch
essen und die Luft verpesten wie wir. Die Briten hatten ihr Imperium mit
dem Opiumhandel aufgebaut, auf Kosten der Gesundheit unterjochter
Völker, aber das Imperium ist längst kollabiert und das Rauschgift
mitsamt unzähligen einst Unterjochten, bereits den verbalen Krummsäbel
Schwenkenden längst zurückgeschwappt. Die USA hatten ihre gigantische
Industrie, aber die Produktion ist nun weitgehend ausgelagert und man
will sich die Finger nicht mehr schmutzig machen. Man wird sie sich
künftig doppelt schmutzig machen müssen, um noch weiterzuexistieren. Die
Franzosen verstricken sich in irgendetwas Unfassbares, ich weigere mich,
diese stinkige Afrika-Mission gegen die vom Westen selbst hochgezüchtete
Al Qaeda (nebst ihren Mitmotzern vor dem Herrn) überhaupt zu begreifen.
Deutschland ist paradox, man übt sich in moralischer Betroffenheit,
stirbt allmählich aus und ergänzt sich durch Überfremdung, sendet
pazifistisch verschämt ein paar Transportflugzeuge und Uniformen und
Polizei-Ausbilder, bewaffnet aber weite Teile der Welt mit einer
ungeheuren Menge an erstklassigen Rüstungsgütern, Mordwaffen –
Vernichtungspotenzial, das unaufhaltsam auch in skrupellose Hände gerät
–, lässt die anderen sich gegenseitig abschlachten, erhebt dazwischen
die dünne Stimme der Westerwelle-Vernunft und hofft, nicht angegriffen
zu werden, nachdem man sich selbst weitgehend entwaffnet hat. Die
einstigen „Herrenvölker“ sind jedenfalls nervös geworden und agieren
nahezu kopflos. Es könnten lauter Bananenrepubliken dabei herauskommen.
Die
Rückzugsgefechte, der fortgesetzte Kontrollwahn, die militärischen
Verzweiflungsakte sind in einer Zwischenzone zu beobachten, in
Nordafrika, Nahost, Zentralasien, Mittelamerika und schwächelnd noch bis
Venezuela und Kolumbien. Weiter südlich kann der gierige Griff des
Nordens sich nicht mehr behaupten, nachdem bereits Araber, Perser,
Afghanen einen unbesiegbaren, wenn auch konfus wirkenden eigenen Willen
behaupten. Der „Süden“ des Planeten, ob Indien oder China, die Südhälfte
Afrikas, der größte Teil Südamerikas, geht eigene Wege und bleibt nicht
unter der Knute der nordischen Vorherrschaft; hat teilweise nun schon
selbst die Knute ergriffen, verlangt Zinsen fürs geborgte und gestundete
Geld, kommt einkaufen und hat sich die nötigen Technologien schon
weitgehend unter den Nagel gerissen; entwickelt vermutlich sogar schon
selbst ganz neuartige Technologien, irgendwo in den brasilianischen
Wäldern, auf den entlegenen chinesischen Hochebenen und in den
High-Tech-Palästen der Inder.
Wir müssen uns also irgendwie, hoffentlich noch
rechtzeitig, am eigenen Schopf aus dem Sumpf hochziehen, produktiv
bleiben und produktiver werden, jetzt bitte nicht mehr zum Zweck des
Unterjochens, sondern in einer halbwegs gerechten, halbwegs
ausgeglichenen, nachhaltigen Zusammenarbeit. Da ist noch viel Phantasie
gefragt. Mit dem Draufhauen lässt sich nichts lösen. Unterdessen können
wir damit rechnen, dass rabiater werdende Drückerkolonnen von völlig
durchdrehenden Multimedia-Konzernen uns an der Haustür belästigen und
auf der Jagd nach Kabelverträgen alte Menschen einschüchtern, weil die
Konkurrenz auf einem sowieso gesättigten Markt immer härter wird und
weil kein Schwein mehr ein wahres, gesundes Interesse daran haben kann,
sich an noch mehr Leitungen und neue Gerätschaften anzuschließen, die
uns sowohl zudröhnen als auch gnadenlos aushorchen. Ich meine, so ein
seltsames Webcam-Glotzauge führt doch ein bedenkliches Eigenleben und
lässt gewissermaßen durch unterschwellige Reizreaktion nicht locker, bis
man ihm in zwanghaftem Exhibitionismus praktisch alles gezeigt hat. Eine
Schande ist das. Man weiß ja nie, wer mitglotzt oder sogar die Daten
direkt aus dem Privatcomputer herausklaut. Die oben und unten
abgebildete Dame, die mit irgendeiner östlichen Amateurfoto-Sammlung im
Internet gelandet ist, kann vielleicht ein Lied davon singen. Da ich
mich hier ebenfalls, zumindest im übertragenen Sinne, andauernd nackt
auf den Tisch lege, habe ich keine sonderlichen Skrupel bei der
Weiterleitung. – Okay. Wollte nur mal ein bisschen toben und tosen. Viel
Glück, immer schön gutgehen lassen, und bleiben Sie auf der Hut!
Oder (unten): Sushi, Martini,
Orangensaft, Ghettoblaster, Digitalkamera und glitzerndes
Bauchtanz-Kostüm. Hoch die Tassen, solange es geht!
Demokratie als Affenkäfig?
Volksabstimmung oder Europa als
Schicksal
23. Januar 2013:
Ohne die liebliche TV-Serie Gilmore
Girls, deren DVDs der ersten Staffel
zu später Nachtstunde meine Weltsicht
lindern, wäre ich nie darauf gestoßen:
H. L. Mencken, A Mencken Chrestomathy.
Auch das Wort chrestomathy hatte
ich nie gehört: es bedeutet in diesem
Kontext eine Sammlung von Passagen oder
Ausschnitten aus den Werken eines
Autors.
Dieser Henry Louis Mencken (1880–1956)
(Abb. links), US-amerikanischer
Schriftsteller und Journalist,
Literaturkritiker, Kolumnist und
Satiriker, scheint einer der besseren
amerikanischen Philosophen gewesen zu
sein, jedenfalls prägnant und
geistreich. Mittlerweile schon etwas
verstaubt wirkt zwar der Satz: „Eine
Dame ist eine Frau, deren bloße
Anwesenheit zur Folge hat, dass sich
Männer wie Herren benehmen.“ (Zitate von Henry Louis Mencken.)
Aber auf Anhieb gefällt mir am besten
diese ausgekochte kleine Frechheit zum Thema
Demokratie:
Ah ja! „Demokratie
ist die Kunst und Wissenschaft, den
Zirkus vom Affenkäfig aus zu
dirigieren.“ Das sehen wir seit längerer
Zeit im Verhältnis Großbritanniens
(letztlich wohl definiert durch die
Finanz- und Machtinteressen der City of
London) zur
Europäischen Union und aktuell jetzt
auch in der neuesten europapolitischen
Grundsatzrede des britischen Premiers
Cameron, der eine radikale Reform der EU
anmahnt und gleichzeitig eine
Volksabstimmung über den Verbleib seines
Landes in der EU ankündigt (Europa
verärgert über Camerons Egotrip).
Irgendwie verblüffend: Benutzt er das
Wahlvolk als Affenkäfig, um den Zirkus
im Unterhaus zu dirigieren, oder benutzt
er den seltsam unbequemen, Schulter an
Schulter schwitzenden Affenkäfig des
Unterhauses, um den Europa-Zirkus unter
Druck zu setzen? BRD-Außenminister
Westerwelle warnt vor einer Politik des
Rosinenpickens. (Mmh!) Sein
französischer Kollege Laurent Fabius
hingegen bringt die Furcht der
Regierungen vor der wahren Meinung des
affigen Souveräns – der Wählerschaft –
auf den Punkt: So eine Volksabstimmung
könnte „gefährlich“ werden, denn:
„Außerhalb der EU wird es das Land
schwer haben.“ Wieder einmal ein
Nachweis, dass führende Politiker ganz
genau wissen, was ihnen blüht, wenn sie
in einer so wichtigen Frage das Volk
abstimmen lassen. Wenn überhaupt, sollte
man offenbar den „Affenkäfig“ nur
befragen, falls man dessen Stimmungslage
genau kennt oder verlässlich
manipulieren kann ... Unser ehemaliger
Finanzminister Theo Waigel hat es in
einem Interview im Mai 2010 unumwunden
zugegeben:
SZ:
„Hätten die Deutschen in einer
Volksabstimmung für den Euro votiert?“
Die Demokratie hat
also immer noch einigen Spielraum, um
demokratischer und weniger
„schicksalhaft“ zu werden, vorausgesetzt
dass man der Bevölkerung mehr Einsicht
in die Wahrung der eigenen Interessen
zutraut. Denn von welchem schickenden Scheusal
stammt
letztlich, womöglich, das Waigelsche
Schicksal?
Wer uns
nicht kennt,
ist dumm.
Wer uns
hilft, ist
verdächtig.
Wer uns
verlässt,
ist böse.
―
Erwin Keul,
Großverweser
des Nebulösen
Imperiums
Früher hieß es mal: "Wer uns hilft,
ist gut", aber der Großverweser entschied, dass hohe moralische
Standards nur durch ständige schweinische Verdächtigungen
aufrechterhalten werden können.
16.
Januar 2013: Ein paar Verse vom guten alten Wilhelm Busch, weil
ich es momentan auch nicht besser sagen könnte:
Wiedergeburt
Wer nicht will, wird nie zunichte,
Kehrt beständig wieder heim.
Frisch herauf zum alten Lichte
Dringt der neue Lebenskeim.
Keiner fürchte zu versinken,
Der ins tiefe Dunkel fährt.
Tausend Möglichkeiten winken
Ihm, der gerne wiederkehrt.
Dennoch
seh ich dich erbeben,
Eh du in die Urne langst.
Weil dir bange vor dem Leben,
Hast du vor dem Tode Angst.
Wilhelm Busch, "Schein und Sein"
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